S 340 WL

      Hallo und viele Grüße aus meinem Urlaub,

      eigentlich wollte ich mich ja erst nach meinem zweiwöchigen Urlaub wieder hier melden. Bis dann sind sicherlich auch meine Ersatzteile für mein Schwarzwald Automatic 6-3D angekommen und ich kann mich ans Löten machen. Allerdings ist es mal wieder anderst gekommen als gedacht. Am Freitag bin ich im schönen Oberfranken angekommen und las am Samstag die Zeitung. Zufällig fand ich eine Anzeige in der Röhrenradios aus den 30ern angeboten wurden. Eigentlich stand das ja nicht auf unserem Urlaubsplan aber ich habe trotzdem mal angerufen. Da der Anbieter ganz in der Nähe war und zufällig auch noch ein nettes Ausflugsziel direkt daneben lag, konnte ich meine Freundin zu einer Besichtigung überreden. Am Sonntag fuhren wir dann hin um uns die Geräte mal anzuschauen. Der Anbieter führte uns zu seiner Garage, in der einige Radiotürme standen. Die meisten waren in einem guten Zustand und da alle Geräte zum Verkauf standen hatte ich die Qual der Wahl. Leider kenne ich mich mit diesen frühen Geräten nicht sehr gut aus, da sie doch eher selten sind und ich noch keinem begegnet bin. Das ich keine genaue Vorstellung von den für diese Geräte angemessene Preise hatte war auch ein Grund warum mir die Entscheidung schwer fiel. Deshalb, und um die Nerven meiner Freundin zu schonen, habe ich mich für nur ein Gerät entschieden. Der Zustand ist altersentsprechend wohl ganz ok, aber seht selbst.


      Es handelt sich dabei um ein S 340 WL von 1936/37. Leider kenne ich mich, wie bereits gesagt, nicht mit diesen Geräten aus. Ich werde daher wohl stärker auf euere Hilfe angewiesen sein.

      Erstmal will ich kurz wiedergeben, was der Verkäufer mir dazu erzält hat. Er hatte das Radio wohl mal getestet. Es soll funktionieren, er empfahl aber nur kurzen Betrieb am Netzt da es ein Gleichstromgerät sei. Er war sich nicht ganz sicher, meinte aber das die Umstellung auf Wechselstrom über die Gleichrichterröhre möglich sei. Kann das sein? Das mit dem Betrieb ist erstmal eh nicht angesagt, wie folgende Bilder zeigen.







      Wie man sieht hat sich der Inhalt der oben sitzenden Elkos großflächig im Radio verteilt. Der Lack des Chassis hat sich beim Abwaschen an den zugesifften Stellen abgelöst. Jetzt ist es zwar zu spät aber ich würde doch gerne wissen ob das Zeug giftig ist. Weiss dazu jemand etwas Näheres?

      Hier noch weitere Bilder:










      Der allgemeine Zustand des Radios scheint noch ganz ok zu sein. Ich vermute das einige der Kondensatoren bereits früher einmal ausgetauscht werden. Leider fehlt an meinem Radio die Rückwand und einer der Knöpfe hinten scheint nicht orginal zu sein. Hat zufällig jemand so eine Rückwand oder einen solchen Knopf übrig? Hier wäre ich für jede Hilfe dankbar.

      Außerdem habe ich bei Vergleichsbildern im Internet einen silbernen Kasten entdeckt, der in die zwei Buchsen links auf dem Chassis gesteckt wird. Weiß jemand wazu der gut ist? Ist er für den Betrieb notwenig oder handelt es sich um ein Zusatzelement?

      Die wohl oft beschädigten Zinkgussteile sind bei mir bis auf eine Ausnahme in tadellosem Zustand. Hier ein Bild von dem beschädigten Teil. Ein Ersatzteil herzustellen dürfte kein Problem sein.



      Um einen Überblick über die Lage zu bekommen wäre es für mich sehr hilfreich, wenn jemand mit Erfahrung mal über die Bilder schauen könnte und etwas zur Vollständigkeit und eventuell veränderten oder ersetzten Bauteilen sagen könnte.

      Da ich wie gesagt im Urlaub bin, kann ich leider keine Tests oder Messungen durchführen. Das ist erst in zwei Wochen möglich, wenn ich wieder daheim bin.

      Ich halte auch nichts davon hier Preise zu nennen und so die Preise in der Bucht noch weiter in die Höhe zu treiben. Könnte mir daher jemand über eine persönliche Nachricht eine grobe Angabe machen? Dann weiß ich wenigstens ob ich zu viel bezahlt habe oder ob der Preis einigermaßen im Rahmen lag.

      Falls noch weitere Fotos benötigt werden stelle ich natürlich gerne noch ein paar ein.
      Vielen Dank schonmal für euere Hilfe.

      Grüße
      Klaus
      Danke für die Antworten von euch. Bei dir hab ich letzte Woche meine Ersatzteile bestellt Volker. Dann kannst du ja bald deine Teile in meinen Fotos sehen ;)
      Ich bin in der Nähe von Kulmbach und genieße die frische Landluft und das schöne Wetter. Wie gesagt dauert mein Urlaub noch knapp 2 Wochen, dann geht es wieder heim nach Villingen. Dann kehrt auch das Radio nach so langer Zeit zurück an seine Geburtsstätte.

      Das das Gerät an Wechselspannung angeschlossen werden kann habe ich mir bereits gedacht. Ich habe im Netz auch keine Informationen zu einer Gleichstromvariante gefunden.


      Das schon mal einige Kondensatoren getauscht wurden ist mir auch aufgefallen, der blaue ist mir dabei aber nicht ins Auge gestochen. Eher die auf denen "Made in W. Germany" steht ;) Bist du dir sicher das es sich dabei um Kondensatoren handelte, Volker? Der Kasten besitzt eine Drehachse die hinten aus dem Rückwand geführt wird. Auf Fotos der Rückwand ist um diese Achse eine Skala von 0 bis 10 gedruckt. Darüber ein Text von dem ich aber nur das Wort "Sperrkreis" entziffern konnte. Der Kasten scheint wohl öfters zu fehlen. Deswegen gehe ich mal davon aus das er nicht zwingend für den Betrieb erforderlich ist. Hat jemand von euch dieses Gerät und kann von diesem Bereich der Rückwand ein Foto einstellen? Das könnte eventuell Klarheit schaffen.
      Vielen Dank für euere Hilfe.

      Grüße
      Klaus

      PS: Auf einer russichen Seite hab ich doch noch ein Foto des entsprechenden Bereichs gefunden. Über dem Regler des seltsamen Kastens steht:Für einzusetzenden Sperrkreis nur einmalige Einstellung auf Störsender
      Ich hatte ein bisschen Zeit mich mal selbst schlau zu machen. Der silberne Kasten beinhaltet anscheinend eine Schaltung mit der ein starker Sender unterdrückt werden kann. So können dann wohl die schwächeren Sender besser empfangen werden. Da ich wahrscheinlich froh bin wenn ich überhaupt was empfange, werde ich das Teil vermutlich nicht brauchen.

      Leider scheinen wohl die meisten Forumsmitglieder die sich mit solchen Geräten auskennen im Urlaub zu sein.

      Weiß vielleicht trotzdem jemand ob das ausgelaufene Elektrolyt der Elkos giftig ist?

      Im Downloadbereich habe ich leider keinen Schaltplan zu dem Gerät gefunden. Hat jemand einen Scan davon und könnte ihn mir zusenden?

      Grüße
      Klaus
      Moin,
      die Typbezeichnung S340_W_L zeigt, dass es ein Wechselstromgeraet ist. Bestaetigt wird das durch den Netztrafo, auf dem bei diesen Sabas traditionell die Gleichrichterroehre thront.

      Bei einem Allstromgeraet wuerde ein "GW" in der Typbezeichnung auftauchen, reine Gleichstromgeraete waren in dieser Geraeteklasse nicht ueblich, vom VE301 (Volksempfaenger) gab es z.B. eine Gleichstromausfuehrung. Das Ding war aber vergleichsweise billig und es war nicht schlimm, es bei Umzug etc. auszutauschen, bei einem Qualitaetszweikreiser wie dem Saba sah das schon anders aus. Hier war ein Allstromnetzteil die sinnvollere Variante, wenn denn das Geraet gleichstromtauglich sein sollte.

      Die Auslegung als Geradeausempfaenger bedingt auch das Zusatzteil, das hier fehlt. Es ist ein Ortssendersperrkreis (einstellbar), der den staerksten Sender im Empfangsgebiet so weit abschwaecht, dass er nicht ueber die gesamte Skalenlaenge durchschlaegt. Soweit man keinen (starken) Mittelwellensender in der Gegend hat, wird man wohl ohne Sperr-, oder auch Saugkreis, kommt auf die Schaltung an, auskommen koennen. Der einzige Vorteil aus der Tatsache, dass immer mehr MW-Sender abgeschaltet werden :-/

      Der 100pF Glimmerkondensator steckt an seiner Stelle nicht ohne Grund. Er sollte nur ausgetauscht werden, wenn feststeht, dass er fehlerhaft ist. Ersatz nur durch einen verlustarmen Ersatztyp (Styroflex ausreichend?)

      Interessant ist der Kettenantrieb fuer das, was ich fuer den Tonblendenschalter halte. Dieses Geraet hat auch den fuer Saba so typischen hochuebersetzten Skalenantrieb (etwa 20 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag, wenn ich mich recht erinnere).

      73
      Peter
      Hallo Peter,

      danke für die vielen Infos. Das man bei diesen Geräten aus der Bezeichnung etwas herauslesen kann wusste ich gar nicht.

      Sonst höre ich selten Lang- oder Mittelwelle. Deswegen weiß ich gar nicht was sich da bei uns so tut. Aber ich denke auch das ich ohne den Sperrkreis auskommen werde. Der Anbieter des Radios hatte mir zusätzlich zum Radio ein Gerät angeboten, dass UKW empfängt und über den Plattenspielereingang einspeist. Das hätte mich aber genauso viel gekostet wie das Radio selbst. Sind diese Geräte so selten?

      Den Glimmerkondensator habe ich eigentlich auch nicht im Verdacht. Unter den Filterbechern verstecken sich ja bestimmt noch ein paar davon. Da sie ja meistens sehr entscheidend für die Funktion sind und beim Austausch schnell mal was verstimmt sein kann, werde ich mich mit dem Erneuern wenn es geht zurückhalten.

      Bei einem so alten Gerät werde ich wohl mehr machen müssen als bei meinen bisherigen Projekten.

      Die Lösung mit dem Kettenantrieb finde ich auch sehr interessant. Allerdings wird damit nicht die Tonblende gesteuert. Die befindet sich hinten am Gerät, der rechte Regler mit dem großen, nicht originalen, Knopf. Die kann übrigens auch nur in drei Positionen geschaltet werden.

      Ich habe einen Plan des Geräts im Internet gefunden. Aus dem geht hervor das über den Knopf mit Kettentrieb wohl die Empfindlichkeit des Geräts in vier Stufen eingestellt werden kann.

      Hier nochmal eine nähere Ansicht des Kettentriebs. Glücklicherweise sind die Zinkteile unbeschädigt.


      Grüße
      Klaus
      Hallo Zusammen,

      nach so langer Zeit gibt es doch tatsächlich was neues zu diesem Radio. Eigentlich wollte ich ja an meinem Freiburg WII weiter machen. Aber da dessen Gehäuse neu lackiert werden muss habe ich mich dazu entschieden an diesem Projekt weiter zu machen. Wenn da etwas bei der Lackierung schief geht tut es nicht so weh.
      Als erstes habe ich den alten Lack abgebeizt und das Gehäuse mit Verdünnung abgewaschen. Dann habe ich die Oberfläche leicht angeschliffen und den Schleifstaub abgewischt. Um einen passenden Farbton zu erzielen habe ich das Holz mit Beize behandelt und anschließend eine Lage Schnellschleifgrund aufgetragen. Bei dem verwendeten Lack habe ich mich für Ballenmattierung entschieden. Da das mein erster Lackierversuch ist hab ich einfach mal ausprobiert wie sich die Mattierung so verarbeiten lässt. Also einfach pur auf einen Ballen und aufgetragen. Am Anfang sah es noch nicht so gut aus aber nach jeder Schicht wurde es besser. Inzwischen dürften es so 15 Lagen sein. Zum Schluss habe ich etwas Verdünnung dazu gegeben weil ich den Eindruck hatte das der Ballen zu sehr klebt. Hier mal ein paar Bilder vom Ergebnis.





      Die Holzmaserung ist inzwischen komplett unter Lack verschwunden. Allerdings habe ich noch leichte Wischspuren im Lack


      Bei diesem Radio stört mich das nicht. Kompletter Hochglanz würde glaub ich sowieso etwas übertrieben aussehen. Da ich bei meinem Freiburg WII aber doch etwas mehr Glanz will möchte ich diese Wischspuren dort vermeiden. Hat jemand eine Idee woher diese Wischspuren kommen und wie ich sie vermeiden kann? War die Mattierung zu wenig verdünnt? Oder ein falscher Stoff für den Lappen(altes T-Shirt) Oder ist dieses Aussehen normal? Alle von mir verwendeten Produkte sind übrigens von Clou. Für Tipps wäre ich sehr dankbar.

      Grüße
      Klaus
      Hallo,
      na ja zur Ballenmattierung fällt mir nur ein das man mit einem nur leicht feuchten Lappen auch prima tupfen kann.
      Zur Radiotechnik, da Du ja gefragt hast, meine Erfahrungen mit Vorkriegsgeräten.
      Die Elkos sind sog. Nasse-Typen, wenn die auskochen kommt die Lösung rausgekwollen, ist aber nicht giftig im eigentlichen Sinn. Nur was sehr gerne passiert: Das Zeug sickert gerne auch zwischen die Blechlagen des Trafos und baut da Kurzschlüße in den Wicklungen, bei mir waren bei mehreren Geräten schon jeweils eine der Hochspannungswicklungen durch, das kannst Du aber gut sehen bzw. messen(Anoden GL-Röhre). Ansonsten sind die Kisten "genau so wie alle alten Radios": Sicherung/Elkos und C´s checken ja und dann testen, wahrscheinlich spielt da gute Stück direkt los.
      Keine Hemmungen und viel Erfolg.
      Viele Grüße, Tobias.
      Vielen Dank für deine Tipps, beruhigend zu wissen das das Zeug nicht giftig ist. Vorsichtshalber habe ich beim Reinigen Handschuhe verwendet. Die beiden Kondensatoren hab ich inzwischen ausgebaut. Ich werde wohl mal versuchen sie neu zu befüllen. Glücklicherweise steht der Trafo auf Stützen und hat nichts von dem Zeug abbekommen. Wenn ich das Gerät wieder zusammengebaut habe werde ich die ersten Tests machen. Irgend wer hat ja vor längerer Zeit schon mal daran gearbeitet. Aber das sieht ziemlich professionell aus. Derjenige hat sogar den Membran des Lautsprechers ersetzt. Leider habe ich die Teile nicht da und kann kein Foto davon machen.

      Grüße
      Klaus
      Hallo mal wieder,

      nicht das Ihr denkt das es bei mir nicht weiter geht. Doch leider ist der Urlaub rum und mir bleibt nicht so viel Zeit. Ein bisschen habe ich aber doch weiter gemacht. Die beiden Elkos habe ich inzwischen geöffnet. Sie müssen aber noch neu befüllt werden.





      Und noch ein paar Bilder vom Lautsprecher. Hier sieht man den ausgetauschten Membran. Ich bin ja gespannt wie er klingt. Wenn sich mir die Gelegenheit bietet werde ich ihn aber wohl noch austauschen.





      Grüße
      Klaus
      Hallo Klaus,

      im Schaltbild sehe ich zwei Elkos 16µ im Netzteil, einen 25µ als Kathodenelko der AL4 und einen 8µ als Kathodenelko der AF7.

      Welcher ist der hier Abgebildete mit dem Aufdruck "410/70"?

      Ist das eine Bestellnummer oder eine alte Art der Kapazitätsangabe?

      Wenn es sich um den Lade- oder Siebelko im Netzteil handelt, würde ich vom "Neubefüllen" abraten und den Ersatz lieber an der Chassisunterseite einlöten. Der neue Elko, der immerhin an 350V arbeitet, kann seine Verlustwärme sonst nur unzureichend an die Umgebung abgeben.
      Achim
      Hallo Achim,

      von dem abgebildeten Elko gibt es zwei. Es handelt sich um die beiden 16 µF Kondensatoren. Sie haben auf dem Deckel eine Beschriftung die den Wert und die Spannungsfestigkeit beinhaltet. Leider weiß ich nicht was die seitlichen Beschriftungen besagen.
      Danke für den Tipp mit den Elkos. Dass sich die neuen Elkos in den Gehäusen so stark erhitzen hätte ich nicht gedacht. Eigentlich wollte ich sie in den Bechern unterbringen aber wenn sie dort zu warm werden packe ich sie unter das Chassi. Die Becher kommen dann aber trotzdem wieder ins Gerät. Das würde sonst etwas merkwürdig aussehen.

      Grüße
      Klaus
      Kurz was zu den "Neubefüllungen".

      Bis jetzt habe ich es noch nicht gemacht, sehe jedoch in den meisten Fällen kein wirkliches Problem. Damalige Elkos waren meist bis +70 °C spezifiziert, heutige Elkos sind meist bis 105 °C geeignet.
      Grundsätzlich gilt, je weniger sich ein Elko aufheizt oder durch die Umgebung auf hohe Temperatur gebracht wird, um so länger lebt er.
      Würde ich eine "Neubefüllung" anstreben, würde ich erst mal einen heutigen Elko probehalber frei einlöten und seine Temperatur unter Arbeitsbedingungen beobachten. Wird er nicht mehr als handwarm, sehe ich kein wirkliches Problem, ihn in dem alten Gehäuse aus Aluminium zu verstecken. So viel wärmer wird er darin auch nicht, da das Alugehäuse einen fast idealen thermischen Übergangswiderstand zur Außenwelt bildet. Es entfällt jedoch die Konvektion, die er freistehend hätte.
      In solchen Fällen ist es ratsam, mehrere Elkos parallel anzuschließen, allein schon, um mit heute gängigen Werten auf 16 µF zu kommen. Ich würde vermutlich 3 x 4,7 µF und einmal 2,2 µF nehmen, ergibt zusammen 16,3 µF.
      Erwünschter Nebeneffekt, genügend Platz ist ja im alten Gehäuse vorhanden, bei mehreren kleineren Elkos ist die Wärmeabgabe wesentlich besser als bei einem einzelnen Elko im etwas größeren Gehäuse.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Zunächst sei angemerkt, dass es heute noch handelsübliche 16µF (8+8 oder 16+16) mit 550V als Becher mit Schraubbefestigung im Handel gibt (etwa bei "Frag Jan Zuerst"). Man muss also nicht in jedem Fall neu füllen.

      Wenn man unbedingt "neu füllen" will und die Wärmeentwicklung zuvor überprüft, sieht man natürlich nur die Wärmeabgabe des Neubauteils heute. Wenn der Elko dann über die Jahre altert, wenn sein ESR ansteigt, steigt auch die Wärmeabgabe. Das führt wiederum zu einer schnelleren Alterung, noch höherem ESR, noch mehr Wärmeentwicklung u.s.w.

      Dieser Prozess läuft dann ggf. wesentlich schneller ab, als bei konventionellem Einbau, die Lebensdauer sinkt.

      Bei qualitativ hochwetiger Neuware für höhere Temperaturbereiche (105° oder 125°) wird man natürlich in jedem Fall von einer hohen Lebensdauer ausgehen können. Bei den vielfach hier verwendeten No Name Elkos aus dem Elektronikkaufhaus muss man sich überraschen lassen.

      Ein weiterer Vorteil des "Nicht Neubefüllens" besteht darin, dass in Zukunft einmal an dem Gerät arbeitende Techniker sehen, welche Bauteile dort werkeln und ob ein Ersatz altersbedingt angezeigt ist oder nicht, oder ob ein verbautes Bauteil einen falschen Wert oder eine zu niedrige Nennspannung hat.

      So wichtig Tarnen und Verstecken im militärischen Bereich sind, in der Technik gibt es selten zwingende Gründe dafür.

      Hier beim vorliegenden 340W könnte man die alten Kondensatorwickel entfernen (wenn sie schon mal offen sind) und nach dem Wiedereinbau ein Neubauteil von unten an die Lötösen der Altelkos anlöten.
      Achim
      Die alten Elkos sind ja auch noch von einer besonders schönen Bauart. Darin sollte kein echter Papierwickel (außer als "Bremse" gegen direkte Berührung mit dem Becher) drin gewesen sein. Die sternförmige Anode im Zentrum lag im direkten Kontakt mit der "Suppe". Daher auch die große Schweinerei, wenn die ganze Flüssigkeit (sind in so einem Elko dann locker mal 50 mL) ausläuft.
      Da der Elektrolyt bei dieser Bauorm aus einem Gemisch aus Wasser, einem Glycol, evtl. weiteren Alkoholen und einer schwachen Säure besteht, ist auch die Wirkung auf den Lack erklärbar. Und trinken würde ich das Zeug zwar nicht, aber giftig würde ich es auch nicht nennen.

      Zum Befüllen gäbe es vielleicht noch eine Idee. Wenn man einen von der Bauform auch schon recht großen Elko in das Gehäuse einbaut, könnte man den Hohlraum mit Trafo-Vergußmasse füllen. Elektrisch isolierend, und für ein Harz doch noch verhältnismäßig gut wärmeleitend. Aber man kann alles übertreiben. Ich würde auch den Elko oben leer einbauen, und den neuen unter dem Chassis montieren.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Achim,

      ich bin eigentlich auch kein Freund vom Tarnen. Bei diesem Gerät sowieso nicht. Da wurde eh schon viel gemacht, vermutlich in den 60ern. Original ist es also eh nicht mehr, ganz zu schweigen von dem kaputten Chassilack, angegriffen von der Kondensatorflüssigkeit. Aber da ich die Kondensatoren eh leeren musste habe ich gedacht das sie einen guten Platz für den Ersatz bieten. Unter dem Chassi ist aber jede Menge Platz. Das geht also auch anderst.
      Ach ja, die alten Elkos haben gar keinen Wickel, sondern ein Aluprofil mit Lamellen. Wenn man es richtig gut machen will dann könnte man bestimmt auch nur die alte Flüssigkeit gegen neue tauschen. Vielleicht Silikonöl oder so. Aber das war mir zu viel Arbeit und meine Becher sind auch zu angegriffen dafür.

      Grüße
      Klaus

      PS: Gunnar war schneller mit der Antwort als ich. Und hat auch ins schwarze getroffen. Der ganze Aufbau ist wirklich schön gemacht. Die sternförmige Anode mit gewellten Rippen, aufgerauhte Oberfläche. Das ist einfach schöne Technik. Auch sehr interessant die Infos zu der Flüssigkeit. Das hatte mich eh schon interessiert, was das genau ist.
      Ich werde hier nicht so viel Aufwand betreiben und einfach unter dem Chassi für Ersatz sorgen. Ist ja auch nicht ein sooo hochwertiges Gerät. Das mit der Trafo-Vergussmasse behalte ich aber im Hinterkopf. Wer weiß wann man das mal braucht.
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