Schallkompressor

      Wer klärt mich mal auf, was es mit dem Schallkompressor auf sich hat? Hier ein aktuelles Beispiel:

      http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&category=933&item=6546354818&rd=1

      Mir ist schon klar, dass 2 Lautsprecher mit seltsamen 'Trompeten' verbunden wurden. Was erhoffte man sich durch diese Konstruktion? In welchen Geräten war das eingebaut? Warum setzte es sich nicht durch? Wie klingt das???
      Nun, es ist auch hier mal wieder ein bombastischer Name für eine, im Grunde recht banale Sache.

      Wie so oft, muß man aber erstmal drauf kommen :)

      Das gleiche Resultat kann man auf einfachere Weise erreichen. Heute!

      In den Mittfünfzigern war die Fertigung mechanischer Teile billiger als die elektrischer Komponenten mit denen man aber auf elegantere Weise zum Ziel kommt.

      Erst mit dem Einzug der Halbleitertechnik änderte sich das grundlegend.

      Für die relative Kurzlebigkeit der "Kompressortechnologie" gibt es zwei Gründe:
      Zum einen wurde gar bald der 3D- oder Raumklang von der NF-Stereofonie, wenig später von der "echten" HF-Stereofonie bei der Rundfunkgeräteproduktion abgelöst. Stereoschallplatten über ein 3D-Radio wiederzugeben war dann doch nicht das "hohe C".

      Zum Anderen, ich sprach es schon an, war es sicher auch eine Preisfrage. Ein Chassis kann man recht einfach an sich ändernde Gehäuseformen anpassen. Bei einem akustischen System welches auf mechanische Komponenten zur Laufzeitverzögerung angewiesen ist, geht das nicht so ohne weiteres denn es sind bestimmte geometrische Abmessungen einzuhalten.

      Der sich recht schnell ändernde Zeitgeschmack forderte immer kleinere und auch fertigungstechnisch primitivere Gehäuse - nicht zuletzt um die Produktion effizienter, profitabler zu gestalten. Es änderten sich neben der Form auch, was äußerlich nicht immer sichtbar ist, die Materialien! An die Stelle von stäbchenverleimter Massivholzkisten traten einfach furnierte Preßplatten, später gar primitive Hüllen aus +/- hochwertigem Kunststoff.

      Das Radio hatte als Möbel ausgedient und mutierte zum technischen Gebrauchsgegenstand.

      Ich könnte heulen !

      Aber was will man mit einem schönen Radio bei den zumeist miserablen Programmen die zudem auch noch technisch stümperhaft über den Sender gejagt werden ?

      Michael
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Demzufolge beruht das System gewissermaßen auf einem Horn. Wie aber funktioniert dieses Druckkammersystem? Einerseits wird von einer Membran gesprochen, die im Druckkammersystem ihre Arbeit verrichtet. Andererseits wird ein größerer Wirkungsgrad erzielt und der Luftstrom geschwindigkeitstransformiert. Wie hat man das erreicht? Was hat die Membran im Druckkammersystem bewegt und woher kommt der 'Druck'???
      Du kennst sicher die klassische Schalldose eines Grammophons.

      Nichts anderes ist im Prinzip ein Schallkompressor.

      Am kleinen Loch = Schallaustritt der Dose ist fast nichts zu hören. Steckt man aber ein sich konisch erweiterndes Rohr dran, dann erhöht sich die Lautstärke gewissermaßen mit der Länge und dem wachsenden Durchmesser des Schalaustrittes, des Trichters. Je länger aber der Trichter ist, um so öfter wird die Schallwelle an der Trichterwand reflektiert ehe sie endlich frei austreten kann.

      Es tritt eine Verzögerung ein - vom Zeitpunkt wo die Welle von der Dosenmembran an das Rohr übergeht bis zu dem Zeitpunkt wo es an der Trichteröffnung austritt.

      Beim Radio bekommen die großen Membranen der Frontlautsprecher zeitgleich das Signal wie die Minimembran des "Komressorsystems". Das ist auch nur ein einfacher Lautsprecher, ein sehr kleiner noch dazu. Der 3D-Effekt wird also rein auf mechanischem Wege - da ja die Schallwellen in den Rohren später in den Raum austreten als die der Hauptlautsprecher - erzielt.

      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Highlander schrieb: "...Mir ist schon klar, dass 2 Lautsprecher mit seltsamen 'Trompeten' verbunden wurden..."

      Diesen Satz hatte ich bei meiner ersten Antwort nicht berücksichtigt und darum hier nochmal eine Klarstellung:

      Die beiden Schallrohre sind mitnichten in irgendeiner Weise an den zwei Frontlautsprechern angeschlossen oder mit diesen verbunden!

      Ganz oben, in der Mitte siehst Du das kleine Lautsprechersystem welches im 90°-Winkel in das Verbindungsstück der zwei Trompeten akustisch eingekoppelt wird. Dieses ist die kritische Stelle einer solchen Konstruktion, denn die Minimembrane muß ganz exakt mittig und winkelgenau positioniert werden. Ansonsten kommt es zu unschönen Verschiebungen die dem angestrebten 3D-Klang abträglich sind.




      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Michael Franz postete
      http://www.del-service.de/der_schallkompressor.htm
      hallo michael!

      naja da fm - multiplex stereo erst 62 als versuchsbetrieb in DE eingeführt wurde, waren in den 50 er UKW samt Raumklang die einzige möglichkeit "raumklang" zu erzeigen

      Stereo LP´s gab es eigentlich auch keine vor 58 in den usa war das 9,5 cm kauf spulentonband ab 55 die erste stereo quelle

      auch damals wurden "features" als kaufargument eingesetzt

      ;)

      lg

      wolfgang
      Moin,
      letzendlich war der Schallkompressor, Graetz hatte das Ding, die Methode,
      die beiden Seitenlautsprecher der 3D-Anordnung durch einen einzigen mit
      gutem Wirkungsgrad zu ersetzen.
      Die "Trompeten" waren ein, genauer drei billige Spritzgussteile.

      Theorien wie Schallverzoegerung etc. sind in diesem Zusammenhang Voodoo,
      die 3D-Anordnung sind nur zwei in die Gehaeuseseiten eingebaute Hochtoener.
      Sie sollten den Hochtonabstrahlwinkel vergroessern, der von ihnen abgegebene Schall reflektierte an den Zimmerwaenden und sorgte fuer eine
      ungerichtete Hochtonwiedergabe.

      M.W. hat Blaupunkt diese Idee zuerst aufgebracht und als "Atmende Kugel"
      propagiert, das Radio als Schallquelle sollte ein Kugelstrahler werden.

      Die meisten Hersteller bauten einfach zwei Seitenlautsprecher ein, teilweise waren es nur einfache und billige Elektrostaten.
      Im primitivsten Fall lenkte eine Schallfuehrung aus Pappe den
      rueckwaertigen Schall des Hauptlautsprechers zu den seitlichen Schallgittern.

      Bei Graetz war man etwas experimentierfreudiger. So kam man auf den Schallkompressor oder die 4R-Anordnung:
      Das Geraetegeheuse hatte eine doppelte Decke oder einen doppelten Boden,
      z.B Melodia 4R.
      In den Zwischenraum strahlte ein Lautspecher, der Schallaustritt war
      ein um das Gehaeuse laufendes Streckmetallgitter, so dass der Lautsprecher durch diesen Trick ein 360° Rundstrahlverhalten bekam.
      Durch den Bauaufwand am Gehaeuse wurde diese Idee aber bald wieder aufgegeben.

      Und oben steht es ja schon, die aufkommende Stereotechnik machte der 3D-Anordnung mit der Zeit den Garaus.
      Man benutzte sie noch eine Zeitlang bei Stereo-Tischgeraeten, um durch die seitlich strahlenden Hochtoener eine
      Verbreiterung der Stereobasis zu erreichen. Optimal dafuer war die Aufstellung des Radios in einer Zimmerecke.

      Der Bodensee-Automatic (S) ist uebrigens ein Opfer der 3D-Mode.
      Urspruenglich erschien das Geraet nur mit den drei Frontlautsprechern.
      Um bei der "3D-Technik" nicht ins Hintertreffen zu geraten, wurden
      in der Fertigungssaison zwei Seitenlautsprecher hinzugefuegt und
      das Geraet hiess fortan "Bodensee Automnatic 3D-S"

      Modellaenderungen innerhalb einer Fertigungssaison
      (Neuheitentermin war etwa Jahresmitte) waren etwas Ungewoehnliches, sie
      bedeuteten Aufwand bei den Fertigungseinrichtungen und das war zu teuer.

      73
      Peter