Und wieder ein Freiburg WIII...

      Über den Freiburg WIII ist hier schon viel geschrieben worden. Aus Freude, dass meiner seit heute wieder läuft, möchte ich dennoch kurz davon berichten und vor allem ein paar Bilder reinstellen.

      So sah er aus, als ihn der Paketdienst brachte:



      Der Zustand war so, wie man es nach 55 Jahren erwarten konnte. Der Lack rissig, der Lautsprecherstoff schmutzig, das Chassis mit ein wenig Rost. Nachdem er als grundsätzlich funktionstüchtig verkauft wurde, wurde er über den Trenntrafo vorsichtig hochgefahren. Ergebnis: Empfang auf allen Wellen, klang allerdings verzerrt und sehr leise. Das Übliche also.

      Eigentlich war die Restaurierung als Winterprojekt geplan, wurde aber dann zum Pausenfüller, wenn es bei meinem Freiburg 6-3D mal nicht weiterging.

      Die nächsten Bilder zeigen, was sich unter dem alten Lackschicht verbirg:





      Der Lautsprecherstoff war nicht nur schmutzig, sondern auch stark ausgeblichen. Also habe ich versucht, ihn nachzufärben.



      Hier ein Vergleich vorher - nachher:



      Das Chassis wurde nach der Methode von Achim behandelt:



      Der WIII ist wesentlich servicefreundlicher als der 6-3D, alleine schon wegen der geschraubten Masseanschlüsse. Also war die Elektronik recht schnell wieder eingebaut, die Fassungen der Endröhren wurde gegen Keramikfassungen getauscht.



      Bald konnte also der erste Funktionstest stattfinden. Leider herrschte komplettes Schweigen auf allen Wellen. Eine genaue Kontrolle aller frisch gelöteten Verbindungen brachte keinen Fehler zutage.
      Zwischenzeitlich ging es beim 6-3D weiter. Weil dessen UKW-Teil immer noch nicht will, habe ich mir heute Früh den WIII wieder mal angesehen. Am Plan wäre gestanden, die Schaltung weiter auf Fehler zu kontrollieren, zuerst wollte ich aber nochmal das Schweigen hören. Und - da war kein Schweigen, sondern Empfang auf allen Wellen! Ich kann nur vermuten, dass ich beim Durchsehen der Schlatung irgendwann mal ein Bauteil zur Seite gebogen habe, das Fehlkontakt hatte. Die Freude war jedenfalls riesig und der Klang ist echt ein Hammer! Kein Wunder, dass hier im Forum so viel vom WIII geschwärmt wird.

      Mit Freiburg-Sound im Hintergrund ging es dann an die Rekonstruktion der Halterung einer Tastenbeleuchtung, die hatte nämlich ein Vorbesitzer sauber ausgebaut.

      Das Ergebnis ist glaube ich ganz gut gelungen:




      Und während ich mich den Bedienknöpfen zuwende, steht der Freiburg vor der offenen Balkontür und glänzt in der Herbstsonne :)

      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      Glückwunsch zur gelungenen WIII Rettung! Das Ergebnis gefällt mir sehr gut, da alles sehr autenthisch restauriert wurde: Chassisfarbe, Schallwandbespannung etc. - keine Effektheischerei sondern saubere Arbeit.

      Ein paar Details würden mich noch interessieren:
      Wie kam die Neulackierung zustande und welche Materialien hast Du für das Trägerplättchen der Tastenbeleuchtung und das Gegenstück auf dem Chassis verwendet?
      Achim
      Hallo!

      Danke für die Komplimente. Der Klang von dem Ding ist echt eine Wucht! Keines meiner anderen Radios hat diese Fülle und Klarheit. Einfach unglaublich!

      Zu euren Fragen:

      Das Gehäuse hat etliche Schichten 2-Kompenenten-Lack mit jeweiligem Zwischenschliff bekommen. Ganz perfekt ist Ergebnis nicht, da die Lackschicht nicht ganz gleichmäßig ist und auch von Hochglanz kann keine Rede sein. Lackieren ist eben nicht so mein Ding. Aber zufrieden bin ich trotzdem sehr, immerhin war´s erst mein zweiter Versuch mit 2K-Lackierung. Entstanden ist ein recht schöner Seidenglanz, der einem alten Radio sehr gut entspricht. Der Lack heißt Ewidur Acryl h 1690

      Für die Tastenbeleuchtung musste ein Leiterplattenrohling herhalten, der von seiner Kupferbeschichtung befreit wurde. Das Zeug lässt sich hervorragend sägen, mit Sekundenkleber kleben und ist mindestens so fest wie das Original. Der Teil am Chassis wurde Lackiert, leider hatte ich nicht den richtigen Farbton daheim. Aber andererseits sieht man so, was nicht original ist, das gefällt mir eigentlich ganz gut.

      Der Lautsprecherstoff war eine Spielerei. Wenn immer ich einen Lautsprecherstoff nicht sauber bekomme, versuche ich es mit Chlorbleiche, die wirkt Wunder gegen Nikotin- und Küchendreck und hat bei mir noch nie die Farbe des Stoffes angegriffen. Bisher hat das immer gereicht (siehe z.B. den Stoff vom 6-3D, der weider wunderbar Hellgelb wurde). In diesem war der Stoff schon vor meiner Behandlung so geblichen, dass kein Gelbton mehr vorhanden war. Ich habe gewöhnliche Stofffarbe aus dem Drogeriemarkt genommen (Simplicol Textilfarbe, Farbton 1502, gelb). Weil kein Dunkelgelb oder wenigstens Braun zum dazumischen zu bekommen war, habe ich das leuchtende Gelb mit etwas brauner Holzbeize gebrochen. Den Farbton muss man durch Versuche herausfinden. Wird es zu kräftig (wie im ersten Versuch, der auch auf dem Foto zu sehen ist), kann man den Stoff mit stark verdünnter Bleiche wieder leicht aufhellen. Das Ergebnis kommt meiner Vorstellung vom Original sehr nahe und passt vor allem gut zum rötlichem Ton des Holzes.

      Derezeit beschäftigt mich gerade das dritte Farbexperiment am WIII nach Gehäuse und Stoff: Der Skalenhintergrund. Der war sehr dunkel und total fleckig, sodass nur ein dunkelroter Schimmer unter der Skala zu sehen war. Das konnte Saba nicht so gewollt haben. Also habe ich versucht, das Papier zu bleichen, was an sich auch toll funktioniert hat. Nach dem trocknen waren noch ein paar Flecken zu sehen. Um die auch noch los zu werden, gab´s nochmal ein Bleichbad. Diesmal habe ich zu lange gewartet, das Papier wurde zu sehr aufgeweicht und ist eingerissen. Ich arbeite gerade am Ersatz :)
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      Du hast in der Tat "ganze Arbeit " geleistet,einwandfrei.Ich habe auch einmal ein WIII-Gehäuse entlackt,so weit so gut,das grosse Problem sind die Zierleisten,ab einer gewissen Lackstärke versinken die Leisten im Lack und das sieht dann gar nicht mehr gut aus,unsere Spezialisten entfernen die Leisten schon vor dem Entlacken,aber das ist eine äusserst knifflige Geschichte,erfordert Fingerspitzengefühl und Erfahrung,denn man hat immer nur einen Versuch,ist die Leiste hinüber,wirds problematisch.
      Anstelle des Papiers für die Hintergrundbeleuchtung,könnte man ja mal mit dünner,transparenter,aber stabiler Kunststofffolie experimentieren.

      Peter
      Hallo Peter!

      Stimmt, die Leisten machen die Sache nicht leichter. Wobei die doppelten links und rechs nicht das Problem sind. Da sie mit Knochenleim befestigt sind, kann man sie mit etwas dosierter Feuchtigkeit und Wärme sehr gut lösen. Sollte doch mal was schief laufen, lassen sie sich mit 3mm-Messingrohr nachbilden (bei meinem hat ein Stück oben gefehlt, dort habe ich das ausprobiert).

      Respekt habe ich vor den Leisten um die Lautsprecher und die Tastatur. Hier hat man wirklich nur einen Versuch, ich wüsste nicht, wo man so ein Profil herbekommt.

      Wenn ich mal ein Gehäuse in die Finger bekomme, das man neu furnieren muss, probiere ich das mal aus, bis dahin lackiere ich sehr vorsichitg und möglichst dünn :)

      Eine kleine Versuchsreihe hat ergeben, dass mit Bienenwachs durchtränkter chremefarbener Zeichenkarton perfekt aussieht. Ich stelle ein Foto rein, wennich fertig bin!
      Beste Grüße, Jörg
      schabu postete
      Toll. Irgendwann werde ich es auch mal versuchen , mit dieser Radikalmethode einen Saba wiederzubeleben!
      Ich kann nur empfehlen, das mal zu versuchen. Dann kannst du das Chassis verzinken :)
      Es macht jedenfalls Spaß und das Ergebnis schlägt jede Wattestäbchenorgie. Größter Vorteil dabei: Man kommt richtig gut an die Kontakte im Tastensatz ran und kann dort mal ordentlich sauber machen. Gerade der WIII soll da ja sehr empfindlich sein.

      Übrigens habe ich diesmal nur die Oberseite vom Chassis lackiert, da es innen noch einigermaßen manierlich aussah. Somit hatte ich auch keine Probleme mit Massekontakten.
      Beste Grüße, Jörg
      nightbear postete

      Um die Reparatur der UKW Box kommst Du natürlich jetzt auch nicht mehr lange drum herum ;)
      An der UKW-Box habe ich gestern noch lange gewerkt und gemessen. Schlussendlich konnte ich einen Kondensator ausfindig machen, der Durchgang hatte. Also Austausch gegen Ersatzteil aus der anderen Box. Immer noch Schweigen. Weil immer wieder leichte Knistergeräusche aus dem Lautsprecher zu hören waren, habe ich dann die UKW-Schalter ausgebaut und gereinigt. Ergebnis: Kein Knistern mehr, immer noch kein UKW, dafür plötzlich auch kein AM mehr und lautes Brummen bei eingschalteter Automatik. :shock: Der 6-3D kommt jetzt erst mal ins Eck. Vielleicht darf er in ein paar Wochen wieder raus und wir versuchen´s nochmal miteinander :)

      Bis dahin freue ich mich über den WIII, der mir vom Design her ohnehin besser gefällt als der 6-3D
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,
      blitzsaubere Arbeit, Hut ab. Du gehst da mit einer scheinbaren Selbstverständlichkeit dran, das ist schon beeindruckend. Auch wenn mal was kaputt geht, wie der Skalenhintergrund, fällt Dir wohl immer was ein.
      Sowas zu lesen und natürlich auch anzusehen ist sehr interessant und auch Unterhaltsam, bin schon auf Dein nächstes Objekt gespannt.

      Gruß,
      Gruß,der Baumberger
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