Sprengung MW-Sender Wien

      Leute, morgen ist es so weit. Die Antennen werden gesprengt, irgendwann zwischen 12 und 15 Uhr. Ich werde eine verlängerte Mittagspause machen (Bedingung meines Chefs: er bekommt allfälige Fotos in Kopie :) ) und hoffe, rechtzeitig vor Ort zu sein. Die Kamera ist aufgeladen, die Speicherkarte leer, das Stativ bereit. Haltet mir die Daumen, ich wollte immer schon mal eine größere Sprengung beobachten!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      das ist schon ein gigantisches Werk, dieser Antennenmast, er verkörpert ein bedeutendes Stück Geschichte der Rundfunktechnik und wird jetzt einfach niedergestreckt. Es ist ein Zeichen des Niederganges unserer Kultur, wenn wir nicht in der Lage sind solche einmaligen Denkmäler der Rundfunktechnik erhalten zu können. Heute stehen eben nur noch wirtschafliche Aspekte im Vordergrund, wobei aber für solchen Blödsinn, wie beispielsweise "Europa Parlament" bedenkenlos mehrstellige Millionenbeträge lässig verheizt werden, nur um, als großen Nutzen für die Umwelt und überhaupt zur Erhaltung unserer Lebensbedingungen, das Ende der 100Watt Glühlampe zu beschließen... welchen Wert hat dagegen so ein lächerlicher Antennenmast?

      Ich hoffe dass dir einige schöne Fotos gelingen, welche diese Freveltat dokumentieren. Und ich bin auch ein wenig gespannt darauf, wie es aussieht, wenn ein stählerner Riese dieses Kalibers zu Boden gezwungen wird. Gleichzeitig blutet mir aber auch ein wenig das Herz, denn hier wird ein unwiderbringliches historisches Kulturgut für immer vernichtet. Leider können wir diesen Turm nicht zwecks Rettung und Bewahrung in unser Wohnzimmer stellen. Wahrscheinlich werden die Henkersknechte auch alles weiträumig abriegeln, so dass es dir nicht gelingen wird selbst das kleinste Bruchstück als Erinnerung an dieses Ereignis und den Turm zu sichern.

      Viele Grüsse, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Ja, es wirklich schade um die Masten! Leider kann man vom zwangsgebührenfinanzierten Österreichischen Rundfunk, der ja nicht einmal mehr seinen öffentlich - rechtlichen Auftrag erfüllt, nicht erwarten, sich um die Erhaltung eines technischen Denkmals zu kümmern. Wenigstens sollen die Senderäume erhalten und angeblich sogar zugänglich gemacht werden.

      Bin heute erstmals mit dem Motorroller unterwegs, um am Nachmittag flexibler zu sein. Ich weiß ja nicht genau, wie weit der Absperrungsbereich geht und von wo aus ich zusehen kann.

      Um 12:00 Uhr soll der kleinere Mast fallen, um 15:00 dann der große. Bei beiden werde ich nicht dabei sein können, aber den größeren möchte ich nicht versäumen. Das Wetter ist sonnig, es könnten also ganz gute Bilder werden. Mal sehen!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      da sind dir aber wunderbare Fotos gelungen. Die kann wohl kaum ein Reporter toppen, man kann jede Phase des Spektakels verfolgen, als würde man selbst dabei stehen...

      Hier mein Nachruf: Das Ganze Geschehen vermittelt den Eindruck einer auf einem bedauerlichen Justitzirrtum basierenden Hinrichtung. Erst steht der Deliquent, seiner Unschuld bewusst, noch stolz erhobenen Hauptes und schaut den Schergen trotzend in die Augen.

      Nun kommt der Augenblick wo es heist: "Gewehr legt an, 'Feuer'!!" Jetzt sieht man wie sich die drei Einschüsse explosionsartig in das pulsende Leben bohren, noch versucht der Verurteilte Haltung zu bewahren - aber trotz größter Anstrengung schwinden ihm nun die Kräfte. Der Tod ist bereits eingetreten die verbliebene Hülle knickt im verbleichenden Rest ehemaligen Stolzes wankend zusammen. Schließlich bricht die sterbliche Hülle endgültig, kraflos zusammen und geht zu Boden.

      Als letzte Mahnung des Getöteten stehen noch die Rauchwolken der Einschüsse senkrecht im Raum, um noch für kurze Zeit den ehemaligen Standort zu markieren, um dann, sich allmählich auflösend, die Spuren der Untat für ewig verblassen zu lassen...

      Ich denke aber der so gnadenlos Hingestreckte wird noch lange Zeit in unseren Gedächtnissen verweilen und es wird möglicherweise noch mehrerer Generationen bedürfen bis er endgültig in den Annalen des Vergessens untergetaucht sein wird.

      Freundliche, etwas traurige Grüße, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter!

      Schöne und treffende Worte! Diesen Nachruf muss ich mir merken, danke vielmals!

      Angeblich hat ein Kommentator des ORF (Teddy Podgorski, eine echte Fernsehlegende in Österreich) bei der Live-Übertragung der Sprengung von einem behördlich genehmigten Sprengstoffanschlag gesprochen. Der Meinung kann ich mich nur anschließen.
      Beste Grüße, Jörg
      Ein sehr gelungenes Requiem!

      Mir ist besonders das successive Abschalten der großen alten analogen Fernsehsender an die Nieren gegangen. Man kannte Jeden seit Jahrzehnten mit Vor- und Zunamen, heute sendet in Deutschland nicht mehr ein Einziger.
      Wenigstens sind viele Sendemasten erhalten geblieben und fristen heute ihr Dasein als DVB-T "Umsetzer".

      Es ist eben so traurig wegen der Epoche, die man mit diesen Sendern assoziiert.
      Achim
      Hallo Achim,
      Davon kann ich auch ein Lied singen. Wir hatten/haben einen Fernsehturm in Alfter, einem Nachbarort in Richtung Süd-Westen. Der Turm gehört jetzt der Telekom und wird als Handymast missbraucht.
      Dann war/ist da ja noch der Colonius in Köln. Einst mit einem Restaurant, das sich in der Stunde einmal um die Achse drehte. Jetzt gehört der auch der Telekom und wird soweit ich weiß als Handymast und als DVB-T Mast missbraucht.
      Wie sieht das denn mit dem Fernsehturm im Westfahlenpark in Dortmund aus? Der war doch auch für kurze Zeit das höchste Gebäude in Deutschland, was wird mit dem eigentlich gemacht? Ich glaube da war bei meinem letzten Besuch auch ein Restaurant drinne, die Boungie Jumping Anlage wurde ja nach einem tötlichen Unfall stillgelegt.


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Jörg,

      soeben habe ich mir das youtube Video des Herrn Podgorski angeschaut und ich muss sagen: "Ich finde deine Bilder wesentlich beeindruckender, sie vermitteln wirklich den Eindruck dabei zu sein." Du verfügst wohl auf allen Ebenen über profihafte Fähigkeiten.

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Die Bilder auf TW1 waren letztklassig, ich glaub, die hatten eine Handykamera oder so etwas in der Art. In den Abendnachrichten waren dann viel bessere zu sehen.

      An meinen Bildern ist nichts Profihaftes, hab nur die Kamera auf ein Stativ montiert, auf Serienfotos geschaltet und dann mit dem Finger am Auslöser gewartet ;) Rund um mich herum lauter Menschen, die das selbe getanhaben - teilweise aber mit echt professionellen Kameras und langen Teleobjektiven.

      Wenn es am Wochenende nicht zu sehr regnet (was bedeuten würde, dass ich in den Hochwassereinsatz muss), möchte ich das "Antennengrab" aufsuchen und sehen, ob sich nicht vielleicht doch ein Andenken findet.
      Beste Grüße, Jörg
      Es dauert nicht mehr lange, bis ich selbst einen Analogsender errichte...

      Mal ernsthaft, die Frequenznutzungsgebühren für einen AM-Sender Mittelwelle sind relativ gering, kann sich ein Privatmann leisten bei einem Kleinsender. Ich denke da so an 10 kW PEP. Die Stromkosten bei 6 Stunden Betrieb pro Tag liegen bei etwa 30 Euro mit Computer, Beleuchtung, Bandmaschinen, etc.
      Teuerste "Anschaffung" ist ein Moderator, wenn man nicht selbst das Programm macht.
      Hat man Land, ist die Antennenanlage auch nicht so wild. Ich denke da an eine etwas höhergelegene Weidefläche oder Wald. Die Sendeantenne kann man in 20 m Höhe als Dipol spannen, einfache Alumaste 20 m sind nicht so teuer. Bei einer Sendefrequenz von 1,5 MHz ist der Dipol 100 m lang.
      Hohen Wirkungsgrad hat so eine Sendeantenne nicht, reicht aber für Deutschland, wenn man ein gutes Radio benutzt und keinen SoNie Weltemfänger.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Braucht man für so eine Anlage nicht eine Unmenge Genehmigungen? Hier gibt es Gerüchte, dass die zwei Mittelwellenfrequenzen vom Bisamberg nur deshalb keinen Nutzer gefunden haben, weil potenziellen Bietern mit der Aufzählung der erforderlichen Behördenverfahren samt Auflagen das Engagement ausgetrieben wurde. Klar, es wäre ja auch böse, wenn ein Privater schafft, was der Staatsfunk nicht kann oder nicht will.
      Beste Grüße, Jörg
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