Neckermann/Körting Dynamic Stereo

      Hallo Thorben,

      ich habe mich mal ein wenig in das Schaltbild "eingelesen". Die Endstufenschaltung ist ähnlich wie bei Saba konzipiert: Bei Stereo Betrieb arbeiten beide Endröhren je als Eintakt-Endstufe und bei Stereo als "pseudo" Gegentaktendstufe, wobei die beiden Halbwellen -wie auch bei Saba- in den Sekundärwicklungen der beiden Ausgangstrafos zusammengeführt werden. Dabei übernimmt die untere EABC80 die Aufgabe der Phasenumkehr und steuert damit die untere Endröhre an.

      Weiterhin fällt mir auf, dass die Jungens einigen Zauber mit der Lautsprecherbeschaltung treiben, das mag auch einiges zum raümlichen Klangeindruck beitragen - ich habe ähnliches im Mende Othello59 gesehen und auch gehört, da wurde auch durch dazuschalten eines zusätzlichen Lautsprechers ein beachtlicher Klangeffekt bewirkt.

      Der Dynamik-Expander arbeitet in deinem Gerät etwas anders als in den Telefunken Geräten und auch im Körting830W - bei dem ist die Funktion weitgehend "telefunkenkompatibel".

      Bei dem 21730 wollte sich Körting wohl selbst übertreffen indem sie, soweit ich das das im Moment sehe, die Dynamikregelung in die Gegenkopplung einbezogen haben. Zudem ist das Schaltbild etwas gewöhnungsbedürftig gezeichnet, auch die zahlreichen Schalter verwirren etwas, und ich muss sagen: ich blicke da noch nicht durch... aber ich werde daran arbeiten. Bei Gegenkopplungen hat man das Problem, dass man alles andersherum betrachten muss.

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo miteinander

      @ Thorben: Danke auch von mir, das schaue ich mir gerne einmal an. Daß die Lautsprecher nicht von Körting stammen, ist übrigens nichts ungewöhnliches; Chassis von Isophon, SEL, Magnetfabrik Dortmund usw. sind in Radios zahlreicher Fabrikate von Nordmende, Telefunken, etc. zu finden. Von den großen Herstellern fallen mir spontan Grundig, Graetz, Saba und Siemens ein, die eigene Chassis verbaut haben - nur als sehr kurze Info.

      @ Peter: Danke für Deine Einschätzung des Dynamik-Expanders, nach der ich dieses Projekt auf meiner to-do-list doch etwas nach unten verschieben werde...

      Viele Grüße
      Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Hallo allerseits,

      es ist mir jetzt gelungen einen groben Überblick über die Schaltung zu gewinnen und ein entsprechendes Simulationsmodell zu erstellen. Die Regelung greift auf die Gegenkopplung zu indem sie den 12K Widerstand W806 (W906) mehr oder weniger überbrückt - im Ruhezustand ist er max. überbrückt die Verstärkung hat ihren minimalwert. Bei zunehmendem Signal wird die Röhre hochohmiger somit steigt infolge verminderter Gegenkopplung der Verstärkungsfaktor an.

      Die Steuerspannung für die Regelung wird durch Gleichrichtung der von den Anoden der Endröhren über 220p abgegriffenen Signalspannungen in der Form gewonnen, dass die sich ergebenden Gleichspannungen beider Anoden summiert werden. Diese Spannung wird dann über ein dreistufiges Integrationsglied dem Steuergitter der Regelröhre EM85 zugeführt, deren Innewiderstand sich entsprechend der zugeführten Steuerspannung ändert - damit ist der Kreis geschlossen. Da die Spannungen an den Anoden über 220pF, also über einen Hochpass ausgekoppelt werden, sind haben die Bässe keinen Anteil am Regelvorgang.Das bedeutet aber nicht, dass die Bässe nicht mit geregelt werden.



      Die eingeblendete Grafik soll einen ungefähren Eindruck des Regelumfanges vermitteln, er umfasst ca. 11dB, dies entspricht einem Faktor von 3,5. Vorgaben: Lautstärkeregler auf etwa 20° von Null, Bässe und Höhen max.

      Ein weiterer Unterschied zu der Telefunken-Version besteht darin, dass es sich hier um eine "Rückwärts-Regelung" handelt, d.h. die Regelspannung wird bei dieser Version am Ausgang des Verstärkers, also an der Endstufe abgegriffen.

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo allerseis,

      um die Funktion der 21730 Dynamik-Dehnung ein wenig zu verdeutlichen habe ich einmal die wesentlichen Teile der Regelung in einer Handskizze erfasst. Das Bild werde ich jetzt gleich einblenden, an der Beschreibung arbeite ich noch. Vielleicht hat ja der Eine oder Andere etwas Muße sich eigene Gedanken über die Arbeitsweise der Schaltung zu machen.



      Eigentlich habei ich eine grobe Beschreibung schon in post026 vorweggenommen. Nun zur Sache: von der EM85 habe ich nur die Triodenfunktion eingezeichnet, welche als steuerbarer Widerstand wirkt Der Arbeitspunkt wird über die rot gekennzeichnten Komponenten eingestellt über die beiden 240K und den 1,5K Widerstand wird die Anodenspannung zugeführt, zwischen den beiden 240K wird über 39M dem Gitter eine postive Vorspannung zugeführt, dadurch wird die Röhre leitend und ihr Innenwiderstand erreicht seinen kleinsten Wert.

      Die an einer separaten Wicklung anstehende Gegenkopplungsspannung durchläuft das grün gekennzeichnte Gegekopplungsnetzwerk und führt über W806 zum Fußpunkt des Lautstärkepotis und über dessen Schleifer zum Gitter der EABC80, so ist der Gegenkopplungskreis geschlossen. Parallel zu W806 liegt der niederohmige Innenwiderstand der EM85, die Gegenkopplung ist somit voll wirksam.

      Gelangt jetzt ein NF-Signal an das Gitter der EABC80 durchläuft es ganz normal den NF-Verstärker bis zum Lautsprecher. An der Anode der EL84 wird über einen kleinen Kondensator (220p) das NF-Signal ausgekoppelt und einer Diode zugeführt. Hier wird die Wechselspannung gleichgerichet und die an W502/C502 anstehende Richtspannung über drei Integrationsglieder dem Gitter der Regelröhre (Stellorgan) zugeführt. Der Weg der Steuerspannung ist lila gekennzeichnet.

      Wenn jetzt die Ausgangsspannung des Verstäkers größer wird, vergößert sich auch die Negative Steuerspannung am Gitter der Regelröhre, welche dadurch ihren Innenwiderstand vergrößert und damit der Gegenkopplungsfaktor verringert, die Verstärkung steigt an. Die maximale Verstärkung wird durch W806 begrenzt. Falls also Ri der Regelröhre sehr hoch wird, ist immer noch der 12K Widerstand wirksam.

      Bei leisen Passagen sinkt die Verstärkung wieder, weil dann auch die Richtspannung sinkt und damit die Regelröhre die Verstärkung wieder absenkt. Da diese Regelung der Signalspannung folgt werden die lauten Passagen in der Lautstäke angehoben, die leisen werden mit der Grundverstärkung übertragen. Es handelt sich somit um eine dynamische Regelung, welche auf Aplitudenunterschiede des NF-Signals reagiert. Die Funktion der Schaltung hängt im Wesentlichen von der geschickten Dimensionierug der Integarationszeitkonstanten ab, trotzdem ist letztendlich nur eine mehr oder weniger wirksame Kompromißlösung erzielbar. Dies ist auch der Grund, weshalb sich diese Schaltung nicht allgemein durchgesetzt hat.

      Ich hoffe das einigermaßen verständlich dargestellt zu haben und bin für jeden Verbesserungsvorschlag dankbar.
      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Wow Peter, es ist immer wieder beeindruckend, diese ganzen Pläne und Grafiken von dir zu sehen.
      Leider versteh ich davon ja nun nicht allzu viel. Aber was würdest du denn jetzt als Resumée sagen?
      Besser/Schlechter gemacht als andere Marken oder überhaupt kein Unterschied? Immerhin schwärmen alle vom Körting Dynamic und nicht von anderen Radios. Das würde mich wirklich mal interessieren ;)



      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Heino,
      Ich meinte das natürlich auf technischer Ebene ;) Ich weiß, dass subjektive Fragen nie zu einem Ende führen.
      Ich meinte eigentlich den technischen Aufwand, welches Gerät mit Dynamic denn nun am aufwändigsten geschaltet ist. Ich werde Morgen vielleicht mal Bilder vom Chassis machen, oben drauf herscht ein richtiger Kabelsalat, da kann ich kaum das Chassis putzen, so viele Kabel hängen da oben ;)
      Unten geht es übrigens, da kommt man schön leicht an fast alle Kondensatoren dran.


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      So, das Gehäuse ist fast fertig, eben noch die Zierleisten lackiert und alles zusammengebaut, eine Leiste um das mag. Auge muss nochmal lackiert werden, da hab ich dummerweise reingepatscht, als der Lack noch nicht trocken war.
      Hier mal ein paar Bilder, auf dem Bild sieht man ein paar dunkle Flecken untenrum sehr stark, in echt sind die garnicht so stark zu sehen ;)






      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Thorben,

      da hast du dir aber sehr viel Mühe gegeben, das Teil steht ja fast besser als neu auf deinem Arbeitstisch. Jetzt musst du nur noch die HF-Sektion zum Leben erwecken.

      Nun noch ein kurzer Kommentar zur Leistung des Gerätes. Bei Mono Betrieb gibt die Gegentakt-Endstufe bestimmt gute 12Watt an die Lautsprecher ab. Daher hast du ausreichend Leistung, um auch die Dynamik einer guten CD auszunutzen. Ob jetzt der Dynamikexpander einen wirklichen Gewinn bedeutet, kann man so nicht sagen; theoretisch sollte er einen Dynamikzuwachs von 10dB bringen. Das wird aber wenn überhaupt nur bei einer passenden Lautstärke auszuschöpfen sein. Und ich denke dazu gehört auch das passende Musikmaterial, es muss schon von Hause aus über eine gewisse Dynamik verfügen, um diese dann noch etwas auszuweiten.

      Sonst wird bei diesem Gerät noch einiger Zauber mit der Lautsprecher Beschaltung gemacht, dieses könnte beindruckende Klangvariationen bewirken. Letztendlich ist es auch entscheidend in welcher akustischen Umgebung das Gerät steht. Das allerletzte Kriterium ist auf jeden Fall der Hörer (Mensch) selbst mit seinem persönlichen Klangempfinden...

      Bei Stereo-Betrieb verfügt das Gerät über zwei normale EL84 Endstufen, welche mit ihren 5W pro Kanal auch schon etwas Druck machen, aber für diese Betriebsart benötigst du noch eine externe Box, dann hat diese auch noch einen starken Einfluss auf das resultierende Klangbild.

      Insgesamt ist das NF-Teil unter Standard einzustufen, es verfügt über eine Triode zur Vorverstärkung, wobei bei Mono Betrieb eine davon zur Phasenumkehr genutzt wird. Die Jungens haben also bei der Röhrenbestückung ein wenig geknausert. Es ist daher nicht mit üppigen Verstärkungsreserven zu rechnen.

      Das HF-Teil ist auch Standard - UKW 2 ZF-Stufen, bei einer Zwischefrequenz von 10,7MHz ist die UKW Empfangsempfindlichkeit etwas geringer als bei vergleichbaren Saba mit 6,75MHz Zwischenfrequenz. Ob man das aber in der Praxis bemerken wird ist fraglich, die Unterschiede würden ohnehin nur bei Fernempfang zum Tragen kommen und sind bei dem momentan noch dichten Sendernetz ohne Belang.

      Bei AM liegt das Gerät auch im grünen Bereich und hat durch die BandbreitenUmschaltung ein Feature, welches den Standard schon überschreitet.

      Also insgesamt schon ein sehr beachtliches Gerät, wenn man es unter dem Aspket eines Versanhaus-Artikels betrachtet. Ich bin noch gespannt auf die Fotos des Chassis, denn am mechanischen Aufbau scheiden sich oft die Geister.

      So, nun habe ich genug gesülzt und wünsche dir viel Spass mit dem Gerät.

      Freundliche Grüsse, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Achim,

      genau diese Effekte wollte ich auch erwähnen, aber ich wollte niemand damit erschrecken. Ich hatte damals auch ein solches Gerät und es lieferte nur einigermaßen brauchbare Ergebnisse, wenn die Pegel exakt in das System paßten. Trotzdem waren bei geauem Hinhören immer die lästigen Rauschfahnen zu vernehmen.

      Heute wäre ich da wahrscheinlich nicht mehr so kritisch, ich bin froh, wenn ich an guten Tagen noch 12kHz hören kann. Aber das HIGHCOM war auf jeden Fall ein Flop, und nach deiner Beschreibung gehörst du auch zu den High Com Geschädigten - aber ich glaube die jungen Leute wissen garnicht so richtig vovon wir da reden.

      Freundliche Grüße, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,
      Deine Erklärung hört sich prima an. Jetzt weiß ich endlich, wo genau ich das Gerät einordnen kann.
      Im FM Teil ist sowieso alles Standart, das UKW Kästchen benutzen auch TFK und Blaupunkt ;) Genau das gleiche hatte ich schon in mindestens 4 anderen Radios ;) Bis jetzt war es immer gani in Ordnung, aber nicht wirklich ein Wunderempfänger.
      Bilder vom Chassis kann ich gleich auch noch machen, ich bin grad dabei es noch ein klein wenig zu putzen, sofern das bei dem Gerät überhaupt machbar ist ;)


      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Peter,

      bei High Com hatte man vor seiner Einführung ja große Erwartungen gehabt, die dann nach wenigen Stunden Praxistest purem Entsetzen wichen.
      Impulse wurden regelrecht im Anstieg abgeschnitten, die Wiedergabepegel schwankten, das Ganze klang entsetzlich. Ab diesem Zeitpunkt habe ich keinerlei Rauschunterdrückungssysteme mehr benutzt - was ist schon ein leises Hintergrundrauschen gegenüber diesen "Nebenwirkungen".
      Diese Deutsche Innovation hat sich am Markt nicht durchgesetzt - zu Recht.

      Umgekehrt verhielt es sich beispielsweise bei der dynamischen piezoelektrischen Kopfnachführung bei Grundigs / Philips's Video 2000 System. Eine geniale Idee mit enormen Vorteilen, die sich damals leider nicht durchgesetzt hat.

      Nun, mittlerweile sind beide zugrunde liegenden Probleme durch die digitale Signalverarbeitung obsolet geworden...
      Achim
      So, Hier sind die versprochenen Bilder vom Chassis, ich muss noch ein wenig im Bereich Ausgangstrafo putzen und auch die Kontakte reinigen, allgemein die Mechanik muss noch bearbeitet werden.
      Ein ganz großes Minus bei allen meiner bekannten Körting Geräte:
      Kein Schwungrad auf UKW! Nur auf AM hat Körting ein Schwungrad verwendet, aber das ist schon im 430W von 1953 so ;)








      Na mal sehen, wie die Experten über den Aufbau urteilen, es ist schon ein großes Durcheinander, zumindest oben auf dem Chassis, wobei das typisch Körting ist, wenn man Körting kennt, weiß man auch, wo man was suchen muss, ähnlich wie bei SABA, ein Neuling muss da auch erstmal viel suchen ;)



      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)