Mein Einstieg in die Fernsehtechnik

      Hallo ihr SABA-Fernsehfreunde,
      Zur Zeit ist der Fernseher, der in meine Schwarzwaldtruhe gehört in der Bucht und den werde ich mir auf jeden Fall holen wollen.
      Ich wollte aber vorher fragen, was bei den älteren Fernsehern zu beachten ist, in diesem Falle handelt es sich um den T-116 Vollautomatik.
      Ich habe ja vor kurzem ein Praktikum in einem Fernsehbetrieb gemacht, weiß also was im allgemeinen Unbedingt zu beachten ist, die Spannungen in einem Fernseher sind ja ein gaaaanz klein wenig höher als in einem Radio :D

      Gibt es denn irgendwelche Teile in einem Fernseher, die man unbedingt tauschen sollte? Ich weiß ja nicht ob es in den Fernsehern Teerkondensatoren gab ... muss man die Bildröhre vielleicht vorher langsam aufladen oder muss ich noch andere Teile tauschen?
      Ich möchte den Fernseher nämlich dann wenn ich ihn haben sollte, nicht direkt wieder kaputt machen ;)


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Thorben,

      meine 3 wichtigsten Ratschläge hatte ich hier schonmal in Post 18 genannt:

      http://saba.magnetofon.de//showtopic.php?threadid=2652&highlight=schauinsland

      Am besten postest Du schöne Detailfotos vom Chassis, dann wirst Du das gute Stück schon wieder zum Laufen bekommen (falls er das nicht sowieso tut). Inzwischen: Schaltbild besorgen.
      Achim
      Thorben, aufpassen mit dem Potential am Chassis!

      Nicht selten ist bei älteren Geräten das Chassis direkt mit P oder N verbunden. Beim Einstöpseln des Netzsteckers weißt Du normalerweise nicht, ob gerade Phase oder Neutralleiter am Chassis anliegt.

      Ich rate dringendst dazu, bei älteren TV-Geräten nur mit Trenntrafo zu arbeiten.

      In jungen Jahren habe ich mir mal auf diese Weise eine Meßstrippe vom Oszilloskop zerschossen. Mir ist zum Glück nichts passiert. Am Chassis des Fernsehers war Phase und die GND-Klemme Oszi war mit dem Chassis verbunden. Es hat ganz gut geknallt. Im Sicherungskasten löste die Sicherung aus und die Meßstrippe war schwarz, durchgebrannt.

      Wie alt ist eure Hauselektrik, gibt es mindestens einen FI im Kasten?


      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Mit einem FI-Schalter ist es beim Arbeiten an diesen Geräten keinesfalls getan.
      TRENNTRAFO ist hier Pflicht!!
      Alles andere ist lebensgefährlicher Leichtsinn.

      Und auch beim Betrieb am Trenntrafo: Nie mit beiden Händen im Gerät, immer "eine Hand in der Hosentasche"!

      Auch die beiden anderen Hinweise aus dem obigen Post sind wichtig: Implosionsschutz und Schutz vor Berührung von Hochspannung.

      Man muss sich vor Beginn der Arbeiten genau im Klaren darüber sein, wo gefährliche Spannungen anliegen.
      Achim
      Hallo Achim,
      Danke für den Link, der Zweite Abschnitt war mir schon geläufig. Ich hätte mir auch schon im Praktikum fast mehrere tausend Ampère auf die Fingerchen geführt ... ein paar Kabel sollte man dann wirklich nicht abmachen ... die vom Zeilentrafo zum Beispiel :D
      Natürlich werd ich Bilder machen wenn ich den Fernseher dann hoffentlich hab, würde mich auf jeden Fall freuen, dann ist meine Schwarzwald endlich wieder komplett :) Dann muss mir nurnoch jemand erklären, wie man den DVB-T Receiver anschließt ;)

      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Oh ich war wohl etwas langsam.
      Unsere Hauselektrik ist nun ja schon etwas älter ... ich werd versuchen, so selten wie möglich mit Strom im Chassis zu arbeiten.
      Wie funktioniert denn so ein Trenntrafo, und wo bekomm ich den her? Bis jetzt musste ich noch keinen kaufen, wäre aber eine gute Investition.

      Unser Haus ist von 1968, die Elektrik wurde vielleicht ein paar mal modernisiert, aber die Sicherungen sind noch aus der älteren Generation ;)


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Da weisst Du ja schon in etwa, was Dich erwartet ;)

      Trenntrafos, vor Allem wenn sie nicht regelbar sind, gibts für wenig Geld. Er sollte für die Reparatur dieser alten Röhrenfernsehgeräte mindestens 500VA haben!

      Sowas:
      http://cgi.ebay.de/Trenntrafo-Trenntransformator-220V-550VA_W0QQitemZ120454834372QQcmdZViewItemQQptZDE_Haus_Garten_Heimwerker_Elektrowerkzeuge?hash=item1c0baae8c4&_trksid=p3286.c0.m14

      http://cgi.ebay.de/Trenntrafo-Mueter-LTT-003-Trafo-Trenntransformator_W0QQitemZ260458323897QQcmdZViewItemQQptZBauteile?hash=item3ca4869fb9&_trksid=p3286.c0.m14

      Aber: mit dem eingeschränkten bzw. nicht vorhandenen Implosionsschutz der alten Bildröhren wird man in der Werkstatt heute nicht mehr konfrontiert.
      Der bessere Schutz wurde durch stärkeres Glas und einen umlaufenden Metallrahmen mit Vergussmasse erst später realisiert.
      Bei den alten Bildröhren fehlt er noch, eine Schutzscheibe vor der Röhre sollte die Glasbrocken im Ernstfall vom Zuschauer fernhalten!

      Bas Problem ist, dass bei den alten Geräten die Bildröhre meist auf das Chassis und nicht ins Gehäuse montiert ist. Du musst also die empfindliche Röhre samt Chassis auf den Arbeitstisch stellen.
      Ein- und Ausbau sowie das Hantieren beim Drehen, Umdrehen, Verschieben usw. muss mit grösster Vorsicht erfolgen. Sonst -> midestens Scarface!

      Ob das auf den T-116 zutrifft, hängt von der verbauten Bildröhre ab. Vielleicht hat jemand im Kopf, welche da drin ist oder schaut bei Rm-Org nach...

      Da haben wir ja das Schaltbild: http://saba.magnetofon.de//showtopic.php?threadid=671

      So alt ist der gar nicht, hat die AW59-90, nach meiner Röhrentabelle eine 110° Röhre.
      Achim
      Danke Achim, so ein Trenntrafo wäre ein gutes Geburtstagsgeschenk, mal sehen wer mir den schenken darf, vielleicht mein Vater :D
      Und danke schonmal für die guten Sicherheitshinweise, die sind auch sehr gut für welche, die Hier mitlesen, ein paar Sachen sollte man wirklich unbedingt beachten, ein Fernseher ist kein Spielzeug, vorallem kein bald 50-Jähriger!

      Der T-116 scheint aber auch schon ein sehr komplexer Fernseher zu sein.
      Kann mir jemand erklären, was es mit dieser "Vollautomatik" auf sich hat? Das ist doch unmöglich wie in den Radios, oder?


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Oha, schon interessant, was die sich damals alles einfallen gelassen haben.
      Sogar automatische Kontrastabstimmung hat das Teil und die SABAVISION Folie hat das gute Stück auch, die Schwarzwald 11V war also mehr eine Fernsehtruhe mit nebenbei auch nem kleinen Radio und nem Plattenspieler ... eigentlich keine schlechte Geschäftsidee, wenn ich jetzt noch die Fernbedienung für den Fernseher finde, wär das ja das non-plus-ultra :D
      Aber da kann ich wohl lange suchen :(
      Der Vorbesitzer meiner Truhe hat erzählt, wie er seine Kindheit mit der Kabelfernbedienung und natürlich mit dem Fernseher verbracht hat ... ich finde es immer schön solche Geschichten zu hören, und dann kann ich ja demnächst selbst im Zimmer fernsehen, zwar schwarz/weiß aber das soll ja nichts heißen :D
      Nur doof, dass das Schutzglas in meiner Truhe fehlt ... notfalls hab ich ja noch die Tür vor dem Fach ... aber im laufenden Betrieb wird mir das wohl nicht helfen können, sollten die Glassplitter bei einer Implusion nicht in das Gerät fliegen?


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Die Glasscheibe hatte zumindest auch eine Schutzfunktion. Wie oben gesagt: Das Gerät hat eine AW 59-90 Bildröhre, die einen Implosionsschutz, wie man ihn von späteren Modellen kennt noch nicht eingebaut hat.

      Bei einer Implosion denkt man natürlich an "nach innen fliegende Teile". Aber durch das sich Zusammendrücken werden genauso auch Splitter nach aussen geschleudert. Wenn Du ein nasses Stück Seife mit großer Kraft in der Faust zusammenpresst, fligt es auch irgendwann aus der Faust heraus und nicht in sich zusammen!

      Hier im Schaltbild sieht man sehr schön, wie ein Pol der Netzzuleitung direkt mit dem Chassis verbunden ist:

      Achim
      http://download.magnetofon.de/index.php?&direction=0&order=&directory=Geraete/S/Saba/Service%20Manuals/Fernsehen/Schauinsland%20T116
      Im ersten Anhang steht die Röhrenbestückung, ich weiß aber nicht welches die Bildröhre ist. Aber Achim weiß das bestimmt :D


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Habe auch gerade in das alte Philips Datenblatt geschaut.
      Demnach ist es eine 110° Röhre mit Aluminisierung (steht ja auch oben: ohne Ionenfalle) aber Ganzglas Bauform OHNE angegossenen Metallrahmen.
      Einen Implosionsschutz nach meinem Verständnis hat sie demnach doch NICHT! (Habs gerade oben korrigiert) Daher auch die Glasscheibe.
      Allerdings wird sie im Gehäuse eingebaut sein, so dass man nicht mit ihr hantieren muss.
      Achim
      Tja, leider muss aber die Röhre samt Chassis in die Schwarzwaldtruhe eingebaut werden, das bedeutet also höchtes Sicherheitsrisiko, ich werd es wohl so machen müssen, wie im SABA-Film, mit Sichtschutz und Handschuhen, am besten auch mit nem langärmligen Shirt und Jeans ... Narben durch Glassplitter sehen wirklich fieß aus ;)

      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Ich vermute, die Bildröhre im T-116 Tischgerät ist mit einer umlaufenden Halterung ins Gehäuse eingebaut und an den 4 Ecken befestigt.

      Schau doch mal in Deiner Truhe nach, ob nicht Befestigungen bzw. Bohrlöcher innen an den 4 Ecken des Bildröhrenausschnitts vorhanden sind.

      In diesem Fall kannst Du Röhre und Chassis getrennt einbauen, was schon etwas gemütlicher ist.

      Das Chassis ist ja ein senkrecht stehendes Klappchassis - da kann die Röhre auf keinen Fall dran befestigt sein.

      Wenn Du die Bildröhre transplantierst, hol Dir am Besten eine 2. Person zur Hilfe. Lege den T116 und die Truhe "aufs Gesicht" und dann hebt Ihr nach Lösen der Befestigung zu zweit die Bildröhre aus dem TV und setzt sie in die liegende Truhe ein und macht sie dort fest.

      Wichtig dabei ist, die Röhre nicht zu verkanten (oder fallen zui lassen!) - das geht zu zweit einfach besser. Auch beim Anziehen der 4 Verschraubungen darauf achten, dass die Röhre nicht uinter mechanische Spannung gerät. Meist gibt es an den Gewindebolzen Rändelscheiben um Höhenunterschiede und Gehäusetoleranzen auszugleichen.

      Bei der Handhabung der Bildröhre ist auch zu beachten, dass der Hals der empfindlichste Bereich ist. Niemals dort anfassen oder hängenbleiben oder die Röhre auf dem Hals "abstützen"!
      Wenn Du die Röhre irgendwo abstellen willst, lege sie auf die Frontseite auf einer zusammengelegten Wolldecke vorsichtig ab.

      Dann kann eigentlich nix passieren.

      Ich würde auch empfehlen, alle Reparaturen der Elektronik zu machen, solange noch alles im Tischgerät eingebaut ist.

      Wenn Du dann die Röhre ausbaust, und sie war schon in Betrieb, musst Du sie vorher anodenspannungsmäßig entladen!
      Die Röhre bildet mit dem Graphitaußenbelag einen - bei SW Geräten - 18000V (Sieb-) Kondensator (Bei Farbfernsehern 27000V), der diese Spannung noch Wochen und länger speichert.

      Die Entladung machst Du folgendermaßen:

      Im eingebauten Zustand (Chassis u. Röhre noch im Gehäuse, alle elektrischen Verbindungen noch unversehrt) eine Messleitung an Masse (den Masseanschluss der Bildröhre, d.h. den Graphitbelag, auch Aquadag genannt) anschließen, ans andere Ende einen 10 KOhm Widerstand anschließen. Dann den Anodenstecker vorsichtig (kein Zerren und Verkanten) von der Röhre abnehmen und ihn kurz an Masse halten. Dann das Ende der Messleitung mit dem Widerstand mit einer gut isolierten Zange am Griff des Steckers anpacken und das freie Ende des Widertstandes in den Anodenkontakt der Röhre halten. Es gibt dabei einen kurzen Funken. Idealerweise sollte diese Verbindung einige Stunden bestehen, dann bist Du sicher, dass die Röhre vollständig entladen ist, und kannst unbesorgt mit ihr hantieren. Nach dem Entladen über den Widerstand stellst du die Masseverbindung nochmal ohne den Widerstand her (nur um sicher zu sein, falls der Widerstand nicht in Ordnung war, oder er die Prozedur nicht überlebt hat).

      Das Entladen ist aus 2 Gründen wichtig:

      1. um Schäden durch das Berühren der Spannung zu verhindern (ist eh klar!)

      2. um Folgeschäden zu verhindern - Stell Dir vor, Du hantierst mit der Röhre, berührst einen Kontakt (Anode oder Sockel), bekommst vielleicht sogar nur ganz wenig einen gewischt, erschreckst Dich aber und lässt die Röhre unwillkürlich fallen - und schon ist was los!

      Die Ausführung des Masseanschlusses der Bildröhre - meist gespannte Drähte über die Rückseite des Kolbens musst Du Dir beim Tischgerät genau ansehen und in der Truhe dann wieder genauso ausführen.
      Achim
      Danke Achim, für deine sehr gute Erklärung :) Das macht mich schon zum Glück etwas sicherer, Morgen endet die Auktion, vielleicht kann ich den sogar schon am Wochenende abholen :) Wenn du willst kann ich auch gerne die Auktion zeigen, dann weißt du bescheid, in welchem Zustand der ist ;)

      Ich verstehe nur noch nicht ganz wie ich die Bildröhre entladen soll, wäre es ein Problem für dich, wenn du das vielleicht mit Bildern zeigen könntest?
      Ich hab in meinem Praktikum nur gelernt, die Siebelkos richtig zu entladen, an die Anodenspannung der Röhre bin ich nie ran gekommen, ich sollte eh nur die kalten Lötstellen nachlöten ;)


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)