Saba Villingen 125

      lightningivi postete
      "Wenn das Radio aber im Alltag oft und über mehrere Stunden laufen soll,..."

      Genau das ist der Plan. Welche Elkos bzw. Gleichrichter würdet Ihr sofort austauschen?

      mfG,
      Ivica.
      Es ist überhaupt nicht erforderlich, einen Elko oder den Gleichrichter vorbeugend zu tauschen! Wichtig ist nur, daß die Teile unter normalen Betriebsbedingungen auch normal arbeiten und das ist immer dann der Fall, wenn sich die Stromaufnahme im Sollbereich befindet.
      Einzig kritisch sind i.d.R. die Kathodenelkos an den Endröhren. Sie verursachen aber keine Geräteschäden, sondern sind zumeist taub durch Austrocknung auf Grund der thermischen Belastung. Das ist einfach feststellbar und hier sollten dann eben Neuteile verbaut werden.


      Ein Lehrling lernt von erfahrenen Mitarbeitern durch klassische Konditionierung und nicht durch die Korrektur von Fehlern.
      Tja Dieter, das mag vielleicht heute so üblich sein; zu meiner Zeit war das ein wenig anders und ich bin nicht traurig darüber. Nachäffen und lernen - das sind und bleiben zwei gänzlich verschiedene Latschen.
      Aber laß es gut sein, ich tu mir das nicht weiter an!
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      so ein Selengleichrichter hat mir mal fast den letzten Nerv geraubt. Das Chassis stand ausgebaut auf den Tisch, alle Problemkondensatoren waren gewechselt, Spannungen im Sollbereich, Stromaufnahme auch. Hab`s dann ne halbe Stunde spielen lassen, alles ok und ab in die Holzkiste, Lausprecher angelötet, Chassis festgeschraubt, Rückwand drauf und ans Netz angeschlossen.
      Radio spielt, alles durchprobiert, wunderbar, guter Empfang auf allen Wellenbereichen, hab`s dann im Hintergrund dudeln lassen. Nach ein paar Stunden viel mir auf, nanu kein Empfang mehr, ich hin um nachzusehn was los ist, Senderrad gedreht, nichts, umgeschaltet auf AM, nichts, Lautstärke voll aufgedreht nur ganz leise was zu hören, Beleuchtung brannte. Ok, alles wieder ausgebaut, Chassis auf den Tisch gestellt, LS und Antenne dran, Radio eingeschaltet, spielt einwandfrei, hier gemessen da gemessen, alles ok, mal vorsichtig abgeklopft, an den Röhren gewackelt, Radio spielt wunderbar auch noch nach zwei Stunden. Schlafen gelegt da schon sehr spät, an nächsten Morgen das Chassie wieder ins Gehäuse eingebaut und spielen lassen. Nach 5 Stunden wurde es immer leiser, dann stumm. Ich dachte, das gibst doch nicht, willst du mich verar...n, also noch mal von vorn, Chassis stand wieder auf dem Tisch mit angeschlossenen LS und spielte den ganzen Tag, die Nacht und spielte an nächsten Morgen immer noch. Wieder eingebaut und nach 3 Stunden Spielzeit stumm, so jetzt hol ich den großen Hammer, konnte mich aber in letzter Sekunde noch bremsen. Radio ausgeschaltet, ne viertel Stunde stehn lassen und wieder eingeschaltet, das Radio spielte wieder. Nach etwas Überlegung kam mir der Gedanke das es sich hier um ein thermisches Problem handelt, da sich die Symptome ja nur im eingebauten zeigten. Ich habe dann letztendich den Gleichrichter ausgetauscht und der Fehler ist bis Heute nicht mehr aufgetreten. Übrigens wurde der defekte Gleichrichter im ausgebauten Chassis nur handwarm.
      Aus diesem Grund wechsel ich generell immer den Gleichrichter, egal ob er noch gute Werte hat.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Lollocat postete
      Aus diesem Grund wechsel ich generell immer den Gleichrichter, egal ob er noch gute Werte hat.
      Genau so sollte es sein !!

      Gnaz abgesehen vom Ärger mit der Heimleiterin, wenn das Teil desintegriert und sein köstliches Aroma im Wohnzimmer verbreitet...

      @Michael: ...dann erkläre mal bitte einem jungen Radiolehrling, warum ihm jetzt ein Auge fehlt, als ein silberner Becherelko ihm einen Alusplitter mitten in die Linse trieb. So geschehen 1973 als ich Ferienarbeit verrichtete.

      Gruß, Dieter
      Von 100 Saba-Radios hatten 80 defekte Selengleichrichter, die die Anodenspannung um 30-50V absenkten. Kaum Ausfälle gab es bei den Selengleichrichtern der letzten Generation, die in Lindau 18, Villingen VL-E etc verbaut wurden.
      Ich halte es daher für durchaus sinnvoll, zumindest alle Flachgleichrichter ohne nähere Prüfung auszuwechseln. Man erspart sich dadurch viel Ärger!
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Gut, ich will Euch die Antworten nicht schuldig bleiben:

      Zum Elko:
      Ich zitiere mich selbst "...wenn sich die Stromaufnahme im Sollbereich befindet."
      Und genau das hat sie im vorliegenden Fall nicht. Zudem besitzen klassische Aluelkos ein Überdruckventil, welches immer dann anspricht wenn diese Teile auf Grund von unterschiedlichen Fehlern einen hohen Dampfdruck aufbauen. So ein Ventil kann auch mal versagen, und zwar meistens dann, wenn der Kandidat bereits vor längerer Zeit schonmal gesabbert hatte und sich davon eine Verkrustung im und um den Austritskanal gebildet hat. So etwas stellt man i.d.R. bei der stromlosen Vorkontrolle fest. Es sollte Bekannt sein, daß gelagerte Elkos nach einem halben Jahr stromlos zwingend formiert werden müssen, bevor sie in eine Schaltung eingebaut werden. Ein Strommesser statt der Sicherung angeklemmt, hätte sofort auf eine Unregelmäßigkeit hingewiesen.

      Eines kann aber nicht ausgeschlossen werden, zumal mir dieses Teil nie unter die Augen gekommen ist: Es kann sich um eine Billigkrücke gehandelt haben. Also sicher nicht von SABA und wohl auch nicht von einem anderen Markenhersteller. Mir persönlich ist so ein Pistolenschuss nur einmal bei einem japanischen Kassettengerät mit Deutscher "Verkleidung" passiert und ich habe mich elend erschrocken. Allerdings war es kein klassischer Becherelko sondern ein moderner Radialelko und ja, das Gerät stammte auch aus den 70-ern. Gelhard stand außen dran. Die "Geschoßhülse" habe ich aufbewahrt; die zwei Beine staken noch in der Platine - der Rest war einfach verdampft! Also krame mal in Deinem Gedächtnis nach dem Schlüsselerlebnis - vllt. fällt Dir noch ein, um was für ein Gerät es sich dabei handelte.
      Das soll keine Japanschelte sein - meine persönliche Abneigung gegen dieses Zeug ist hinlänglich bekannt, tut aber nichts zu Sache - es geht um Richtigstellung und darum, daß man eben nicht einfach ein Erlebnis der besonderen Art verallgemeinern darf, schon gar nicht wenn es sich um gänzlich verschiedene Geräte- / Bauelementegenerationen handelt.

      Was den thermischen Fehler am Selengleichrichter angeht:
      Aussetzer sind immer alles nur nichts was Spaß macht. Für dieses Fehlerbild gibt es aber auch Ursachen! Von der Beschreibung her denke ich mal, daß es sich um einen sogenannten Flachgleichrichter handelt. Derselbe ist ganz sicher mindestens einmal überlastet worden wobei er eben Schaden genommen hat. Ich bin nicht der, welcher so schnell aufgibt und erst recht nicht schmeiße ich Bauelemente weg, die es heute nicht mehr neu gibt. Mein Lösungsvorschlag hätte darin bestanden, den Selen an einer anderen Stelle des Chassis so anzubauen, daß eine bessere Wärmeabfuhr erzielt. Auch WLP soll manchmal Wunder wirken. Schlimmstenfalls kann man das Teil auch öffnen und die Kontaktierung nacharbeiten.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      MGW51 postete
      Lösungsvorschlag hätte darin bestanden, den Selen an einer anderen Stelle des Chassis so anzubauen, daß eine bessere Wärmeabfuhr erzielt. Auch WLP soll manchmal Wunder wirken. Schlimmstenfalls kann man das Teil auch öffnen und die Kontaktierung nacharbeiten.
      Sonst gibt es ja auch noch Rippenkühlkörper, Heatpipes und Wasserkühlungen...

      Ich denke mir gerade, wenn das jemand liest, der seinem Onkel aus Gefälligkeit dessen Röhrenradio reparieren möchte. Wenn die Feuerwehr dann wieder weg ist, wird er sagen: "Ich hatte dem Selengleichirichter aber doch einen extra großen Kühlkörper spendiert"...

      Man sollte sich bei den ausgesprochenen Empfehlungen weniger daran orientieren, was man selbst in den eigenen 4 Wänden vertreten will sondern eher daran, wie eine gewissenhaft arbeitende Fachwerkstatt die Reparatur ausführen würde.
      Achim
      MGW51 postete
      Nein Jörg, die klassischen Aluelkos platzen nicht ohne Vorwarnung und schon gar nicht wenn sie in einem fehlerfreien Gerät betrieben werden.
      Danke für den Hinweis, das beruhigt mich sehr - ich habe die Siebelkos nämlich längst nicht in allen meinen Geräten getauscht. Konsequent rausgeflogen sind sie eigentlich nur bei den letzten 4 Radios. Aber ich hatte immer ein ungutes Gefühl, weil ich schon an mehren Stellen vom Platzen der klassischen Becher gelesen hatte.
      Beste Grüße, Jörg
      Im Stromversorgungsblock und in dem Relaiseinschub meiner T103 befinden sich insgesamt 11 x 100µF 350/385V sowie ein schöner fetter "Radiator" = Selen-Plattengleichrichter in Brückenschaltung.
      Die Maschine stand 25 Jahre ungenutzt, also stromlos herum.

      Der Gleichrichter wurde vorschriftsmäßig formiert - natürlich vor der Wiederinbetriebsetzung und ebenso wurden die Elkos schön langsam neu formiert.
      Alle diese Bauteile, produziert 1962 im Gleichrichterwerk Großräschen bzw. im Kondensatorenwerk Gera sind heute zu 100% einsatzfähig!

      Ob mir derartiges mit moderneren Bauelementen aus dem Land der aufgehenden Sonne gelingen würde weiß ich nicht, mit den heutzutage erhältlichen BE würde ich es nicht erst versuchen - da nehme ich gleich den Seitenschneider weil die eh nichts wert sind, wert im Sinne von Beschaffbarkeit, nicht als Qualitätskriterium.
      Elkos der Bauform C sind nunmal so gut wie nicht mehr zu bekommen und wenn doch - dann kosten sie in der Summe mehr als der Restwert des betreffenden Gerätes wiegt. Es kommt noch dazu, daß diese Teile in aller Regel eine etwas andere Geometrie besitzen und es sieht eben bescheuert aus wenn zwischen Teilen aus den frühen 60-ern einige Dinger aus einem anderen Jahrtausend platziert sind.



      Wer sich nicht die Mühe machen will, alte, nicht mehr beschaffbare Teile zu erhalten, der muß sie halt ersetzen, meinetwegen auch mit Sand. Aber bitte haltet Euch mit Schauergeschichten aus Florians Reich zurück - auch Satire sollte der Wahrheit entlehnt sein.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo Michael.

      man weiss ja: Das richtige Maß Übertreibung kommt der Wahrheit am nächsten" ;)

      Es ist ja zu begrüßen, wenn man hier und da die Originalteile erhalten kann, man muss sich dann an das Prozedere halten, das Du beschrieben hast und man sollte das Gerät kennen.

      Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass viele Geräte, die hier repariert werden, bei Ebay erstanden wurden. Wieviele stümperhafte Wiederbelebungsversuche so ein Gerät hinter sich hat, weiss man nicht. Der Zustand eines Selengleichrichters beispielsweise dementsprechend unklar.

      Sorgt man bei einem Gleichrichter mit entsprechender Vorgeschichte und gesteigerter Abwärme nur für bessere Kühlung, bleibt das Problem einer gesteigerten Belastung des Netztrafos und deren unbekannte Entwicklung in der Zukunft...
      Mancher verkauft oder verschenkt so ein Gerät wieder, vielleicht an jemanden, der es 24/7 laufen lässt. Da schlafe ich besser, wenn ich weiss, dass ein Si-Gleichrichter darin ist.
      Achim
      Hallo Ivica!

      Das Gerät sieht ja super aus, viel Arbeit wirst du damit nicht haben!

      Habe in einigen Bildern Kondensatoren markiert, die raus müssen oder sollten:



      Rechts ein klassisches WIMA-"Malzbonbon". Diese Kondensatoren sind aus meiner Erfahrung zu tauschen. Der hier im Bild sitzt am Trafo und ist somit vermutlich einer von meistens zwei Entstörkondensatoren (Ich habe leider keinen Schaltplan vom Villingen 125). Der MUSS raus! Wenn er nämlich Durchgang hat, hast du die Netzspannung direkt am Chassis. Also entweder ersatzlos weg damit oder durch geeignete Typen ersetzen, hier geht es um die Sicherheit!

      Näheres z.B. hier:

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2972#40586

      Der Kondensator links im orangen Rahmen ist wohl ein Papierkondensator, der nicht mit Teer, sondern mit einer hellen Masse vergossen ist. Ich würde ihn tauschen.
      Beste Grüße, Jörg