Dumpfer MI215 auf "Phono"

      Liebe SABA-Freunde,

      nachdem ich auf dem Flohmarkt ein paar Beatles-Platten gekauft habe, bin ich nun wieder auf einem Schallplatten-Trip.
      Da mein Dual 601 mit dem Shure M91 immer recht schnell verzerrte und dumpf klang, habe ich im dual-board danach mal gefragt und es kam heraus, dass die Nadel des M91 nicht genung nachgibt (verhärtet). Ein CD-LP Vergleich über Kopfhörer ergab aber, dass es doch nicht so dumpf klingt.
      Nun habe ich testweise ein Audio Technica AT13 und auch dies klingt am irgendwie dumpf.
      Der 601 ist direkt am MI215 angeschlossen. Egal ob über Kopfhörer, SABA 1200er LS oder Heco-Wandlautsprecher, dem Klang fehlen die Höhen bei vielen Platten.

      Jetzt habe ich testweise meinen Revox A78 Verstärker rausgekramt. Und was soll ich sagen? Ohne die Höhen am Verstärker anzuheben, habe ich ein deutlich klareres Klangbild, als am MI215 mit schon leicht angehobenen Höhen.

      Deutet das auf einen Defekt am MI215 hin oder sind das die verschiedenen Charakteristika der beiden Verstärker?
      Gruß Alexander
      Tja, das weiß ich natürlich nicht. Es hängt immer ein wenig davon ab, was hinter dem Eingangswiderstand kommt, ich habe z. B. einen Plattenspieler mit einem Grado 1046 System. Der mag die 50K nicht, da passen die üblichen 47k besser, soll heißen, dass die eher dunkle Abstimmung sich mit dem Grado besser ergänzt. Herr Hormann (Supa-Phono-Amps), mit dem ich viel zu tun habe, macht sogar 56k rein, gibt aber eine Anpassung per Abstimmwiderständen im Ausgang dazu.

      Gruß, Klaus
      Ich habe gerade mal im Prospekt geschaut und dort habe ich was interessantes gefunden:
      Der originale Plattenspieler (PSP350) zum MI215 hat ein AT13eax drauf (ich habe "nur" ein AT13ea, aber das dürfte nicht der Unterschied sein).

      Das heißt, dass das AT13 ja eigentlich perfekt zum MI215 passen müsste?
      Gruß Alexander
      Das entzieht sich meiner Kenntinis, aber ich habe mal vorhin rein interessehalber meinen PSP 900 an den MI gehängt, der noch original in dem Bereich ist. Ergebnis: Der klingt dunkler timbriert als am 9140 wo er sonst werkelt. Er hat aber ein Shure System.

      Einen 350er habe ich leider noch nicht, aber gleich hänge ich den 900er nochmal an den aufgepeppten MI215. Mal sehen, was passiert.

      Gruß, Klaus
      Hallo zusammen
      Das Problem nur an der Anpassung des Systems an den Phonoeingang zu suchen ist hier leider zu einfach.

      Da ich theoretische Spielchen mag gehen wir die Sache doch mal anders an.

      Die Norm RIAA Entzerrungskennlinie liegt fest und sieht so aus.



      Die Schaltungen in den Geräten können diese Kennlinie nur mit endlicher Genauigkeit nachbilden, je nach Schaltungsaufwand mehr oder weniger gut.
      Schauen wir uns doch mal ein paar Beispiele an.
      Als erstes Beispiel der Frequenzgang des Phonoeingangs des Revox B780.



      Hier wird die Kennlinie recht gut nachgebildet.

      Als nächstes der Saba M215



      Man sieht deutlich das hier die Kennlinie nicht so gut getroffen wurde.

      Als Fazit bleibt damit nur das der beobachtete “Höhenverlust” an der Auslegung der Schaltung liegt.
      Um die eigentliche Ursache anzugehen müsste man in den Entzerrer eingreifen und die Schaltung ändern.
      Mit einer Anpassung hat das also erst mal nichts zu tun, im besten Fall wird der "Fehler" etwas kaschiert.

      Gruß Ulrich
      So schick, wie du das gemacht hast, Ulrich, konnte ich das nicht erklären, aber im Prinzip waren das ja meine Worte, dass es die Abstimmung ist. Ansonsten verlasse ich mich auf meine Ohren. Kaschiert oder nicht, es hat nach meinem Dafürhalten Erfolg und das allerdings abhängig vom benutzten System (und im Übrigen auch der Kabelkapazität). Ich weiß, dass technisch Orientierte das für Voodoo halten, aber ich bin eben nicht ganz so technisch versiert und höre mit meinen Ohren Verbesserungen oder Verschlechterungen.

      Daher bin ich gespannt, was Alexander zu berichten hat.

      Liebe Grüße,
      Klaus
      Hallo Klaus,

      das ist absolut kein "Voodoo". Einige MM-Systeme reagieren kritisch auf den Abschlußwiderstand und die Kabelkapazität. Durch "Spielen" mit den Widerstandswerten und durch Parallelschalten von Keramikkondensatoren kann man den Klang nach seinem persönlichen Hörgeschmack "trimmen".

      Gruß, Norbert
      DAS BrAun-Forum: http://www.braun-hifi-forum.de
      Lieber Ulrich, Danke für die Simulation.

      Welches Programm nimmst Du dafür?
      Es geht ja um Höhenverlust. Laut Idealkurve soll von 1 kHz nach 20 kHz um 20 dB gesenkt werden, die gewünschte Entzerrung, damit der Frequenzgang am Lautsprecher wieder linear ist.
      Laut Simulation beim MI215 sind es 30 dB, also 10 dB zu viel. Da merkt man schon Höhenverlust beim Hören recht deutlich.
      Nur fällt mir auf, daß bei der Kurve für den Revox B780 auch was nicht stimmt. Da sind es 26 dB zwischen 1 kHz und 20 kHz, also 6 dB zu viel.

      Kann es sein, daß Du falsche Impedanzen für Quelle und Last gewählt hast?
      Ich selbst mache häufiger Simulationen Hochfrequenztechnik. Da wird man ganz schnell bestraft, wenn die Impedanzen Generator und Last nicht stimmen.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo noch mal
      In meiner Simulation befindet sich trotzdem ein Fehler.
      Dieser Fehler ist durch einen falschen Wert im Schaltbild entstanden.
      R1506 im linken Kanal ist mit 68kOhm angegeben. Diesen Wert habe ich in der Simulation übernommen, auf den anderen Kanal habe ich nicht geachtet.

      Nur R1526 im rechten Kanal ist mit 560kOhm angegeben, dieser Wert muss der Richtige sein. Mit diesem Wert stimmt die Entzerrerkurve. Im Gerät werden beide Widerstände 560kOhm haben.

      Tut mir leid, viel Lärm um nichts.

      Gruß Ulrich
      Ich habe mal ein Stück von der Platte über den SABA und einmal über den Revox aufgenommen.
      Am PC ähneln sich beide Aufnahmen eigentlich, aber im Frequenzvergleich gibt es dann doch Unterschiede (Frequenzspektrum der ersten 23,8 Sekunden von Beatles-Carry That Weight):

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/SABA-Revox-Vergleich.xls
      Gruß Alexander
      :oah:
      Als hätten die Mainzelmännchen ihre Wolldecke vor den Lautsprechern weggeräumt.

      So solls nun klingen.
      Da ich keine 50k zur Hand hatte, musste ich 56k nehmen und war/bin erstaunt, was man für einen Unterschied nun hört.
      So kanns bleiben.
      Ich werde mir nochmal 50k zurechtlegen, falls ich die 56er mal zu aufdringlich finden sollte.

      Ich warte aber lieber nochmal bis morgen, nicht das mir die Einbildung einen großen Streich im Moment spielt. Aber eigentlich dürfte das keine Einbildung sein, denn der Klang ist nun spürbar offener nach oben hin geworden.

      Schonmal ein großes Dankeschön an euch alle, denn nun macht das Platten-Hören mit dem MI215 wieder richtig Spaß :)
      Gruß Alexander