UKW Abgleich für Philips Capella 643

      Hallo an die Mitleser.

      ich habe eine Philips Capella 643 zur Reparatur bekommen. Auf die Schnelle:

      - Im Inneren ein Gewusel von Bindfäden, KEINE der Verseilungen ist aufgezogen, der FM-Zeiger fehlt.

      - Am Gehäuse ist rechts unten die Verklebung gebrochen.

      - Kein UKW Empfang, der aber nach Tausch einer defekten ECH81 wieder ansatzweise funktionierte. ALLE Trimmer haben gebrochenen Sicherungslack !

      - ein Trimmer an der UKW-Box war durchgestoßen, soll heißen, die Gewindefunktion ist hinüber, er läßt sich aber wenigstens schieben...

      - Schaltbild und Seillaufplan habe ich, was mir dringend fehlt, ist der FM-Abgleich. Vielleicht hat ihn jemand auf seiner Platte.

      Zur Entschädigung vorab schon mal das NF-Teil der Capella. Nicht wie man glauben könnte eine Stereo Endstufe, nein - zwei Mono-Endstufen werkeln auf zwei LS, einmal NT und einmal HT. Auch eine interessante Variante, die Philips ja in seinen Modellen öfters praktizierte, s. Capella 753.

      Weitere Bilder folgen, wenn das Radio wieder hübscher aussieht...



      Gruß, Dieter
      Hallo allerseits,

      passend zu der oben gezeigten Endstufe habe ich in der Funkschau 12/1955 einen Gerätebericht gefunden. Dort steht über den NF-Teil zu lesen:

      ---- Zur NF-Verstärkung dienen die beiden Triodensysteme einer Doppelröhre ECC83 in Kaskadenschaltung. Die Lautstärkeregelung erfolgt vor der ersten Triode; der 12nF Kondensator am Fußpunkt bewirkt die die gehörrichtige Tiefenanhebung bei kleinen Lautstärken, während der 33pF Kondensator im oberen Teil die Höhen anhebt. Dadurch werden nur die Mittellagen in der unteren Stellung des Lautstärkereglers abgesenkt.

      Zwischen den beiden Triodensystemen liegen die Klangregler für Höhen und Bässe. Sie arbeiten als sogenannte Fächerentzerrer nur im direkten Verstärkungsweg, also nicht im Gegenkopplungskanal. Eine Gegenkopplung wurde grundsätzlich vermieden, um unerwünschte Phasendrehungen auszuschalten. Der Höhenregler besteht aus einem Spannungsteiler, der infolge des kleinen Kondensators von 470pF im oberen Teil vorwiegend mittlere und hohe Frequenzen führt. Ein mehr oder weniger großer Teil wird davon mit dem Schleifer des Potentiometers abgegriffen und gelangt über 3,3nF und 47nF zum Gitter der zweiten Triode.

      Bei dem Bassregler bildet der 1nF Kondensator zwischen Schleifer und dem erdseitigen 15kOhm Widerstand einen Nebenschluß für hohe Frequenzen. Über den 2Meg-Regler gelangen also vorwiegend tiefe Töne zum Gitter des folgenden Röhrensystems.

      Hinter dem Vorverstärkerwerden die Höhen und Tiefen getrennt und auf zwei verschiedene Endröhrensysteme EL84 gegeben. Die obere Endröhre erhält über den kleinen Koppelkondensator von 1nF nur den oberen Teil des Spektrums. Diese Endröhre betreibt den Duo-Lautsprecher mit Hochtonkegel. Die mit großen Amplituden auftretenden tiefen Töne können also die Höhenlagen weder in der Endröhre, noch im Ausgangstrafo oder am Lautsprecher modulieren. Intermodulationsverzerrungen, die einen leicht heiseren und rauen Klang erzeugen, sind damit wirksam verhindert.

      Für die Höhenwiedergabe werden keine statischen oder Kristall-Lautsprecher verwendet , sondern die von Philips zu großer Vollkommenheit entwickelten dynamischen Breitbandsysteme mit Hochtonkegel strahlen das Frequenzband bis 18 kHz ab. Das Ergebnis ist eine glasklare Wiedergabe hoher Frequenzen, ohne das bei statischen Hochtönern bisweilen auftretende störende Knistern.

      Die tiefen Töne für die andere Endröhre werden an dem erdseitigen 6,8nF Kondensator abgegriffen. Diese Endstufe ist durch die Bemessung des Ausgangsübertragers vorwiegend für die Verstärkung der unteren Tonlagen eingerichtet. Die Wiedergabe erfolgt durch einen großen Tieftonlautsprecher. Die Trennfrequenz der beiden Kanäle liegt bei etwa 800Hz.

      Die Wiedergabe des Testgerätes entsprach voll den Erwartungen, die man bereits beim Studium der Schaltung voraussagen konnte. Der Klang steht sauber und frei im Raum, ohne die bei übertrieben großen Gegenkopplungsmaßnahmen manchmal zu beobachtende brutale Betonung. Es scheint, daß mit diesem Prinzip ein Weg beschritten worden ist, der die natürliche Wiedergabe mit einfachen, gut übersehbaren und gegenseitig sich nicht beeinflussenden Schaltmitteln erreicht. ----
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Dieter,

      so wie es aussieht hast du das gleiche Schaltbild wie ich. Dort sollte unten rechts die Abgleichanleitung zu finden sein. Trotzdem stelle ich jetzt hier den entsprechenden Teil ein:



      Die Anleitung ist zwar etwas spartanisch ausgelegt, aber sie enthält alle wichtigen Hinweise und wenn man nichts besseres hat kann man ganz gut damit leben. Hast du denn einen Lageplan zu diesem Gerät in welchem die Abgleichpositionen ersichtlich sind? -- Habe dir den Plan mal an deine E-mail Adresse gesandt.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Moin,
      die Beschaltung der Eingangstriode in der ECC83 kommt mir etwas merkwuerdig vor.
      Kein Katodenwiderstand, Gitterlableitwiderstand nur 470k. Wenn man sonst 10M verwendet, um ueber den Anlaufstrom die Gittervorspannung zu bekommen, wird das mit diesem "Kurzschluss" wohl kaum gelingen.
      Entweder fehlt in der Zeichnung ein Katodenwiderstand, oder der Wert des Gitterableitwiderstandes ist falsch eingetragen.

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      Peter
      Hallo Peter,

      über diese eigenartige Beschaltung habe ich mich auch schon gewundert, deshalb habe ich eben im Gerät nachgesehen - und das Schaltbild stimmt damit überein. Ich werde aber gleich mal in mein altes Röhrenbuch schauen, was dieses dazu zu sagen hat.
      ----
      Über diese Betriebart mit 470k Gitterableitwiderstand schweigen leider auch die Röhrenbücher; dort findet man nur die üblichen, uns bekannten, Schaltungsvorschläge entweder mit Katodenwiderstand oder 10Meg am Gitter. Trotzdem funktioniert es in dem Philips Gerät und der Anodenstrom beträgt dabei schlappe 0,57mA zu 0,49mA in einer äquivalenten 10Meg Applikation mit Ra=220K und Ub=200V. Da wundert man sich doch ein wenig...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo,

      heute habe ich mich dem UKW-Tuner gewidmet. Mit Peters Unterlagen habe ich den Tuner wieder soweit, dass er vernünftig empfängt, wenn auch in geringer Lautstärke. Vor dem Ausbau hatte er Mikrofonieeffekt, d.h. beim Klopfen oder Bewegen zuckte der Fächer und der Empfang wurde mit Krachen untermalt.

      Nun habe ich alle Lötstellen nachgelötet und werde morgen einen zweiten Anlauf wagen.

      Gibt es erfahrungsgemäß irgendwelche neuralgischen Bauteile, die diese Eigenschaft gerne hervorrufen ??

      Der Tuner ist ein Vario mit eigenwilligem Aufbau, wie man sehr leicht sehen kann. Hier werden Kupferstreifen um einen Kunststoffkörper gewickelt, um die beiden Kreise abzustimmen. Hatte ich bisher noch nicht gesehen. Die Bewegung der beiden Kerne erfolgt unterhalb mithilfe einer gegenläufigen Verseilung; die Seilspannung übernimmt oben die Ulenkrolle.





      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      dieser Aufbau der Variometerspulen mit dem dünnen Kupferband und den Alu-Kernen war in der weit verbreiteten und beliebten Telefunken UKW üblich - die hatten noch zusätzlich eine dritte nach außen geführte Variometer-Spule, welche in Reihe zur KW-Oszillatorspule lag und als Kurzwellenlupe diente.

      Das Besondere an diesem Philips UKW-Mischteil ist, dass sich die Spulenkerne durch eine raffiniert ausgeklügelte Hebel-Mechanik mittels je einer Stellschraube getrennt abgleichen lassen, bei diesem Abgleich dient die gefedert gelagerte Umlenkrolle (Spannrolle) zusätzlich als Ausgleichselement.

      Diese Box ist ähnlich der von Telefunken ein sehr robustes Modul und hat keine prinzipiellen Schwachstellen, bis auf die Trimmer, deren Spindeln gelegentlich wegen Oxydation Kontaktprobleme bereiten und oft bereits durch leichtes hin und her Drehen zu beheben sind (manchmal kann etwas Unterstützung mit z.B. Tuner600 nötig sein) - sonst sind noch die üblichen Kontaktprobleme innerhalb der Röhrenfassung zu benennen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Danke Peter !

      Die Abgleichmechanik mittels dieser Stellschrauben habe ich schon bewundert, wirklich eine kluge Erfindung und sooo einfach.

      Sorgen bereitet mir der Trimmer C17. Wie ich schon oben erwähnte, rutscht sein Kern widerstandslos durch, die Feder für den Gewindegang ist nicht mehr vorhanden. Ich hoffe, dass ich die Einstellung so hinkriege und ihn dann mit Lack fixieren kann.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      da ist sie wieder, die typische Philips-Handschrift.

      geschickte Konstruktion, an der Schaltung im Zweifel nichts auszusetzen, Funktion einwandfrei.
      Aber wo Saba verkupfertes Blech hat, ist hier verzinktes Blech, Wo Saba Silberdraht verwendet hat, bei Philips Kupferfolie, bei Saba Glasstab, bei Philips Plastikrohr und Skalenseil und natürlich bei Philips nur 2 Kreise abgestimmt...

      Noch viel sparsamer als die Schwaben war man immer in Eindhoven ;)
      Achim
      Kurzer Erfahrungsbericht:

      ich habe mir die Angelschnur

      http://cgi.ebay.de/RUND-GEFLOCHTENE-DYNEEMA-ANGELSCHNUR-0-48mm-270m-BRAUN-/120599222315?pt=DE_Sport_Angelsport_Angelschn%C3%BCre&hash=item1c1446182b#ht_4353wt_951

      in der Stärke 0,48 mm gekauft und die Verseilung in der Capella neu gemacht. Die Verarbeitung ist hervorragend, das Handling ebenfalls. Ich kann die Schnur nur empfehlen !! Dazu kommt noch eine erstaunliche Reißfestigkeit von 48 kg.

      Zusatz: auch hier sieht man eine relativ simple Lösung für die AM/FM Umschaltung. Zwei Gummikupplungen werden einfach durch Schnappfederchen gegeneinander gedrückt.



      Gruß, Dieter
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