Freiburg 100 Fehler in Endstufe

      Hallo,

      nachdem ich letzte Woche krankgeschrieben zu Hause verbracht habe,
      aber nicht das Bett hüten musste, fand ich Zeit, mich an ein weiteres
      Großprojekt zu machen, die Restaurierung eines Freiburg 100.
      Ich möchte dabei auf keine allgemeinen Dinge eingehen, die dabei
      Routinearbeiten sind, wie Kondensatoren-Tausch , gängig machen der Antriebe und Seilzüge, etc.pp.
      Wobei dieses Chassis mich doch im Vergleich schon sehr viel an Arbeit und Nerven gekostet hat... ;)

      Aber nun zur eigentlichen Frage:

      Das Gerät hat ein Problem in der Endstufe, daß ich noch nicht gefunden habe, folgender Zustand:

      Rundfunkempfang:
      Lautstärke deutlich zu wenig, Klang zu dumpf (Höhen fehlen, aber Höhenregler funktioniert), aber alle Lautsprecher gleichmäßig.

      TA-Funktion (geprüft mit MP3-Player).
      Mono: Zustand wie bei Rundfunk.
      Stereo: Linker Kanal: Volle Lautstärke bei bestem Klang ! Rechter Kanal sehr, sehr leise und dumpf.

      Ich habe dann die Kanäle separat betrieben, indem die EF86 und EL84 des jeweils nicht zu prüfenden Kanals entfernt wurden und festgestellt, daß auch im Rundfunk - Betrieb der rechte Kanal sehr viel leiser ist wie der linke.
      Was aber nur zu hören ist, wenn wie beschrieben , die eine EL84 fehlt. Beim Einsetzen der zweiten EL84 wird das Radio dann wieder deutlich lauter, aber auf beiden Kanälen gleichmäßig. Nur eben insgesamt zu wenig und zu dumpf.

      Irgendwas scheint den rechten Kanal "herunterzuziehen", und der beeinflußt dann auch den linken Kanal. Nur wenn wie bei Stereo der linke Kanal dann vom rechten getrennt ist, dann ist wenigstens links Alles in Ordnung.

      So, und jetzt fangen die Probleme an: Die Schaltung des rechten Kanals habe ich Bauteil für Bauteil verfolgt, Kondensatoren (auch die Neuen) und Widerstände gemessen, die Schaltung geprüft: Ich finde keinen Fehler.
      Neue Röhren haben keine Veränderung gebracht...

      Meine letzte Vermutung war, daß der rechte AÜ ein Problem haben könnte, aber zumindest ohmisch ist er mit dem 2. AÜ identisch.

      Frage an das Publikum: Kann trotzdem ein Fehler im AÜ so ein Fehlerbild erzeugen ? Oder deutet dieses Fehlerbild auf einen anderes Problem hin ?
      Wäre um alle Ideen dankbar !

      Viele Grüße
      Martin

      PS: Rechter Kanal ist der mit x am AÜ-Ausgang gekennzeichnete Kanal



      Hallo Martin,

      der Fehler tritt also nur auf, wenn die beiden Endstufen zusammen im Gegentakt arbeiten.

      Bei deiner Fehlersuche läßt sich also die Arbeit auf den rechten Kanal im Stereobetrieb beschränken, wo die rechte EL84 im Eintakt arbeitet.

      Kannst du ein NF-Signal an den G1 der einzelnen Röhren einspeisen ? Wie sind die Spannungen im rechten Kanal ? Der Fehler sollte doch relativ schnell lokalisierbar sein.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      ja , Fehler immer, ausser auf Links (y) im Stereo-Betrieb.
      Also Fehler irgendwo im rechten Zweig.

      Ich hatte auch schon mal an eine Signalweg-Verfolgung gedacht, und dann Vergleich rechts/links.

      Habe das aber noch nie gemacht. Einen Signalgenerator hätte ich
      allerdings...

      Also, wie geht das ? Einfach z.B. 1kHz Sinus über Kondensator an G1 EF86 bzw. G1 EL84 , und dann mit Oszi im Vergleich an x bzw y messen ??

      Versorgungsspannungen hatte ich schon geprüft, aber ich schaue auch noch ein zweites Mal heute abend danach.

      Ebenso werde ich mir den Mono-Stereo - Umschalter nochmals genauer ansehen, den ich zwar schon etliche Male betätigt habe, aber der doch auch eine Ursache sein könnte. Mal mit Bremsenreiniger spülen z.B.

      Eine weitere Fehlerquelle, über die ich gestolpert war, kann man übrigens auch ausschliessen: Die zusätzlichen Lautsprecheranschluß-Buchsen Li/Re haben einen internen Schalter, bei Einem der Beiden war der defekt, da ging nichts durch. Habe aber beide Schalter der Buchsen ausser Betrieb genommen.

      Grüße, Martin
      Hallo Martin,

      am einfachsten müßte der Fehler zu finden sein, wenn du das Gerät auf Stereo-Betrieb aktivierst. In diesem Fall hast du es mit zwei nahezu identischen Mono Verstärkern zu tun. Bevor du mit den folgend vorgeschlagenen Signalmessungen beginnst solltest du zunächst alle Gleichspannungen kontrollieren - sie sind im Schaltbild angegeben. An der Katode der EBC91 (pin2) sollten ca. 30V anliegen.

      Den Signalgenerator (z.B. 1kHz Sinus) speist du dann in die TA-Diodenbuche (3-pol) ein, wobei du die Anschlüsse 1 und 3 verbindest. Jetzt kannst du mit dem Oszilloskop das Signal in beiden Verstärkerzweigen verfolgen und beobachten ob sie in beiden Kanälen an den identischen Messpunkten etwa gleich groß sind.

      Hinweise: Um mit sinnvollen Amplitudenwerten zu arbeiten, sollten an den Ausgängen x/y etwa 0,5V~ anliegen - diese 0,5V~ stellst du zweckmäßigerweise an dem heilen Ausgang ein; da der Messton auf Dauer sehr nervig ist, sollten die Lautsprecher während der Messungen durch ca. 10 Ohm 1Watt Widerstände ersetzt werden; beide Lautsprecher! Das Gerät darf nie ohne Last betrieben werden. Nach dieser Vorbereitung kannst du dann als erstes die Signale an den Anoden der beiden EF86 (pin6) messen und vergleichen; danach die Werte an Anode und Katode der EBC91 (pin2, pin7) und dann schaust du was an den Steuergittern der beiden Endröhren (pin2) ansteht usw. Wenn du aber Eingangs bereits an beiden LS-Ausgängen gleiche Spannungen vorfindest wäre das ein Zeichen, dass kein Fehler vorliegt. Die 10 Ohm 1Watt Dummy-Widerstände an den Ausgängen sind nicht zur Leistungsmessung geeignet die Spannung sollte nach dem Ohmschen Gesetz ca. 3,2V nicht überschreiten.

      Auf diese Weise kannst du schnell unerlaubte Abweichungen zwischen beiden Kanälen feststellen.

      Laut Schaltbildangaben ist der obere Kanal, welcher zum LS-Ausgang "x" führt der linke und dementsprechend der untere der rechte Kanal - dies um Missverständnissen vorzubeugen.

      Der untere (rechte) Kanal unterscheidet sich von dem linken dadurch, dass in dessen Signalweg noch eine zusätzliche Triode eingefügt ist. Diese Triode hat die Verstärkung 1 und dreht lediglich die Phase um -180°. Du musst daher an der Katode und an der Anode dieser Triode gleichgroße ~Signale nur mit gedrehter Phase messen.

      Eigentlich ist diese Phasenumkehr nur für den Gegentaktbetrieb (Mono) erforderlich; jedoch wegen der sich bei Gegentaktbetrieb subtrahierenden Spannungen der beiden AÜ's wird die Phase bei Stereo im unteren Kanal gewendet, damit die beiden Lautsprecher auch im Stereo-Modus gleichphasig angesteuert werden - dies zur Erklärung der zusätzlichen Triode im rechten Kanal. -- Du erkennst die Notwendigkeit dieser "Phasendreherei" auch daran, dass im oberen Kanal das "schwarze" Ende und im "unteren" Kanal das braune Ende der Lautsprecherwicklung an Masse liegt.

      Anmerkung: Das Oszilloskop solltest du bei den Signalmessungen auf "AC" betreiben, damit die unterschiedlichen Gleichspannungen an den Meßpunkten nicht zu Irritationen führen.

      Ich hoffe dir mit diesen Hinweisen ein wenig helfen zu können und wünsche dir viel Erfolg bei der Fehlersuche. Ich denke du wirst weiter berichten...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      vielen Dank für diese super Anleitung !

      Ich wollte eigentlich noch heute diese Messung durchführen, habe aber festgestellt, daß ich doch keinen Signalgenerator mehr hier zu Hause habe,
      ich werde mir morgen aus der Arbeit Einen ausleihen und dann zu Werke gehen.

      Allerdings ist dieser FR ein Nervtöter: Heute wollte ich
      wenigstens die statischen Versorgungsspannungen der Röhren in der Endstufe messen, und dann messe ich an der EL84 des defekten Kanals immer wieder andere Werte an der Kathode...
      Ich dachte schon, "wer misst, misst eben Mist", weil auch der erneute Elko-Tausch nichts daran änderte. Bis ich beide 270 Ohm Widerstände ausgetauscht hatte, dann war die Spannung stabil bei ca. 7V. Den ausgebauten Widerständen sieht man Nichts an und sie haben 270 Ohm :(
      Nun, offensichtlich hat sich Einer der Widerstände als Heißleiter empfunden ;)

      Aber an dem Grundproblem hat sich leider Nichts geändert...

      Ich berichte natürlich , sobald ich weitere Messungen gemacht habe.
      V.a. nach der Messung mit Signalgenerator.

      Viele Grüße, Martin
      Hallo Martin,

      die Messung des Ohmschen Widerstandes der Wicklungen des Übertragers sagt wenig aus. Auch bei völlig korrekten Werten kann durchaus ein Windungsschluss vorliegen. Er wirkt sich erst negativ aus, wenn der Übertrager mit Wechselspannung betrieben wird.

      Ich fürchte, Du musst die Problematik, auf die Hans hinweist mit einbeziehen.

      Leider hatten wir bei diesen Modellen schon häufig defekte Ausgangsübertrager.
      Achim
      Hallo,

      das wird jetzt peinlich - für mich :fart: :

      Das Problem habe ich selbst fabriziert.
      Typischer Anfängerfehler.
      Obwohl ich seit vielen Jahren Radios repariere,
      aber davor ist man einfach nicht gefeit:

      Ich habe einen Elko beim Tausch falsch
      angeschlossen und dadurch einen NF-Kurzschluß verursacht,
      statt an Schirmgitter g2 der EF86 habe ich den Elko 1 uF potiseitig an
      C92 (22nF) dazugelötet. Damit einen sauberen NF-Schluss zu Masse hin
      auf dem linken Kanal verdrahtet. :(
      Habe ich gerade beim nochmaligen Check der statischen Spannungen
      mit Schrecken festgestellt...

      Das als abschreckendes Beispiel an Jeden, der wie ich glaubt,
      nach vielen Jahren und Geräten diese Sache im Griff zu haben... :ugly2:

      Mir wenigstens zum Trost: Der Freiburg spielt jetzt spontan so gut, daß ich davon schon wieder begeistert bin....

      Also, beim nächsten Mal wird Alles besser, Danke für die Hilfe,

      Grüße, Martin
      Hallo Peter,

      Danke für die Aufmunterung...

      Blöd halt nur, wenn man behauptet, daß man die Schaltung lt. eigener Aussage Bauteil für Bauteil durchgegangen ist (was auch stimmt, aber auch da ist mir dieser Elko durch die Lappen gegangen :( ), bevor man dann hier im Forum um Hilfe bittet.

      Und dabei habe ich mir ein Verfahren beim Tausch der Teile angewöhnt, welches eigentlich "narrensicher" ist: Ich klemme immer nur EIN Bauteil auf einmal ab, lasse aber an den Anschlüssen einen Teil des Anschlußdrahtes stehen, das heißt, ich knipse die Anschlüsse so ab, daß an den Anschlußstellen die nackten Drähte als Marken stehen bleiben. Erst beim Anlöten des neuen Teils entferne ich diese Relikte dann.
      Aber wie man sieht, schaffen manche Leute es dann trotzdem noch, Teile falsch anzulöten :engel:
      Wobei ich sagen muss, daß das seit sehr langer Zeit das erste Mal wieder war...
      Na ja.

      Grüße
      Martin
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