Fragen zur 600 SH

      Hallo zusammen,

      seit kurzem bin ich stolzer Besitzer einer Saba 600 SH.

      Das Gerät scheint vom Vorbesitzer zumindest im elektrischen Teil weitest gehend saniert worden zu sein; die mechanischen Funktionen bedürfen jedoch noch einiger Nacharbeit. Momentan bin ich dabei, mich anhand der Serviceunterlagen mit den einzelnen Funktionen vertraut zu machen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein wenig Hilfestellung bei den folgenden Fragen leisten könntet:

      1. Einige Teile müssten nachgeschmiert werden. Im Servicemanual wird "WIK 600" erwähnt...was ist das? Was für eine Oelsorte wäre heutigentags kompatibel?
      2. Die Maschine beginnt mit abnehmendem linkem Wickeldurchmesser zu leiern...hier würde ich versuchen, durch Umhängen der Zugfeder der Andruckrolle (wie an anderer Stelle im Forum beschrieben) Abhilfe zu schaffen...oder gibt's eine weitere Empfehlung?
      3. Bevor ich mich an die Justierung der Bandbremsen mache, müsste ich zuerst mein derzeit grösstes Problem lösen: nach Betätigen der Stop-Taste fällt der Bremsmagnet völlig erratisch ab (mal erst nach ein paar Sekunden, mal gar nicht); die Folge ist regelmässiger Bandsalat beim Umspulen...
      4. Und schliesslich: die Bremsfilze sind auch nicht mehr die allerbesten; welches Material könnte als Ersatzlösung verwendet werden?

      Im voraus vielen Dank für eure Unterstützung, und einen herzlichen Gruss an alle,
      Wolfram
      Hallo Wolfram,

      willkommen im SABA-Forum.

      Zu deinen Fragen:

      1. ...ich für meinen Teil wende gerne bei Metallteilen Öl aus dem
      Modellbahn-Bereich an. Für Wellenlager aber eher Sinterlageröl.
      WIK600 ist wohl eine alte herstellergebundene Bezeichnung - das
      wird man heute (nach 40 J) schwerlich umschlüsseln können.
      2. ...die Andruckrolle sollte auch schön sauber sein. Wenn sie bräunlich
      und glatt ist, ist sie stark verdreckt und das Band rutscht zu schnell durch.
      Mit Spülilösung die ausgebaute Rolle gründlich reinigen, Lager trocknen
      und ölen und dann nochmal versuchen.
      3. ...da können sowohl korrodierte Kontakte als auch Bauteile im
      Haltekreis des Relais (zB Kondensatoren) die Übeltäter sein. Hier
      musste man sich anhand des Schaltplanes vortasten.
      4. ...ist das wirkl. Filz? Ggf. könnte auch Kork weiterhelfen - erfordert
      aber in jedem Falle die Neueinstellung der Bremsen.
      Zu dem Thema fällt mir aber ein, dass Forumsmitglied "onkel theo"
      sich auch schonmal ausgiebig mit dem Innenleben dieses Gerätes
      beschäftigt hat und wenn ich mich recht entsinne, waren auch
      die Bremsen ein Thema. Suche mal in diesem Board (Tonbandgeräte)
      nach seinem Beitrag. Liegt etwas zurück... ...die Lektüre lohnt aber.

      Gruss

      Peter
      Saba Daba Dooooo
      Hallo Wolfram und willkommen im SABA-Forum,

      den von PeZett angesprochenen sehr informativen Bericht von Onkel Theo findest Du unter

      - Audio
      - Tonbandgeräte
      - SH 600 - auf ein neues

      erstellt von Onkel Theo am 19.10.2008.

      Die "Verlink-Experten" können das sicher hier irgendwie einfügen.
      Danke im voraus.

      Das ist die "one click" Methode...

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2156
      Hallo PeZett, hallo Klös,

      danke für eure Hinweise.

      Mit dem Abölen werde ich äusserst zurückhaltend sein; nur die mechanisch bewegten Teile wie z.B. der Schlitten der Andruckrolle sollen eine winzige Spur Oel erhalten.

      Andruckrolle und Tonwelle habe ich bereits sorgfältig gereinigt, erstaunlich, wie viel Bandabrieb es da zu entfernen gab...

      Der reich bebilderte thread von Onkel Theo ist wirklich sehr aufschlussreich (danke auch für den "one click" link!); ich werde als erstes den Bremsmagneten auf Leichtgängigkeit prüfen....und wenn das nicht hilft.....tja, dann müssen wohl oder übel die alten Schulbücher entstaubt werden, und ich muss nach über 40 Jahren des Nichtgebrauchs nochmals die grundlegenden Aspekte von Transistorschaltungen, R/C-Gliedern usw. verdauen.

      Aber ich bin mal zuversichtlich, dass ich das Bandbremsenproblem irgendwann in den Griff bekommen werde.

      Nochmals danke, und Grüsse,
      Wolfram
      Hallo zusammen,

      mit den beiden links, die ihr mir kopiert habt, habe ich jetzt eine nahezu komplette Bastelanleitung verfügbar. Schon toll, was man anhand der Bilder lernen kann, vielen Dank den Autoren! Angesichts meiner eher bescheidenen technischen Kenntnisse sind solche Bildersequenzen eine sehr wertvolle Unterstützung.

      Der Bremsmagnet ist nach Zerlegen und Reinigen wieder funktionsfähig, und jetzt arbeite ich mich Stück für Stück weiter voran.

      Als nächste Baustellen sind der Zählwerksriemen (der kleinere ist völlig porös), und der Mithörverstärker (nur ein Kanal funktioniert) an der Reihe.

      Weiss jemand eine Adresse, wo ich Ersatzriemen kaufen könnte?

      Der Mithörverstärker bereitet mir mehr Kopfzerbrechen. Hier werde ich mich auf der MHV-Platine Bauteil um Bauteil vorwärts tasten müssen. Die im Downloadbereich verfügbare Serviceanleitung habe ich bereits konsultiert, jedoch kann ich das Platinenlayout nicht recht entziffern....hätte zufällig einer von euch ein besser aufgelöstes .pdf file dieser Platine, wo ich den Verlauf der Leiterbahnen besser erkennen könnte?

      Schon mal vielen Dank im voraus, und Grüsse an alle,
      Wolfram
      Die Ölfrage ist die Frage aller Fragen in der Tonband-Feinmechanik, ein Fehler kann ausgelaufene,beschädigte Lager provozieren.
      Ich zitiere daher lieber als selber zu dichten (oder gar den Guttenberg zu machen) ;)

      Bei Hiller, der wiederum bei Grundig geguckt hat.
      Grundig benennt das WIK-Sinterlageröl 600 übrigens Voltol-O Öl.
      "Zum Nachschmieren aller Motoren-Sinterlager mit ausschließlicher Ölschmierung...ferner aller Sinter-Gleitlager...des unteren Kugel-Stützlagers der Motoren" -Zitatende.
      Weiter wird darauf hingewiesen, ich zitiere zwanglos frei und nicht seitenlang, daß der Turnus der Schmierung bei ca. 1000 Stunden liegen soll, das Öl nicht durch Schleuderwirkung auf Friktionen und Gummiteile des Antriebs fliegen darf, also Überschuß abzutropfen ist und die Lager natürlich staubfrei zu machen sind, ehe man sie ölt.

      Bei mir hat sich bei WIK-Mangelzuständen übrigens Nähmaschinen-Öl oder Modelleisenbahn-Feinöl bewährt, das Risiko sich daran orientiert zu haben und damit gescheitert zu sein trage ein jeder selbst.
      ;)
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Bei ausgefallenen und nicht mehr auf dem Markt befindlichen Schmierstoffen habe ich beste Erfahrungen mit der Firma H.o.Burrenkopf in Köln (burrenkopf.com) gemacht.

      Die haben mir seinerzeit auch Ersatz für die allesamt nicht mehr lieferbaren Öl- und Fettsorten zu meiner Telefunken M5 herausgesucht und säuberlich beschriftet in kleine Fläschchen und Blechdosen abgefüllt.

      Ralf
      Bilder und Töne aus Belgien und Nordfrankreich
      Hallo liebe Forumsmitglieder,

      vor drei Monaten hatte ich mich hier im Forum angemeldet, um meine Freude über die im Februar erworbene 600 SH mit euch zu teilen. Seither war ich im Forum nicht mehr aktiv, was aber keineswegs bedeutet, dass meine Begeisterung für die 600 SH wieder verflogen wäre...ganz im Gegenteil. Nach meiner Erstanschaffung vom Februar (ja: sie läuft und läuft tadellos!) habe ich auch die im Forum bestens bekannte Maschine von "Onkel Theo", zusammen mit einem passenden Ersatzteilspender, erwerben können.

      Eigentlich wollte ich mir nur einen Teileträger für meine 600er auf Lager legen(falls irgendwann mal was kaputt geht), aber dann hat mich Theo davon überzeugt, dass auch die von ihm erworbene Maschine durchaus sanierungsfähig sei. Also frisch und mutig an's Werk: nach ca. 80 Stunden Arbeit sind jetzt alle mechanischen Teile revidiert, die MP/AW/MHV-Platinen samt Seitenrahmen von der "Schlachtmaschine" übernommen, insgesamt 70 Elkos ausgetauscht, und die zweite Maschine läuft tatsächlich mit allen wesentlichen Funktionen. Die Holzarbeiten stehen noch aus.

      Im Ergebnis habe ich jetzt zwei funktionsfähige Maschinen, welche beide weiter gehegt und gepflegt werden.

      Während der Bauphase waren mir mehrere Telefongespräche mit Theo eine unentbehrliche Stütze.....vielen Dank, Theo!

      Auf der mechanischen Seite komme ich ganz gut zurecht, aber in Sachen Elektronik bin ich halt doch ein ziemlicher Laie, der zwar einigermassen mit einem Lötkolben umgehen kann, viel mehr aber auch nicht.

      Jetzt bräuchte ich eure Hilfe bezügl. der erforderlichen Einstellarbeiten: Tonkopfjustierung, dann der Abgleich der ganzen Drosseln etc.....hier komme ich alleine nicht mehr weiter. Weiss jemand einen Experten, an den ich mich wenden könnte?

      Vielen Dank schon mal, und Grüsse an alle,
      Wolfram
      Bei den elektrischen Einstellarbeiten habe ich meinen Freund Wolfram unterstützen können. Das ist gemäss Saba 600 SH Service-Manual nun erfolgreich erledigt.
      Nur die Azimuth-Einstellung der Kombiköpfe haben wir aber abweichend vom Manual nach der Methode "Lissajous-Darstellung" der Phasen- und Amplitudenverhältnisse beider Kanäle am Oszilloskop mit einem Vollspur-Testband von Bluthard (http://www.bluthard.de/index.php?testbaender-1) vorgenommen.

      Aufnahme und Wiedergabe ist gut, auch klarer Hochtonbereich. Klirrfaktor bei Vollaussteuerung ist in der Spezifikation, ebenso Stereoübersprechdämpfung. Die Überprüfung der Kopfhöheneinstellung und der ordnungsgemässen Funktion der Löschköpfe wird von Wolfram gerade überprüft. Noch haben wir einen anomalen Effekt: Durchsprechen einer auf dem Band befindlichen 4-Spuraufnahme nach Stereo-2-Spuraufnahme auf der Saba, wenn auf einem 4-Spurgerät wiedergegeben wird. Die anliegende Löschspannung ist überprüft, sie ist OK. Effizienz des Löschvorgangs selbst und Spurlagenüberprüfung (Kopfhöheneinstellung) stehen zur Prüfung an.

      Was ggf. für Bedeutung für andere 600 SH Eigner ist:
      Die im Servicemanual angegebene Methode zur Prüfung der Löschspannung war bei diesem Gerät nicht durchführbar.

      Im Servicemanual heisst es (Zitat):
      "RV über Spannungsteiler 1MOhm/1kOhm an Messpunkt "5" Löschkopf links bzw. RV an Messpunkt "6" Löschkopf rechts anschliessen. Über beide Systeme in "Stereo" gemessen muss die Löschkopfspannung 16-20 mV(eff) betragen."

      Nach dieser Anleitung sollte also bei Messung an MP 5 gegen Masse, bzw. MP 6 gegen Masse die über beide Systeme anliegende Spannung gemessen werden können. Ein Blick in den Schaltplan scheint zu bestätigen, dass die Messanweisung korrekt ist (Masse am Fusspunkt der Einkoppelspule, bzw. an Kontakt II/7 des Löschkopfes und Kontakt II/8 greift direkt die Löschspannung von der Einkoppelspule des Oszillators ab, rot markiert).



      Nun die Überraschung:
      Das funktionierte so aber nicht! Nicht bei der Geräteversion in Wolframs Besitz. Auch nicht bei seinem zweiten (einwandfreien) Gerät!

      Die Schaltung von Wolframs Geräten entsprach nämlich einer leicht geänderten Version: Die Messpunkte "5" und "6" befinden sich dabei nicht am Abgriff der Löschspannung sondern jeweils am Masse-Fusspunkt der Oszillator-Einkoppelspule, also Vertauschung an der Einkoppelspule. Am Massefusspunkt das RV anzuschliessen, macht keinen Sinn, da wird einem eine Hausnummer oder gar nichts angezeigt. Das war der Grund, welhalb wir zunächst die Löschspannung nicht messen konnten, wenn wir der Serviceanweisung folgten.

      Die Schaltung war also tatsächlich diese einer anderen Ausgabe des 600 SH Schaltplans (der vertauschte Anschluss von MP 6 an der Oszillatorspule ist deutlich):



      Damit bei dieser Schaltung sinnvoll gemessen werden kann, muss MP 5 an Kontakt II/7 umgezeichnet werden und hier dann zwischen MP 5 und Masse, bzw. zwischen MP 5 und MP 6 gemessen werden (da MP 6 = Masse). Entsprechend beim zweiten Systempaar.

      Ausserdem muss unbedingt darauf geachtet werden, dass am Spannungsteiler das NF-Voltmeter und der Abgriff von Masse des Gerätes auf einem gemeinsamen Punkt liegen, sonst gibt es eine Brummschleife und Hausnummern bei der Messung. Wie es sein soll, ist in der Abbildung unten gezeigt. Wolfram hat so die geforderten 20 mV messen können. Also ist auch dieser Prüfpunkt letztendlich erfolgreich gemeistert und die falsche bzw. hier nicht zutreffenden Service-Anweisung auf verschiedene Schaltungen innerhalb der 600 SH Serien zurückzuführen.




      Wir berichten weiter.

      Herzlichen Gruss
      Reinhard