Defekte abgeschirmte Leitung

      Da denkt man das alle Fehlerquellen bei der Instandsetzung schon mal hatte und muss feststellen das dem nicht so ist.
      Hier mal wieder ein Freiburg 3-DS mit folgendem Fehler:
      nach dem Tausch aller Teerkondensatoeren sowie aller Elkos und des Gleichrichters, der erste Test am Netz.

      Über Regel/Trenntrafo die Spannung langsam hochgefahren und die Stromaufnahme ständig kontrolliert, bei eingeschalteter Automatic und bei erreichen von 230V~ nach warnlaufphase 490mA, was vollkommen ok ist.

      Die ersten Töne waren aus dem LS wahrzunehmen, jedoch etwas leise und verzerrt, Empfang war da, aber die Automatic stellte den Sender nicht scharf, sondern etwas daneben, folglich die Mittigkeit etwas nachjustiert.
      Die Lautstärke war etwas besser, aber immer noch verzerrt und noch zu leise.

      Nächster Schritt: die im Schaltplan angegebenen Spannungen überprüfen, alles ok,
      Anodenspannung so wie die negativen Gittervorspannungen annähernd der im Plan.
      Ein Röhrentausch, eine nach der anderen, brachte keinen Erfolg, Gerät spielt nach wie vor zu leise und verzerrt.

      Weiter mit der NF-Stufe, zunächst mal Brummtest über die Tonabnehmerbuchse, aber auch hier viel zu leise, auf Anschluss einer exteren Tonquelle habe ich verzichtet.
      Ausgangsübertrager prüfen: Spannungen an beiden Endröhren (Anoden- und Schirmgitterspannug) waren ok, ebenso die gemessenen Stöme absolut i.O.

      Der Fehler muss doch zu finden sein, selbsverständlich hatte ich auch die ausgewechselten Bauteile auf richtigen Wert und Platzierung überprüft und auch hier keinen Fehler entdeckt.
      Also weiter mit den Reglern für Lautstärke, Bässe und Höhen, auch hier war alles in bester Ordnung.
      Dann noch den Schaltkontackt im Tastenaggregat (T4 Umschalter NF Tonabnehmer oder NF Radio FM/AM) auf richtigen Durchgang geprüft, auch hier alles tadellos.
      Jetzt wirds langsam eng, da fast alle Bauteile in der NF gepüft und auch mehrfach eine Sichtprüfung auf kalte Lötstellen, ungewollte Berührungen von Bauteilen mich nicht weiterbrachten.
      Nein, so schnell geb ich nicht auf, auch wenn ich nun schon mehrere Stunden an dem Fehler suche und ich sollte belohnt werden.
      Ein etwas ausführlicher Brummtest brachte mich weiter, Gerät auf TA, Lautstärke halb aufgedreht, Berührung mit Finger an der TA-Buchse zu leiser Brumm, Finger am Koppelkomdensator der zu g1 der Doppeltriode ECC83, da ist fast der LS vom Tisch gesprungen.
      Jetzt kommts, Lautstärke voll aufgedreht und nochmal den Koppelkondensator an gleicher Stelle berührt und der Brumm war wieder leise.
      Das kann doch nicht sein, das ein Radio leiser spielt wenn der Lautstärkeregler aufgedreht wird. Poti falsch eigespeist??, nein das wars nicht. Aber irgendwo muss doch das Signal welches ich mit der Fingerbrührung einspeise vorloren, bzw. vernichtet werden. Irgendwo muss eine Verbindung vom Umschalter T4 nach Masse gehn.
      Die Einspeisung vom Lautstärkeregler freigelötet und den Draht nach Masse gemessen, ein undiffinierbaren Wert der ständig mal nach oben 750Kohm oder unten 10Kohm wanderte. Was ist das denn? Das Drahtende von T4 abgelötet und nochmal gemessen, das gleiche Prozedere.

      Ein Abgeschirmter Draht, einseitig an Masse gelegt hat keine direkte Verbindung zwichen Abschirmung und Innenleiter, aber einen veränderlich gemessenen Widerstand zwichen 10 K- und 750 Kohm.
      Ich hab dann das Stück Leitung von äußeren Schutzschlauch und von der Abschirmung getrennt um nachzusehn wo die Bruch- bzw. Verbindungsstelle liegt, konnte an nichts optisch feststellen.







      Es gibt Sachen zwichen Himmel und Erde die einem graue Haare wachsen lassen
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Da hat sich doch der Aufwand wieder mal gelohnt. Glückwunsch Josef.
      Bei Abeschirmten Kabeln passiert das ab und an, wenn man den Lötkolben zu lange auf die Abschirmung hält. Dann brutzelt diese so langsam richtung Innenleiter durch.
      Früher hatten die auch nicht mit 40W gelötet, da mußte das schneller gehen.
      Gruß Volker www.antikradio-restored.de
      Hallo Franz,

      abgeschirmte Leitungen sind häufiger fehlerhaft, als man denkt. Nicht immer handelt es sich dabei allerdings um einen Gleichstrom-Übergangswiderstand wie im vorliegenden Fall.

      Man muss bedenken, dass der konstruktive Aufbau mit Innenleiter, dünner Isolierschicht, Geflecht-Abschirmung und äußerem Isoliermantel eine enorme Kapillarwirkung entfaltet. Ein Überschuss an aggressivem Flussmittel beim Löten, ein Tropfen Wasser oder eine geringe Menge Kontaktspray oder Reinigungsflüssigkeit ziehen sofort restlos in die dünnen Kapillaren hinein und verbleiben dort dauerhaft.
      Die schädlichen Langzeitwirkungen sieht man erst viel später, oft viele Jahre später!
      Sie können sich in Übergangswiderständen oder Kurzschlüssen oder auch in einem geänderten elektrischen Verhalten bei hochfrequenten Wechselspannungen äußern.

      Ich habe häufig Koaxialleitungen im Antennenbau ersetzen müssen, die eine extraorbitant hohe Dämpfung aufwiesen. Ursache war das Eindringen von kleinsten Wassermengen an einem Haarriss der Isolation, wobei der "Wassertropfen" über mehr als 10-20 Meter in der Leitung entlang gekrochen war und zu Korrosion der Leiter und zu Veränderungen des Dielektrikums geführt hatte.

      Hier im vorliegenden Fall würde ich an einen früheren Missbrauch von Kontaktspray / Reinigungssubstanzen ("Bremsenreiniger") oder ein aggressives Flussmittel bei der Fertigung denken.

      Bei meinem FB 3DS waren mir an den geschirmten NF-Leitungen auch Verfärbungen der Abschirmung und Verhärtungen aufgefallen, weshalb ich sie alle ersetzt habe. Die geschirmten Leitungen zum Tastensatz für AM- und FM-ZF sollten wegen der fortschreitenden Versteifung und damit einhergehenden mechanischen Belastung der Kontaktstreifen des Tastensatzes sowieso ersetzt werden.
      Achim
      Hallo Achim,

      bisher hatte ich noch nie ein Problem mit den abgeschirmten Leitungen, außer mit den dicken starren Prüglen die zur ECH81 führen, meist nur Bruchstellen an den Lötanschlüssen.
      OK, wieder was dazugelernt, was bei den nächsten Revissionen die Fehlersuche erleichtert.

      Mit Kontaktspray hatte der Vorbesitzer bei diesem Gerät großzügig handtiert, einige Kontakte im Tastenaggregat hatten schon Grünspan angesetzt und rings um die Röhrenfassungen hat das Aggressive Zeug den Lack angegriffen. Nur mit viel Mühe und großem Zeitaufwand konnte ich die Rückstände beseitigen, wahrscheinlich hat das Stück abgeschirmte Leitung sich mit den Teufelszeug vollgesaugt und irgendewelche Kriechstrecken gebildet.
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      Gruß "Plastik" Franz
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