Saba VS100 Stereo

      Hallo allerseits,

      in den Untiefen der Werkstatt lauerte schon länger ein VS 100, für dessen Revision ich heute einen halben Tag opfern konnte.

      Der VS 100 ist mit dem VS 80 baugleich, lediglich die Musikleistung wird beim VS 100 mit 2x50W und beim VS 80 mit 2x45W angegeben.
      Es dürfte sich um eine reine "Anpassung" der Messung im Rahmen der damaligen Wattomanie handeln.

      Den VS80 gab es in Nussbaum mit schwarzer Front und in Schleiflack weiss mit olivgrüner Front. Lerztere Variante wurde beim VS100 durch ein silberfarbenes Gehäuse mit schwarzer Front ersetzt.
      Ergänzt wurden die Verstärker durch die Tuner TS 80 bzw. TS 100.
      Hier geht es zur Vorstellung der beiden Tuner:

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=5126

      Alle Geräte kommen im todschicken 70er Jahrer softline Design, sehen absolut klasse aus und sind stabile und gutmütige Arbeitspferde.

      Nebeneinander platziert machen sie auch heute noch eine gute Figur!

      Üblicherweise gibt es je nach Luftbelastung und Nutzungsverhalten leichte Kontaktprobleme bei den Drucktastern und Krachgeräusche bei den Schiebepotis. Die grünen Frontplatten verhalten sich beim Lack nicht stabil und greifen sich leicht ab bzw. nehmen Schmutz an.
      Auch gibt es häufig infolge von Ausfällen bei den Tantalkoppelelkos Kraspel- oder Raschelgeräusche.

      Meinen VS 100 habe ich mit Isopropanol und einer Packung Q-Tips von Staub und Ablagerungen befreit.

      Beim Ersatz von Elkos bin ich - je mehr ausgebaute Elkos ich genauen Messungen unterzugen habe - wieder deutlich konservativer geworden. Es muss nicht alles raus.
      Auch hier zeigten sich alle axialen Frakoelkos in Topform. Lediglich die Ladeelkos für die beiden Hauptversorgungsspannungen hatten statt 4700µF nur noch rund 3000µF, was nach damaligen Toleranzverhältnissen noch im Rahmen, für einen möglichst stabilen Betrieb bei hoher Aussteuerung aber nicht so wünschenswert erscheint.
      Als weitgehend pinkompatiblen Ersatz hatte ich noch zwei Vishay 10000µF 63V am Lager, das ist jetzt reichlich dimensioniert.

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/VishayBecher.pdf

      Weriterhin ersetzte ich:

      - den Selengleichrichter für die dritte Betriebsspannung

      - den grünen Hermann Gleichrichter gegen ein belastbareres Modell mit 5A (diese Gleichrichter sind sowieso Wackelkandidaten, jetzt sind noch ein paar µF beim Einschalten mehr aufzuladen)

      - die Trimmpotis für 0V Offset und Ruhestrom

      - alle Elkos und Tantalelkos im Signalweg durch WIMA MKS, dort wo die Elkos liegend eingebaut waren durch MKS mit RM 15mm
      Die ESR Werte der vorhandenen Elkos (1µF und 4,7µF) lagen zwischen 6 und über 50 Ohm.

      - alle 5 ausgeleierten Sicherungshalter

      Nun zunächst einige Bilder:





      Die beiden axialen 1µF Elkos am linken Rand sind auch Koppelkondensatoren. Ich habe sie nachträglich noch durch WIMA MKS ersetzt. Die beiden alten Elkos hatten ESR-Werte von 58 bzw. 38 Ohm. Es ist erstaunlich, dass die ESR bei weitgehender Einhaltung der Nennkapazität mit den Jahrzehnten doch stark ansteigen und vor allem sehr unterschiedlich stark ansteigen.







      Ganz vorne rechts sieht man einen grünen Drahtwiderstand mit Auslötsicherung.
      Er hat 12 Ohm und liegt in der Verbindung Mittelanzapfung -> Masse.



      Er soll wohl auslösen, wenn die Schmelzsicherungen für eine der Versorgungsspannungen ausgelöst haben und damit auch die zweite Hälfte der Ub unterbrechen?
      Achim
      Hallo Dieter,

      die RCAs waren bei Saba wohl damals üblich. Auch in meinem VS80 sind sie eingebaut. Vielleicht bekam man sie bei Saba durch die GTE Zugehörigkeit günstig.

      Der VS 80 hat übrigens eine extrem brutale Ludness "Korrektur". Entweder muss man bassschwache Lautsprecher anschließen oder die Loudness abschalten.
      Er ist ein idealer Universalverstärker und ausgesprochen stabil und robust - abgesehen von den etwas pflegebedürftigen Schiebereglern.
      Achim
      Hier noch die fehlende Ansicht von unten:



      Oben links auf der Platine (dort, wo der gelbe und die beiden blauen Leitungen angelötet sind) sieht man zwei Brücken aus dickem Kupferdraht, die zur Anpassung der geringfügig abweichenden Pinbelegung der neuen Ladeelkos erforderlich wurden. Zwei Pins sind zu isolieren.



      das fertige Gerät von innen



      und mit angebauter Frontplatte



      und alles komplett





      Der technische Teil ist jetzt abgeschlossen. Ein Funktionstest steht natürlich noch an und die Endstufen müssen eingestellt werden.
      Und dann fehlt eigentlich noch ein schwarz-silberner TS100...

      Jetzt ist dieses Gerät, das hier schon verschiedentlich im Forum angesprochen wurde, auch mit Bildern dokumentiert, so dass man sich bei Bedarf ein Bild von den inneren Werten machen kann.
      Achim
      Hallo Hans,

      ich finde auch, alles ist sehr solide und überlegt konstruiert.
      Auch die Bestückung der Bauteile ist in dieser Zeit noch deutlich akkurater als später.

      Auch gefällt mir gut, dass die 4 2N3055 ohne zwischengelegte Glimmerscheiben direkt montiert sind, stattdessen sind die gesamten Kühlkörker isoliert auf dem Chassis montiert.
      Die Luft kann dort auch schön durchströmen, es ist nirgends auf der Platine oder an Bauteilen eine verstärkte Überhitzung nachweisbar.
      Meinen VS80 hatte ich jahrzehntelang im (harten) Betrieb. Es gab keine Ausfälle, keine Ínstabilitäten.

      Nun gut - die Druckschalter und Schiebepotis waren damals einfach Trend und die Regel - Ihr hattet sie bei SV-85 bis SV-200 ja auch.
      Achim
      Moin,
      der VS80 in Nussbaum hat doch eine braune Front, oder gab es da mehrere Farbstellungen?
      Und ist er wirklich identisch mit dem VS100? Einfach umwidmen geht an sich nicht, denn fuer die Bestimmung der Musikleistung gab es auch eine Messvorschrift, die einen geringeren Innenwiderstand des Netzteiles fuer den VS100 erforderlich macht (und strenggenommen auch eine hoehere Nennleistung ermoeglicht).

      Die nichtisolierten Kuehlkoerper haben den Nachteil, dass man mit dem "Herumfuchteln" mit Werkzeug und metallenen Uhrarmbaendern etc. vorsichtig sein muss. Das gleiche gilt z.B. auch fuer den Grundig SV50 ( er hat die empfindlicheren Germaniumtransistoren und ein ziemlich unbarmherziges Netzteil...).

      Mein VS80 braucht noch neue Koppelelkos im Hauptverstaerker, die Potis knistern trotz Reinigung. Eine Endstufe wurde schon mal ersetzt, das Lueftungsgitter im Gehaeuse ist beschaedigt (wenn der "Strom geht Mann" seine Ware zum Flohmarkt transportiert, muss mit Verlusten gerechnet werden.., dafuer haben es die Potis ueberlebt)

      Den dazu passenden Tuner hat seit einiger Zeit Dieter, da war der VS80 noch in weiter Ferne...

      73
      Peter
      Hallo Peter,

      die VS80 in Nussbaum, die ich damals gesehen habe, hatten nach meiner Erinnerung eine fast schwarze Front, vielleicht aber auch tief dunkelbraun.

      Die Nennleistung vom 100er ist laut technischen Daten mit der des 80er identisch, nämlich 2 x 30 Watt.

      Ich schau nachher nochmal, ob die Schaltbilder Unterschiede im Netzteilbereich aufweisen. Optisch würde ich sagen, die Netztrafos sind identisch,
      Achim
      Moin,
      die Farbe ist das, was man "Schokobraun" nennen wuerde (abhaengig vom Kakaoanteil ;-).
      Eine Designaenderung gibt es auch naoch, die Knoepfe der Potis haben eine andere Form bekommen.

      Dieter schrieb oben etwas von "richtig edle RCA Endtransistoren". Standard-2N3055 verstehe ich noch nicht darunter, sind es etwa 2N3055H? Ich kann im Moment nicht nachsehen.
      gibt es irgendwelche Vorschriften fuer Treiber- und Endstufen in Bezug auf Paarung? Ich habe da mit quasikomplementaeren Endstufen die Erfahrung gemacht, dass die meisten da zickig waren.

      73
      Peter
      Hallo Achim.

      Ohne als Besserwisser aufzutreten.

      Eine Selektion mit "Hausnummer" wie der 16561 ist eine Sache.
      Wenn bei SABA steht: 2N3055 V-VII ist das ein Standardtyp mit Angabe des hfe.

      Das orig. Datenbuch RCA 6/77 sagt dazu:
      hfe bei 4A Ic gepulst 20 bis 70
      bei 10A gepulst minimal= 5.

      VC-E immer 4 Volt.

      Ohne Einschränkung oder definierte Stromverstärkung= hfe, kann man keinen Hifi - Amp bauen.
      Dafür war er auch nicht gedacht! "INDUSTRIE-TYPE" Arbeitspferd......

      Was nun Gruppe V bis VII bedeutet, steht in diesem frühen Katalog noch nicht.

      hans
      Hallo Hans,

      kann es denn sein, dass der selektierte 16561 verwendet wurde, um die zusätzlichen 5 Watt Musikleistung pro Kanal gegenüber dem VS80 zu bekommen bzw. zu begründen?

      Hier habe ich zum Vergleich noch zwei Fotos von meinem VS80:





      Vielleicht findet jemand Unterschiede.
      Die VS80 Platinen haben den früher bei Saba üblichen orangefarbenen Lötstoplack, während der VS100 den später verwendeten grünen hat.

      Mein VS80 stand rund 10 Jahre im (nicht ganz trockenen und staubigen) Keller, als ich meine private Werkstatt dort hatte.
      Wo ich schon mal dabei bin, werde ich ihn nun auch noch sanieren.

      Leider habe ich irgendwann wegen krachender Regler und Taster Kontakt 60 angewendet. Es hat an manchen Stellen im Laufe der Jahre die Leiterbahnen auf der Frontprintplatte unterwandert und vom Pertinax agelöst!
      Achim
      Hallo Achim

      Das durchaus sein.
      MP wird ja gemessen indem mit einem Regeltrafo die bei Nennspannung ( ohne Last) an der Endstufe liegende Spannung ( + und -) auch bei Last gehalten wird.

      Wenn der Trafo weich ist, ist das schon wegen der Nennleistung eine hohe Spannung.

      Wird diese bei MP eingestellt, muss die Endstufe auch durch schalten um von den urspruenglichen 2x45Watt die 2x 50Watt zuerreichen, ohne dass der NT abbbrennt. EDIT: Das braucht gute Transistoren.

      GRUNDIG Trenntrafos machen 250V bei 3, 4. oder 5Amp.je nach Type.

      Bei weichen Netzteilen die nach geltender Definition, viel MP koennten ?
      Mussten 2 Trafos kaskadiert werden, um diese MP messen zu koennen.
      Das war schon wie im Hochspannungslabor!

      Daher: es kann sein, dass wegen der Music-Power, die RCA 16561 drin sind.
      Der 2N3055 hat bei Ic = 10A puls ein Uc-e von 8 Volt Der Motorola-Typ
      MJ 2955 hat nur 3 Volt. Das kann der Grund der RCA Selektion auch sein.


      hans

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