Revox A76
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Hallo Ulrich,
ich finde, gerade beim A76 haben die Entwickler sich vor Allem was die Schaltung angeht, sehr wenig Anregungen anderenorts geholt! Viele Lösungen in diesem Gerät sind ja im Bereich Unterhaltungselektronik Innovationen oder zumindest unkonventionell. Die haben da konsequent ihr eigenes Ding gemacht.
Bei der UKW-Box wird der mechanische konstruktive Aufbau zunächst schon einmal durch den Drehko grob vorgegeben. Der Rest der Anordnung ist dann, speziell wenn man andere Boxen oder auch UHF Tuner im Hinterkopf hat, nur folgerichtig.
Das Ganze war so ausgereift und leistungsfähig, dass die Konzeption der Schaltung auch noch für die Revox Folgemodelle die Grundlage blieb. Das will schon was heissen.
Ich persönlich habe noch nirgendwo sonst Diskriminatoren mit Verzögerungsleitungen gesehen, kann mir aber vorstellen, dass sie in der professionellen Technik oder in der Messtechnik vorkommen.
Ich kenne Verzögerungsleitungen sonst nur aus der analogen Farbfernsehtechnik zur Verzögerung des Luminanzsignals.Achim -
Nicht ganz zum Thema.
Mit Verzögerungsleitungen kann man viele schöne Sachen machen, gerade in der HF-Technik.
Im ersten Bild wird um 180 ° verzögert, ergibt Symmetrie und Impedanztransformation 1:4.
Der Link ist nicht ganz ohne Grund, so baut man sich einfachst eine Anpassung UKW für 240 Ohm.
http://www.dl2jas.com/selbstbau/kabelbalun/kabelbalun.html
Andreas, DL2JASWas bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com -
Hallo die Runde,
noch eine Überlegung zum "7-fach Drehko". Der Yamaha CT-7000 hat ihn zum Beispiel.
Hier wird zuerst der Eingangskreis mit einem Zweikreis-Bandfilter abgestimmt, Es folgt eine zweite Vorstufe, vor der wieder ein Zweikreis-Bandfilter liegt und dann zwischen 2. Vorstufe und Mixer der klassische Zwischenkreis mit einem Zweifach-Bandfilter plus Oszillator macht 7 abgestimmte Kreise.
Die zweite Vorstufe bringt natürlich zusätzliche Verstärkung und damit bessere Empfindlichkeit aber vermutlich auch mehr Rauschen und eher Probleme bei der Großsignalfestigkeit.
Die Frage ist, ob das Optimum nicht eher in einem Kompromiss liegt, anstatt in der größtmöglichen Anzahl von Kreisen und Verstärkerstufen.
Früher hatte ich immer den Eindruck, dass solche Schaltungen primär auf das Messlabor unter bestimmten Bedingungen sowie die Marketingabteilung zielten.
Was meint Ihr?Achim -
Moin,
das Gesamtrauschen aufeinanderfolgener rauschender Vierpole wird in erster Linie durch das Rauschen des ersten Vierpols in der Kette bestimmt, also von der ersten Vorstufe ( auch Grundig hatte mehrere Geraete mit zwei Vorstufen, allerdings ueber Einzelkreise gekoppelt. Das fing mit dem HF500/RTV600 an und endete mit den R40/45/48/50/X55)
Zwei Vorstufen bedeuten also nicht unbedingt einen erhoehtes Empfaengerrauschen, aber es kann tatsaechlich Probleme mit der Grossignalfestigkeit geben, wenn die Verstaerkung zu hoch gewaehlt ist. Die Anordnung hat eher Vorteile beim Weitempfang mit duenner bis maessiger Senderdichte, also nicht gerade die fuer Deutschland uebliche UKW-Landschaft. Zu gering darf der Senderabstand auch trotz der drei abgestimmten Bandfilter nicht sein, denn diese haben eine relativ grosse Bandbreite, so dass ein starker Sender in z.B. 100kHz Abstand durchaus noch fuer Uebersteuerungen sorgen kann.
Kabeltauglich wird der Empfaenger trotzdem sein, denn hier geht man nicht unter 300kHz Senderabstand. Das ist bei vielen gleichstarken Sendern auch erforderlich.
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Peter -
Viele Japanische Tuner waren ja für den US-Markt entwickelt. Dort waren (sind?) eher weniger Sender, die aber oft weit entfernt sind. Da kann so etwas sinnvoll sein. Ebenso konnte man bei US Tunern die ZF Badbreite schön weit machen, was dem Klang zugute kam, aber in Europa mit seiner Senderflut zu Störungen führte.Achim
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Die erwähnten Details verkörpern zwar sehr elegante Schaltungskozepte. Nur für den täglichen Gebrauch reicht wohl eine gut dimensionierte Dual-Gate Vorstufe; bei Spitzengeräten mit abgestimmtem Eingangskreis und abgestimmtem Bandfilter vor der Mischstufe... also 4-fach Abstimmung.
Weiterhin ist der Sinn eines FM-Demodulators mit 5MHz Bandbreite nicht direkt nachvollziehbar für welchen man eine sehr flache Wandlerkennlinie in Kauf nimmt, um dieses dann anschließend mit zusätzlichem Verstärkungsaufwand wieder auszugleichen.
All dieser Aufwand ließ sich am Ende nur mit aufwendigen Messungen nachweisen. Ab einer gewissen Grenze lässt sich hörtechnisch ohnehin kein Unterschied mehr feststellen. Letzlich waren solche Features oft nur eine Ode an die Technik.
Trotzdem labte man sich als Techniker und tut es auch heute noch, an diesen außergewöhnlichen Schaltugskonzepten, selbst wenn sie keinen nachweislich hörbaren Nutzeffekt bewirken.
Irgendwann kommt man bei diesen Techniken an Grenzen welche bei zunehmendem Aufwand ähnliche Ergebnisse bringen, wie die Verwendung armdicker Lautsprecherleitungen mit von Hand ausgerichteten Atomstrukturen, und anschließender Formatierung unter leichter Rotglut.Freundliche Grüsse, sagnix -
Hallo Peter,
damals herrschte schon eine gewisse Fixierung auf Messwerte. Es gab die HiFi-Zeitschriften, die bei Vergleichstests mehr oder weniger objektive Messreihen durchführten und dann die Ergebnisse veröffentlichten. Die Leser, häufig technische Laien, kauften dann die Testsieger.
So war die Empfindlichkeit bei UKW Tunern das, was der Klirrfaktor bei Verstärkern war: Man versuchte, spektakuläre Grenzen zu unterschreiten. Eine Empfindlichkeit unter 1µV oder etwa 0.7µV war ein schlagendes Argument.
Wichtig waren natürlich Selektion und Trennschärfe, gerade in Deutschland in den Grenzgebieten oder im Dreiländereck.
Hier konnten häufig gerade Deutsche Hersteller punkten.
Bei der Jagd auf Messwerte blieben dann leider andere wichtige Eigenschaften zurück, wie Bedienungskomfort und Klang.
Auch das Dogma, das heute noch unter Enthusiasten verbreitet ist, dass es eine Drehkoabstimmung sein m u s s, ist eigentlich nicht gerechtfertigt. Zunächst haben diese Bauteile ihre Gleichlauffehler und Massekontaktprobleme.
Bei VHF- oder UHF Tunern, an die wirklich hohe Anforderungen gestellt werden, kam man auch nicht darauf, eine Varicap-Abstimmung zugunsten eines Drehkos abzulehnen.Achim -
So leistungsfähig wie dieser Tuner beim UKW-Empfang ist - bei der mechanischen Konstruktion gibt es Defizite.
Das betrifft insbesondere den Skalenantrieb.
Bei der Reparatur war schon aufgefallen, dass sich, sobald Zug auf den Senderabstimmknopf ausgeübt wird, etwa beim Abziehen, sich die Halterung des vorderen Achslagers ganz leicht nach vorne verbiegt und so ein lästiges axiales Spiel entsteht, das sogar das Ausrasten des Lagers aus seiner Führung zur Folge haben kann.
Heute bin ich beim Einsetzen des Tuners ins Regal mit der Manschette(!) am Senderwahlknopf hängengeblieben, worauf der grußlos abbrach.
Der Knopf ist zwar aus Aluminium, der Teil, der auf der Achse aufsitzt, ist aber aus Kunststoff und nicht belastbar.
Leider hat Revox die Achse, die eigentlich 6mm stark ist, auf 3,x mm heruntergedreht und auf diesen verjüngten únd abgeflachten Fortsatz einen Knopf mit einer passenden Aufnahme gesteckt.
Also habe ich die Achse etwas verlängert und auf 6mm angepasst, so dass sich jetzt handelsübliche Drehknöpfe montieren lassen und das wesentlich stabiler.
So sitzt dort nun dieser schöne und praktische Aluminiumknopf von Mentor mit 28mm Durchmesser Er ist etwas größer als das Original, was fürs Feingefühl beim Abstimmen von Vorteil ist. Die Stirnseite ist mattiert, beim Originalknopf glänzend (siehe Post 000).
Es ist sogar möglich, einen Knopf mit 35mm zu verwenden, was aber unpassend aussieht.Achim -
Hallo Achim,
der A76 ist glaube ich nach wie vor einer der besten Tuner aus dieser Zeit überhaupt. Die kurze Vorstellung im "STUDER und Reox Infoportal unter dem link
http://www.studerundrevox.de/index.php?option=com_content&view=article&id=116&Itemid=159
spricht für sich. Zu Deinem 3. Bild kann ich nur sagen: in punkto Aufgeräumtheit hätte sich Sansui ruhig eine Scheibe abschneiden können
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Jürgen
Edit: link linkbar gemacht -
Hallo Jürgen,
gerade den Aufbau der Elektronik und die modulare, logisch gegliederte und saubere Ausfürhrung bei Revox muss man als absolut vorbildlich bezeichnen.
Im Servicefall steht der Techniker schon mal von seinem Stuhl auf, verbeugt sich leicht und sagt "Danke, dass Ihr an mich gedacht habt!"
Den A76 gab es mit leichten Modifikationen von 1969 bis 1977, ein Produktlebenszyklus, der heute undenkbar ist, der aber auch für die Qualität spricht.
Im Laufe der 70er Jahre kamen dann Tuner auf den wachsenden HiFi-Markt, die dem A76 überlegen sind. Ich mag ihn wegen seiner unprätentiösen Erscheinung und seiner für die damalige Zeit unkonventionellen Schaltung.Achim
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