Zinkteile konservieren

      Hallo liebe Saba-Fans. Mit dem Thema Zinkduckgussteile ist praktisch jeder schon mal in Kontakt gekommen. Meist dann wenn die Teile schon auseinandergefallen sind. Manchmal hat man aber auch Zinkteile, bei denen der Zerfall gerade erst begonnen hat. Die Teile sind noch stabil und funktionieren auch einwandfrei; nur an einer kleinen Stelle kann man schon einen Riss oder kleine Abplatzungen erkennen. Mich würde interessieren, ob man den Zerfall stoppen oder zumindest verzögern kann. Würde es evtl. was bringen, wenn man die Zinkteile z.B. mit Zaponlack überzieht damit Luft und Feuchtigkeit nicht mehr an das Material kommen?? (Vorher evtl. schon vorhandene Risse mit Sekundenkleber fixieren)

      Viele Grüße
      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      ich glaube nicht. dass nachträglich der Zerfall auf irgendeine Art und Weise zu
      stoppen ist. Vielmehr denke ich, dass sich die Legierung von innen zersetzt und nur ein Tausch der betroffenen Teile Abhilfe schaffen kann.
      I. A. sind ja gottlob nur Teile betroffen, die sich auch in ferner Zukunft noch leicht beschaffen lassen.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Hallo Otto, ja die gängigen Teile z.B. Kupplungsteile sind noch zu bekommen. In diesem Falle handelt es sich um eine Wellenschleuse und die hab ich noch nicht einzeln zu kaufen gesehen. Die funktioniert noch tadellos und ist stabil aber wie gesagt es finden sich leider einzelne Anzeichen des beginnenden Zerfalls.

      Ich hab mal die Stelle markiert wo etwas abgeplatzt ist, der Rest sieht gut aus. Da die Wellenschleuse noch einwandfrei funktioniert hab ich auf das abmontieren verzichtet, ich möchte das Unglück ja nicht provozieren! :D



      Da ich das Radio nur zu vorführzwecken einschalten möchte wird die noch eine Weile halten.

      Viele Grüße

      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo in die Runde!

      Die sogenannte Zinkpest ist leider nicht zu stoppen. Man kann sie verlangsamen, aber das ist auch alles. Ich hole mal etwas aus...

      Die Gußteile hat man gern aus Zinklegierungen (reines Zink ist dazu ungeeignet!) hergestellt, da sie recht hart, sehr gut maßhaltig herzustellen und auch leicht im Druckguß zu produzieren sind. Aufgrund des geringen Schmelzpunktes sind die Formen langlebig und der Guß damit billig. Generell hat so eine Zinklegierung außer Zink noch Zuschläge aus Aluminium, Kupfer etc. die zur Erzielung der optimalen Eigenschaften nötig sind. Eine gute Zinklegierung kann fast ewig halten, dazu sind die exakte Einhaltung der Legierungs-Anteile und eine hohe Reinheit der Metalle nötig.
      Aber da beginnt das Problem auch schon! Zink hat einen großen Nachteil, es ist ein "unedles" Metall, in der elektrochemischen Reihe weit hinten. Das bedeutet, es lässt sich leicht oxidieren oder eben chemisch umwandeln. Beim Verzinken macht man sich das zunutze, auf Eisen aufgebracht, dient Zink als Opferanode, wird weißlich (oxidiert) und schützt das Eisen vor Oxidation. Die in Zinklegierungen enthaltenen Stoffe wie Kupfer o.ä. sind erheblich "edler", daher würde sich bei einer Redoxreaktion in jedem Fall das Zink "opfern" und damit weißlich kristallines Zinkoxid oder Zinksalze bilden.
      In einer guten Legierung (reine Stoffe, gutes Mischungsverhältnis, gute Gußtemperatur) ist das Gefüge der Metallmischung ideal verteilt, es kommt zu keinen nennenswerten lokalen Elektrochemischen Spannungen. Ist dagegen der Guß verunreinigt (z.B. durch Cadmium im Zink, oder andere Fremdmetalle oder auch Salze) kommt es zu mikroskopisch kleinen Lokalelementen, fast wie eine Batterie. Damit beginnt der Zerstörungsprozess. Das Zink wird in eine Zinkverbindung umgewandelt, diese kristallisiert, nimmt mehr Volumen als das Metall ein, und kann im Endeffekt das Bauteil sprengen.
      Hohe Temperaturwechsel (Dachböden!) und oder Feuchtigkeit scheinen den Prozess zu beschleunigen, gleichmäßige Temperaturen zu verlangsamen. Dadurch, daß der Legierung alles Nötige zum Zerstörungswerk mitgegeben wurde, nutzt es auch nichts, nach begonnenem Prozess, einen Lack o.ä. aufzubringen, die Reaktion verläuft von innen! Man kann nur versuchen, die Bauteile optimal zu lagern (also den Prozess zu verlangsamen) und zu hoffen, daß der Rest der Legierung so lange wie möglich hält. Leider ist mir kein Wundermittel bekannt, den Prozess zu stoppen, auch sintern (sorry Heino) hilft nix. Außerdem deformiert Zink sehr leicht, schon bei mäßigen Temperaturen!

      Das Problem mit der Zinkpest betrifft vor allem Geräte aus der Kriegszeit (ich spanne hier den Zeitraum mal von ca. 1935 (also vom Beginn der Rüstung der tief-braunen Zeit, in der nur schlechte Legierungen zur Verfügung standen - die Guten gab's nur für's Militär) und etwa 1955 als endlich wieder hochwertige Grundstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung standen.
      Das gleiche Problem betrifft übrigens die Märklin Sammler, erst ab ca. 1960 waren die Zinkgehäuse wieder richtig gut und haltbar!

      Das Interessante ist eben, daß man z.B. eine Kupplung hat, die 100% in Ordnung ist, und in einem Radio aus der gleichen Zeit ein völlig zerfressenes Exemplar. Das sind wohl leider die starken Streuungen bei der Produktion der Zinkteile. Einmal nicht ordentlich gemischt, oder vor Feierabend mit zu niedriger Temperatur gespritzt, schon ist es passiert. Was da alles zu beiträgt, lässt sich glaube ich heute kaum noch nachvollziehen.

      Uffh, hoffe damit etwas geholfen zu haben, obwohl das Problem eben leider so leicht nicht zu lösen ist - außer durch Nachguß...
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar, vielen dank für Deine Ausführungen! Da kann ich mir das lackieren ja sparen. Gut gelagert wird das Gerät ja nun da es in meinem Besitz ist. Vom Zustand des 80 Jahre alten Chassis kann ich annehmen, das dieses Gerät auch in der Vergangenheit sehr gute Lagerbedingungen gehabt hatte. Für sein Alter hat es sehr wenig Rost; Stoff, LS und auch der Rest ist noch in erstaunlich gutem Zustand.

      Kannst hier mal sehen:








      Bei den anderen Geräten dieser Generation ist innen meist alles braun vom Rost; Elkogehäuse geplatzt, Drossel kaputt usw. Der Erhaltungszustand ist recht gut für ein solch altes Radio, da gibt's keinen Grund zur Beschwerde. Demnächst bekomme ich vielleicht ein ähnliches Radio als Teileträger. Dort möchte ich dann die Wellenschleuse ausbauen und sehen ob man das aus Messing nachfertigen kann. Bis dahin werde ich die abgeplatzte Stelle mal mit Kleber fixieren.

      Viele Grüße

      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo in die Zinkpestrunde,

      das hier abgebildete Radio ist wohl von 1935 (330 WL oder 630WL oder 230WL). Bei diesen Geräten war der sog. interkristalline Zerfall noch nicht so aktuell. Ich erinnere mich (30-40 Jahre her), das ich diese Geräte gut und ohne besondere Auffälligkeiten spielbereit bekommen konnte.

      1937 kamen die Geräte mit obenliegender Skala offen oder mit Klappdeckel auf den Markt ( 446 GLK oder 346, 347, 348 oder 243,244, oder 680 WLK oder das Truhengerät 446WT oder 448GWT) . Diese Geräte waren i.d.R. nicht ohne Abstimmdrehkotausch zu restaurieren, da die Rotor-und Statorsegmente im Spritzguss fixiert und eingelagert waren. Das führte durch Verformung zu Berührungen und somit konnte nicht mehr abgestimmt werden. Wer so ein Gerät angeboten bekommt, sollte sich den Abstimmdrehko genauestens ansehen. Bei keinem meiner damaligen Erwerbungen ging es ohne erheblichen Basteleiaufwand zu. Passenden oder ähnlichen Drehko finden und einpassen.

      Die Zinkpest sollte man jedoch nicht an Jahreszahlen festklopfen. Ein Lautsprecher der Fa. Grawor, Typ Melodia, um 1930 produziert, weist ebenfalls diese Pest auf. Um den wieder hinzubekommen, habe ich vor vielen Jahren zwei Halbschalen aus Alu anfertigen lassen, um das Magnetsystem wieder funktionstüchtig unterbringen zu können. Das war sehr aufwedig mit bohren und gewindeschneiden mit 2,5mm und größer. Aber da war man auch noch jünger.

      Falls jemand Schaltbilder oder Röhren aus dieser Zeit benötigt, kann er gern anfragen. Da wäre einiges noch vorhanden.

      Gruß
      Bebi (Bernd)
      Hallo Bernd, das Chassis ist ein 230WL von 1934. Im Prinzip kann man alles reparieren, kommt darauf an ob man sich die Mühe macht und die aufwendigeren Sachen neu baut (entsprechendes Werkzeug vorrausgesetzt). Ich kenne auch Leute, die die defekten Zinkteile von Drehkondensatoren aus den 30er Geräten durch Messingteile ersetzen. Ganz feine Schlitze in das Material gesägt; immer den gleichen Abstand berücksichtigen. Die Kondensatorplatten später im Bündel zusammengespannt und anschließend mit dem Messigteil verlötet. Bevor ich das mache, würde ich mich zuerst nach einem Ersatz umsehen. :D



      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
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