Die PCC84 mit Doppelkathodenanschluss

      Hallo an die Experten,

      da ich mich momentan mit meinem SW-Fernseher beschäftige, versuche ich mich etwas tiefer in die Materie einzulesen.

      Dabei fiel mir folgendes auf, zu dem im Text keine Erklärung stand:

      Die im Kanalwähler eingesetzte PCC84 hat im Einsersystem zwei Kathodenanschlüsse, die auf gleichem Potential liegen. Warum hat man dies so ausgeführt ? Potentialausgleich zwischen "Kathodenanfang" und "-ende" in der dynamischen Schaltung ?




      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      das ist ein interessantes Detail!
      Die PCC84 war ja ausrücklich als VHF-Vorstufenröhre in Kaskodenschaltung gedacht. Sie sollte auch die - damals - "hohen" Frequenzen des TV-Bandes III verarbeiten.

      Da die Hersteller davon ausgingen, dass die Röhre dann auch in Kaskodenschaltung betrieben wird, muss der Schlüssel zur Frage, warum die beiden Trioden sich konstruktiv unterscheiden, in den schaltungstechnischen Unterschieden der beiden Kaskodenstufen liegen. Die Frequenz ist ja in beiden Systemen dieselbe.

      Die erste Stufe - und das soll das System 1 sein - arbeitet in Kathodenbasisschaltung und hat einen hohen Eingangswiderstand.
      Die zweite Stufe in Gitterbasisschaltung hat einen niedrigen Eingangswiderstand.

      Die Kathodenbasisschaltung in der VHF-Vorstufe oder UKW-Vorstufe hat ihren Vorteil aufgrund der Tatsache, dass der hohe Eingangswiderstand eine Spannungsherauftransformation gestattet, die, wie man oben im Schaltbild sieht, durch den Übertrager geleistet wird. Die Triode selbst verstärkt gar nicht, da ihr Ausgang durch den niedrigen Eingangswiderstand der zweiten Kaskodenstufe belastet wird!

      Alles, was den Eingangswiderstand der Triode in Kathodenbasisschaltung zu sehr herabsetz, führt dazu, dass sie Ihre Vorteile verliert.

      Hier gibt es zwei Effekte: Die Kathodeninduktivität, die bei niedrigeren Frequenzen noch vernachässigt werden kann, führt bei höheren Frequenzen zu einer Vergrößerung des Eingangsleitwertes und damit einer Verringerung des Eingangswiderstandes.
      Weiterhin belasten ab einer Frequenz von ca. 400 MHz Influenzströme den Eingangskreis und führen zu einer weiteren Verringerung des Eingangswiderstandes.

      All dies führt dazu, dass es ab diesem Frequenzbereich nicht mehr sinnvoll ist, Stufen in Kathodenbasisschaltung zu betreiben, da der oben genannte Vorteil nicht mehr besteht.

      Hier im VHF-Bereich setzt man die Kathodeninduktivität noch mit einem zusätzlichem Masseanschluss herab, bei höheren Frequenzen klappt das nicht mehr - deshalb finden sich in UHF Vorstufen nur noch Gitterbasisschaltungen.
      Achim
      Alle Datenblätter sagen in der Tat, dass die Röhre speziell für Kaskodenverstärkung entwickelt wurde, wobei strikt System 1 mit der Kathodendoppelausführung für die Kathodenbasisschaltung, also die Eingangsstufe eingesetzt werden muss !!

      Achims Ausführung klingt plausibel um den Eingangswiderstand so hoch wie möglich zu halten, die Induktivität gegen Null zu drücken.

      Mal sehen ob andere Profis ähnlich argumentieren.

      Gruß, Dieter