Saba 1961
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Ja - es will heute keiner mehr wahr haben, dass diese Einrichtungen damals Standard waren. Als ich mit der Schule fertig war (1964) hatte jeder größere Betrieb einen Betriebskindergarten. Heute wird die Neuinstallation einer solchen Einrichtung als revolutionäre Tat mit Vorbildcharakter gefeiert.
Das Rad wird eben spätestens in jeder 2. Generation neu erfunden.Gruß Heino - der Unkaputtbare -
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Sehen wir es mal geschichtlich und pragmatisch.
Früher, hier interessant dürften die 70er sein, waren Kindergärten im Westen eher selten. Ich war in einem kirchlichen Kindergarten, keine Kinderverwahranstalt. Ich durfte dort hin, musste aber nicht, außer meine Mutter war auch nicht daheim.
In den halbwegs privilegierten Schichten war es meist so, daß der Mann arbeiten ging und sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmerte. Staatliche Kindertagesstätten (Westen), bei denen sogar der KiTa-Platz einklagbar war, waren damals undenkbar. Ging es nicht anders, kam das Kind zu Oma, die ja meist in der Nähe wohnte oder sogar im selben Haus. Eventuell hat sich auch Frau Nachbarin um das Kind gekümmert, die gerade Kinder im ähnlichen Alter hatte. Ein oder zwei Racker mehr ist ja meist kein Problem.
Anders sah es aus in Arbeitergegenden.
Arbeiter waren gesucht und wurden an Firmenstandorte geholt, nicht selten mit verlockenden Angeboten zu einem Umzug bewegt. Zusätzlich wurden Fremdarbeiter ins Land geholt.
Hatte man eine (deutsche) Familie vor Ort, war es naheliegend, auch die Frau dazu zu bewegen, ebenfalls eine Stelle in der Firma anzunehmen. Häufig war Ausbildung nicht notwendig, die Arbeitskraft wurde angelernt.
Hindernis waren die Kinder, wenn auch die Frau arbeiten sollte.
So wurden betriebseigene Kindergärten oder ähnliche Einrichtungen geschaffen, beidseitig von Vorteil, da ja auf die Arbeitszeit abgestimmt und direkt vor Ort. Auch dürfte es eine gewisse Erwartungshaltung seitens Arbeitgeber gegeben haben. Sind die Kinder mehr oder minder mit der Firma großgeworden, werden sie später auch da arbeiten!
Zur Situation damals im Osten mit politischer Einfärbung, gerade Manipulation im Kindesalter, und manchen heutigen Kinderverwahranstalten schreibe ich erst mal nichts. Wer Kinder in die Welt setzt, soll selbst Verantwortung übernehmen. Staat hat nicht die Aufgabe, Papa und Mama zu ersetzen, obwohl bei einigen Staatsformen gewünscht.
Andreas, DL2JASWas bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com -
Andreas, erlaube mir, dass ich Dir da in einem Punkt widerspreche. Der Staat hat durch seine Politik erreicht, dass heute - anders als in den 60er und 70er Jahren- eine Durchschnittsfamilie mit Kindern nur überleben kann, wenn beide Eheleute ein normales Einkommen erzielen. Dann ist es auch Aufgabe des Staates, dieser sozialen Entwicklung Rechnung zu tragen und für die Versorgung der Kinder Regelungen zu treffen. Denn ohne ausreichende Kinderzahl ist jede Gesellschaft mittelfristig am Ende und kann ihre überalterte Bevölkerung nicht mehr versorgen. Die Wirtschaft hat sich bisher ihrer Verantwortung entzogen und nimmt einen gesellschaftlichen Kollaps in Kauf. Dies war in den ersten Jahrzehnten nach dem 2.WK anders!Gruß Heino - der Unkaputtbare
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Heino,
Deiner Sicht kann ich mich anschliessen.
Wir sind (leider) auf dem gleichen Weg, den die USA seit den 70igern genommen hat, nämlich dass die nachfolgenden Generationen nicht mehr den Durchschnitt des Lebensstandards halten konnte, den die Vorgängergeneration noch hatte. Und das setzt sich weiter fort.
Ebenfalls hat die Wirtschaft und Politik sich von dem früher als selbstverständlich geltenden Grundsatz getrennt - heute noch in der Schweiz verankert, dass ein qualifizierter, gut ausgebildeter Arbeitnehmer von seinem Einkommen leben und davon auch eine Familie unterhalten können sollte. Dieses ist heute bei uns selbst bei Arbeitnehmern mit der geforderten Qualifikation eines Universitätsstudiums mit Abschluss Staatsexamen und Promotion nicht mehr durchgängig gegeben. Es gibt dort mittlerweile Berufszweige mit mtl. Nettoeinkommen von unter 1500 €.
In der Wirtschaft macht man sich allenfalls Gedanken, wie man doppeltverdienende Paare (bes. sog. Besserverdienende im Management) durch Kinderbetreuung weiter entlasten kann - gerade die, die sich problemlos eine Nanny leisten können, während Familien mit nur einem geringeren Verdienst davon ausgenommen werden.
Politisch ist der Mittelweg nicht leicht. Frankreich beneidet Deutschland wegen seiner wirtschaftlichen Stärke, ist aber nicht bereit Einschnitte, wie sie in Deutschland bei Arbeitnehmern gemacht wurden, zu akzeptieren. In Deutschland dürfen wir aber nicht dem neoliberalen Glauben verfallen, eine starke Wirtschaft allein löse alle Probleme automatisch. Das "Soziale" in der Marktwirtschaft darf nicht weggestrichen werden.
Gruss,
Reinhard