Reinigung der Philips Riemenpest

      Hallo an alle Betroffenen !

      Philips Tonbandgeräte der 70er Jahre sind sehr häufig von einem totalen Zerfall der Antriebsriemen betroffen. Dies äußert sich in einer äußerst schleimigen, bitumenartigen Ablagerung beim Zerfall der Riemen im gesamten Gerät.

      Die Reinigung gestaltet sich extrem schwierig, da der Gummischleim sehr schwer aufzulösen und zu entfernen ist und zudem an allem klebt wo er hinkommt.

      Da ich ein sehr gut erhaltenes Philips N4510 geschenkt bekam und dies unbedingt wieder lauffähig haben wollte, nun dieser Bericht.

      Folgende Arbeitsweise habe ich mir jetzt perfektioniert:

      1. Tragen von Einmal-Latexhandschuhen (das Zeug ist kaum mit Handwaschpaste zu entfernen und sitzt ewig in den Hautporen)

      2. Grobes Entfernen der Gummireste mit Papierhandtüchern, Zahnstochern etc. (Kontaminiertes sofort in ein Behältnis wegschließen)

      3. Lösen der Restbeläge mit Walzenreiniger !!! Dies hat beste Erfolge erzielt !!
      - Waschbenzin - ja, aber sehr zaghafte Reinigung
      - Nitroverdünnung - ja, aber greift viele Kunststsoffe an
      - Isopropylalkohol - nein

      Bitte nicht glauben, dass eine Reinigung von vier zerfallenen Riemen an einem Abend geschafft ist, es kann länger dauern...



      Gruß, Dieter
      Im Baumarkt gibt es Löser, um z.B. Teppichkleberreste zu beseitigen. Giftig, flüchtig, explosiv, aber die schnellste Art, die Lakritze zu entfernen. Auch geeignet, um stark verschmutzte Tonköpfe zu reinigen. Bisher habe ich noch keine negative Wirkung auf die in Tonbandgeräten verbauten Kunststoffe feststellen können, allerdings habe ich es auch nicht drauf ankommen lassen ;) Und es entfernt auch den Dreck von den Fingern, nur das diese dann ewig nach dem Löser stinken...
      Hallo Dieter,
      na dann hast du es auch mal mit der Riemenpest aufgenommen, bei meiner 4510 habe ich 2 Abende gebraucht, die Schmiere wegzukriegen, davon ein paar Stunden, bis ich wie du das richtige Lösungsmittel gefunden hatte; bei meiner 4418 waren die Riemen schon gewechselt, es waren nur noch Reste zu entfernen;
      falls du Ersatzteile brauchen solltest, habe noch jede Menge da
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Jaja, die Riemen, ein leidiges Thema!

      Die Einen werden spröde, rissig und verhärten, die Anderen werden immer weicher, bis eben zu dem Bild der Philips Riemen die Dieter hier gezeigt hat (oder das was davon übrig bleibt...). Da haben die Hersteller und deren Zulieferer viel experimentiert, es gibt bis heute da kein wirklich dauerhaftes Material, die Ansprüche an die Riemen führen zu unvereinbaren Beschaffenheiten (leider!).

      Die etwas neueren Riemen bestehen meist aus Perbunan mit ein paar stabilisierenden Beimengungen, bis hin zu Silikaten, damals hat Philips sich wohl auf einen Kunststoff mit offensichtlich erheblichen Beimengungen Weichmacher verlassen. Der Nachteil bei solchen Mischungen ist, daß die Weichmacher sowohl ausdampfen (zwar minimal, aber doch vorhanden), als auch gern bereit sind, ölige Dämpfe, wie sie in jedem Tonband vorherschen, aufzunehmen. Das führt über die Jahre zu einer fiesen Mischung aus Öl, Weichmacher, dem "Gummi" und vielleicht noch Nikotin. Dadurch löst sich das Gemisch zu der Pampe auf, die Dieter gefunden hat. Das kann übrigens auch in Plastiktütchen passieren, darin gelagerte Riemen "greifen" sich zusätzlich den Weichmacher aus dem PVC des Beutels. In Papiertütchen sind Riemen am Besten aufgehoben.

      Aber nun zur Reinigung (ich bin schon etwas abgeschweift...):
      Man bekommt diese Schmiere tatsächlich nur chemisch weg, dabei ist von Vorteil, daß die meisten Rollen in den Geräten aus Metall sind. Da muß man sich keine besonderen Gedanken um die Agressivität der Lösungsmittel (LÖMI) machen. Wenn Kunststoffrollen im Gerät sind, bestehen die fast immer aus PVC, das ähnlich resistent ist, aber bitte vorher immer ausprobieren, ob so eine Rolle sich anlöst!
      Als Reinigungsmittel sind die aprotischen (also nicht mit Wasser mischbaren) die Erfolgsversprechendensten. Dazu zählen Benzine oder ähnliches, Isopropanol dagegen dürfte keinen so großen Erfolg bringen. Der von Highlander vorgeschlagene Teppichlöser ist da schon sehr gut. Ich mißtraue den Dingern aber etwas, auch wenn sie aromatenfrei sein sollen, rieche ich immer noch so etwas wie Toluol heraus, und das ist nicht so gesund...
      Ein interessantes Mittel ist hier zur Reinigung sicher einen Test wert: Tetrahydrofuran (THF), es ist ein cyclischer Ether für technische Zwecke. Extrem flüchtig, hinterlässt keine Spuren, löst hervorragend und ist relativ ungiftig. OK, es hat die Wirkung wie jeder flüchtige Ether (gut lüften, sonst legt man sich schlafen), aber auch zum Reinigen der Hände klasse. Entfettet aber auch extrem. Ein Nachteil ist allerdings, daß THF auch viele Kunststoffe wie Polystyrol prima löst... :(
      Man müsste THF eigentlich noch in kleinen Mengen über Apotheken bekommen, ich habe meine Reste langsam verbraucht, muß mal sehen, ob ich noch was auftreiben kann.
      Abseits vom THF, das wohl die Ultima Ratio bedeutet, sind sicher auch Aceton oder Essigester geeignet, lösen aber nicht so gut.
      Gruß, Gunnar