Saba 452 Wk

      Hallo Michael

      Da sprichst Du mir aus der Seele: z.Z. liegt bei mir ein wunderschön erhaltener Ingelen AM/FM-Rundskalen-Transistor von 1960 auf der Werkbank. Wäre das ein Röhrengerät, so wäre der Fehler schon gefunden und behoben - so habe ich schon einen ganzen Abend Fehlersuche betrieben und das Gerät läuft noch immer nicht! (Leiterplattenaufbau, OC-Transistoren und - logisch - kein Bestückungsdruck).
      Die üblichen Verdächtigen sind's auf alle Fälle nicht - dafür fand ich z.B. ein Trimmpoti, bei welchem die Kontaktierungen zur Widerstandsbahn beidseitig "abgefault" waren.
      Als Nichttechniker habe ich mich über die Jahre gut in die Röhrentechnik eingelebt - mit Transistorgeräten habe ich da, nicht zuletzt durch die Leiterplattenbauweise, mehr Probleme. Von Geräten ab der Zeit, als die IC's aufkamen, lasse ich eh die Finger ... ;)

      Gruss, Walter
      Moin,
      einige Anmerkungen zum 452WK:
      Die Bandbreite wird nicht geregelt, indem ein Stueck HF-Eisen den Filterspulen genaehert wird.
      Das Bandfilter unter dem Chassis ist ein 3-Kreisfilter. Die mittlere Spule (Kreis) des Filters ist drehbar und stellt so die Kopplung des Filters ein.

      Die Filter selbst sind auch ein Problem bei diesen Geraeten.
      Ich gehe mal davon aus, dass er die gleichen Filter wie mein 455WK hat.
      Die Kreise haben Glimmerkondensatoren, die schon in den 50ern beruechtigt waren.
      Der Kondensator ist in eine runde Keramikwanne eingenietet und mit einer Art Hartwachs vergossen.
      Die Vergussmasse wird rissig und Schwefelwasserstoffspuren in der Luft loesen die auf die Glimmerscheibe aufebrannten Silberbelaege mit der Zeit auf.
      Das verstimmt natuerlich die ZF-Kreise, der Empfaenger verliert an Empfindlichkeit.
      Mein 455WK musste komplett mit neuen Kondensatoren fuer die Filterkreise ausgestattet werden.
      Zum Glueck waren es auch heute uebliche Kapazitaeten von typ. 220pF.
      Das ist problemlos mit Styroflexkondensatoren darstellbar, Nennspannung ca. 250V.

      Der ZF-Verstaerker muss mit wechselseitig bedaempften Kreisen abgeglichen werden. Der Verstaerker wird auf Stellung "Schmal" von hinten nach vorn abgegleichen,
      der jeweils nichtabzugleichende Kreis wird mit der Reihenschaltung von 33k Ohm und 10000pF (10nF) bedaempft.
      Es ist unbedingt auf die korrekte ZF zu achten, bei diesen Geraeten meist 468kHz, sonst ist die Skaleneichung nicht herstellbar.


      Der hochohmige Lautsprecheranschluss ist nicht fuer Kopfhoerer verwendbar!
      Er fuehrt, wie schon gesagt, die Anodengleichspannung und liegt parallel zur Primaerwicklung des Ausgangsuebertragers.
      Hier wurden Zweitlautsprecher mit eigenem Uebertrager angeschlossen.
      Dieser Uebertrager muss ebenso wie der Ausgangstrafo einen Luftspalt haben.

      Der 452WK kostete 1938/39 190,65RM zuzueglich 44,10RM fuer den Roehrensatz.

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      Peter
      Hallo Peter, das ist ja mal was ganz interessantes!

      Kann man daraus schließen, daß die Geräte auch ohne Bestückung angeboten wurden? Oder richtete sich diese Preisofferte eher an den Rundfunkhändler? Dann sollte es dessen EK gewesen sein.

      Das Dilemma mit den Glimmerkondensatoren ist bekannt - ich habe solche Teile noch aus ehem. sowjetischer Fertigung in vielen Werten und nehme die, wenn es größenmößig möglich ist, gerne für HF-Zwecke. Auch von TESLA sind mir defekte Glimmerkondensatoren geläufig. Es sind ungeeignete, zu schnell alternde Verguß- und Deckmassen welche den Kondensator regelrecht zerreißen. Dagegen sehen die Vergußmassen an 60 - 70 Jahre alten Sachsenwerk-Wickeln zwar unschön aus, tun es aber durchaus noch. Wenn man sich der Mühe unterzieht, die cm in pF umzurechnen dann kommt man auf erstaunlich gute Werte! Nicht bei allen Expl., das ist klar, aber eben bei recht vielen und das hatte mich doch überrascht. Vermutlich hängt es damit zusammen, daß der Verguß nur axial freiliegt und radial der Kondensator von einer Art flachovalen Hartpapierhülle fest umschlossen ist. Geöffnet hatte ich so einen Kandidaten bisher noch nicht - dazu muß man bereit sein, ihn zu zerstören und das will ich nicht ohne Grund.

      Daß der Apparat ein Dreikreisfilter beherbergt ist mir tatsächlich nicht bekannt - vielleicht habe ich es auch glatt vergessen? Stimmt schon, daß da ein Eisenschrot wenig Sinn machen würde - das Arbeitsprinzip ist zwar von der mechanischen Steuerung her gleich, nur funktioniert es eben etwas anders:)

      Naja, schaun wir mal, irgendwann werden wir den Kasten schon noch reanimieren! Wenn es allerdings nun so kommt wie Du es schilderst, dann kann ich das auch nicht einfach zwischen Tür und Angel machen. Ein Neuabgleich ist auch bei solch rel. einfachen Geräten kein Spaziergang, Gleichlaufkorrektur eingeschlossen.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Moin,
      Glimmerkondensatoren sind zwar das Feinste, was man dafuer bekommen kann, aber notwendig sind sie hier bei der Restaurierung nicht.
      Styroflexkondensatoren tun hier einen hervorragenden Job und man haette sie auch damals genommen, wenn es sie denn gegeben haette.
      Polystyrol ist dagegen erst waehernd des Krieges in Gebrauch gekommen und war anfangs auch nicht billig.
      Ob Polystyrol oder Glimmer, an der Kreisguete der ZF-Kreise aendert das nichts. Die wird durch die Spule und ihren Pulvereisenkern bestimmt.


      Was die Preise angeht, Roehren mutierten erst mit Kriegsbeginn zur bewirtschafteten Ware und nur fuer Ersatzzwecke durften welche (neue) verkauft werden, wenn der Kunde sein defektes Geraet zur Durchsicht in die Werkstatt brachte (die dann auch allerlei an der Schaltung aenderte, um die Belastung der Roehren zu senken). Waehrend des Krieges wurden fuer den Zivilbedarf so gut wie keine Roehren hergestellt. Man musste praktisch mit Lagerware auskommen und die Regeneration und sogar Reparatur von Roehren wurde zur gefragten Kunst.

      Ich vermute, es war so wie mit der Fahrzeugheizung (damals Klimaanlage genannt) in den Autos der 50er.
      Man bekam das Auto nie ohne Heizung, aber sie stand als Extraposten auf der Rechnung und in den Preislisten.

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      Peter
      Boah!
      Eigentlich wird man je gern mal scheel angesehen, wenn man an solch alte Threads noch was anhängt - aber was soll's... ;)
      Ein Sammlerkollege (ohne Internet...) fragte wegen Reparaturhinweisen zum SABA 455wk an und so kam ich auf diese etwas ältere aber durchaus sehr lesenswerte Geschichte hier.
      Besonders die letzten Beiträge zum Thema Glimmerkondensatoren scheinen mir interessant, da ich den 455 nicht aus eigener Anschauung kenne.
      Gibt es weitere Bauteile, denen man eine besondere Anfälligkeit nachsagen kann?
      OK - da sind sie lang und breit erläuterten Elkos ;) - die meine ich nicht.
      Mir geht es eher um so etwas wie die Glimmer-Cs.
      (Der Kollege erwartet Hilfe übers Telefon.)
      Danke schon mal für Eure Hinweise - falls es da noch etwas gibt - und auch für die Nachsicht, daß ich einen alten Thread wiederbelebt habe.

      HolgerHa.
      "...Suchst Du nach Glimmerkondensatoren?..."

      Nein, da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt, 'tschuldigung ;)
      (Dass Glimmerkondensatoren problemlos gegen Styroflex ausgetauscht werden können, habe ich schon verstanden; das ist auch o.k.)
      Trotzdem Danke für den Hinweis!

      Nein, die Frage war, ob es außer den Glimmer-Cs noch andere typische Schwachstellen in dieser Geräteserie gibt, auf die man achten sollte.

      HolgerHa.
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