Saba Knöpfe mit Zapon lackieren

      Hallo,

      mich würde interessieren, ob Zaponlack den Kunsstoff der braunen Knöpfe angreift. Die Messingringe waren dunkel angelaufen; der Originallack schlecht. Nun hab ich den dunklen alten Lack entfernt, das Messing neu poliert und möchte nun das ganze mit Zaponlack konservieren. Das Problem dabei wäre, daß die Messingteile sehr fest am Knopf haften und ich nicht mit Gewalt dran gehen möchte. Meine Frage: kann man die kompletten Knöpfe mit Zaponlack lackieren?

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      man kann das machen, der Lack greift den Kunststoff nicht an. Jedenfalls habe ich bisher keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht. Wenn Du die Messingteile lösen willst ohne Gewalt, so lege die Knöpfe einfach in heißes Wasser. Ich nehme für die gründliche Reinigung der Knöpfe stets etwa 50° warmes Wasser mit etwas Spülmittel und musste schon oft feststellen, dass die Messingblenden anschließend fast von allein abgefallen sind, obwohl sie vorher anscheinend noch bombenfest saßen.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Dazu noch ein Tip: Ich musste einmal eine Messingkappe entfernen, die nachträglich mit einer Unmenge Zweikomponentenkleber befestigt worden war. Wärme half nicht, mechanisch kann man da auch nicht recht ansetzen, ohne Beschädigungen zu riskieren.
      Ich habe dann den Knopf von hinten durch die 6mm Aufnahme hindurch mit einem 2mm Bohrer durchbohrt (das Material ist dort nicht dick) und mit einem Stahlstift (der muss vorne plan sein), die Kappe nach vorne abgedrückt.
      Achim
      Hallo Frank,

      auch ich habe meine Erfahrungen machen müssen und dabei festgestellt das die von Saba verwendeten Kunststoffe die Lösungsmittel aus dem Lack einfach so wegstecken ohne Schaden zu nehmen. Jedoch bei anderen Herstellern wie Loewe und Grundig habe ich böse Überraschungen erlebt, die Lösungsmittel haben den Kunststoff angelöst und die Oberfläche war hinterher total deformiert. Nicht bei allen Geräten ist das so, daher solltest Du, falls du mal in die Verlegenheit kommst, immer an einer Stelle die nicht in sichtbaren Bereich liegt experimentieren ob sich Kunststoff und Lack miteinander vertragen.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      So, ich hab nun an meinem "Schrottgerät" (Freudenstadt100) die Lackiermethode ausprobiert. Meine Wahl fiel auf den Zaponlack, weil der für Metalle sehr gut geeignet ist; Münzsammler lackieren sogar Ihre Münzen damit. Auch deswegen, weil man den Lack (angeblich) rückstandlos und ohne Schäden wieder entfernen kann. Auf dem Zaponlack waren verschiedene Materialien angegeben, die man damit lackieren kann. Ausnahme ist eine bestimmte Kunsstoffart, die angegeben war. da von Kunsttoffen sonst gar nichts angegeben war, hab ich vorsichtshalber angefragt. Hier das Ergebnis:






      Hab ein bisschen viel Lack drauf gebracht; bei den "guten" Knöpfen hab ich weniger genommen. Die sehen besser aus.
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo in die Runde,

      das Thema Lack auf Kunststoff ist immer so eine Sache. Der Zaponlack ist generell eine Form des Nitrolacks. Hier ist ja (was auch Wiki schon andeutet) die Nitrocellulose eine Hauptkomponente. Wie bei den meisten 1-Komponenten Lacken (Achtung: 1-Komponenten bedeutet hier nur, daß bei der Aushärtung keine Reaktion zwischen 2 gemischten Komponenten erfolgt) erfolgt die Bindung durch Aufbau eines Materialverbundes der Lackmoleküle nach Verdunstung des Lösungsmittels. Hier können durchaus etliche Stoffe im Lack enthalten sein, der Mix ergibt dann die Eigenschaften des Lacküberzugs. Das ist meist eine recht komplizierte Mischung, Weichmacher, Trocknungsverzögerer und ähnliche Zuschläge führen dann z.B. zu einem schlagzähen hochglänzenden Ergebnis.

      Im Fall der hier gewünschten Lackierung von Kunststoff muß man vor allem das Lösungsmittel des Lacks in Augenschein nehmen. In Lacken werden etliche Lösungsmittel eingesetzt, als die Wichtigsten erwähne ich mal hier: Essigsäureethylester (Ethylacetat oder "Essigester"), Essigsäurepentylester (Amylacetat), Aceton, Ethanol, Methanol, Isopropanol, Tetrahydrofuran, sowie einige weitere Ester, Ether und Furane sowie Kohlenwasserstoffe. Die chlorierten Kohlenwasserstoffe sind heute in Lacken nicht mehr als Lösungsmittel enthalten und wegen der cancerogenen Wirkung in Europa generell strikt verboten.
      Die Lacke auf Wasserbasis lasse ich hier mal außen vor, meist haben die keine lange Griffestigkeit (fangen leicht an klebrig zu werden) und scheiden hier als Lack für Betätigungsorgane aus.
      Zuletzt gibt es bei Sprühlacken aus der Dose noch einen geringen Einfluß durch das Treibgas. Heute verwendetes Butan / Propan Gemisch löst sich auch noch zu einem Teil im Lack und verdunstet erst etwas später. Auch das kann geringfügig Schäden bewirken.

      Das Wichtigste ist nun die Frage: Passt das Lösungsmittel zu meinem zu lackierenden Kunststoff?

      Die Frage ist bei der Vielzahl der eingesetzten Kunststoffe nicht leicht zu beantworten. Ich liste hier mal einige Beispiele auf:

      Bei den älteren Radios bestehen die Drehknöpfe oft aus dem duroplastischen Bakelit (teils auch aus technisch etwas verbesserten Nachfolgern). Diese Stoffe sind ideal zum Lackieren, der Chemiker sagt dazu gern "Toter Hund". Bakelit ist resistent gegen annährend alle üblichen Lösungsmittel. Erkennbar sind sie meist an der großen Härte und Sprödigkeit, außerdem sind sie ausschließlich in dunklen Farben üblich, bedingt durch die dunkle Färbung der Phenolharz-Basis.

      Für kompliziertere Formen ist man dann schnell zu anderen Kunststoffen übergegangen, die dann auch Farbvielfalt ermöglichen. Das waren für die Teile in den Radios fast ausschließlich Thermoplaste, die sich mit Hitze und Druck leicht in Form pressen lassen.
      Erster dieser Stoffe, aus dem dann auch z.B. die hellgelben Tasten produziert wurden, war Zelluloid, etwas später durch Zelluloseacetat ersetzt. Sehr schöne und von der Haptik tolle Kunsstoffe, die sich auch gut polieren lassen und gute Langzeitstabilität besitzen. Allerdings auch hochbrennbar, und nicht besonders Lösungsmittelresistent. Aceton, die ganzen Essigester und Furane hinterlassen deutliche Spuren! Einzig Alkohole sind hier probates Lösungsmittel, sowie einige Kohlenwasserstoffe.
      Später kamen dann neue Thermoplaste auf Styrolbasis ("Polystyrol", aber auch "ABS usw.) dazu, die heute den größten Anteil bei den Gehäusematerialien einnehmen. Diese sind leider ebenso wie die Zelluloid u.a. Kunststoffe genauso anfällig gegen Aceton,... auch hier nur Alkohole und einige Kohlenwasserstoffe als Lösemittel einsetzbar.
      Wenig eingesetzt wird z.B. PET (das woraus die Flaschen sind), das sich recht schlecht in einer nötigen Oberflächengüte herstellen lässt, aber auch kaum lackierbar ist (schlechte Haftung). Dafür ist es resistent gegen viele Lösungsmittel.

      Da man leider nach all den Jahren nicht genau weiß, mit welchem Material man es zu tun hat, bleibt leider meist nur der Test, wie von Franz beschrieben. Einen Tropfen Lack an eine unauffällige Stelle aufbringen, etwas antrocknen lassen, und mit einem Zahnstocher dann etwas darin "bohren". Sieht man, daß sich Material vom Knopf im Lack befindet (ablöst und schmierig wird), Finger von diesem Lack.
      Aber ein Patentrezept gibt es nicht, und zudem muß immer damit gerechnet werden, daß die Lackhersteller ihre Rezepturen auch immer wieder ändern, ohne hierauf hinweisen zu müssen.

      Der Zaponlack hat hier einen nicht umsonst guten Ruf, einige vertriebene Sorten haben fast ausschließlich Ethanol, Isopropanol und THF als Lösungmittel, sie viele Kunststoffe nicht (oder nur wenig) angreifen.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,
      vielen dank für die Infos. Ich habe mit Kunststoffen und Lack (und auch Kleber) auch schon negative Erfahrungen gemacht, da bin ich vorsichtig. Gute Erfahrungen habe ich mit dem braunen Bakelit gemacht; der hat bis jetzt alle Reinigungsmittel und nun auch Lackierung problemlos überstanden. (Ist mein Lieblingskunststoff, da kann man sogar gut ein Gewinde rein schneiden)

      So, hier ist er der Freudenstadt100 mit lackierten Knöpfen:








      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Meine Methode:

      fabrikneue Drehknöpfe sahen bei weitem nicht so hochglänzend aus wie nach der Zaponlackkur.

      Ich reinige die Knöpfe immer sehr gründlich mit Fettlöser und einer alten Zahnbürste, danach sehen sie elend matt aus...

      Das Finish bekommen sie einfach mit einer leichten Salbung von Ballistol. Es stellt sich dezenter Mattglanz ein, auch die Messingkappen laufen lange Zeit nicht mehr an.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      das ist richtig. Lackiert ist der Glanz stärker als der Bakelitglanz; das ist der Kompromiss, den ich eingegangen bin. Die Knöpfe sahen aus, als wären sie sandgestrahlt worden. Bei den Knöpfen von Wildbad 7 und Bodensee hat ein polieren mit Polierpaste ausgereicht um einen Bakelitähnlichen leichten Glanz zu erzeugen. In erster Linie ging es mir um die Messigteile. Die Kappe hätte ich noch ab bekommen, aber die Ringe vermutlich nicht ohne verbiegen! Hat der Vorbesitzer mit Sekundenkleber fest gemacht. :( (Der Original Saba- Kleber geht ja leicht ab) Aber, der Zaponlack läßt sich gut wieder entfernen. Falls ich doch noch ein gutes Poliermittel finde, welches einen Bakelitglanz hervorbringt, werde ich das ändern.

      Viele Grüße

      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!