Urdox Widerstand ersetzen

      Hallo Achim und Mitleser,

      ich habe mich mal etwas verstrahlen lassen und einen meiner OSRAM Urdoxe ausgepackt. Dies ist ein U920, sehr gängig. Jetzt kann mir meine Frau in den Keller folgen, ohne Licht anzumachen... :)

      Für meine Begriffe sieht er aus wie ein Kohleschichtwiderstand, auf keinen Fall ein Drahtwendel.







      Gruß, Dieter
      Hallo in die Runde,

      der Widerstand, den Dieter uns unter Gefahr für sein Leben und Gesundheit gezeigt hat, ist nach alter Bauart der URDOX, der auf den Bildern von Georg der "Nachfolger" ein Eisen-Wasserstoff Widerstand.

      Bei dem URDOX sieht man deutlich den dicken gesinterten Widerstandskörper, der tatsächlich aus Urandioxid besteht. Es sind keine Uran-Salz Beimengungen zu Eisenoxid, sondern tatsächlich mehr oder minder reines Urandioxid. Aber keine Angst, auch wenn Brennstäbe in AKWs auch aus Urandioxid bestehen, geht von diesem Widerstand nur eine sehr geringe Strahlung aus, das Uran ist schließlich nicht angereichert. Es sind also nur wenige spaltfähige und damit auch zerfallswillige Isotope darin enthalten.
      Man macht sich hier einige positive Eigenschaften des Urandioxid zunutze, einmal die starke Temperaturabhängigkeit des Widerstandes, anderesseits gute physikalische Eigenschaften. Es schmilzt erst bei enorm hohen Temperaturen (über 2.800 Grad) und ist sonst auch recht stabil. Allerdings muß es vor weiterer (Rück-) Oxidation zum Uran (VI) Oxid geschützt werden.

      Der Hüllkolben erfüllt diese Aufgabe, und schützt zusätzlich die Umwelt vor dem Widerstand. Eigentlich ist das Oxid kaum wasserlöslich, kann aber vom Körper trotzdem aufgenommen werden (Emission von Stäuben bei heißem Widerstand) und es ist extrem giftig! Dies bitte als ernstgemeinte Warnung verstehen. Ein kaputter Urdox ist kein Spielzeug. Das bisschen Radioaktivität schadet bei weitem weniger als die Giftigkeit des Materials. Daher habe ich auch um Dieters Gesundheit keinerlei Sorgen, der Glaskolben schluckt schon fast die gesamte Alpha-Strahlung, und die anderen Komponenten emmitiert nicht angereichertes Uran noch vieeeel weniger.
      Wenn so ein Widerstand noch intakt ist, sehe ich keine größeren Bedenken, diesen weiter zu betreiben.

      Dagegen sieht der Widerstand, den Georg beschreibt, wie ein reiner Eisen-Wasserstoff Widerstand aus, der ähnliche Zwecke erfüllt, aber kein Uran enthält und damit auch nicht die beschriebenen negativen Nebeneffekte haben kann. Und sollte der Kolben mal kaputt gehen, das bisschen Wasserstoff darin macht nicht mal vernünftig "Peng".
      Gruß, Gunnar
      Hallo Heino,

      Uran zählt zwar zu den seltenen Metallen, aber besonders teuer ist (war) es darum nicht unbedingt. Vor allem in der eingesetzten nicht angereicherten Form (wird aus relativ wenig bearbeitetem Abbaumaterial durch Reduktion mit Wasserstoff bei großer Hitze erzeugt) war es häufig eingesetzt. Es ist natürlich dann von vielen anderen Metalloxiden durchsetzt, das stört aber für diese Anwendung nicht.
      Dagegen ist es unvergleichbar aufwendiger, Kernbrennstoff herzustellen, hier sind extreme Reinheit und definierte Eigenschaften unabdingbar. Ich erwähne hier nur kurz das energetisch und technisch sehr aufwendige Uran-Hexaflourid Verfahren. Dieses Uran ist dann deutlich teurer als Gold.

      Interessant finde ich auch den früher häufigen Einsatz in den 1920ern und '30ern. Es war ein gewöhnliches technisches Material, z.B. wurden etliche Porzellanbrandfarben auf Uran Basis hergestellt, und sind unter der Glasur von vielen Tassen etc. aus den 20ern noch zu finden. Heute irgendwie unvorstellbar.
      Gruß, Gunnar
      Moin,
      eigentlich ist der EW-Widerstand kein Ersatz fuer den Urdox. Der EW-Widerstand ist ein Kaltleiter, der Urdox ein Heissleiter.
      Der Urdox wird als Anlassheissleiter verwendet, er begrenzt im kalten Zustand den Strom im Heizkreis. Aus dem gleichen Grund sieht man heute z.B. bei einigen Computernetzteilen einen Heissleiter vor dem Netzgleichrichter, um ihn bei leeren Ladekondensatoren vor dem Einschaltstromstoss zu schuetzen.
      Von der Aktivitaet her sind Urdoxe harmlos, meine Geigerzaehler wussten damit nichts anzufangen. Alphateilchen haben schon Probleme, durch ein Blatt Papier zu kommen.

      Der EW-Widerstand dient als Stromregler. Innerhalb seines Arbeitsbereiches (angegeben wird die Spannung und der Strom, die ueber ihm stehen sollen) haelt er bei Netzspannungsschwankungen den Heizstrom annaehernd konstant. Dazu wird ausgenutzt, dass Eisen mit den hoechsten pos. Tk hat. Die Wasserstoffuellung des Kolbens hat zwei Aufgaben. Sie soll verhindern, dass der Faden oxidiert, im Regelbereich hat der Faden leichte Rotglut. Dann soll die Fuellung den Faden kuehlen, denn sonst kaeme man nicht auf ein sinnvolles Regelverhalten.
      Um beide Funktionen zu vereinigen, hat man auch beide Widerstaende zusammen in einen Kolben gebaut.

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      Peter
      Stimmt, Peter,

      der Eisen-Wasserstoff Widerstand hat ja die umgekehrte Characteristik. Un mit dem Einbau in einen Kolben hatten die Entwickler damals schon wirklich Gehirnschmalz gezeigt.

      Übrigens hat das mit der Wasserstoff-Füllung des Kolbens noch eine weitere Bewandnis, für den Widerstand sogar die Wichtigste. Wenn der Eisendraht zum Glühen kommt, steigt sein Widerstand stark an, und gleichzeitig kommt der interessante Effekt dazu, daß sich dabei mit steigender Temperatur die Löslichkeit von Wasserstoff (das ja ein sehr kleines Molekül ist) im Eisen erhöht. Dadurch kommt es zusätzlich zu einer weiteren Erhöhung des Widerstandes im Draht. Man macht sich so diese chemische Eigenschaft zunutze, um den Temperaturkoeffizienten weiter in die Höhe zu treiben.
      Gruß, Gunnar
      Hallo,
      super, was da an Infos zusammen kommt. Nun ist mir auch klar wozu der gut ist und daß man den nicht so ohne durch moderne Bauteile erstzen kann. Ich hab mittlerweile eine Bezugsquelle für den Osram U2020 gefunden.

      Hallo Hans, wenn ich mal bei Google rein schaue, dann heißt das nicht dass Ihr nichts wissen tut. Ich hab da nach Bildern von meinem Gerät und dem anderen Gerätetyp ohne den Urdox gesucht (und gefunden). Ich meine, nicht alles was von Google kommt ist schlecht. Meine Aussage, daß der Urdox nur bei Gleichstrom zum Einsatz kommt war nur eine Vermutung. Da ich mit Urdoxen noch nie was zu tun hatte, kann ich ohne Schaltplan nicht wissen wie die in der restlichen Elektronik eingebunden sind. Daher nur eine Vermutung.

      Ich hab mittlerweile in dem Gerät ein bisschen Staub gewischt und festgestellt, daß das Chassis nicht aus Blech, sondern aus Holz besteht. Hab ich auch noch nicht gesehen; ich dachte die Chassis waren immer aus Blech gemacht. Schließlich gab es ja damals schon Bleche.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Herr Klös, hallo das Forum.

      Ich halte Herrn Klös für ein wertvolles engagiertes Mitglied dieses Forums.

      Was er hier eingestellt hat, für eine antiquierte Massnahme, die man heute nicht mehr als Tatsache oder Möglichkeit ansprechen sollte.

      Da bemühen sich alle Fachleute um ein objektives Bild hier darzustellen, mühen sich durch 30 Postings redlich um die Konsequenzen aufzuzeigen.
      Jetzt folgt unkommetiert so was!

      Ich schaeme mich, in diesem Thread mitgemacht zu haben.

      Man wird bald hier und wo sonstwo, dazu wieder lesen können:
      Es sei ja Alles garnicht so schlimm mit den Urdoxen.

      Dabei werden dann wieder lustig die harmlosen mit den ja nur „angeblich“ gefährlichen verglichen oder umgekehrt.

      Ich bitte Hern Klös oder die Verantwortlichen Leute das zu bereinigen, oder entsprechend zu kommentieren. Dieter hat ja einen Ansatz gemacht!

      Hans M. Knoll

      EDIT: Frueher sagte man: wenn Du (KNOLL) nicht mehr erreichst mit Deinen Erklaerungen, dann lass`dir das Lehrgeld auszahlen.
      Was muss man noch mehr machen damit es kapiert wird?
      HANS
      Hallo die Runde,

      natürlich sträuben sich mir auch die Nackenhaare, wenn ich im einkopierten Artikel lese, dass der Urdox beim Einschalten raucht!

      Nun weiss ich aber aus persönlichen Kontakten, dass Klaus ein enorm engagierter und begeisterter Freund alter Rundfunktechnik mit vielen Kontakten ist, mit dem man sich hervorragend austauschen kann.
      Er ist aber kein Techniker.
      So wird klar, dass er diesen. wie auch andere Artikel hier kommentarlos als Zeitdokumente und Diskussionsgrundlage einstellt, ohne eine eigene Wertung abzugeben.

      Diese Bewertung überlässt er den anderen Foristen, die auf den jeweiligen Teilgebieten über profunderes Wissen verfügen.

      So gesehen bin ich überzeugt: Sowohl der Artikel, in dem der sorglose und verantwortungslose Umgang mit radioaktivem Material in jener Zeit deutlich wird, als auch die Hinweise und Kommentare der andern Teilnehmer sind für ein umfassendes Bild essentiell!
      Und keiner der Schreiber hat Anlass, sich zu schämen.

      Man sollte allerdings in den Post mit dem Artikel direkt vor den Scan einen eindeutigen Warnhinweis setzen, damit alle, die über eine Suchmaschine auf diesen Post gelangen und den Rest nicht lesen, gewarnt sind.
      Achim
      Oh Weia! sag ich da nur. Es ist aus historischer Sicht verständlich, daß mit dem Material so "unkompliziert" umgegangen wurde. Aber zur Veranschaulichung kurz, was beim Einschalten passiert:

      Durch die Erwärmung des Uran-(IV)-Oxid-Stabes auf bis über 700 Grad kommt es an der Oberfläche des Stabes zur (Rück-) Oxidation auf das Uran-(VI)-Oxid (UO_3).
      Die Rauchentwicklung, die der Autor beobachtet hat, ist eine Wolke aus feinst verteiltem Uranoxid.
      Selbst wenn das Material auch nur gering Radioaktiv ist, hat der vor dem Radio sitzende damit eine gute Dosis in seine Lunge eingebracht, die bis zu seinem Ableben dort verbleibt und ständig vor sich hinstrahlt. Ich denke, ich muß keinem erklären, was das bedeuten kann.

      Im weiteren Betrieb wird zwar (durch die jetzt an der Oberfläche liegende Schicht aus fast undurchdringlichem Uran-(VI)-oxid fast kein Uran mehr in die Atmosphäre abgegeben, aber eben auch nur fast...
      Zudem fällt die schirmende Wirkung des Glaskolbens für die Alpha-Strahlung weg.

      Als Chemiker kann ich nur vor so einem Wahnsinn warnen! Sollte man solche Experimente machen wollen, bitte nur unter kontrollierten Bedingungen im Labor, mit geeignetem Schutz und Reinluftabzug.

      Eine Verhaltensmaßregel für alle Mitleser: Wenn so ein Kolben kaputt geht, ist das kein GAU, aber auch keine Spielerei. Wenn eine (auch nur einfache) Staubschutzmaske vorhanden ist, aufsetzen! Die gesamten Reste der Röhre dann vorsichtig in ein verschließbares Glas packen und den Arbeitsplatz mit feuchten Tüchern gründlich reinigen. In dem Glaskolben sind nämlich über Jahre feine Stäube entstanden, die sich verteilen. Die Tücher auch in das Glas packen und alles zusammen verschließen. Dann damit zur Problemstoffstelle und abgeben, mit genauer Bezeichnung, was dort drin ist.
      Wichtig: Keinen Staubsauger verwenden.

      Es hört sich vielleicht etwas dramatisch an, aber man lernt nicht umsonst im Studium den verantwortungsvollen Umgang mit Gefahrstoffen. Wir wollen schließlich hier niemanden potentiell irgendwann durch Lungenkrebs oder ähnlichem verlieren.
      Gruß, Gunnar
      dl2jas postete
      Ich war so frei und habe das Bild von Klös in Beitrag 032 geringfügig editiert. ;)

      Andreas, DL2JAS
      Hallo Andreas,

      das war dringend angezeigt. Es wäre aber angesichts der Gefahr, die von diesem URDOX Bauteil (gefertigt bis 1936) bei Beschädigung des Glaskolbens ausgeht, den von Dir noch sehr zurückhaltend/geringfügig angebrachten Hinweis, deutlicher (grösser, fetter, auffälliger) zu machen.

      Uran(IV)oxid ist nach der Gefahrstoffkennzeichnungspflicht so klassifiziert:

      SEHR GIFTIG
      (Totenkopfsymbol, sehr giftig beim Einatmen und Verschlucken, Gefahr kumulativer Wirkung) - Diese Einstufung ist vor allem der Gefährlichkeit von Stäuben (und Rauch) geschuldet und deren krebserzeugenden Wirkung.

      UMWELTGEFÄHRLICH

      RADIOAKTIV


      Es hat sich leider bereits in anderen Radioforen im web eine Tendenz zum Herunterspielen und Verharmlosung zu diesem Thema breitgemacht. Genau das, wovor Hans warnt. Wer Krebs bekommt - oft erst nach Jahrzehnten - wird meist nicht mehr die Ursache ausfindig machen können.

      Man kann das aber gar nicht ernst genug nehmen.

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard