Freudenstadt 6

      Guten Morgen in die Runde,

      Hab von einem Kollegen ein Freudenstadt bekommen das wohl auch schon durch andere Hände gegangen ist. Habe die Kondensatoren gewechselt und nun das Gerät zum ersten mal angeschaltet und habe folgendes Fehlerbild.
      Röhren heizen und Skalenbeleuchtung tut's.
      Messe am Siebelko statt 240V etwas über 300V?? Die Bezeichnung des Widerstandes über dem Elko ist nicht mehr vorhanden. Gemessen hab ich 220 Ohm.
      Auf keinem Band Empfang. Bei TA Betrieb geht die EM nicht aus und wenn ich die Lautstärke aufdrehe pulsiert die Em und im Lautsprecher ist ein Wabbern zu hören. Die Endstufe tut's wohl noch. Die Klangregelung geht auch.
      Einer der Vorbesitzer hatte die EZ80 gegen eine EZ81 gewechselt?. Hab jetzt aber wieder eine neue EZ80 drin.

      Für Anregungen wäre ich sehr dankbar. ;)
      Gruß Ronald
      Hallo Christian,

      Hatte nicht viele Alternativen da 6 der Paperkondis schon zerbröselt waren und auch der Siebelko nach oben leckte. Bei dem Wetter kannste eh besser im Keller an Irgend was rumlöten.Und 10€ in den Sand setzen ist mir immer noch lieber als einen der Trafos zu zerschießen.
      Das Gerät konnte jedenfalls nicht mehr funktionieren als ich es bekam. War aber beim wechseln sehr aufmerksam.

      Gruß Ronald
      Hallo Ronald,

      die viel zu hohe Spannung klingt für mich nach fehlender oder viel zu geringer Stromabnahme durch die Endstufe.
      Miss doch mal nach.
      Die EZ81 ist unproblematisch, hat nur eine höhere Leistung als die EZ80.
      Die beschriebenen merkwürdigen Effekte könnten von der Vorverstärker-
      oder Endröhre kommen.(Gitterschluss, Vakuumdefekt?)
      Ich hatte so etwas bei einem Gerät ohne Mag. Auge mal.
      Wenn möglich, probeweise Röhren tauschen.

      Gruß Mathias
      Hallo Mathias,

      Also den Fehler des fehlenden Emfangs hab ich gefunden. Die Zuleitung von der Skalenlampe zum Tuner hatte ne kalte Lötstelle. Die Sache mit dem TA Betrieb ist aber immer noch da. Die EABC und die EL hab ich schon getauscht, ohne Erfolg. Werde den Tastensatz nochmal überprüfen. Hatte ihn zerlegt und gereinigt. Vielleicht hab ich ja da nen Bock geschossen. Liege ich richtig das der Schalter T5 bei TA Betrieb die Annode der EM abschaltet?

      Gruß Ronald
      Moin.

      Halbblinde Kondensatorkuren schaden mehr als das sie nutzen, das "halb" ist der Tatsache geschuldet, daß du ja im Ansatz richtigerweise defekt aussehende Kondensatoren getauscht hast und nicht ganz blind alles was rumhängt.

      Mal so in den Raum geworfen, quasi für´s nächste Mal oder generell für Neulinge.

      - Zuerst macht man eine Sichtkontrolle, also Rückwand ab, Reparaturklappe - wo vorhanden - ab. Genau gucken und nicht einschalten, wenn irgend etwas suspekt aussieht. Besonders dann, wenn es sich dem Netzteil zuordnen läßt.

      - Bei reparaturwürdigem Zustand wirklich nur das tauschen was defekt ist (aussieht). Aufgeplatzte oder ausgelaufene oder rissige Kondensatoren reden für sich selbst genau wie verkohlte oder zerrissene Widerstände.

      - Vor jedem einzelnen Tauschschritt ein aussagekräftiges Foto der Baustelle machen, man muß genau sehen wo die Teile angelötet sind und welche Verbindung haben und welche keine. Auch die Einbaulage sollte stimmen, sonst bekommt man schon bei leicht falscher Position unter widrigen Umständen das von dir beschriebene "motorbooting" allein durch unerwünschte kapazitive Kopplungen.

      - Die Ersatzteile sollten Qualitätsteile sein, sie sollten einen ähnlichen Formfaktor haben wie die defekten, sie sollten für HV-Audio gemacht sein. Manche neuzeitliche Impulsbauteile sind eher für Schaltnetzteile oder Fernsehapparate optimiert. Sie können perfekt funktionieren, müssen es aber nicht immer und an jeder Stelle der Schaltung.

      - Elkos sollten immer räumlich groß sein, die Zwerge ausländischer Billigproduktion genügen dem Anspruch an Herstellungsqualität, Hochspannungsverhalten, Heißgeräteverhalten, Durchschlagsfestigkeit nicht immer. Mögen sie auch in Schaltnetzteilen bei völlig anderen Betriebsverhältnissen mehr oder weniger lange standhalten, im Röhrenradio können sie nicht immer genügen.

      - Wickelkondensatoren sollten durchschlagfest und selbstheilend sein, sie müssen nicht weihwassergetunkt und nicht bei Mondlicht nackt auf dem Acker besprochen sein, es genügen weltliche Teile genügender Abmessungen und vernünftiger Qualitätsproduktion und bei den heutigen Bauformen ist es nicht falsch sie für wesentlich höhere Nennspannung auszulegen als die klobigen Altteile, damit sie den Verhältnissen in einem Röhrenradio auch mal so lange standhalten.

      Bei schon einigermaßen spielbereitem Radio, bei dem einem keine Bomben mehr um die Ohren platzen können, ist es anzuraten das oben genannte Vorgehen der Einzelschritte noch zu verfeinern. Nämlich so, daß man nach jedem noch so kleinen Einzelschritt einen Probelauf durchführt, dann muß man auch nicht für zwanzig Schritte zurück alle Tätigkeiten erinnern, überprüfen, selber eingebaute Fehler suchen sondern nur für den jeweils letzten Schritt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Moin Jogi,

      Danke für deinen Rat. Ich verfahre an sich nicht anders als du jedoch bei Teerkondis kenn ich kein Erbarmen. Es nutzt, find ich, nichts diese 60 Jahre alten Zeitbomben im Gerät zu belassen. Deshalb wechsel ich die immer komplett gegen Kondensatoren von Volker. Ich beziehe fast alle Teile von ihm und ich habe hier im Forum darüber noch nichts negatives gehört. Ich lege die Bauteile natürlich möglichst da hin wo das Altteil war und tausche sie Bein für Bein. Vorher mach ich vom Gerät von allen Seiten Fotos.
      Ich habe bei diesem Gerät alle Teerkondis, zwei Elkos den Becher, die EZ und Die EM getauscht.
      Ich bin mir ziemlich sicher beim Tausch keine Fehler gemacht zu haben und das die EM beim TA Betrieb nicht abgeschaltet wird hat glaub ich auch nichts mit ner kap. Kopplung zu tun, oder?

      Gruß Ronald
      Hallo Ronald,

      ich habe keinen Schaltplan vom Freudenstadt 6, aber beim 7 scheint es über T4 so zu sein, dass bei TA- Betrieb die Anodenspannung für die EM80 abgeschaltet wird. Das wird bei Deinem Gerät dann wohl über T5 sein.
      Könnte sein, das Du tatsächlich was im Tastensatz verschaltet hast.
      An der EABC80 ist ein kleiner Elko, der mit Plus auf Masse liegen sollte.
      Ist nur so ein Gedanke.

      Gruß Mathias
      Hallo,

      ich habe mir gerade den Plan vom Freudenstadt 6- 3D runter geladen. Da bleibt die EM80 unter Strom.
      Frage an Dieter: habe ich den Plan vom Freudenstadt 7 falsch gelesen?
      Mein Gedanke zum Elko bezog sich auf die Suche nach dem „Wabbern“. Ansonsten würde ich, um den Fehler einzukreisen, vom FM- Bereich angefangen, die Anodenleitung Bereich für Bereich unterbrechen bis der Effekt ausbleibt. Ist das ein brauchbarer Ansatz?

      Gruß Mathias
      Moin die Herren,

      Vielen Dank für eure Hilfe! Dieter hat recht! Die Annode wird wohl nicht abgeschaltet.
      Habe den Tastensatz nochmals zerlegt und festgestellt das sich zwischen T5 und T6 eine Kohlebrücke gebildet hatte. Nachdem ich diese entfernt habe sind die Störgeräusche verschwunden und es kommt wieder Mucke vom CD Player. Es bleibt bei TA Betrieb immer der dünne grüne Strich in der EM sichtbar.
      Nachdem das geklärt ist und ich alle Spannungen überprüft hab darf ich mich jetzt ums Gehäuse kümmern. Das Kistchen hat nämlich mal im Wasser gestanden und nun ist rundherum auf 3cm das Furnier gelöst. Allerdings ist glücklicherweise der Lack nicht gerissen so daß ich hoffe das Furnier einfach wieder ankleben zu können.
      Ist wahrscheinlich alles viel zu viel Aufwand denn ich habe das Chassis, weil es völlig verrostet war, auch schon zerlegt und neu lackiert bevor ich auch nur einen Kondi getausch hatte oder wusste ob die Kiste überhaupt noch zu retten ist. Ja ich bin bekloppt aber ich kann die Dinger einfach nicht verkommen lassen und hätte eh nicht aufgegeben!

      Gruß Ronald
      Hallo Ronald,

      Glückwunsch zum Erfolg. Deine Hartnäckigkeit, die eigene Arbeit erneut zu prüfen, hat sich ausgezahlt.
      Es ist schon ulkig, wie simpel manchmal die Lösung eines Problems ist, wenn man die Ursache erstmal gefunden hat.
      Bekloppt? Wer kein ähnliches Hobby hat mag so denken.
      Ich bin gerade an einem Vorkriegs- Körting. Schrottgehäuse, völlig zerbasteltes Chassis, Defekte überall. Bald kriegt er das erste Mal Strom, mal sehen was passiert.
      Ist das verrückt? Nee, das ist spannend und macht Spaß.

      Gruß Mathias
      Hallo Mathias,

      Da hast du ja auch ne Großbaustelle vor dir. Viel Erfolg damit. Ich hab auch noch fünf Kisten aufm Balken die auf mich warten. Meine Frau hat mir schon Trödelmarktverbot ausgesprochen damit es nicht noch mehr werden . Werd wohl doch ein paar davon verkaufen müssen wenn ich sie fertig hab.

      Gruss Ronald
      Moin,
      Kohlebrucken im Wellenschalter sind typisch fuer Saba. Sie entstehen da, wo Anodenspannung anliegt/geschaltet wird und besonders dann, wenn der Schalter mit Kontaktsprays behandelt wurden, bzw. anderweitig feucht geworden ist. Seltsamerweise beobachtet man es nicht so haeufig bei anderen Fabrikaten mit Schaltern auf Hartpapierbasis. Jedenfalls entspricht das meinen Erfahrungen.
      Wenn man Saba-Wellenschalter mit Kontaktmitteln behandelt hat, muessen diese unbedingt mit Kontakt WL wieder ausgewaschen werden und einwandfrei trocken sein, bevor man einschaltet.

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      Peter
      Hallo alle miteinander,

      Dank an Dieter. Für mich ist Schaltplanlesen nicht so selbstverständlich wie Zeitungslesen. Da zweifle ich schon öfter mal.
      Die Erfahrungen von Peter mit Kontaktspray werden mich in Zukunft noch vorsichtiger damit umgehen lassen. Ich habe Oszillin verwandt. Hat damit jemand Erfahrungen?
      Ronald, die Sache mit dem Trödler stimmt. Vor 2 Tagen war ich nur zum suchen von
      Ersatzteilen da. Teile habe ich keine mitgebracht. Ein Radio war soo klein, soo vollständig und kann wieder soo schön werden, da musste ich es kaufen.

      Gruß Mathias
      Hallo zusammen,

      Ich bürste die Kontakte und die Kontaktfedern mit einer Zahnbürste und Isopropanol und wo ich nicht ran komme Bremsenreiniger. Hoffe das ist ok? Schaltplan lesen kann ich auch nicht so gut, wie man bemerkt hat aber ich weiß schon wie Mann ihn richtigrum hält ;).
      Was Trödler betrifft wohne ich wohl im falschen Gebiet. Bin eigentlich immer nur auf Saba suche. Brauch noch Teile fürs Meersburg 7 . Aber Glück hatte ich bisher noch nie. Außer ein paar Freudenstadts gibts hier fast nur Phillips. Liegt wohl an der Nähe zu Holland und an der damaligen Preisen der Meersburgs und Freiburgs. Und doch, irgendwas nehme ich doch fast immer mit.

      Gruß Ronald
      Moin,
      @Mathias,
      Fuer Oszillin gilt vorsichtshalber das Gleiche. Auch mit WL auswaschen und trocknen lassen. Kontakt 61 oder Oszillin T6 ist ansonsten chemisch neutral und kann in den meisten Schaltern als Kontaktschutzmittel verbleiben. Nur die Pertinaxstreifen der Saba-Wellenschalter scheinen da empfindlich zu

      @schepi2,
      Isopropanol und Bremsenreiniger sind eigentlich keine Kontaktreinigungsmittel. Das kann K61 oder T6 besser, mit der erwaehnten Einschraenkung. In schweren Faellen kann man auch Kontakt 60 verwenden, das besser Oxid- und Sulfidschichten loesen kann. Allerdings ist es sauer und muss immer ausgewaschen werden. In den meisten Faellen genuegt K61 oder T6.

      Mit Buersten etc. gehe ich nicht so gerne an Schalterkontakte. Je nach deren Konstruktion hat man die Chance, da etwas zu verbiegen. So robust sind da die meisten Wellenschalter nicht.

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      Peter
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      Peter