Revox A76

      Heute habe ich einen Revox A76 MKIII zur Wiederbelebung bekommen. Direkt funktionsuntüchtig ist er nicht, er spielt noch, es könnte aber alles besser sein.
      Der A76 ist eine Revox Tunerlegende (für mich der beste Revox Tuner), die von ca. 1967 - 1977 in drei Versionen gebaut wurde. Hier handelt es sich um die jüngste Variante.
      In den folgenden Tagen möchte ich das Gerät kurz vorstellen, die konstruktiven Merkmale und Schaltungsstufen vorstellen, zeigen, was elektrich, mechanisch und wartungstechnisch zu erledigen ist und dann testen, was er heute noch kann.
      Ich hoffe, es ist auch für eingefleischte SABA Fans iunteressant, zu erleben, wie andere Konstrukteure an die Sache herangegangen sind.
      Vom Konzept her ist dieses Gerät das absolute Gegenteil des neulich von mir gezeigten Telefunken TT750:
      - alles ist analog,
      - Abstimmung mit 4fach Drehko,
      - keine Stationstasten
      - kein AM
      - keine AFC
      - aufwändige ZF Filterschaltung

      Hier erst einmal Bilder des Gerätes im Urzustand, noch nicht gereinigt, keine Bauteile ersetzt, nix gewartet...

      Hier findet man eine schöne Beschreibung der Schaltung der ersten Version (die 2. und 3. hatten 3 FETs im UKW-HF-Teil):
      http://www.theimann.com/Analog/A76/Funkschau/index.html






      Achim
      Meine Displays haben tatsächlich mittlerweile alle 1920x1200 - haben aber nur 24" ;)

      Als nächstes kommen sowieso Detailbilder der Baugruppen, die kann man ohne massiven Detailverlust auch auf 800x600 schrumpfen, wie z. B. die UKW-Box:



      Da sieht man schon, dass irgendwer massiv von der Kontaktpulle Gebrauch gemacht hat. Da wird eine ausgiebige WL Sprühwäsche nötig sein.
      Achim
      Hallo Achim, ich weiß ja nicht ob du auch mal Sachen aus der Hand geben kannst.
      Ich habe aber alle Geräte von Revox bisher an Hölzler geschickt:

      http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=200401966341

      Er hat alle Geräte (Revox B750, B750 MKII, B710, B760, B225, B795, B77, etc...) komplett revidiert, z.T. neue Nextel-Beschichtung, alle Problem-Kondensatoren, Zubehör (auch z.B. Hochtöner für Atrium MKIV) besorgt und alles per Foto dokumentiert und alle rausgenommenen Teile zurückgeschickt.

      Bilder der erneuerten Teile kann ich gern einstellen.
      Hallo Heiner,
      die Ebay Angebote kenne ich, der Kollege scheint ordentlich zu arbeiten.
      Mit der A Serie von Revox bin ich aufgewachsen, man muss den Geräten zugute halten, dass sie damals, als sie noch ziemlich neu waren, nur selten defekt waren. Am ehesten hatte die A77 mal ein ein Problem oder der A50 / A78 infolge Fehlbedienung / Überlastung.

      Nein, aus der Hand brauche ich nichts zu geben - ich war hier so viele Jahre der "Techniker der Techniker" dass mir das auch gegen die Natur ginge ;)

      Ich habe seinerzeit z.B. massenhaft Sony TVs für etliche Werkstätten repariert, weil anfangs viele nicht damit zu recht kamen und eine Reparatur bei Sony richtig teuer war. (Da waren sie bei Sony ihrer Zeit weit voraus.)
      Achim
      Hallo Achim,

      ein sehr schönes Gerät haste da!
      Ich hatte mal eine die ganze A7Xer Reihe vor der Verschrottung gerettet,
      benutze davon jedoch nur den A78 gelegentlich (ein sehr schöner Verstärker,
      der mir vom Klang sogar besser gefällt als der Saba MI215).

      Der A76 hatte bei mir im Vergleich zum SABA MT201 etwas geschwächelt, war aber auch nicht überholt.
      Ich hatte ihn dann verkauft, da er bei mir nur rumstand und auch kein Holzgehäuse hatte.

      Das A77 wartet auch noch auf eine Revision, welche ich aber immer wieder aufschiebe, da ich bislang
      noch keinen Drang hatte ein Tonband-Gerät zu nutzen.

      Der A78 läuft bei mir aber sauber. Einzig könnte ich die Transistoren gegen rauschärmere Ersatztypen ersetzen,
      aber ansonsten gibts seit der Revision keine Probleme (sogar den berühmten Ausschalt-Plopp habe ich ihm abgewöhnt).
      Jedoch fehlt auch hier das Holzgehäuse.

      Insgesamt eine schöne Serie, die mir immer wieder Spaß macht (solange die weißen ovalen Frakos draußen sind ;) ).
      Gruß Alexander
      Hallo Alexander,

      ich hatte auch alle drei - aber nicht zur selben Zeit. Den A78 habe ich mir in den 70ern 2nd Hand gekauft und war immer zufrieden damit (bis die Leistung nicht mehr reichte).
      Die A77 hatte ich verliehen ohne Ende an Leute, die damit Konzertmitschnitte machten - sie lief immer zuverlässig.

      Den Tuner hab ich mir damals nicht geholt - zu teuer.

      Wenn ich ihn überholt habe, teste ich ihn am Kabelnetz, an terrestrischen UKW Empfang in passabler Qualität ist hier zwischen den Hochhäusern nicht zu denken.

      Es gab damals ja von vielen HiFi Komponenten Varianten ohne Holzzarge zum festen Einbau.
      Achim
      Hallo Achim,

      die A77 hat einen extra Einbaukorb und das stört auch nicht weiter.
      Der A78 ist leider offen und steht somit auch nicht gerade.
      Wenn mal wieder ein altes Holzgehäuse in der Bucht vorbeischwimmt, dann schnappe ich es mir,
      aber da ich den MI215 öfters benutze, eilt das auch nicht.

      Warum hat dir die Leistung vom A78 nicht mehr gereicht?
      Gruß Alexander
      Hallo Tunerfreunde,

      auch hier gibt es jede Menge Neues zu berichten. Letzte Woche bin ich endlich dazu gekommen, das Gerät zu zerlegen und zu reinigen.
      Das war ziemlich mühsam, da ein Laie die UKW-Box mit Kontakt 60 (!) misshandelt hatte. Überall waren Verfärbungen und die typischen fettigen Ausblühungen zu finden.
      Es ließ sich aber alles reinigen, das Gerät ist ausgezeichnet erhalten, vollständig und bis auf die K60 Orgie unverbastelt. Vermutlich waren beim 4-fach Drehko Kontaktprobleme bei den Masseschleifkontakten aufgetreten, da hat der Kollege zur Büchse gegriffen.

      Schließlich hat das Gerät noch genau 4 Elkos, zwei davon sind die ungeliebten weissen Kunststoff-Frakos. Die 4 habe ich aufgrund ihres Alters ersetzt, der Rest sind Tantalkondensatoren, da habe ich bei diesen Geräten keinen Anlass, aktiv zu werden.

      Alles schön und gut, ABER - die Empfangsleistung entsprach der eines Kofferradios. Auch bei kräftig einfallenden Ortssendern zeigte das Abstimminstrument bestenfalle 1 (von 5) an, die optimale Abstimmung war weit außerhalb des Optimums der Mittenanzeige, nur die allerstärksten Sender waren Stereo und das auch nur auf niedrigen Frequenzen.

      Hier können die Ursachen natürlich prinzipiell vielfältig sein.

      Die Betriebsspannungen sind alle in der korrekten Höhe und sauber vorhanden.

      Bei diesem Gerät erfolgt die Ableitung der Signalstärke über eine in den ersten 4 Stufen des ZF-Verstärkers gewonnene Gleichspannung, die Mittenanzeige hat einen eigenen Diskriminator, der die ZF aus der 4. ZF-Stufe erhält. Fehler in den Anzeigeschaltungen selbst waren also unwahrscheinlich.
      Frühe Versionen der UKW Box haben eine geregelte Eingangsstufe, die hier vorliegende letzte Serie nicht mehr, also war auch hier nichts zu überprüfen. (Hätte ja sein können, dass in dieser mit reichlich hochohmigen Widerständen realisierten Schaltung ein Fehler gewesen wäre, der den Vorstufen-FET zuregelt.)

      Also fing ich einfach am ZF-Eingang mit der Fehlersuche an. Die FM-ZF wird bei diesem Geräat nach Verlassen der UKW-Box durch 8 passive Filter geschickt und erst danach mit 5 Op-Amps kräftig verstärkt.
      Am Eingang des ersten Filters lag die ZF in plausibler Höhe an, wie die Kontrolle mit dem Oszilloskop zeigte. Dann ist klar, dass jedes Filter das ZF-Signal um einige dB dämpft, was auch genau zutraf, am Ausgang eines jeden Filters sinkt die ZF-Spannung um eine Stufe.
      Aber halt! Am Ausgang des 5. Filters (FT205)(blau) sank sie fast auf 0. (rote Markierung)







      Ein (hochohmiger) Feinschluss dieser Verbindung nach Masse ließ sich nicht nachweisen, also entschloss ich mich, dieses Filter provisorisch kapazitiv zu überbrücken. Beim Ansetzen des Kondensators mit der Hand, war der Empfang schlagartig in Ordnung, auch nach dem wieder Entfernen. Das ZF-Signal am Ausgang von Filter 5 nun in richtiger Höhe vorhanden.

      Das Problem kann also nur innerhalb des Filters liegen. Also Filter ausgelötet und geöffnet. Darin befindet sich die (sehr robuste) Induktivität, und auf einer Epoxyplatine ein Keramikkondensator und mehrere (teils parallel geschaltete) Styroflexkondensatoren. Letztere schloss ich aus, ebenso wie die Spule. blieben der Keramikkondensator und die Lötstellen.
      Ich habe jetzt alle Lötstellen innerhalb des Filters sauber nachgelötet, alles wieder eingebaut und der Empfang ist einwandfrei.

      Jetzt gibt es natürlich Probelauf bis zum Abwinken - mal sehen, ob das der Fehler war. Es hätte dann sein können, dass eine schadhafte Lötstelle im Filter sich durch die mechanische Bewegung beim Andrücken oder durch den Stromfluss durch den Kondensator wieder geschlossen hat.

      Hatte jemand schon mal etwas Vergleichbares?

      Noch eine Randbemerkung: Welcher Hersteller hat eigentlich diese Kondensatoren hergestellt?



      Sie haben meist 1% Toleranz, keinen Herstellernamen im Aufdruck und ein umpresstes etwas ärmlich aussehendes gelbes Kunststoffgehäuse. Ich habe noch etliche von der Sorte in meinen Ersatzteilkästchen.
      Achim
      Hallo Achim,

      ein sehr schönes Gerät hast du da (auch wennn es keine Röhren enthält), Revox hat bei diesen Tunern keinen Aufwand gescheut. Jedoch das Kettenkopfpunkgekoppelte 8 Kreis-Filter möchte ich auch nicht unbedingt abgleichen müssen... aber die eigentliche UKW-Box ist ein sehr schönes Beispiel damaliger Spitzentechnik.

      Welche Funktion haben denn die südöstlichen Verzögerungs- (Laufzeitleitungen) im Basischassis?

      Hast du ein Gesamtschaltbild von diesem Gerät auf Datenträger? Wenn ja wäre ich daran stark interessiert.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Achim,

      das ist ja schon ein eindrucksvolles Gerät. Warum wird ein 4-fach Drehko verwendet? 3- fach ist für mich ja noch klar. Vorkreis, Zwischenkreis und Oszillatorkreis so ist das bei den alten AM Empfängern. Vierfach kenne ich nur von Vierkreisempfängern (Philips).

      Wie ist es hier geschaltet? Ist vielleicht der Kreis zur 1.ZF hier auch noch abgestimmt?

      Edit: Mittlerweile sind zwei Posts eingetroffen, mal sehen, ob ich aus den unterlagen schlau werde.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Hallo Peter,

      die Laufzeitleitungen sind Teil des Demodulators, der dadurch eine Bandbreite von 5 MHz erhält.

      Das 8-Kreis ZF-Filter hat die annähernde Durchlasskurve einer Gauss`schen Normalverteilung. Soweit ich mich an die Anleitung erinnere, werden alle 8 Kreise nur mit dem Messsender auf Maximum abgeglichen.

      Die Unterlagen sind unterwegs an Dich :)

      Ja, das ist ein guter UKW-Tuner, was die reine Analogtechnik mit Drehkoabstimmung angeht, einer meiner Lieblinge.

      Allerdings muss man sagen, dass er dermaßen reduziert ist, dass es im Alltag doch an Einigem fehlt.
      Wenn ich ihn mit dem Grundig RT 100a/200 vergleiche, so hat dieser eine absolut vergleichbare UKW Empfangsleistung, hat aber noch 5 Stationsspeicher, Lang-, Mittel- 2 x Kurzwelle dazu, eine hochkomfortable Mittenabstimmung, Kurzwellenlupe, variable AM Bandbreite, einen manuell feiner abstimmbaren Skalenantrieb usw.
      Eine sehr gut arbeitende Mutingfunktion haben beide Tuner, der Revox hat keine AFC, da er sie infolge eines sehr stabilen Oszillators nicht braucht, der Grundig hat zwar AFC - braucht sie aber erwiesenermaßen auch nicht. (Kompliment an Hans!) Ich schalte AFC nie ein und sowohl A76 als auch RT 100a laufen 15 Std. ohne nennenswerte Drift.
      Achim
      Moin,
      nochmal Vierfachdrehko:
      Der stimmt ab: Vorkreis, Zwischenkreis (ist hier ein Zweikreis-Bandfilter) und Oszillator.

      Man koennte das noch aufruesten, z.B. mit einem Bandfilter im Eingang (Diodenabgestimmt haben die Saba 92xx und Revox sowas und von Kenwood? gab es einen Tuner mit 7(?)-fach Drehko.
      Beim Grundig ST6000 und T7500 gab es noch einen abgestimmten Kreis zwischen Oszillator und Mischer.)

      @Achim, die UKW-Box erinnert mich stark an die des Saba/K+H FM2000A.
      Edit: Habe nochmal im entsprechenden Thread hier nachgesehen, es gibt doch Unterschiede ;)
      Der Drehko scheint der gleiche zu sein, aber schon die Transistoren sind beim juengeren Revox doch schon moderner....
      Ausserdem haette K+H wenigstens CuAg fuer die Kreisspulen verwenden koennen, aber moeglicherweise haette das an der erforderlichen Betriebsguete nichts geaendert.

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      Peter
      Hallo Peter,

      die konstruktive Ähnlichkeit ist vborhanden. Beide Boxen sind in etwa gleich groß, haben einen 4-fach Drehko desselben Herstellers (Dau) und eine ähnliche Aufteilung. Nur dass der A76 mit Si-Mos-FETs und der FM2000 noch mit Ge Transistoren arbeitet.
      Die Revox Jungs werden den 4-5 Jahre älteren FM2000 schon gekannt haben ;)
      Achim