Philips 1002 EM84 Steuerspannung zu gering

      Hallo,

      habe von einem Kollegen einen Philips 1002 zur "Reparatur" bekommen.
      Er bat mich das LS- Poti leichtgängig zu machen (da verharzt und nicht mehr bewegbar).
      Dieses ließ sich leicht zerlegen und funktioniert wieder wunderbar. :)

      Allerdings fiel mir auf, dass die EM84 bei starken Sendern nur leicht an den Seiten leuchtet.
      Bei schwächeren Sendern zeigt es garnichts an.
      Egal ob UKW oder MW.

      Also hab ich mal die "Steuerspannung" für die Anzeige gemessen: max. 4,8V bei starkem Sender (UKW).
      Somit fehlen gute 10V.
      Wo werden diese eigentlich erzeugt?

      Da das Gerät auf der Rückseite ein paar Messbuchsen besitzt hab ich folgendes gemessen: (UKW, starker Sender)
      - Ratio Kurve: 5,3V
      - FM- NF: 5,2V
      - Reg.Sp. EBF89(1): 0,0V ???

      Versorgungs- Spannug an EM84 ca. 245V

      Ich hätte ihm das Gerät gerne mit funktionierender EM84 zurückgegeben.

      Leider hab ich das Ganze (Steuerspannung) noch nicht komplett verstanden.
      Möchte aus/ mit dem Gerät was "lernen"
      Wäre schön wenn mir jemand einen Tipp geben könnte. :)

      7 Kondensatoren hab ich getauscht, da sie optisch nicht mehr schön ausgeschaut haben (aufgeplatzt, bzw. verformt)
      (Dieser Typ schaut aus wie die "Lakritz Stafetten")

      Sonst "funktioniert" das Gerät.
      (es wird nicht für den täglichen Gebrauch verwendet)

      Gruß
      Andal
      Hallo Andal,

      in dem folgenden Schaltungsausschnitt habe ich den Weg der "Anzeigespannung" zum magischen Auge, für AM (grün) und FM (magenta), gekennzeichnet. Beiden gemeinsam ist C88 (47nF), welcher überprüft werden sollte. Welchen Wert hat UR, die Spannung am Ratio-Elko? Wenn die Spannung Ratio Kurve 5,3V ist, sollte UR eigentlich 10,6V gross sein (alle Spannungen mit negativem Vorzeichen), das sollte schon für eine "spürbare" Anzeige am MA ausreichen, obwohl diese mittels des Spannungsteilers R43, R44 wieder auf ca, 5,3V heruntergeteilt wird - du solltest also nachmessen, welche Spannung letztlich am Punkt "Anzeige.Sp." (Steuergitter-MA) ankommt. -- Die Doppelpfeile kennzeichnen die AM-Regelspannung.

      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      danke für deine schöne Erklärung (v.a. dem Schaltbild)
      Jetzt hab ich auch den Ratio Elko gefunden :)

      Soeben nochmal gemessen:
      Ratio Kurve: 2,1V
      Anzeige-SP: 4,2V
      UR: 9,8V

      Der C88 hat 42nF, den hab ich aber gestern Abend schon mal testweise erneuert.


      Er Empfang ist an dem Gerät nicht der Beste. (auch mit anderer Antenne)
      Aber die wenigen Sender werden "rauschfrei" wiedergegeben.
      Meine Breisgau 7 bringt da viel viel mehr Sender rein. :)

      Mir geht auch das Schließen und wieder Öffnen der EM84 beim Strat des Gerätes ab.
      Das macht zumindest mein Loewe Opta 142021 mit EM84.

      Gruß
      Andal
      Hallo Andal,

      nachdem du, wie ich vermute den Ratio-Elko im Schaltbild gefunden hast, sollte ich dich darauf hinweisen, dass er "körperlich" in dem runden Abschirmbecher der Ratio-Einheit verborgen ist. Um an ihn heranzukommen, muss der Becher komlett augebaut und die Bördelung entfernt werden - dann erst kann man das "Innenleben" aus dem Becher ziehen und dem Elko "ins Auge blicken".

      Um ihn probeweise zu ersetzen kannst du den 47 Ohm unten am Filterbecher ablöten und den provisorischen Ersatelko zwischen dem, jetzt freien Bein des 47Ohm, und der magentafarbenen Leitung einlöten (+ an den 47Ohm, - an magenta). Es könnte sein, dass dieser Elko aufgrund zu hohen Reststromes die Ratio-Spannung unerlaubt belastet.

      Die schwache Empfangsleistung kann aber auch auf einem Mangel in der UKW-Box oder im ZF-Verstärker beruhen. Vielleicht solltest du zunächst alle Spannungen nachmessen und die entsprechenden Röhren versuchsweise austauschen (falls vorhanden). Verfügst du denn über ein Schaltbild von dem Gerät?
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      ein Schaltbild hab ich. (auch wenns ausschaut als wäre es 100 Jahre alt)

      Die Röhren ECC85, EBF89, ECH81 habe ich schon zum Testen getauscht.
      Brachte aber keine Veränderungen.

      Ein Probeverbau mit einem anderen 4,7µF Elko für den Ratio- Elko änderte leider auch nichts.

      Auf dem Schaltbild sind nicht viel Spannungswerte angegeben.
      Ein paar hab ich mal gemessen (UKW "starker" Sender mit den original Röhren)
      Auf dem Bild sind die i.O. Spannungen markeirt. (ca. 10 Volt hin oder her)
      Allerdings keine Ströme gemessen.



      Den R41 hab ich noch nicht im Gerät gefunden sonst hätt ich da auch gerne mal gemessen.


      Gruß
      Andal
      Hallo Andal,

      mein Schaltbild sieht auch nicht viel besser aus, dafür hat man dort aber den R41 gleich zweimal eingezeichnet. Falls dieser defekt ist passiert aber nicht viel bezüglich der MA-Anzeige (Ratio-Spannung). Er spannt lediglich die beiden Ratio Dioden etwas vor - diese Vorspannung wird durch die G3-K Strecke der EBF89 auf ca. 0,5V begrenzt. Diese Spannung sollte man ohne Signal am G3 messen können.

      Wenn die von dir gemessenen Spannungen vorhanden sind, wird die Luft bezüglich der denkbaren Fehlerquellen jetzt etwas "dünn". Wie sehen denn die Filter aus? Besteht denn dort eventuell der Verdacht, dass sie planlos verstellt wurden?

      Solche Fälle in denen das Gerät prinzipiell arbeitet aber zu wenig Empfindlichkeit aufweist können nur sehr schwer "punktgenau" diagnostiziert werden - und dies besonders aus der Ferne.

      Ich habe einmal in meinem halbfertigen 1002 nachgesehen, dort ist R41 definitiv auch nicht zu finden - so wie es SB mit zwei R41's gibt, gibt es wohl umso mehr Geräte in welchen er garnicht vorhanden ist. Aber ich sagte ja bereits, dass seine Aufgabe nicht wirklich lebenswichtig ist.

      Leider trägt diese Erkenntnis auch nichts zur Fehlerfindung bei, darüber müssen wir noch weiter nachdenken...

      Nachtrag: Um grobe Fehler in der UKW-Box auszuschliessen, wäre es sinnvoll bei gezogener Röhre (ECC85) die Spannungen an den Anodenanschlüssen pin1 und pin6 nachzumessen. Beide Spannungen sollten gleich gross sein und der vollen Anodenspannung entsprechen. Möglicherweise könnte es an der Anodenspannung der HF-Vorstufe mangeln. (Lt. Schaltbild sollte das die Spannung an pin1 sein). -- Bei der Messung bitte beachten, dass die pin's von "oben" gegen den Uhrzeigersinn gezählt werden.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      die Filter sehen für mich als "Radiotechnischer Laie" normal aus, die Versiegelung ist noch drauf.
      evtl. ist einer kaputt?

      Das Auge reagiert auch bei MW nicht.

      An PIN1 und PIN6 der gezogenen ECC85 mess ich jeweils 255V.

      Allerdings hab ich immer nur eine der beiden EBF89 getauscht. (hab nur eine)
      Es weden doch nicht beide "kaputt" sein.?

      Die Spannungen der Endstufe weiter rechts im Schaltplan hab ich nicht gemessen.
      (denke die sind daran nicht beteiligt)

      Danke für deine Mühe.

      Heino danke für den Plan.

      Gruß
      Andal
      Hallo Andal,

      nun wird es wirklich eng mit der Fehlersuche. Dass zwei EBF89 gleichzeitig defekt sind ist recht unwahrscheinlich. Und, wenn die Filter noch einen unberührten Eindruck mchen, scheint da auch noch keiner herumgedreht zu haben. Die Spannungen an der ECC sind auch ok., sodass damit der Verdacht auf fehlende Anodenspannung entfällt. Elektrische defekte Filter, der Philips Mikrofilter Bauform, sind auch her selten.

      Die Spannungen der Endstufe sind jetzt für die Funktion des HF-Teils nicht relevant.

      Momentan habe ich keine zielfürende Idee mehr...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Also, die Idee mit dem Antenneneingang ist nicht so ganz abwegig. Man könnte als erste Massnahme den "Schalter" am Antenneneingang öffnen. Damit hätte man AM und FM voneinander getrennt. Der Schalter befindet sich auf der Antennenplatte, die Positionen werden mit einer Rändelschraube fixiert.

      Bei einem anderen Fabrikat hatte ich einmal wegen zu geringer Kapzität von C13, C14 eine zu geringe UKW-Empfindlichkeit - beide C's hatten mehr als die Hälfte ihrer Kapazität verloren. Aber wie soll Andal das jetzt nachmessen? Und keramische Ersatzkondensatoren mit 33pF findet man nicht in jeder Bastelkiste. Und wegen eines nicht bewiesenen Anfangsverdachtes empfiehlt es sich nicht herumzulöten...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Also, bei geöffnetem "Schalter" besteht, am AM-Antenneneingang gemessen, über die Eingangsspulen eine dauerhafte Masseverbindung im, schätzungsweise, ein- bis zweistelligen Ohmbereich. ---- Der UKW-Eingang jedoch sollte dann an beiden (Dipol) Antennenbuchsen unendlich gegen Masse anzeigen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      gemessen bei offenem Schalter biede Dipolantenneneingänge gegen Masse:
      - unendlicher Widerstand.

      Die anderen Buchsen haben Verbindung zu Masse.

      Auf AM hab ich Empfang.
      Auf FM auch Empfang.

      Da das Gerät soweit funktioniert nur das magische Auge nicht so unbedingt will, würd ich das dann dabei belassen.
      Dachte es wäre was "einfacheres" z.B. ein Wiederstand der hochohmig wurde o.ä.

      Sollte der Fehler im Tuner o.ä. liegen möchte ich das lieber nicht reparieren; nicht dass es "schlechter" als vorher wird.
      Wenn es mein eigenes Gerät wäre würd ichs natürlich machen ;)

      Ich bedanke mich nochmal bei euch für eure Unterstützung und Hilfe.

      Gruß
      Andal
      Hallo Andal,

      wenn ich jetzt die ganze Geschichte noch einmal nachvollziehe, wird mir bewusst, dass wir die einfachste und offensichtlichste Möglichkeit noch garnicht berücksichtigt haben. Es handelt sich um den R45, 470kOhm (Arbeits)Widerstand an der EM84!! Falls dieser defekt ist rührt sich das MA nicht.

      Deshalb überprüfe bitte diesen Widerstand, er sitzt direkt an der Fassung des Magischen Auges - so kann man ihn gut finden.

      Bei deinen angegebenen -4,8V Anzeige Sp. sollte das Auge schon eine deutliche Regung zeigen.

      Ich bin gespannt auf dein Ergebnis... manchmal übersieht man den Wald wegen der vielen Bäume.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Ha - Peter! Ich habe mich leider nicht getraut, auf diesen Widerstand hinzuweisen, weil ich befürchtete, mir eine Rüge von den Experten einzuhandeln. Eine zeitlang habe ich diesen Widerstand (bzw. bei anderen Typen 2x1Mohm zB) routinemäßig ausgewechselt, nachdem sie einige Male Ursache für die Tatenlosigkeit des Auges waren.
      Ich verwette nun mein Sitzfleisch, dass genau dieser Widerstand hochohmig geworden ist.:party:
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hi Peter, Hi Heino,

      diesen Wiederstand gemessen... und gleich erneuert :) :)
      Das Auge schließt sich jetzt "mehr" zwar nicht komplett, aber immerhin bewegt es sich mehr als zuvor. Trotz der "geringen" Spannung.
      Auch bei AM rührt sich was (nicht viel, aber immer hin).

      Ich habe den Widerstand zwar schon letztes Wochenende gemessen, und mir eingebildet der wär i.O.
      Aber da hab ich mich getäusch (was auch immer ich da gemessen/aufgeschreiben hab?)... peinlich peinlich

      Danke euch für die Hilfe.

      Gruß
      Andal
      Heino trau dich gute Vorschläge zu äußern.

      Mir ging es aber nicht viel anders, ich dachte mir das kann doch nicht sein das nur ich an diesen Widerstand denke. Und ich dachte gleich weiter, in Comic-Bildern und sah bildlich vor mir wie der erste der seinen Kopf aus diesem Gebüsch steckt eines mit der gußeisernen Bratpfanne übergezwiebelt bekommt das sich sofort seine Gesichtsform darin verewigt.

      Nicht das ich schüchtern wäre oder generell bekümmert wäre wenn es mal wieder bei mir einschlägt, aber das ist es was ich so garnicht mag an den Foren dieser Welt, daß immer einer im Busch darauf lauert das jemand den Kopf herausstreckt und dann "baaaatsch-peng".

      Andal, der Widerstand muß sich nicht statisch stark daneben messen lassen, er kann unter Betriebsbedingungen partielle Defekte äußern. Das Messen mit einem Widerstandsmesser erfolgt unter ganz anderen Bedingungen als sie in der Schaltung herrschen.
      Das gleiche Problem hat man auch oft am Schirmgitter von Röhren - ganz andere aber vergleichbare Baustelle - alles mißt sich einzeln unter Probebedingungen ganz gut und doch sind der dort befindliche Widerstand und der Abblockkondensator für den Betrieb unbrauchbar geworden.

      Den C88 hast du ja schon, wie du schreibst, probehalber ersetzt, denn hier hat man das gleiche Problem mit Anzeigeröhren, er mißt sich gut und funktioniert in praxi dennoch nicht wie er soll. Aber das Ausschlußverfahren hat ja da schon Klarheit verschafft.
      Da habe ich mich mal in einem Tonbandgerät lila gesucht.
      Der Äquivalent war tief im Bauch versteckt und maß sich bei all den Klimmzügen die man machen mußte um ihn zu erreichengut, man scheute ihn auszubuddeln. Am Ende blieb aber keine andere Fehlerquelle mehr über und er kam mühselig heraus (abgeknipst und fallen gelassen) und mit seinem Nachfolger war das Problem sofort weg.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.