Neues (Anfänger-)Projekt, Wildbad W

      Hallo Christian,
      da hast Du mit dem Pertinax Glück gehabt. Den Weg hast Du ja jetzt schon aufgezeigt. Es ist zwar eine heftige Fummelarbeit, aber Du solltest wirklich versuchen, mit feinstem Schleifpapier, Glashaarradierer, kleinem Stichel und ähnlichen Werkzeugen die Kontaktflächen frei zu bekommen. Danach sehr gut ausblasen (Kompressor mit geringem Druck oder zur Not die Druckluft aus der Dose. Es darf kein Metallstaub darin hängen bleiben, und der setzt sich nun mal gern in den Ecken dieser kleinen "Fensterchen" ab.
      Wenn Du nicht ganz sicher bist, ob Du Erfolg gehabt hast, kannst Du bei entsprechender Schalterstellung mittels Ohmmeter den Übergangswiderstand messen, er sollte auf jeden Fall im einstelligen Ohm-Bereich liegen (ideal quasi "Null" Ohm, meist aber nicht erreichbar).
      Danach kannst Du die Kontakte mit den oben erwähnten Pflegemitteln (Kontakt 61 oder Sprühöl 88 schützen. Das machst Du am Besten, indem Du etwas Spray auf eine Untertasse sprühst, und es dann mit einem Wattestäbchen, bei dem Beengten Raum sogar besser mit einem Zahnstocher aufnimmst und auf die Kontakte aufbringst. Ein Zahnstocher, an der Spitze druch einen sanften Hammerschlag aufgespleißt, ist ein hervorragender Pinsel für Öle (alter Modellbahner-Trick) zur sparsamsten Dosierung.

      Ich wünsche Dir bei der Reinigung viel Erfolg, und danach sollte es auch nicht mehr funken!
      Gruß, Gunnar
      Hallo zusammen,

      heute hatte ich Gelegenheit, mir die Pertinaxleisten genauer anzuschauen.

      Ich habe also die erste Leiste ausgebaut und musste feststellen, dass am vermuteten Ort tatsächlich heftigste Beschädigungen zu finden sind.
      Achims Befürchtungen sind also wahr geworden.





      Ich bin nun angefangen, mit Kontakt 60 + WL und Glaspinsel zu reinigen.
      Sobald ich fertig bin, lass ich euch einen Blick drauf werfen.

      Gruß,
      Christian
      HAllo Christian,

      das sieht jetzt zwar alles schon sehr sauber aus, aber Du musst das geschwärzte Material noch weiter abtragen, bis nichts(!) mehr schwarz ist und nur noch braunes bzw. an den bearbeiteten Stellen hellbraunes Pertinax zu sehen ist.
      Wenn hier nicht ganz gründlich ausgeräumt wird, geht das Geschmore gerade wieder weiter!

      Nach dem Ausräumen wird eine Lücke im Material (vorne auf dem Bild) klaffen. Die kannst Du mit 2-Komponentenkleber und kleinen Schienen stabilisieren.

      Wenn Du mit dem Streifen fertig bist, solltest Du ihn noch im Ofen oder unter Infrarot gründlich diurchtrocken.

      Und, wie Andreas schon richtig gesagt hat, K60 vermeiden.

      Man muss davon ausgehen, dass die Schäden und auch die nun zusätzlich anfallende Arbeit geringer ausgefallen oder sogar vermeidbar gewesen wären, wenn die weiter vorne empfohlene Reihenfolge eingehalten worden wäre. :(
      Achim
      Hallo Christian,

      mit dieser Knetmasse habe ich auch schon gearbeitet. Sie wird sehr fest, ich hatte allerdings den Eindruck, dass sie sich mit manchen Materialien nicht sehr innig verbindet und sich dann lockert.

      Bessere Erfahrung hatte ich mit guten 2-Komponentenklebern gemacht. Sie verbinden sich innig mit dem Material und bleiben leicht dauerelastisch.
      Sie sind in der Verarbeitung allerdings ewas flüssig, weshalb man sie schichtweise auftragen muss und durch ständiges langsames Drehen des Bauteils während der ersten 5 Minuten ein Verlaufen verhindern muss.

      Man kann auch einen schmalen Streifen aus Pertinax oder Epoxy zuschneiden und als Schiene uber die Lücke kleben. Die Schaltleiste und die Schiene sind zuvor an den Berührungsflächen anzuschmirgeln.

      Die abzutragenden Bereiche werden sich etwa so darstellen:

      Achim
      Du hast Glück!
      Der im Bild markierte Lötstützpunkt hat keine Schaltfunktion. Er muss gar nicht an der Leiste sein.
      Du kannst ihn vorsichtig aufbiegen und entfernen. Danach den Bereich noch etwas weiter von angebräuntem Material säubern und die Schaltleiste mit einer Schiene verstärken.
      Die an den Stützpunkt zuvor angelöteten Drähte verbindest Du dann nach dem Wiedereinbau der Leisten freitragend in der Luft.

      Achim
      Hallo Achim,

      das Glück ist mit den Dummen, wie es so schön heißt. ;)

      Endstand:


      Den Vorschlag, den blau eingerahmten Pin tot zu machen, finde ich gut. Dort sind ein Widerstand und ein kleiner Kondensator angelötet.

      Ich habe mich nun mangels anderer Möglichkeiten (unser Baumarkt hat zugemacht! :( ) entschieden, die Pattexknete (liegt noch im Keller) auszuprobieren. Damit habe ich schon ein paar gute Erfolge erzielen können. Elastisch ist das Zeug nach dem Aushärten nicht, das stimmt.

      Christian
      Hallo zusammen,

      ich habe das Wildbad Projekt nun vorläufig abgeschlossen.
      Den Tastensatz habe ich, wie im letzten Post angedeutet, mit der Pattexknete instand gesetzt. Das hat recht gut funktioniert. Für lokal begrenzte defekte Pertinaxleisten ist das in meinen Augen eine praktikable Lösung, wenn man seinen Fokus auf die Wiederherstellung der technische Funktion legt.

      Das Gerät funktioniert nun wieder. Ich habe den Tastensatz für TA, L, eine MW Seite und UKW gereinigt. Da außer am UKW die Pertinaxstreifen alle in Ordnung sind, habe ich mir aufgrund des enormen Aufwandes den Ausbau von MW und KW erspart.

      Der Empfang auf UKW ist okay, auf KW bekomme ich etliche Sender rein, auf MW habe ich starke Störgeräusche (sch***** Küchenlampe), auf LW geht nichts. Allerdings habe ich nur mir einer langen Wurfantenne getestet. Ich werde mir als nächstes eine MW Antenne basteln.

      Fertig:



      Vorläufiges Fazit:
      Es hat Spaß gemacht! Ich habe sehr viel gelernt (und weiß dennoch nur oberflächlich, wie das Gerät funktioniert), kleinere Rückschläge "erlitten" und einiges selbst kaputt repariert. ;)

      Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, warum ich "diesen Blödsinn" überhaupt mache, aber die Beschäftigung mit 60 Jahre alter Technik ist faszinierend!

      Der Klang des Gerätes hat mich überrascht. Ich würde ihn nun nicht als herausragend beschreiben, aber gemessen am Alter und der Größe des Gerätes doch recht gut.

      Wenn ich aufliste, was ich letztendlich alles gemacht habe, müsste das Gerät ein Vermögen wert sein:
      - Intensive Reinigung innen und außen
      - Gehäuse aufgearbeitet und gebeizt
      - Messingleisten entfernt, lackiert und wieder angeleimt
      - Bespannstoff des Lautsprechers gereinigt
      - Bedienknöpfe poliert und lackiert
      - Kondensatoren getauscht
      - Röhrensockel und -fassungen gesäubert
      - Gleichrichter ersetzt
      - Tastensatz (teilweise) zerlegt und gereinigt
      - Beleuchtung Birnen erneuert
      - Magisches Auge gegen russische Ersatzröhre getauscht

      Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich hier unterstützt und auch die Leviten gelesen haben. Ohne eure Hilfe und Ansporn hätte ich es nicht geschafft!

      Christian
      Hallo Christian,

      Du kannst auf das Ergebnis der ganzen Mühe stolz sein. Das Radio sieht wieder ansprechend aus, spielt (fast) einwandfrei, was will der Mensch mehr?
      Stellt sich letztendlich die Frage, wie Du die Zeit, die Du mit diesem "Blödsinn" vertrödelt hast, sinnvoller hättest gestalten können.
      Der Mensch ist ein seltsames Geschöpf. Um Zeit zu sparen erfindet er die tollsten Sachen, weiß aber hinterher nicht, was er mit der eingesparten Zeit anfangen soll. Also erfindet er wieder Dinge wie TV, Spielekonsolen u.ä. Kram, um die gewonnene Zeit auszufüllen.
      Ist es da nicht um Längen sinnvoller, ein 60 Jahre altes Radio zum Spielen zu bringen?

      Viel Spaß beim nächsten Projekt

      Gruß Otto
      Gruß Otto