Grundig Receiver RTV801

      Liebe Gemeinde,

      ich habe aus der Nachbarschaft diesen Receiver erhalten und bin nun dabei, ihn zu reparieren.

      Auf dem ersten Blick relativ gut erhalten, leider zeigt er nach dem Ersetzen einer Primärsicherung eklatantes Stromfressverhalten. Am Regeltrafo bereits bei 70 Volt 50 Watt und sonores Brummen in den Lautsprechern bedeutet nix Gutes.
      Vermutlich und auch hoffentlich liegt der Fehler im Netzteil.

      Das Gerät ist sehr servicefreundlich. Das Netzteil nimmt das linke Sechstel des Receivers ein und das wars dann auch ! Nicht mal ein Netzkabel läuft durch das Gerät zum E/A Schalter. Mithilfe einer sehr aufwendigen Seilrollenumlenkung wird der Netzschalter neben dem Netztrafo betätigt. Respekt vor so viel Aufwand!!

      Bräuchte jetzt zur weiteren Arbeit das Schaltbild. Danke schon mal im voraus.






      Gruß, Dieter
      Moin,
      wobei ich mich frage, wer die Designer geritten hat, den Preomaten auf die Oberseite zu verlegen. Persoenlich fand ich den RTV800 vollkommen ok, was Design und Bedienbarkeit angeht. Die riesige "Stereolampe" und das ebensolche Instrument wirken etwas deplaziert und zu gross.

      @Dieter, hoffe mal, dass der Fehler nur im Netzteil liegt. Der RTV800 war mein erster "Volltransistor", den ich vor ca. 25 Jahren auf dem Flohmarkt ergatterte und der natuerlich beide Endstufen im Transistorhimmel hatte. Gluecklicherweise hatte der oertliche Radiohaendler noch zwei Paar Endtransistoren in der Schublade (GD114/115, Motorola). Vorhergehende Versuche mit BD245/246 schlugen fehl, mechanisch sind sie einsetzbar, Platine und Kuehlkoerper sind entsprechend gebohrt. Ich habe aber die Endstufen damit nicht zum Laufen gbracht. Der Radiomann meine noch, die Endtransistoren koenne man eigentlich nicht umbringen, sie seien fuer den 2x 12W Verstaerker hemmungslos ueberdimensioniert.

      Eins der Ruhestrompotis ist schon getauscht, das andere sollte unbedingt auch getauscht werden, die haeufigste Ursache, die Endstufen zu toeten; bei defekten Trimmpotis geht der Ruhestrom durch die Decke.
      Im Abstimmspannungsnetzteil vor den Endverstaerkern steckt noch eine Tantalperle, mal drauf achten, ob nicht der UKW-Empfang kracht.

      Aus irgendeinem Grund hat der RTV800 einen grosszuegig ausgelegten ZF-Verstaerker, aber nur ein ziemlich einfaches Mischteil mit nur zwei Transistoren und abgestimmten Kreisen. Vielleicht weiss Hans ja mehr darueber. (Was mich in dem Zusammenhang dabei interessiert, der RTV900 hat im UKW-Eingang das genaue Gegenteil. Und wenn ich mich recht erinnere, einen abgestimmten Kreis zwischen Oszillator und Mischer (auch T7500). Welchen Zweck hat hier der mitlaufende Kreis? Oszillator-Ober-/Nebenwellen vom Mischer fernhalten?)

      Der seilzugbetaetigte Netzschalter hat bei Grundig eine gewisse Tradition, ich weiss nicht, wann er zum ersten Mal eingesetzt wurde. Ueberlebt hat er bis in die 100mm-Serie.

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      Peter
      @Dieter

      Moin,
      zu Deiner Frage, ich weiss es nicht. Die Auswahlkriterien, die Grundig fuer diese Transistoren anlegte, kenne ich nicht. Das "G" in der Typbezeichnung zeigt ja an, dass Grundig eine spezielle Selektion dieser Transistoren verwendet hat.
      An sich muesste jeder Siliziumtransistor arbeiten, denn grundsaetzlich sind die Unterschiede nicht so gross. Ich habe seinerzeit allerdings keinen Ruhestrom bekommen. Moeglicherweise muss man da nur etwas hartnaeckiger sein, ich habe dann aber die Originaltypen genommen. Und ich habe inzwischen etwas mehr Erfahrung. Nur werde ich jetzt nicht hergehen und nochmal Endstufen austauschen und das testen ;)
      Ich habe gerade nochmal nachgesehen, meine Vergleichsliste gibt BD245B/246B als Ersatz an, allerdings als "ungefaehr" gekennzeichnet. GD114/115 sind keine Selektion von BD114/115. Der BD114 fehlt in meiner Liste, der BD115 ist ein Kleinleistungstransistor fuer Videoanwendungen.

      Die Endstufen werden zusammen mit den Kuehlblechen ausgebaut, also Treiber- und Endtransistoren ausloeten, am Platinenrahmen eine Schraube herausdrehen und die Einheit herausnehmen.

      Der RTV900 sieht uebrigens dem RTV800 zum verwechseln aehnlich. Er hat den aufwendigeren UKW-Empfaenger, staerkere Endstufen (2x 30W, BD130/2N3055, keine Auskoppelelkos) und unter den Schiebepotis einige Drucktasten mehr.

      @Andreas,
      nach dem, was ich aus den TI erfahren habe, sind die GDxxx idR. keine "kundengestempelten" normalen Transistoren. Sie sind nach Vorgaben von Grundig selektiert worden. Das geht am besten beim Hersteller, da kann man den Automaten, die die Typen vermessen und die Typbezeichnung zuweisen, das gleich mit uebertragen. Auch an anderer Stelle war man genau, was Transistoren anging, so wurde der Hersteller vorgeschrieben.

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      Peter
      Nachdem das Netzteil o.B. war die große Überraschung nach Abnahme der Bodenplatte:

      Ein richtiger Pfusch an der Platinenunterseite !! Jemand hat vermutlich versucht, defekte Transistoren zu ersetzen und dabei Leiterbahnen durchtrennt und wahllos Drahtbrücken gelötet, da wohl die Anschlußbelegung nicht paßte.

      Das Ergebnis war mehr als negativ!!

      Solche Leute sollten doch ihre Finger von diesen Geräten lassen, wenn sie der Reparatur nicht mächtig sind! Mir schwellen die Halsschlagadern, wenn ich so eine Sch... sehe.

      Die Frage stellt sich: was tun ?? Gerät in die Ecke oder sich der Herausforderung stellen und alles zurückbauen.

      Dazu bräuchte ich, um alles richtig zu machen, dann natürlich das Platinenlayout.



      ...und einen Satz Treiber und Endtransistoren !!!

      Gruß, Dieter
      Hallo,

      für diese Grundig-Exoten gibt Henninger auch nur die BD 245 / 246 an. Und von den Werten sollten diese auch passen. Eigentlich alte Bekannte, die in vielen Endstufen als Arbeitspferde laufen. Man muß nur mit der Pinbelegung aufpassen, die ist spiegelverkehrt.
      Wenn die Endstufen im Himmel sind, kannst Du ja mal mit den Standard-Typen experimentieren, da kann eigentlich nichts schiefgehen.

      Edit:
      Du bist mir zuvor gekommen! Das sieht ja schrecklich aus! Gibt es eine angemessene Strafe für sowas??? Aber das schöne Gerät sollte doch gerettet werden. Ich würde es nicht in die Ecke stellen.
      Die Treiber sind auch durch? Welche Typen sind dort verbaut? Auch solche Exoten?
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      war klar, dass hier nur die Durchhalteparole gilt !! :)

      Angemessene Strafe ? Mit dem Lötkolben ein Monogramm in den ... brennen !!

      Ob die Treiber durch sind weiß, ich mom. nicht, ich würde sie prophylaktisch mit tauschen. Es sind GD133/BD135 lt. Schaltbild.

      O.k., wenn ich passende Transistoren finde und das Platinenlayout habe, gehe ich die Sache an einem schrecklichen Winterabend an. Es ist Hans´ Kind und es soll leben !!

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      Für den GD 133 geben meine Listen auch den BD 238 her, der müsste auch sogar Pinkompatibel sein.

      Schön, wenn Du dem Teil "neues" Leben einhauchen willst.

      Edit:
      Eben sehe ich noch auf den Fotos vom Innenleben daß bereits ein Trimmer an einer Endstufe ersetzt worden ist. Ich denke, da sollten auch alle alten Trimmer besser rausfliegen, bevor diese dann doch noch für das Ableben des Gerätes gesorgt haben.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Dieter und der Rest.

      Hier das sorgfaelltig aufbereitete print des RTV800. Achtung! 1,21 MB gross

      http://weltklang.homepage.t-online.de//download/daten/POWERstage_RTV800.pdf

      hier als Light-Version zum Mitdenken.





      Wie hf500 schon sagte, es sind zweierlei pinnings der beiden POWER- Transistoren im Print vorgesehen. Eins zur Mitte hin, das Andere nach hinten zu

      hans
      Hallo Dieter,

      ich bin der Meinung, der "Kollege" hat den Umbau auf Transistoren mit anderer Pinbelegung - abgesehen von der Qualität der Lötstellen - nach den Regeln der Technik relativ ordentlich ausgeführt.

      Wenn Du den ganzen Schmutz und die Flussmittelreste mit Alkohol und Wattestäbchen entfernt hast und die 3 grünen Brücken entfernt sind, wirst Du die originale Leiterbahnführung problemlos wiederherstellen können. Man sieht alle Details noch sehr gut.

      Reichlich Ersatzhalbleiter wird es freilich brauchen...

      Der ganze Receiver ist sehr solide und überlegt gebaut. Mit Material, speziell Metall wurde nicht gespart, Netztrafo geschirmt und zusätzlich die Netzteilsektion mit einem Trennblech abgeteilt, die meisten Bauteile sehr üppig dimensioniert.
      Sehr schön! So waren zu dieser Zeit auch die Fernsehchassis von Grundig aufgebaut: Für die Ewigkeit!
      Achim
      Na ja Achim,

      bevor ich solche Klimmzüge mache und die halbe Platine mit Aufbrüchen versehe, biege ich die Anschlußbeinchen der Transistoren oberirdisch passend, lang genug sind sie ja meist, stecke ein Stückchen Isolierschlauch drüber und gut isses.

      Da muss ich nicht im Untergrund ackern und vor allem, sollten mir mal die Originaltransistoren über den Weg laufen, habe ich mit dem Rückbau keine Probleme.

      Ansonsten hast du recht: ein sehr solider Receiver, dem man das Innere von außen nicht unbedingt ansieht.

      Gruß, Dieter
      Klar, da wurde so verfahren, als ob es das letzte Wort wäre und in Zukunft keine Änderungen mehr zu erwarten wären. Dann muss man die Sache auch deutlich sauberer ausführen.

      Aber der Rückbau ist mit vertretbarem Aufwand zu machen - es hätte, wie wir ja aus Erfahrung wissen, schlimmer kommen können ;)

      Was die Optik angeht, frage ich mich, ob es eine gute Methode gibt, die bei Grundiggeräten dieser Zeit so oft beschädigte schwarze Beschichtung der Drucktasten zu reparieren.
      Achim
      Hallo Hans,

      das sind - bei den Transistoren von vorne gesehen - die üblichen Varianten BCE und ECB. (EBC, CBE, BEC und CEB sind ja unüblch).

      Insofern müsste sich eigentlich alles einbauen lassen. Der vorher aktive Techniker dürfte die alternative Einbauposition übersehen haben, was er mit zusätzlicher Arbeit bezahlt hat ;)
      Achim
      Moin,
      nicht nur die Platine ist fuer zweierlei Endtransistoren ausgelegt, sondern auch die Kuehlwinkel sind vorbereitet. Nochmal ganz genau ansehen. Schon auf Dieters Bildern kann man sehen, dass die Befestigungsbohrungen (mit Gewinde!) fuer Transistoren wie BD245/246 schon vorhanden sind, sie befinden sich direkt ueber den entsprechenden Bohrungen in der Platine.

      Urspruenglich war ich der Ansicht, die fuer die "BD245/246" vorbereitete Platine sei auch fuer den RTV900 vorgesehen, hoehere Leistung durch groessere Transistoren etc. Er hat aber tatsaechlich einen ganz anderen Endstufenblock mit TO3 Transistoren und einem Kuehlkoerper aus Druckguss.

      @Achim,
      noch nichtmal mir sind vor ueber 20 Jahren die Vorbereitungen fuer eine Alternativbestueckung entgangen. Spaetestens, wenn man den Kuehlwinkel herausgenommen hat, faellt es auf. Dazu kommt, dass man der Stiftabstaende wegen die Transistoren schon nicht wahllos einbauen kann.

      Wenn Dieter das auseinandergenommen hat, muss er uns verraten, was das Geraet in den Endstufen hat. Die Originalbestueckung braucht solche Klimmzuege schliesslich nicht.

      73
      Peter
      So, ich war heute fleißig !

      Nach dem Auslöten der 8 Transistoren samt KK und Säubern der Baustelle sieht das Ganze schon wieder ein wenig erträglicher aus.

      Ich habe danach die durchbrochenen Leiterbahnen großflächig mit dem Glasradierer von der Schutzschicht befreit; morgen werden die Löcher gestopft !

      Als einziger ersetzter Endtransistor kam ein BD245 zutage, der Rest scheint original zu sein. Ob sich der Meister bei seinem Strickmuster untertage verhauen hat habe ich nicht mehr nachvollzogen.

      Die ersten ohmschen Test zeigen den BD auch als defekt mit Durchgang wobei die anderen, sowohl Treiber- als auch Endtransistoren symmetrisches Widerstandsbild zeigen, ohne irgendeinen Durchgang. Dennoch würde ich alles pärchenweise tauschen.







      Gruß, Dieter
      Moin,
      nicht, dass es sich festsetzt: Fauxpas...

      Der GD114 und BD245, haben die eine oder zwei Glimmerscheiben unter sich? Doppelte Glimmerscheiben sind unbedingt zu vermeiden. Durch die schlechtere thermische Ankopplung des Transistors kann der Ruhestrom durchgehen. Hatte ich mal bei einem MR100, dessen grosse Scheibe unter allen Transistoren einer Endstufe nicht zu sehen ist und jemand bei Transistorersatz noch Scheiben untergelegt hatte.

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      Peter