Meersburg 100 Generalüberholung

      Hallo zusammen!

      Nachdem ich nun schon seit einiger Zeit begeisterter Leser dieses Forums bin, dachte ich mir, es wäre an der Zeit, auch mal was beizutragen.

      Bevor ich zum Thema komme, mal kurz was über mich: Röhrenradios sond noch recht neu für mich, bisher hätte ich mich eher als "Holzwurm" betrachtet. So bin ich dann auch zu alten Radios gekommen: über die herrlich gemaserten Holzgehäuse. Das erste (ein Loewe Opte Rheingold 51) "durfte" noch in eine Werkstatt, um wieder fit zu werden, was mir eine Lehre war... gebracht hat die "Reparatur" nämlich nix, gekostet dafür jede Menge. Also musste ich selbst ran. Nach einiger Recherche im Netz, war ich dann so weit, alle Teerkondensatoren neu zu befüllen (soll ja auch was gleichschauen), die Siebelkos und zwei Röhren zu tauschen. Natürlich wurde auch das Holzgehäuse aufgefrischt. Das klangliche Ergebnis hat mich überwältigt und ich war mit dem Virus infiziert... Mittlerweile konnte ich schon dem einen oder anderen Gerät neues Leben einhauchen.

      Klar kam ich im Netz auch bald an SABA-Geräte und ihren legendären Ruf. Röhrenradio mit automatischem Sendersuchlauf? DAS wollte ich! Vor einigen Monaten hab´ ich dann in einem nicht ganz unbekannten Internetauktionshaus ein Meersburg 100 "geschossen".

      Mittlerweile läuft es wieder, nur der Automatikmotor ist offenbar hin, Ersatz unterwegs. Den weg dorhin möchte ich kurz dokumentieren.

      (muss jetzt erst mal Fotos verkleinern, und hoffe, dass ich sie dann auch hochladen kann...)
      Beste Grüße, Jörg
      So, mal sehen, ob das klappt...

      Zuerst der Urzustand:







      von hinten:



      Bestandsaufnahme:

      - Netzkabel und Kabel von UKW-Dipol abgeschnitten (von letzterem war zum Glück der Stecker noch da.

      - Gehäuse mit Sprung rechts oben, verm. Transportschaden

      - Kupplung von Zinkpest zerstört



      - Detto die Seilrolle von der Ferritantenne. An der Lautstärkeregelung hatte ein Künstler ein Teil eingebaut, dass so gar nicht zu Saba passen wollte...



      - Über all der Pracht eine schmierige, staubige Dreckschicht:

      Beste Grüße, Jörg
      Für Kupplung und Ferritantennenseilrolle hatte ich an eine Nachfertigung aus Messing gedacht, der Zufall wollte es aber, dass in der Bucht genau eine Kupplung und ein Lautstärkeregler samt Seilrolle zu haben waren! Und ich hab´ sie bekommen ;)

      Nach dem Ausbau des Chassis ging es an die Reinigung.

      Erstmal das Gehäuse. Unglaublich, welch schöner, glänzender Lack unter dem Dreck zum Vorschein kam! Neu lackieren musste ich also jedenfalls nicht.



      Mittlerweile waren die Ersatzteile für die Mechanik eingetroffen. Hier der Vergleich mit den ausgebauten Originalen:





      Weil ich ihn vor dem nächsten Schritt sowieso ausbauen musste, kam der Motor an die Reihe. Zerlegen, reinigen, mit etwas Uhrenöl wieder zusammenbauen. Ein wenig Farbe für den Eisenkern und schon sieht er wieder ganz passabel aus (das er defekt war, wusste ich noch nicht, dazu später mehr)

      Beste Grüße, Jörg
      Die nächsten Bilder werden einigen hier wohl die Zornesröte ins Gesicht treiben...

      Schon vom Abwischen der Röhren bei der Demontage der der Gehäusereinigung wusste ich, dass ich es mit ziemlich hartnäckigem Dreck zu tun hatte. Mit Nitro ging das Zeug runter und (oh Wunder) mit Küchenreiniger! Nach einigen Überlegungen habe ich mich entschlossen, es auf die harte Tour zu versuchen. Trafo runter, Ausgangsüberträger ebenso, detto die Abdeckungen der Bandfilter, die Ferritantenne und ein paar andere Kleinteile.

      Dann kam das Baby in die Wanne:







      Bevor ich jetzt hier gekreuzigt werde:

      1. Es hat perfekt funktioniert, der Dreck floss richtig runter, mit Wattestäbchen hätte ich das in 1000 Jahren nicht so hinbekommen

      2. Nach der Behandlung kommt das ganze bei ca. 40 Grad für einige Stunden ins Heißluftbackrohr. Die Ofentür kann ruhig offen bleiben. So trocknet die Sache schnell genug, dass sich kein Rost bilden kann und die Wärme treibt die Feuchtigkeit auch aus den tiefsten Ritzen.

      3. Den Trafo, den AÜ und den Motor sollte man demontieren, die würden das Wasser möglichweise nicht überleben. Alle anderen Teile können m.E. kaum Schaden nehmen, wenn sie vorrübergehend nass werden.

      Jezt bin ich mal gespannt auf Eure Meinung zur "Radikalkur"
      Beste Grüße, Jörg
      Der Erfolg heiligt die Mittel !! Wenn er wieder spielt, hast du gewonnen.

      Erst mal herzlich willkommen im Forum. Wenn du uns einen (Vor)Namen preisgibst, können wir alle wesentlich persönlicher kommunizieren.

      Mal sehen, was die anderen zu dieser Methode schreiben. Zugegeben, etwas radikal aber auch nicht unbedingt zerstörerisch.

      Gruß, Dieter
      Jörg, jetzt muß ich Dich enttäuschen: Die

      Brutalreinigerbadewannenwassermethode
      habe ich schon vor einigen Jahren angewendet. Die Trocknung erfolgte auf der Heizung (von Herbst bis Frühling) und das Ergebnis war überzeugend, es sei denn, ich habe mal das Chassis zu früh von der Heizung genommen (24 Stunden Minimum), dann ist es schon mal passiert, daß mir Trafo und/oder AÜ beim ersten Einschalten weggebrizzelt sind. Bei wertvollen oder konventionell zu reinigenden Geräten verzichte ich daher auf diese schöne Methode - aber bei aussichtslosen Fällen mache ich es immer noch - da kann man eine Ausfallquote von 50% in Kauf nehmen!!!!!
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Guten Abend!

      Im Freien wäre das derzeit nix geworden, wir haben seit über einer Woche jeden Tag Regen und Gewitter. Drum geht auch am Freiburg nichts weiter, ich musste in den Hochwassereinsatz.

      Aber immerhin, das Chassisbad war ja schon vor einigen Wochen, Trocknung im Backofen hat auch geklappt, also ging´s mit der Zahnbürste an die Lautsprecher:



      Hier das Ergebnis im Vergleich:

      Beste Grüße, Jörg
      Nun zu einem Thema, das mir viel Kopfzerbrechen bereitet hat, vor allem, weil ich noch nie zuvor ein Saba in natura gesehen habe: Die Blende um die Tasten. Meine war oxydiert und ganz rauh, so konnte das nicht bleiben. Sowohl eine "klassischer" Goldlack, als auch goldfarben eloxierte Bereiche waren zu sehen (oder war das so eine Art gelblichgetönter Klarlack?). Im Netzt konnte ich nirgends eindeutige Fotos finden.

      Die Suche nach einem getönten Klarlack war zwar erfolgreich, das Ergebnis überzeugte aber nicht, da entweder zu gelb oder zu rot. Den richtigen Ton gab´s nicht. Also habe ich mich für normalen Goldlack entschieden, bin aber nicht sicher, ob das dem Original entspricht. Ich weiß auch nicht, wie weit sich die goldene Farbe erstreckt, meine Abklebübungen folgen den Spuren der vorhandenen Farbe:



      Nach dem Lackieren sah die Sache dann so aus:



      Ganz zufrieden war ich mit der Oberfläche nicht, sie war zu rauh, weil ich zu wenig Farbe gesprüht hatte. Insgesamt habe ich das Spielchen vier Mal wiederholt, bis ich einigermaßen zufrieden war.

      Kann mir vielleicht irgendwer sagen, wie die Blende im Original aussah?

      Jörg.
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,
      Ich muss sagen, das sieht wirklich unglaublich gut aus, auch wenn du selbst nicht zufriden sein magst.
      Ich habe für dich gerade ein paar Fotos von meiner Musiktruhe gemacht, denn da ist die Zierleiste wirklich noch in einem traumhaften Zustand, normalerweise ist diese ja ziemlich abgegriffen, aber da das Radio der Truhe mehr oder weniger nie benutzt wurde, sind die ganzen Leisten und Tasten neuwertig ;)




      Man kann sehen, dass die Flächen um das Gold herum auch noch leicht goldig sind, aber mach dir nichts draus, bei meinem Freiburg hab ich einfach alles Gold lackiert, denk einfach dran: Alles sieht besser aus, als abgegriffene oder mit Grünspan übersähte Zierleisten ;)


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Thorben!

      Danke für die Fotos, jetzt weiß ich, wie die Blenden im Original ausgesehen haben. Ich dachte nämlich, bei meiner hätte irgendwann schon mal jemand mit Goldfarbe nachgepinselt. Aber es ist beides original. Sowohl die eher matte Goldfarbe, als auch die Reste eines getönten transparenten Überzuges.

      so hat´s übrigens im Urzustand ausgesehen (Reste der transparenten Goldfarbe waren nur unter dem Matten Lack und an der verdeckten Vorderseite der Blende zu sehen):

      Beste Grüße, Jörg
      Na, die neu lackierten Leisten sehen doch super aus!
      Ich kann dir empfehlen noch ein Schicht Klarlack über die Leisten zu machen, sieht auch besser aus und schützt die Leiste vor anlaufen oder erneutem Abgriff! :)

      Hast du eigentlich auch mal ein Bild vom getrockneten Chassis? :)

      Was ist das für Klebeband, dass du genommen hast?


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993
      Hallo!

      @ Chris:

      Klarlack habe ich an einem PRobestück ausprobiert, kein Lack aus meinem Fundus hat funktioniert. Schon die ersten Sprühtropfen lösen den Goldlack, das Ganze sieht dann wie eine Hammerschlaglackierung aus. Müsste wohl einen anderen Goldlack nehmen.

      Das Klebeband ist aus dem Baumarkt, leider weiß ich die Bezeichnung nicht mehr. Lag jedenfalls gleich neben den üblichen Krepp-Abklebebändern für Malerarbeiten.

      Fotos vom fertigen Chassis habe ich heute extre gemacht, aber dazu etwas später ;)

      Meine Digicom hat nämlich einige Tage nach dem Bad den Geist aufgegeben, die Kondensatorkur ist daher nicht dokumentiert. Als ein neues Netzkabel angeschlossen war, wagte ich den ersten Einschaltversuch. Kurzes aufleuchten der Skalenbeleuchtung, ein ebenso deutliches Leuchten vom Automatikmotor, dann war die Sicherung durch... Also - wieder jede Vernunft - neue Sicherung rein, Augen auf den Motor fixiert und nochmal probiert. Wieder ein schöner Lichbogen und eine kaputte Sicherung. Der Kurzschluss kam von der obersten Spule, dort, wo am Bild der weiße Fleck zu sehen ist:



      Der weiße Fleck kommt daher, dass ich den Motor nochmal zerlegt und alle Spulen durchgemessen habe. Widerstand jeweils ziemlich genau 1 KOhm, sollte also passen. Aber irgendwie baut das Ding einen Kurzen. Meine Vermutung war eine blanke Stelle am gelben Kabel, daher der Versuch, die Sache mit dünnflüssigem Sekundenkleber zu isolieren (daher die weiße Farbe). Hat aber nichts geholfen und mich eine weitere Sicherung gekostet....

      Also wurde der Motor abgeklemmt, dann lief das Meersburg sofort! Der Klang hat mich umgehauen! Sogar das Magische Band hatte noch passable Leuchtkraft.

      Ein Ersatzmotor ist mir kurz darauf im Internet zugelaufen, er ist auf dem Weg...

      An dieser Stelle drei Fragen:

      Kann der Kurzschluss eine andere Ursache als eine defekte Spule haben?

      Schadet dem Radio der Betrieb mit abgeklemmten Motor?

      Offenbar bekommt der Motor auch bei ausgeschalteter Automatik Strom, ist das normal?
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg, da hast Du wirklich ein wunderschönes Gerät gemacht!
      Zu Deinen Fragen:

      Kann der Kurzschluss eine andere Ursache als eine defekte Spule haben?

      Schadet dem Radio der Betrieb mit abgeklemmten Motor?

      Offenbar bekommt der Motor auch bei ausgeschalteter Automatik Strom, ist das normal?

      1. Eigentlich nicht; außer vielleichrt durchgescheuertes Anschlußkabel.
      2. Schadet bestimmt nicht.
      3. Bei ausgeschalteter Automatic darf am Motor keine Spannung anliegen. Da ist vielleicht an dem betreffenden Schalter etwas defekt (Kurzschluß?) oder falsch angeschlossen / überbrückt / verschmort. Wenn Du die beiden Automatikröhren EABC 80 und ECL 80 ziehst, bist Du ganz auf der sicheren Seite.
      Viel Erfolg mit dem "neuen" Motor!
      Wolfgang
      Hallo Wolfgang!

      Danke für die Hinweise! Dass am Motor bei abgeschalteter Automatik keine Spannung anliegen darf, hatte ich mir aus dem Schaltplan auch zusammengereimt. Umso mehr wundert mich der schöne Lichtbogen... Da muss also noch irgedwo was nicht stimmen. Werde nochmal alle Lötstellen kontrollieren, vielleicht hab´ ich wirklich was falsch angelötet.

      @ Christopher:

      Zu den verwendeten Kondensatoren bin ich nicht im Reinen mit mir selbst ;) Ich schwanke zwischen Neubefüllen der alten Teerröhren und Einsatz dieser schwarzen Dinger, die "High Grade", "1500V" und eine Webadresse aufgedruckt haben (Ich weiß ja nicht, wie das hier im Forum mit Werbung gehandhabt wird...). Beim Meersburg kamen überwiegend die Schwarzen zum Einsatz.

      Fürs Neubefüllen verwende ich die bekannten knallgelben Fabrikate. Drei oder vier der Gelben sind auch im Meersburg verbaut, dann allerdings "getarnt" und auf Saba getrimmt. Wobei mir diese Methode nicht unbedingt gefällt, es riecht schon sehr nach Fälschung... Dennoch ist es mir lieber, als die Gelben direkt zu verbauen, die knallige Farbe stört m.E. die Optik eines alten Gerätes.
      Beste Grüße, Jörg