Die gelben Chinaböller

      Hallo Leute,

      nun ist für mich die Farbe gelb ein rotes Tuch - zumindest wenn es um Kondensatoren geht.

      Vor ca. einem halben Jahr mit viel Aufwand repariert und restauriert, äußerte sich mein 3068 beim Spielen einer Schellackplatte mit Kratzen und verzerrtem Ton.
      Der Sache auf den Grund gegangen, entpuppte sich der C77 - Koppelkondensator zum G1 der Endröhre - als Übeltäter. Nagelneu eingelötet, vermutlich aus chinesischem Milliardenbestand zur Zersetzung des soliden europäischen Elektrogerätebestands des Radiohandwerks !!!

      Nachdem bereits ein Kollege ein solches Bauteil im nagelneuen Zustand mit Kurzschluß vorweisen konnte, ist jetzt auch hier endgültig Schluß !!

      Yellow is dangerous...



      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      mit mehrfacher Nennspannung ist der Firecracker ja an dieser Position sicher nicht belastet worden - und dennoch defekt.

      Da waren die bis zur Hüfte in Chemiebrühe sitzenden Chinesischen Sklavenkinder im Keller ohne Licht am Ende der 48 Stundenschicht bei der Arbeit wohl etwas unkonzentriert. :(

      Nun wird mancher sagen, ich habe 1000 von den Dingern verbaut und alle sind noch o.k., aber beim heutigen Stand der Technik darf nur einer von 10 Mio Stück ausfallen und nicht einer von 1000.

      Ich habe die Geschichte ja schon mal erzählt: Ein Deutscher Anbieter von Kondensatoren hatte sich die Gelbe Gefahr in verschiedenen Werten bestellt und im Labor getestet.
      Bereits bei Nennspannung(!) setzten Selbstheilungsvorgänge ein - eine Bankrotterklärung für die Qualität.

      Man sollte sich überlegen, ob man, wenn es um preiswerten Ersatz von Kondensatoren in radios geht, nicht WIMA MKP-10 (ganz hervorragende Qualität, perfekt für Audio) oder MKS verwendet. Einen Anschlussdraht zu verlängern ist schließlich kein Unglück.
      Achim
      Hallo Dieter,

      das sind ja harte Fakten! Aber nicht jeder hat den Schaltplan zur Hand oder gar im Kopf. Welche Kapazität hat der Kondensator und welche Spannungsfestigkeit war angegeben? Hast Du eventuell auch ein Foto von dem Übeltäter?

      Vor allem was war die Ursache: Durchschlag oder einfach nur Einstreuung von Störungen, da vielleicht schlecht gewickelt?

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo Wolfgang,

      es war ein 22nF Kondensator, Nennspannung 400 V= was bei diesem Einsatz als Koppelkondensator eh schnuppe ist. Hier wird keine Hochspannung beaufschlagt.

      Ursache des Fehlers? Keine Ahnung! Woher auch. Fakt ist, dass ein schnöder, roter, radialer WIMA wieder beste Qualität bringt, da interessiert mich nicht, warum der gelbe Verzerrungen erzeugt hat. Vermutlich war er nicht mal ein Kondensator... :)

      Ich habe auf jeden Fall die Faxen dick und alle gelben in den Müll entsorgt.

      Gruß, Dieter
      Hallo in der Runde,

      ich erinnere mich da an eine Dynavox - Röhrenendstufe VR70E2 mit je 2 EL34 pro Kanal 35 Watt. Ein Freund bat mich die 4 Koppelkondensatoren der EL34 auszuwechseln, nicht weil die alten defekt waren, sondern um klangliche Verbesserungen zu erziehlen. Neue Kondensatoren vom Hersteller Munddorf M-Cap Audiophiler KP Kondensator 630V- 0,47µF hatte er schon besorgt.
      Originale Kondensatoren waren gelbe Chinaböller 400V- 0,47µF. Die M-Caps waren um einiges größer, was das befestigen auf der Platine nicht grade vereinfachte, spielt aber keine Rolle. Die Arbeiten waren erledigt, Verstärker gepüft und wieder beim Besitzer in betrieb. Leider nur 4 Wochen und der Verstärken stand wieder auf meinem Tisch, ein Kanal mit lautstarken Brumm, eine Endröhre glühte schön weinrot. neue Röhre rein, das gleich Spiel. Den zugehörigen Koppelkondensator hatte ich zuerst nicht in Verdacht, war ja fast neu und dazu noch mit höherer Spannungsfestigkeit. Eine Messung brachte folgendes Ergebnis, der Kondensator hatte vollen Gleichspannungsdurchgang. Wie man sieht geschieht das auch bei namhaften Herstellern, insofern man Munddorf dazu zählen darf, teuer genug war er ja 8,70 Euro.

      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Zitat Herstellerseite:

      "Schließlich verhindert die hohe Massenträgheit
      das Resonieren des Wickels -
      zugunsten besserer Transparenz und
      Räumlichkeit.
      Der MCap® ZN Classic fi ndet vor allem da
      Verwendung, wo kleinste Signale verarbeitet
      werden."

      Ja ja - immer der Ärger mit den resonierenden Kondensatoren... ;)

      Vielleicht hat man das mit den Zinnfolien ja produktionstechnisch nicht so richtig im Griff.
      Achim
      Möglich ist alles, ob das nun aus produktionstechnischen Gründen resultiert oder ob es schlichtweg ein Montags-Kondensator war, das lässt sich schlecht feststellen. Auf jeden fall spielt der Verstärker nun mehr als 2 Jahre mit diesen Kondensatoren ohne Probleme, der defekte wurde natürlich ausgewechselt.

      Ich wollte nur damit kundtun dass nicht nur die Gelben mit Fehlern behaftet sind. Das es bei den Gelben öffters vorkommt liegt wohl daran dass sie aus finanziellen Gründen häufiger verwendet werden, prozentual gesehen von den Fertigungsmengen wird es sich wohl die Waage halten.
      Ich verwende seit Jahren ausschließlich die gelben Kondensatoren von Volker und hatte bis Heute nicht einen einzigen Ausfall.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo die Runde,
      HIER steht etwas über Zn-Folien-C´s in Röhrenverstärkern - habe ich zufällig vor ein paar Tagen gefunden. Die Firma M. hat wohl bereits selbst gemerkt, daß ein Sicherheitsproblem besteht:
      Zitat aus obigem Link:
      "update:14.12.2011
      Herzlichen Dank an Mundorf, der mich darauf aufmerksam machte, dass hier immer noch die Empfehlung zu Zinnfolie steht. Zinnfolienkondensatoren können sich in einem Röhrenverstärker verherrend auswirken, wenn diese durchschlagen (nicht selbstheilend oder gar durchschlagsfest). Man bleibe bitte bei MKP!"

      Allerdings findet sich auf der entsprechenden Produktseite von Mundorf kein solcher Hinweis !

      Letztlich verstehe ich dies so, daß eine Spannungsfestigkeit von 400 oder 630V nur dann zuverlässig gegeben ist, wenn die Konstruktion eine Selbstheilung ermöglicht. Oder habe ich da eine falsche Vorstellung ? Was nämlich verwundert: 630V werden selbst kurz nach dem Einschalten (bevor die Röhren warm sind und Strom ziehen) in einem gängigen Gegentaktverstärker an den Anoden der Treiberröhre(n) nicht erreicht.
      Viele Grüße
      Eberhard
      Wenn man die statistischen Ausfallwhrscheinlichkeiten betrachtet, dann müssten täglich hunderte ausgefallene WIMA MKS, MKP und FKP noch während der Garantiezeit mit Kurzschluss aus Geräten der aktuellen Produktion ausgebaut werden. Sie werden ja schließlich millionenfach eingebaut.
      Das hätte sicher irgendein Servicetechniker in Deutschland oder dem Rest der Welt gemerkt und online kundgetan.

      Bei den axialen Chinesen gibt es das Thema aber, obwohl in ganz Deutschland wohl im Jahr nur ein paar tausend eingebaut werden, immer wieder.

      Meine Erfahrung: Nicht alles, was spottbillig ist, ist deshalb auch besser, als gute Standardindustrieware von Herstellern, die schon an die viele Jahrzehnte _erfolgreich_ Kondensatoren bauen.

      Das Bessere ist des Guten Feind!
      und
      Das Bessere ist auch des Billigen Feind!

      Die Bewihräucherung der Chinesischen Kondensatoren kann man wirklich nur noch mit dem Dogma der unbefleckten Empfängnis in der katholschen Kirche vergleichen ;)
      Achim
      Zitat: Achim: >>>Meine Erfahrung: Nicht alles, was spottbillig ist, ist deshalb auch besser, als gute Standardindustrieware von Herstellern, die schon an die viele Jahrzehnte _erfolgreich_ Kondensatoren bauen <<<<

      Jedoch heutzutage darf man mit ruhigem Gewissen auch behaupten: Nicht alles was teuer ist, ist gut und kann bedenkenlos verbaut werden. Ich hatte bis heute noch nie Probleme mit den gelben, sei es aus DDR, oder China. Auch teuere und hochgepriesene Bauteile weisen heute technische Mängel auf. Und, wie oft wird versichert: "Made in Germany"., und doch kommt vieles über Umwegen aus China. Laut Post 004 kann man sich anschließen, nicht alles nun in die Tonne werfen was gelb ist, weil es gibt diese auch in schwarz oder weiß. Wenn es so wie post 001 schreibt, ständig Probleme gäbe damit, würde man von selbst die richtige Entscheidung treffen.
      Gruss Ronny
      Ich bin den Chinesen eigentlich sehr dankbar. Ohne sie hätten wir hier nicht mehr viel Themen, über die man streiten kann. Und da ich die Kontroverse liebe...

      Was ich nur nicht so ganz verstehe ist: Was um aller Welt ist so schlimm daran, für einen Satz Kondensatoren für einen Freiburg, der dann in der Bucht für über 1000 € weggeht, meinetwegen € 20,- auszugeben statt € 10,- beim Chinamann?

      Ist denn die Unterstützung für Kinderarbeit, Ökodumping, Sozialdumping und Menschenrechtemitfüßentreten ein Wert an sich?

      Oder habt Ihr die irrige Hoffnung, dass der Chinese unsere Junkstaatsanleihen aufkauft, wenn wir ihm brav die gelben Kondensatoren entsorgen?

      Ein WIMA MKS mit 1000V und 0,22µF kostet bei Reichelt (und der ist nicht der Billigste) € 0,17!
      Was ist so geil am Chinesen? Er ist sogar noch teurer.

      Also mehr Geld für schlechtere Qualität bei gleichzeitigem Arbeitsplatztabbau in D und rapidem Verfall der Umwelt- und Soziaöstandards?

      Leute, ist DAS der homo oeconomicus oder ist das beginnende kaufmännische Demenz?
      Achim
      <<<<Leute, ist DAS der homo oeconomicus oder ist das beginnende kaufmännische Demenz?>>>>


      Nein Achim das ist es nicht. Aber man sollte auch die Tatsachen sehn wie sie sind. Wer ein Freiburg für 1000 Euro in der Bucht kauft, wird dann dort sparen, wo es was zu sparen gibt. Vergleich: Wieviele Menschen fahren sehr teuere Autos, hinken aber dann schon, wenn neue Reifen oder Bremsen fällig sind. Dann wird in ebay das billigere an Material gekauft, was auch schon etwas länger hält, anstatt bei Audi, VW, BMW die Originalteile, die dann pro Satz der Teile das 6 fache kosten. Ich denke keiner von uns tolleriert die Arbeitsmethoden wie diese dort in den Ländern praktiziert werden. Eher denke ich, dass auch viele nach der eigenen Brieftasche sehn, bevor Sie beim Vertragshändler vorstellig werden. Der Moment, wo man spart ist doch der wo das Vergleichen anfängt.
      Gruss Ronny
      Ja o.k Ronny - aber die Deutschen WIMA _SIND_ doch billiger!

      Wenn man also wirklich aufs Geld schauen muss, nimmt man doch lieber hochqualitative WIMA Kondensatoren aus hiesiger Produktion, als die teureren Chinesen, bei denen man die Qualität nicht genau kennt.
      Das ist der Punkt.

      Wer zuviel Geld hat, kann ja die Chinesen kaufen...
      Achim
      Das ist ja alles gut und schön Wimas mögen qualitativ besser sein als die gelben Chinesen, ist halt blöd dass es sie nur in radialer Bauform für printmontage mit kurzen Anschlußdrähten gibt. Entschließe ich mich diese Bauform in einem Freiburg unterzubringen geschieht dies mit wesentlich mehr Zeitaufwand als bei axialer Bauform. Jeder Anschlussdraht muss verlängert und an der Lötstelle isoliert werden. Zudem ist an machen Stellen bedingt durch die Würfelform kein Platz vorhanden, Beispiel: zwischen den Kontaktschiebern Freiburg W3, oder beim Freiburg 125 am Lautstärkepoti. Klar gibt es noch andere qualitative Hersteller (F&T) Kondensatoren in axialer Bauform, nur da wirds dann richtig teuer z.T. der 15fache Peis eines Wimas in gleicher Kapazität.

      Ich hab mir mal die Mühe gemacht und an Hand der Bestückungsliste (Freiburg 3-DS) die Kosten für Kondensatoren und Elkos von Volkers Shop und von Jan Wüsten gegeneinander aufzurechnen. Zu folgendem Ergebnis bin ich gekommen, nehme ich die von Volker schlägt das mit 23,88€ zu Buche, bei Jan waren es 138,76€, ich finde dass ist schon ein großer Preisunterschied. Bestelle ich alles bei Reichelt komme ich sogar noch billiger weg wie bei Volker (19,68€) nur investiere ich dann eine Mege mehr an Arbeitsaufwand, den will keiner bezahlen.
      Mein erstes Gerät, ein Nordmend Othello 59 habe ich vor 7 Jahren mit den Gelblingen bestückt, es steht seither bei meinem Vater und ist täglich in betrieb. Bislang hat sich nicht einer der Kondensatoren verabschiedet, warum also sollte ich davon ausgehen das die Gelblinge schlecht sind?
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz