Saba Wildbad 11 überholen

      Hallo,

      mein Name ist David, ich bin 19 Jahre alt und habe das Wildbad 11 meiner Oma vor dem Sperrmüll "gerettet" und restauriert. Das Radio befand sich optisch sowie technisch (dem Alter entsprechend) in einem guten Zustand und nach dem putzen und polieren des Gehäuses sowie dem Tausch diverser Kondensator hat es einen Testlauf von ca. einer Stunde gut überstanden.
      Durch lesen alter Beiträge hier im Forum haben sich viele Fragen bezüglich der Röhrentechnik (Grundlagen Elektrotechnik vorhanden, Röhren sind allerdings komplett neu für mich!) schon von selbst geklärt. Einige Fragen hab ich aber trotz alledem noch, und deshalb fang ich direkt mal an ;)

      1.Bei der Kondensatorkur habe ich alle mir verdächtigen Kondensatoren, bis auf einen, gewechselt. Es handelt sich um ein Wima Tropydur mit 1000 Volt Spannungsfestigkeit für den ich keinen passenden Ersatz gefunden habe. Laut Schaltplan handelt es sich um Kondensator C57 (rot markiert). Ich denke ich kann diesen Kondensator ersetzen durch einen mit zB.630 Volt Festigkeit, da laut Schaltplan nur 240-245 Volt anliegen. Stimmt diese Annahme?






      2.Der Einweggleichrichter wurde während dem Testlauf so warm, dass er kaum noch angefasst werden konnte. Gemessen an den beiden Kontakten (sind das die richtigen Messpunkte oder muss der Elko (bzw. andere Bauteile) mit einbezogen werden?) ergaben sich 225 Volt (Soll 255-260 Volt), also ersetzen durch Diode und Widerstand. Reicht hier ein Widerstand mit 7 Watt Leistung oder sollen es besser 10 Watt sein?

      3. Ich besitze kein Kapazitätsmessgerät. Gibt es eine Möglichkeit den Siebelko ohne Kapazitätsmessung zu überprüfen? Während dem Betrieb wurde er handwarm und ein erhöhtes Brummen gab es nur für ca. 10 Sekunden nach dem einschalten. Auf dem Chassis findet sich rings um den Elko ein leicht rostiger Ring, ist das an Anzeichen auf Elektrolytverlust?



      4. Wenn ich das Lautstärkepoti auf den linken Anschlag drehe ertönt leise, aber doch hörbar der letztgewählte Sender. Ist das normal oder sollte bei dieser Potistellung das Radio keinen Ton wiedergeben? Wenn nicht normal, wodran kanns liegen?

      Hier noch ein paar Fotos vom Chassis. Wenn ihr noch irgendwelche Fehler oder zu ersetzende Kondensatoren etc. findet sagt einfach bescheid :)








      So, das wars erstmal von mir. Vielen Dank schon mal im Voraus fürs lesen und die hoffentlich reichlichen Antworten.

      Gruß, David
      Herzlich willkommen im Forum, David.
      Erstmal grosses Kompliment für Deinen überaus übersichtlichen Beitrag, geradzu vorbildlich, wie Du das hier präsentierst. Chapeau!
      Da ich eben im Moment nur wenig Zeit habe, kann ich nur bedingt auf Deine Fragen eingehen und verstehe meinen Beitrag als Platzhalter für weitere Antworten.
      Das verbliebene "Malzbonbon" würde ich definitiv gegen einen Folienkondensator mit min. 1000V Gleichspannungsfestigkeit austauschen.
      Den Gleichrichter durch eine 1N4007 Diode mit erstmal 100Ohm/11Watt ersetzen -> dann die Spannungen am Ladeelko überprüfen, notfalls den Wert des Widerstands erhöhen. In Bälde mehr.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      David, willkommen im Forum!

      Beim WIMA ist der Kapazitätswert schwer zu erkennen, ich vermute mal 470 pF. Gerne nehme ich an solchen Stellen Entstörkondensatoren, z.B. so einen hier:
      http://www.segor.de/#Q=n47-R12.5-250VAC%252FY1&M=1
      Entstörkondensatoren haben bezüglich der Spannungsfestigkeit hohe Reserven, lese hier:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo David,

      den letzten Wima 470pF/1000V solltest du dringend ersetzen, denn dieser könnte im Fehlerfal den Ausgangstrafo killen - deswegen nennt man ihn auch scherzhaft Aü-Killer. Er sollte wieder durch ein Exemplar mit hoher Spannungsfestigkeit ersetzt werden, denn die an ihm zu messende Gleichspannung wird im Betriebsfall von recht hohen Wechselspannungen überlagert.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Mich stört die Erwärmung des Siebkondensators und des Gleichrichters.

      Wie Du schreibst, hast Du kein geeignetes Messgerät, um den Elko zu überprüfen. Ich habe eine einfache Idee für eine grobe Prüfung. Hänge alle Verbraucher ab, also die Röhren. Es dürfte reichen, sie alle zu ziehen. Merke dir aber, wo welche hingehört.
      Nun misst Du die Spannung am Kondensator. Sie muss merklich höher sein, als im Schaltbild angegeben. Weder Kondensator noch Gleichrichter dürfen sich dabei erwärmen, auch handwarm ist schon zu viel.
      Ausprobieren und berichten!

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo,

      Danke schon mal für die Antworten. Leider war die letzte Woche bei mir etwas stressig und für mehr als ein vertieftes einlesen in die Thematik hat es nicht gereicht, deshalb auch jetzt erst meine Antwort.

      Bei dem Malzbonbon handelt es sich wie schon richtig erkannt um einen 470 pF/ 1000 V Kondensator. Ein Ausschnitt des Schaltplans sollte eigentlich auch noch sichtbar sein auf dem dieser markiert war, das hochladen hat anscheinend aber nicht funktioniert.

      Zu Andreas:
      leider kann ich deinen ersten Link nicht öffnen bzw. bekomme ich keinen Kondensator zu sehen. Da es von den Entstörkondensatoren ja Bauformen in X, Y und XY-Kombination gibt meine Frage welchen ich da am besten nehme (nach welchen Kriterien auswählen?)und ob diese außer der hohen Spannungsfestigkeit noch weitere Vorteile mit sich bringen?

      Oder würde als Ersatz z.B. auch solch ein ''normaler'' Kondensator mit hoher Spannungsfestigkeit funktionieren:

      http://www.reichelt.de/Wima-FKP1-MKP10/FKP-1-2000-470P/3/index.html?;ACTION=3;LA=2;ARTICLE=7765;GROUPID=3150;artnr=FKP-1-2000+470P

      Da ich den Aü nicht zerstören will, möchte ich das Gerät nicht mit dem eingebauten Malzbonbon anschließen. Wenn ich nun den Siebelko nach Andreas Methode prüfen möchte (alle Röhren gezogen), kann ich dann einfach den Wima abklemmen und so ein verbrutzeln des Au's vermeiden oder gibt das andere Probleme?

      Zum Schluss noch 2 Fragen zum Verständnis, da ich nicht nur stupide Teile tauschen möchte sondern auch verstehen will warum ich diese auswechsle:
      1. Welche Aufgabe hat das Malzbonbon in der Schaltung?
      2. Wieso wird in den Aü eine Gleichspannung eingespeist. Soweit ich weiß soll der doch nur das Tonsignal induktiv auf die LS-Spule übertragen?

      Gruß, David
      Der Malzbobon soll die Endröhre an hohen Eigenschwingungen hindern. Du kannst ihn vorübergehend ablöten.
      Die Gleichspannung läuft durch den AÜ an die Anode der Endröhre. Diese Gleichspannung wird, gesteuert durch das Gitter1 mit der Tonfrequenz überlagert, die im AÜ diese Tonfrequenz auf die Sekundärseite an die Lautsprecherwicklung transformiert. Für den Gleichstrom hingegen ist der AÜ nur ein Ohmscher Widerstand (etwa 500 Ohm).
      Die Experten werden ob dieser Erklärung vermutlich einen schmerzerfüllten Aufschrei absondern, aber im wesentlich sollte meine Darstellung wohl richtig bzw verständlich sein.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      So, den Selengleichrichter habe ich heute durch Diode + Widerstand ersetzt. Hier liegt mit eingebauten Röhren eine Spannung von 230V an und ohne eine Spannung von 265V.
      Ebenfalls habe ich den Siebelko (50uF+50uF) nach Andreas Vorschlag durchgemessen. Mit Röhren liegen an Elko1(C65) 210V an und an Elko2(C64) 230V, ohne Röhren an Elko1(C65) 260V und an Elko2(C64) 265V an.
      Eine Erwärmung des Elkos konnte ich bei ausgebauten Röhren auch nicht feststellen. Die von mir beschriebene Erwärmung lag wohl an der Strahlungswärme der EL84.

      Gemessen habe ich mit einem Analogmultimeter von Anfang 1980, weiß also nicht inwieweit ich den Werten trauen kann. Ich hoffe ihr könnt mit den Werten trotzdem etwas anfangen.

      Gruß, David
      Hallo,

      ich habe heute mal mein Multimeter überprüft und feststellen müssen, dass dieses doch ein ziemliches ''Schätzeisen'' ist. Wenn ich mir ein neues Multimeter besorgt habe, werde ich die o.g. Messungen nochmal wiederholen und hier einstellen (kann leider ein paar Tage dauern). Vielleicht liegen ja dann die Spannungen doch im grünen Bereich.

      Außerdem bekam außerdem gerade von Mitglied ''calvario'' die Anfrage, ob ich den Schaltplan für das Wildbad 11 habe. Habe ich nicht, ich habe nur den für das Wildbad 11/Nord, der auch unter Downloads angegeben ist. Bis jetzt bin ich mit diesem Schaltplan gut zurecht gekommen (Verdrahtung und Werte der Bauteile stimmen überein). Wenn dieser jedoch falsch ist wäre es schön, wenn ''calvario'' und mir jemand den richtigen Schaltplan zukommen lassen könnte.

      Gruß, David
      Guten Abend,

      Es kann weiter gehen ;)
      Ich war am Freitag beim Conrad und habe mir das VC 820 von Voltcraft gekauft, welches hier im Forum auch empfohlen wurde.
      Also habe ich die Bauteile noch einmal nachgemessen und so erfahren, dass meine erste Messreihe komplett unbrauchbar ist.

      Die neuen Messwerte lauten wie folgt:

      Spannung Gleichrichter: 283 V
      Spannung C64: 267 V im ''Leerlauf'', mit FM 261 V, mit AM 266 V
      Spannung C65: 231 V im ''Leerlauf'', mit FM 215 V, mit AM 230 V

      Dank neuem Multimeter habe ich auch direkt die Kapazität geprüft.
      Beide Kondensatoren des Becherelkos haben eine Kapazität von ca. 52 uF.

      Laut den Werten im Schaltplan liegen jetzt an beiden Kondensatoren im Betrieb (FM und AM) ca. 5 Volt zu viel an. Kann das so bleiben oder muss ich noch einen weiteren Widerstand an den Gleichrichter anlöten?

      Gruß, David
      Hallo,

      Nach zweiwöchiger Zwangspause wegen fehlendem Bauteil ist nun der noch zu tauschende Kondensator eingetroffen.

      Ich habe ihn direkt eingelötet und das Radio ca. 2h laufen lassen.
      Dabei ist mir aufgefallen, dass der Netztransformator doch sehr warm wird. Die Wicklungen lassen sich für ca. 10 Sekunden, der Eisenkern für ca. 5 Sekunden anfassen. Eine im Verlauf höher steigende Temperatur gab es jedoch nicht. Ich habe mich daraufhin ein bisschen informiert und erfahren, dass das durchaus normal sein kann. Mir wäre es jedoch lieber, wenn jemand von euch Experten nochmal seine Meinung dazu äußern könnte. Hinweise auf einen Windungsschluss wie angeschmorte Isolierung oder verbrannter Geruch habe ich nicht feststellen können.

      Jetzt noch ein paar Fotos:








      Leider ist mir beim hantieren mit dem Chassis ein Stück der Ferritantenne abgebrochen. Gibt es eine Möglichkeit die Ferritantenne zu kleben oder verändern sich dadurch die elektromagnetischen Eigenschaften zu stark?



      Außerdem noch die Frage, ob denn die ''Wählscheibe'' für die Spannung am Netztransformator richtig steht? Meiner Meinung nach steht der Schalter auf 220V, was ja für unser Netz die richtige Stellung wäre, ich bin mir diesbezüglich aber etwas unsicher.



      Zum Schluss noch zwei Fotos vom jetzigen Zustand des Chassis. Da die nächsten Tage noch eine Bestellung beim Antikradio-Shop ansteht, wäre es schön wenn ihr mir die evtl. noch fehlerhaften Bauteile im Radio nennen könnt, ich würde sie dann direkt mitbestellen.





      Vielen Dank schon mal im Voraus.

      Gruß, David
      Hallo David,

      Netztrafos werden unterschiedlich warm/heiß. Von deiner Beschreibung her würde ich die Temperatur als grenzwertig betrachten, wenngleich die Optik des NT eine konstant warme Vergangenheit vermuten läßt.

      Aufschluß könnte die Messung der Leistungsaufnahme bringen, mögliche Ursachen können auch in maroden Isolationen der Kernbleche liegen.

      Man sollte immer bedenken, dass ein außen "heißer" Trafo im Inneren noch wesentlich heftiger dampft und die Isolation der Drähte nicht unbedingt jede Temperatur aushält.

      Der Spannungswähler paßt so, das siehst du, wenn du die Rückwand dranhältst.

      Gruß, Dieter