Historische Antennen

      Hallo allerseits,

      die früher zum Straßen- und zum Stadtbild gehörenden Dachantennen für den TV- und Radioempfang verschwinden, verstärkt seit der flächendeckenden Umstellung auf digitales TV, zunehmend von den Dächern der Häuser.
      Einzig Satellitenantennen und ab und an die Kunstwerke von Funkamateuren sind heute noch zu finden.

      In der Blütezeit der Dachantenne wurden "Antennenwälder" sogar als störend empfunden und der Beginn ihres Verschwindens bei Einführung des Kabelfernsehens bejubelt.

      Da ich selbst unzählige Antennenanlagen errichtet habe, für den Empfang von 1 bis 11 Fernsehbrogrammen, für die Versorgung von einem bis zu hunderten Empfangsgeräten, tut es mir leid, heute kaum noch Spuren dieser Ära zu finden.

      Bei einem Aufenthalt im wilden Osten fiel mir auf, dass dort noch viele unberührte Antennen auf den Dächern meist vernachlässigter Häuser stehen. Sie wurden nicht verändert, sind also auf dem technischen Stand der 80er Jahre.



      Ohne mich mit mit den regionalen Gegebenheiten auszukennen, würde ich vermuten, dass oben auf dem linken Mast das ARD Programm des Bayerischen Rundfunks vom Ochsenkopf (Kanal 4, vertikal), darunter DDR1 (Band 3 vertikal, vermutlich ein Umsetzer), mit der Anordnung von 2 UHF-Antennen auf einer Traverse oben auf dem rechten Mast DDR2 und mit der UKW-Antenne darunter Radio empfangen wurde.
      Die UHF-Antennen waren manchmal horizontal verschiebbar angeordnet, so dass zu dem erhöhten Gewinn zweier Antennen die Möglichkeit kam, Reflexionen durch Auslöschung auszublenden, wenn man den Abstand passend einjustierte.

      Vielleicht haben andere Forumsteilnehmer auch noch Bilder von solchen Antennendenkmälern...
      Achim
      Das mit der Verschiebbarkeit der beiden Antennen dürfte einen etwas anderen Grund haben.

      Damit man auf die erhofften 3 dB mehr kommt, ist ein optimaler Stockungsabstand erforderlich. Der ist nicht ganz einfach zu berechnen, vor allem bei fehlenden oder unzureichenden Antennendaten. Da hat man vermutlich experimentell eine brauchbare Stockung ermittelt. In Neufünfland habe ich schon genug Gebilde wie 2 über 2 gesehen, wo der Stockungsabstand nicht stimmen konnte. Deine Vermutung mit Ausblendung von Reflexionen ist nicht falsch. Es bilden sich in der Tat nach hinten teilweise recht scharfe Nebenzipfel. Bei ohnehin schwachem Signal dürften die aber nicht stören.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Achim, so ganz habe ich letzte Ausführung nicht verstanden.

      Du meinst schon, daß das reflektierende Objekt praktisch auf einer Achse hinter der Antenne liegt?
      Meist optimiert man Stockungen bezüglich Vorwärtsgewinn und nimmt etwas Empfindlichkeit rückwärts in Kauf, die angesprochenen Nebenzipfel. Ausnahme können z.B. Antennen EME sein. Da nützt einem der Vorwärtsgewinn nicht viel, wenn einem das thermische Rauschen der relativ heißen Erde und man made noise gegenüber dem Rauschen aus dem kalten Weltall das Empfangssignal versaut. Hier was für den sehr interessierten Leser, Diagramme von schmalbandigen gestockten Hochleistungsantennen:
      http://www.qsl.net/dk7zb/70cm-longyagi/17-ele.htm
      In der Täterä gab es ein anderes Problem. Die Volkseigenen Sender wurden gern auf Frequenzen Westfernsehen gesetzt. Da musste man schon recht geschickt vorgehen. Die Antenne wurde so gebaut und ausgerichtet, daß man den Westsender halbwegs bis möglichst mit dem Hauptzipfel traf, jedoch der Sender VEB im Minimum zwischen zwei Nebenzipfeln lag. Oder vereinfacht gesprochen für die Leser, die bis hierhin durchgehalten haben, Sender VEB möglichst gut ausblenden, dann empfing man auch den eher schwachen Westsender.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,

      was Du jetzt meinst, sind die "Zipfel", die sich in einem Diagramm als Ausprägung des Antennengewinns in Abhängigkeit vom Winkel in einem 360° Diagramm ergeben. Dort gibt es die Keule in der Hauptempangsrichtung und einige weitere Maxima.

      Mir geht es um etwas ganz anderes. Auf dem folgenden Bild ist eine Handskizze der Situation:



      Im linken Bild sieht man den Fall einer an einem Hindernis reflektierten (UHF) Welle bei horizontaler Polarisation.
      Unten am Dipol der Yagi Antenne (Direktoren und Reflektoren sind nicht eingezeichnet) kommt die reflektierte Welle später an, ist also phasenverschoben gegenüber der direkten Welle. Daraus resultiert beim Empfänger dann ein Geisterbild.

      Rechts siehst Du die Anordnung mit 2 zusammengeschalteten Antennen.
      Die direkte Welle vom Sender erreicht beide Dipole zeitgleich ohne Phasenversatz, was zu der bekannten Gewinnerhöhung führt, die hier aber zweitrangig ist. Weiterhin empfängt der linke Dipol das verzögerte Signal vom Hindernis, wie zuvor.

      Nun ist der rechte Dipol aber genau so weit horizontal versetzt (und das sind im UHF Band überschaubare Abstände von vielleicht 10 - 40 cm), dass die reflektierte Welle dort um dieselbe Phasenverschiebung zu früh eintrifft, wie sie am linken Dipol zu spät kommt. Beide Komponenten löschen sich durch die Zusammenschaltung aus, das Geisterbild ist verschwunden.
      Achim
      Jetzt habe ich den Ansatz verstanden!

      Kurz zur Erklärung, damit es verständlicher wird.
      Eine elektromagnetische Welle breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, das sind:
      3 x 10EE8 m/s
      Nehmen wir an, das Geisterbild erscheint um 1 cm versetzt auf dem Bildschirm. Bei einem nicht zu kleinen Bildschirm benötigt der Elektronenstrahl ca. 1 µs pro cm. Eine Zeile dauert 64 µs. Multipliziert man die Lichtgeschwindigkeit mit 1 µs, erhält man eine Strecke von 300 m, die die Reflexion mehr zurücklegt.

      Möchte man das Geisterbild beseitigen, geht das vom Prinzip her recht einfach. Nehmen wir an, unser Fernsehsender habe eine Frequenz von 600 MHz, was einer Wellenlänge von 50 cm entspricht.
      Hat man zwei Empfangssignale gleicher Frequenz und Amplitude, jedoch um 180° phasenverschoben, heben sich diese auf.
      In diesem Fall muß eine Antenne das reflektierte Signal 25 cm früher oder später empfangen. Beim erwünschten Signal darf es natürlich keinen Phasenunterschied geben. In Achims Schaubild hat die rechte reflektierte Welle einen 25 cm kürzeren Weg.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo,

      das ist dann ein multiplizierbares Beispiel? Ich habe vor einiger Zeit eine Anlage gesehen, bei der waren 2 x 2 Antennen (neben- + übereinander) an einem Mast, mit gleicher Ausrichtung angebracht. Aus der Größe würde ich auf UHF schließen.
      Dieses Viererbündel würde also einen guten Fernempfang mit nur geringen Einflüssen durch Reflexionen ermöglichen?
      Wie sieht es mit dem Gewinn aus? Z.B. gibt es doch 5-Elemente Antennen, mit sagen wir mal 3 dB Gewinn, und dann 7-Elemente mit vielleicht 5 dB Gewinn. Ist da eine Zusammenschaltung von 2 Antennen mit 5 Elementen besser als eine 7-Element Antenne?

      Ist ein Zusammenschalten so problemlos?
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      durch das Zusammenschalten zweier Antennen mit einer "Weiche" / Richtkoppler verliert man 3dB. Das muss man berücksichtigen.

      Weiterhin haben Antennenanordnungen mit 2 oder 4 Antennen eine andere Richtwirkung in horizontaler bzw. vertikaler Richtung.

      Zusammenschaltungen können also

      - einem höheren Antennengewinn bei weit entfernten Sendern dienen

      - Eine bessere geeignete Richtcharakteristik in Empfangsrichtung haben

      - der Auslöschung von Reflexionen dienen (siehe oben)

      Auch mehrere Ziele können verfolgt werden.

      Wenn jedoch zum Beispiel für das Auslöschen der Reflexion der horizontale Abstand gering ist, können durch die gegenseitige Beeinflussung der Antennen Nachteile bei den beiden anderen Kriterien entstehen.


      Hier noch eine typische UHF-Antenne in England:

      Achim
      Ein kurzer Überblick zum Stocken von Yagis.

      Verdoppelt man die Anzahl der identischen Antennen, erhält man im Idealfall 3 dB mehr Gewinn. In der Praxis ist 2,5 dB ein realistischer Wert. Also rein theoretisch bekomme ich bei zwei Antennen 3 dB mehr Gewinn, bei vier 6 dB, bei acht 9 dB...
      Das wird dann schnell zur Materialschlacht.
      Die Stockungsabstände müssen stimmen, sie sind keinesfalls beliebig.
      Alle Antennen müssen über identische Leitungen bezüglich der Laufzeit zusammengeschaltet werden. Dann kommt das nächste Problem. Einfaches Zusammenklemmen wie bei der Elektroinstallation geht nicht. Die Impedanz muß transformiert werden, um wieder auf den richtigen Wellenwiderstand zu kommen.

      Otto Normalverbraucher rate ich eher von Stockungen ab, wegen der genannten Probleme. Auch ist zu bedenken, daß Stocken normalerweise nur in einem recht engen Frequenzbereich vernünftig funktioniert. Als grobe Hausnummer nenne ich mal nicht mehr als ±1 % von der Bemessungsfrequenz. Das ist dann ein Fernsehsender oder wenige Radiosender, wofür dann solch ein Gebilde brauchbar ist.
      Stocken relativ kurzer Antennen kann interessant sein, um die Hauptkeule nach bestimmten Wünschen zu formen, z.B. relativ breiter horizontaler Öffnungswinkel bei flacher Abstrahlung (Elevation), gut für DX.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Hans,

      da schimmert aber auch noch etwas für AM durch auf den Fotos. Welche Antenne für welchen Sender war / ist, würde mich schon interessieren.
      Und was ist mit dem verrutschten Reflektor? Ich kann mir bei Dir nicht vorstellen, dass das Zufall ist.

      Meine "Großtaten" hier in der Innenstadt sind mittlerweile fast alle von bösartigen Eigentümern demontiert worden :(

      Vorhin habe ich ein paar Straßen weiter aber noch ein Relikt meiner Aktivitäten aus 80/81 entdeckt und dokumentiert.
      Sowas durfte ich damals gerne bei strengem Frost alleine aufbauen...

      Ganz oben ist, wie immer Bayern3 vom Spessart (K51), darunter AFN Frankfurt (K31), darunter SWF3 vom Donnersberg (K60), dann ZDF und HR3 vom Feldberg Ts. (K34 und K54) und ganz unten ARD / SWF1 vom Donnersberg (K10). ARD vom Feldberg (K8) war infolge dichter Bebauung durch Reflexionen unbrauchbar.



      Meine eigene Antenne damals sah ähnlich aus, hatte einen 60er Kathrein Teleskopmast und oben drauf noch in 7,50 m Höhe eine 8 Elemente UKW Antenne auf einem Rotor.
      Auf einem zweiten Mast befand sich eine 4 Elemente Kanal3 Band I Antenne für das ARD Programm vom Kreuzberg / Rhön.

      Achim
      Hallo Achim.

      Ja das will ich machen.

      Die 3-El. UKW-Antenne zeigt nach Thüringen MDR und Bamberg alle 4 vom BR.
      Dazu mit etwas Reflexionen alle 5 BR vom Dillberg.

      Damit kann man kostenlos die UKW- Teile testen. ;)

      Den Reflektor habe ich im Jahr 2000 nicht festgenug angezogen.
      Der Wind bewegt den, indem er den Stab wie eine Violinseide schwingen laesst, langsam nach Osten.
      Alle Tricks wie Kleber anfügen haben nur kurz gehalten.
      Dann habe ich ihn geknickt (leichtes V) er wandert weiter. Grins!
      Dann UHF jetzt DVBT aus Nuernberg und oder Dillberg, die senden auf den gleichen Kanälen.
      Dann VHF K6 Dillberg, mittlerweile kein DVB-T mehr.
      Dann UKW- Dipol fuer mich alleine.
      Hinter der Schüssel sieht man einen zylindrischen Topf (Kathrein hochohmig auf 60 Ohm) mit einem Langdraht- Antenne 90° weg vom Haus in den Garten.
      Damit arbeitet der "Meister" als MW-LW Fan mit einem Übertrager 60Ohm auf hochohmig. Der Pegel ist dann wie am Draht oben.
      Vom Mast im Garten geht V- förmig noch ein Langdraht an ein Fenster.
      Dort kann man die Pegel mit und ohne Übertrager vergleichen.
      Dort zeigt sich dann was ein hochohmiger ( mit Antennenspule) zu einem niederohmigen (Fusspunkt-kopplung) leisten kann.
      Als HF- Spinner, muss ich das ( immer wieder) gegen Widerstaende der "Heimleitung" durchboxen.

      Das ist der Stand 9.12.2011

      hans
      Wenn ich der Großstadt einmal den Rücken gekehrt habe, ist zuerst mal eine ordentliche AM-Antenne fällig!
      Dann habe ich hoffentlich auch einen geringeren Störnebel in meiner Umgebung.
      Hast Du einen Link oder eine Typenbezeichnung für den Kathrein Übertrager?

      Als klassische Hersteller für (analoges) Antennenmaterial der damaligen Zeit fallen mir spontan ein:

      FUBA

      Kathrein

      Hirschmann

      WISI

      Stolle

      Telo

      Bosch

      Ankaro

      FTE

      Wen habe ich vergessen?
      Achim
      Hallo Achim.

      Das Teil gibt es schon 20 Jahre nicht mehr.

      Ein Geheimtipp. es gibt ja Indoor-Kabel bei denen im Kopf nur Drosseln und Kondensatoren eingebaut sind. Die sind füer GA`s

      Dann aber auch füer Einzelanlagen mit Ferritspule und den Rest.
      Die transformieren wie bei mir im Zimmer, 1:20 up.

      Das Outdoorteil (Kathrein) macht 20:1 down.

      Wir ( die Knolls) haben diese Wohnzimmerköpfe im Dach innnen an den Mast gebunden, und daran den UKW-Dipol, die MW-Antenne im Dach oder auserhalb an den "A" Draht und den "E" Draht an den Mast.

      Dann Coax nach unten dort der gleichen Kopf und die AM- und FM- Pegel stehen 1:1 zur Verfuegung.
      Diese Koepfe mit Ferrit- Trafo kann man noch finden, das Outdoorteil ?????

      hans

      SIEMENS !!!!"
      .
      Mir fällt noch Zehnder ein.

      Ich hab' noch eine richtig große UKW Antenne von Zehnder, die müsste ich mal wieder aufbauen. Das ist so ein Monster aus den 70ern, ich glaube 15 Elemente (auf drei Ebenen), über 3 m lang...
      Der Empfang war damit (an meinem 9241) echt gut, nur beim Umzug ist der Rotor auf der Strecke geblieben.
      Gruß, Gunnar
      Anbei, was man bei uns im Dorf auf den älteren Häusern sieht.




      Die mittlere Antenne ist interessant.
      Dabei handelt es sich um vier gestockte Breitbanddipole mit Reflektor. Horizontal ist der Öffnungswinkel relativ groß, Diagramm etwa Hühnerei. Vertikal wird es relativ flach, also insgesamt so eine Art Flunder. Wenn ich mich recht erinnere, ging mit der Konstruktion damals der Empfang von Südwestfunk und WDR ganz gut, ähnliche Frequenzen, jedoch etwas unterschiedliche Richtungen.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas.

      Das ist die WISI- Version einer FUBA Entwicklung.
      4 Ganzwellen- Dipole die sind kreuzweise verbunden und in der Mitte
      mit 240 Ohm direkt ans Kabel gelegt.

      1953 begann das deutsche Fernsehen mit der FESA 600 von Hirschmann.
      Ebenfalls Ganzwellen Dipole mit geteilten Reflektoren.

      Bild folgt Katalog 1952/53 Knoll









      hans
      Hallo Hans,

      die FESA600 kenne ich nur noch als vergessene Wracks, nicht mehr live im Betrieb.

      Da fällt mir ein, von Hirschmann gab es eine ganz interessante VHF Band III Antenne, bei der eine Leiterschleife in Längsrichtung(!) am Träger montiert war, also längs zur Empfangsrichtung und nicht quer wie bei der Yagi.
      Diese VHF Antenne hatte ausgezeichnete Eigenschaften.

      Hirschmann FESA 13 BV


      Dann gab es von FUBA noch die Clou45 mit einem offenen UHF Dipol, einem parabolisch gekrümmten Gitterreflektor und wenigen Direktoren. Sie war teuer und hat mich gegenüber den standard 91-Elemente UHF Antennen nicht überzeugt.

      FUBA Clou 45


      Leider habe ich vor vielen Jahren alle meine mühsam auf Funkaussttellungen gesammelten Antennenkataloge entsorgt :(
      Achim
    • Benutzer online 4

      4 Besucher