SABA TG 574

      Moinsen,

      vielleicht hat jemand von Euch eine Idee.

      Ich habe hier ein TG 574, das große Probleme mit der Geschwindigkeit hat. Damit meine ich sowohl die exakte (z.B. 9,5 cm/s) als auch diese konstant zu halten. Dem Antriebsgummirad (6) zu helfen und die Federkraft testhalber mit der Hand zu erhöhen, bringt schon einiges.

      Nun seid Ihr dran. Ich bitte um Eure Antworten.

      Danke und bis dann
      Dude
      Hallo Dude,

      bei diesen Tonbandgeräten hängt alles von der Mechanik ab. Wie Du schon getestet hast, hat das Gummirad eine entscheidende Wirkung. Wenn der Andruck zu gering ist und auch noch der Gummi hart und Spröde geworden ist, ist die gesamte Übertragung von der Motorwelle zu den Laufwerkteilen nicht mehr sichergestellt. Ein Teil des Antriebs erfolgt zwar direkt von der Motorwelle (beim Wickelbetrieb im schnellen Vor- und Rücklauf - über die Rollen 41) aber im "Play" Betrieb wird der rechte Wickelteller über die Rolle 35 getrieben.

      Hier mal die Übersicht:



      Ein paar kleine Tips:

      Zuerst gehe ich mal davon aus, daß Du den gesamten Bandlauf ordentlich gereinigt hast. Alte, schmierige Bandreste auf den Führungen müssen auf jeden Fall beseitigt werden.

      Rolle 6 unbedingt auf harten/glatten Gummi prüfen. Ggf. die Rolle auf der Lauffläche mit feinem Schmirgel aufrauhen und die Oberfläche mit Waschbenzin wischen. Das löst Fett aus dem Gummi und löst auch die Oberfläche leicht an. => Griffigkeit wird erhöht.

      Alle Laufflächen, auf denen der Gummi läuft gründlich mit Isopropanol entfetten. Die Feder möglichst nicht versuchen nachzuspannen, damit macht man häufig mehr kaputt als alles Wert ist!

      Die Capstanwelle mit der Schwungmasse per Hand auf leichten Lauf prüfen. Wenn der nicht gegeben ist, läuft alles schlecht. Ggf. sehr sparsam mit einem guten Kriechöl, besser Sinterlageröl nachschmieren. (Sitzt die Capstanwelle auch gerade im Lager? Das kann auch ein Problem sein)

      Den Abtrieb zum rechten Wickelteller auch untersuchen (Riemen und Gummirolle 35). Wenn der Bandzug vom Teller zu schwach ist, hilft auch der beste Capstan-Vortrieb nichts.

      Die gesamte Mechanik der Bandbremse für den linken Wickelteller prüfen. Wenn die Bremse zu fest greift, ist die Geschwindigkeit zu niedrig. Ein Fehler der gern vorkommt. Dazu schau Dir den Hebel der Bremse, vor allem den Metallstift, an Pos. 13 soweit ich das erkennen kann, an. Wenn Du den entlastest, wird das Band dann schneller?

      Generell: Wenn die Tellerbremsen nicht greifen, muß sich so ein Wickelteller ganz leicht drehen lassen!

      Jetzt probier mal aus, und dann melde Dich wieder, ggf. auch mit dem einen oder anderen Bild von Problemzonen.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar und Florian,

      nochmals vielen Dank für Eure Antworten.

      Und nun hatte ich auch wieder etwas Zeit …

      Ich habe den Hauptriemen (43) noch in Verdacht gehabt und siehe, die Geschwindigkeit ist (fast) wieder o.k. Nun muss ich noch dem hässlichen Leslie-Effekt auf die Spur kommen. Ich vermute mal das auch der Antriebsriemen zum rechten Bandteller sehr fertig ist und ausgewechselt werden sollte. Habe ich schon bestellt beim Gummikönig.

      Ich melde mich wieder.

      Dude
      Moinsen,

      nun habe ich endlich nach fast einer Woche die ersehnten Gummis erhalten …

      So konnte ich mich heute daran setzen, die Riemen für Antrieb und Bandzug, natürlich auch für‘s Zählwerk zu wechseln. Wer das schon mal hinter sich hat, weiß wie einfach das ganze Prozedere zumindest beim Antrieb und beim Zählwerk ist. Allerdings ist der andere Reimen – so dachte ich jedenfalls –auch relativ gut zu tauschen. Nach dem Zusammenbau allerdings habe ich eine mittlere Krise bekommen, da der Bandandruck der Andruckrollenmechanik nun zu gering ist. Keine Ahnung warum, ich habe alle denkbaren Fehler gecheckt …no way. Außerdem ist im Bereich des Mitnehmers für die PLAY-Taste diese Hülse/Abstandsscheibe gewesen und nun finde ich keinen „sinnvollen“ Platz dafür.

      Habt Ihr vielleicht eine Idee, was der Knackpunkt ist? Ich finde leider auch keine detaillierten Bilder hier im DL-Bereich. Zur Erläuterung habe ich mich entschlossen, folgende Bilder hochzuladen. Ich glaube, hier ist recht gut zu erkennen, welches Problem ich meine.

      Danke und viele Grüße
      Dude





      Da ich selbst das Tonbandgerät nicht habe, kann ich nur vermuten.

      Im Bild mit der Großaufnahme Andruckrolle sehe ich an deren Halterung eine Feder. Ist Play gedrückt, drückt ja die Andruckrolle gegen die Tonwelle. Die Feder sollte dazu dienen, daß die Andruckrolle mit der richtigen Kraft drückt. Wird die Feder bei Wiedergabe zusammengedrückt?

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,

      danke für Deine Antwort.

      Was mich stutzig macht ist, dass der komplette Arm nicht richtig „nach vorn“ geschoben wird. Das sieht man auch schön am Kopfblech. Es ist so, als wenn die Kraft der Play-Tasten-Mechanik nicht ausreicht, die Andruckrolle und die anderen enthaltenen Teile zu bewegen. Ein bisschen mit der Hand nach drücken hilft schon, um die Andruckrolle an den Capstan zu bringen und das Kopfblech bündig zu schließen.

      Was nun?

      Dude
      Hallo Dude,

      Ich habe etwas gekramt, und den Hebel für die Andruckrolle und Köpfe einer 564 gefunden, die Mechanik ist baugleich. So wie ich das sehe, müsste die Messingrolle, die Du gefunden hast, die hier im Bild sichtbare sein. Die Rolle ist mit einem Sprengring (2,3mm) gesichert. Wenn dieses Röllchen fehlt, ist der Abstand des schwarzen Kunststoffhebles unten zu groß, und Rolle und Kopfabschirmung werden nicht weit genug angedrückt.

      Hier das Bild von der Unterseite der Mechanik:

      Gruß, Gunnar
      Guten Abend Gunnar,

      auch Dir vielen Dank für Deinen Beitrag.

      Dort hatte ich die Messing-Rolle auch schon platziert; der Sprengring ist wohl (leider) in den Innereien der Maschine verschwunden. Mir viel dabei auf, dass die Rolle sehr nah an eine Stange drückt und nach meinen ersten Tests war das auch keine Lösung für den Fehler.

      Da Du aber so nett warst, ein Bild mit Originalansicht zu schicken und ich wieder Hoffnung habe, werde ich mich morgen noch einmal dem Problem von dieser Seite nähern. Ich werde berichten, wie es ausgegangen ist.

      Bis dann herzliche Grüße
      Dude
      Da musst Du mit viel Gefühl den Hebel wieder aufstecken. Der Kunststoffhebel darunter muß auf der Rolle aufliegen. Diese dient auch dazu, daß er leicht gleitet und nicht so schnell verschleißt.
      Der zweite kleine Kunststoffarm unter dem Traäger, der die Kopfabdeckung andrückt ist scheinbar ja an der richtigen Stelle.

      Such mal nach dem Sprengring (der muß ja irgendwo sein, und IM Gerät hat er nichts zu suchen, wer weiß, wo er noch reingerät...), oder kauf' einfach einen neuen, gibt's im guten Eisenwarenhandel. Dann bau die Rolle ein, und wenn Du es richtig wieder zusammensetzt, sollte es wieder gehen. :)
      Gruß, Gunnar
      Ich ahne was dank Gunnar.

      Hattest Du den großen Hebel mit der Andruckrolle ausgebaut?
      Unter dem Hebel befindet sich ein schwarzes Kunststoffteil, was sich vermutlich beim Drücken der Play-Taste bewegt. Das sollte diesen Hebel mit der Andruckrolle betätigen. Fehlt das Röllchen, drückt das Kunststoffteil nur noch auf die Achse, der Hub ist somit zu kurz.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Absolut richtig, Andreas!

      Das kleine Röllchen hat eine Materialstärke von etwa 2mm und wenn die fehlen, also diese Kunststoffkulisse darunter nur auf die dünne Achse drückt, fehlt eben das Stückchen. Zusammen mit der Hebelübersetzung fehlen dann an der Capstan-Rolle etwa 3-3,5mm. Das kann man auch nicht mehr mit der Stellschraube für die Andruckkraft regulieren.

      Die ganze Mechanik ist recht sinnreich gemacht. Das kleine schwarze Zusatzhebelchen drückt die Kopfabdeckung zusätzlich an, und im Baukastenprinzip gibt es in den 3-Kopf Maschinen (z.B. TG664) einen weiteren Metallhebel, der dann die Abdeckung auf den Aufnahmekopf drückt.

      @ Dude: Mach' das Röllchen wieder drauf, ein wenig Fett dazu (hier ist für den Kontakt zum Kunststoff Vaseline auch gut geeignet) und dann sollte es wieder gehen. Und schüttel' die Maschine mal, ob der Sprengring wieder rausfällt. Im Zweifel schau mal an den Lautsprechermagneten...
      Gruß, Gunnar
      Guten Tag Euch netten Menschen, Gunnar und Andreas,

      mit der schnellen Hilfe läuft es nun wieder. Und, Gunnar, der Tipp mit dem Sprengring war wirklich korrekt. Er wollte partout nicht aus dem Gehäuse. Nach Abbau des Unterbodens hat er aber verspielt und nun war auch klar, warum meine Versuche nichts brachten. Ich habe die Messingscheibe lediglich auf diesen schmalen Zapfen gesteckt. Da ist die Scheibe zu niedrig und behindert das Plastikteil der PLAY-Mimik. Seltsam ist aber schon, wie sich der Sprengring vom Zapfen lösen konnte. Ich habe nämlich extrem vorsichtig die Kopfplatte entfernt, aber, wer weiß, ist wohl doch irgendwo hängen geblieben und schwups abgerutscht.

      Noch einmal recht vielen Dank. Hier im Anschluss das fertige Ergebnis.

      Eine schöne Woche und bis bald mal wieder (hoffentlich ohne Stress mit meiner Maschine).

      Grüße vom
      Dude

      Geht doch!


      F-E-R-T-I-G!!!
      Hallo Leute,

      da habe ich mich wohl ein wenig zu früh gefreut. Zwar läuft alles, aber der oben beschriebene Leslie-Effekt ist nach wie vor präsent. Zum besseren Verständnis, ist hier ein PDF, was eigentlich eine mp3-Datei ist. Also bitte die Endung entsprechend ändern:

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/Sill_9,5.mp3.pdf

      Grauenhaft, oder?

      Was sollte da noch nicht sauber sein? Habt Ihr noch Ideen?

      Beste Grüße
      Dude
      Moin Michael,

      danke für Deinen Hinweis.
      Ich habe auf Deinen Rat hin die linke Bremse ein wenig gelockert und siehe da, es wurde schon besser. Allerdings ist der Status noch immer weit davon entfernt, dass ich mit dem derzeitigen Ergebnis leben kann. Ich denke, wenn ich mir die technischen Daten des TG 574 ansehe, sollte doch der Gleichlauf – 0,15 % sind erlaubt – so gut sein, dass man wenigstens Abweichung nicht hört oder liege ich damit falsch?

      Vielleicht hat noch jemand einen anderen Vorschlag zum Suchen …

      Viele Grüße
      Dude
      Liegt es eventuell am Bandmaterial?

      Gerade amerikanisches Bandmaterial ist dafür bekannt, daß es schmiert. Lagert sich was von der Beschichtung an bandführenden Teilen oder Köpfen ab, stimmt abwickelseitig der Bandzug nicht mehr.
      Auch würde ich genauer die Andruckrolle prüfen, ob sie noch gut griffig ist, also nicht hart und blank.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Wie Andreas auch würde ich zuerst mal das Bandmaterial im Verdacht haben, denn dieses Gejaule ist für klebriges Band typisch.

      Ich würde außerdem nicht nur bei der Andruckrolle suchen, obwohl ja gerade dort ein übles Problem lag, sondern hätte hier noch die Gummiandruckrolle im Verdacht, die den Motor mit dem Capstan-Antrieb verbindet. Meine 574 eiert deswegen dezent bei 9,5 cm/s, bei 19 cm/s ist es praktisch nicht mehr hörbar.
      Das ist bei den Geräten eben alles nicht so einfach... :(

      Die Bandzugregelung ist allein mechanisch, und da können kleine Abweichungen schon viel ausmachen. Diese Punkte sollte man beachten / prüfen:

      Die Bandteller müssen bei entlasteter Bremse beide ganz leicht und gleichmäßig laufen. Ich hatte schon ein Gerät, bei dem eine Achse etwas schief war (wie schafft man denn sowas???) und der Teller lief ungleichmäßig.

      Die Bremse vom linken Bandteller. Diese erfolgt mittels des Bremsbandes, daß in einer Rille des Kunststofftellers läuft. Geregelt wird der Bremszug durch den linken Hebel, über den das Band läuft. Bei dieser Bremse muß man darauf achten, daß das Bremsseil und der Schlitz im Teller sauber und fettfrei sind, notfalls reinigen. Die Feder, die den Hebel auf Spannung hält trägt mit zur Regelung der Wirkung bei, auch hier immer prüfen.

      Die gesamten Bandführungen vor den Köpfen. Hier muß darauf geachtet werden, daß die Messingführungen und Köpfe alle Sauber sind. Manche Bänder, v.a. wenn sie älter sind hinterlassen eine fiese Klebeschicht!

      Die Capstanelle und die Andruckrolle müssen sauber sein, das Gummi muß griffig sein. Dieser Gummi verhärtet manchmal, ich habe bei dieser Baureihe aber eigentlich damit wenig Probleme gehabt. Wenn der Andruck der Rolle etwas gering erscheint, kann man das mit der Stellschraube ändern. Aber nicht übertreiben!

      Der rechte Bandteller wird ja mittels der Übertragung von der Schwungscheibe mit angetrieben. Damit sollte bei strammen Riemen und griffigen Gummirollen die Drehzahl OK sein. Der Zug des rechten Bandtellers ist aber entscheidend! Hier ist im Servicemanual auch die Messung mittels Dynamometer angesagt. Das hat leider nicht jeder im Haus rumliegen... Wenn nämlich die Filzscheibe zwischen dem unteren Teller (weiß-gelblich) und der Bandauflage (das schwarze Teil mit dem Dreizack) nicht mehr griffig ist, dann ist der Zug zu gering. Da kommt man kaum um ein Zerlegen herum.

      Ach ja, ein verklebtes altes Band oder ein statisch aufgeladenes kann auch solche Effekte auslösen. Dann einige Male umspulen, vielleicht hilft's.

      Ein paar Tests kannst Du schon versuchen. Wenn Du die Bremse links entlastest (der schwarze Hebel mit dem verchromten Stift über den das Band läuft) - wird es dann entscheidend besser? Ich gehe davon aus, daß dieses Teil bei dem Fehlerbild beim Abspielen "flattern" sollte. Dann auf jeden Fall die linke Bremse prüfen.

      Wenn Du dem Band auf dem rechten Teller mit dem Finger gleichmäßig auf Geschwindigkeit (mehr Zug) hilfst, wird es besser? Dann würde ich mir den rechten Teller genuer anschauen. Den Zug kann man wie erwähnt mit einer Federwaage messen, kennst Du vielleicht noch einen Physiklehrer? Diese Dinger gibt es noch an Schulen für den Physikunterricht. Mittels so eines Teils kann man auch sehen, ob der Zug ungleichmäßig ist (flattert).

      Mehr kann ich jetzt von hier aus nicht sagen, nun mußt Du versuchen den Fehler einzukreisen.
      Gruß, Gunnar