Für mich sind die Vorkriegs- bzw. 'Mitkriegs'geräte noch unbekannte Technik. Bisher hat sich noch kein uraltes SABA hierher verirrt. Dabei wäre es über eBay ja relativ einfach, an so ein Gerät zu kommen - entsprechende Geldbörse vorausgesetzt Irgendwo im Hinterköpfchen steht da ein übergrosses Warnschild: solche Geräte nicht einfach anschließen und einschalten, sie könnten abfackeln. Was ist da dran? Kann ein Laie wie ich sich so ein Gerät überhaupt zulegen? Gab es damals schon 220 Volt Wechselstrom???
Vorkriegsgeräte
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Gab es......aber bevor Du so ein altes Schätzchen einfach anschliesst(wirst Du wegen den alten Kabeln oft sowieso nicht tun)solltest Du Dich ersteinmal über das Gerät kundig machen, z.B. beim radiomuseum.org.
Abfackeln is ein bisschen übertrieben, aber alleine dank den Kondensatoren solltest du nicht gleich so brutal loslegen;) -
Nun Andreas - das ist nicht so einfach zu beantworten.
Rundfunkgeräte aus den Fünfzigern und davor waren nicht selten auch als Allstromempfänger konzipiert, d.h. das Netzteil ist immer mit Einweggleichrichtung ausgerüstet und es liegt auch immer ein Pol des Netzkabels direkt auf dem Chassis!
Ohne einen Trenntrafo, besser noch einen Trenn-Regeltrafo - die Vorsilbe "Trenn" ist unbedingt zu beachten denn oftmals sind Regeltrafos als Autotrafo gebaut und da trennt dann gar nichts mehr! - solltest Du nicht versuchen ein solches Gerät anzuschließen.
AUch ein alter Wechselstromempfänger kann sehr tückisch sein: Da gab es die Funktion der "Lichtantenne". Eigentlich dazumal genial einfach: Das Elektrische Leitungsnetz wurde als Langdrahtantenne angesprochen und lediglich über einen Kondensator mit dem Empfängereingang verbunden. Wenn dieser C durchschlägt, dann raucht mindestens der Eingangskreis ab und u.U. noch einiges mehr.
Du hast gute Chancen wenn das Gerät komplett, also auch mit der Rückwand und der eventuellen Bodenplatte in Deine Hände gelangt. Darauf findest Du in aller Regel wichtige Hinweise zur Stromart, Sicherungsgröße und -art sowie auch zum genauen Typ. Meistens ist die Rückwand der einzige Ort wo die Typangabe zu entnehmen ist.
Wenn Dir der Umgang mit Strom- und Spannungsmesser nicht gänzlich unbekannt ist und auch der Lötkolben keinen Schüttelfrost auslösen kann dann spricht nichts dagegen, daß Du Dich an ein solches Gerät heranwagst.
Einen einfachen Schaltplan solltest Du schon lesen können obwohl bei den in fliegender Verdrahtung aufgebauten Kisten zumeist der feuchte Finger weiterhilft - aber nur wenn man sich sicher ist bei dem was man da tut!
Es sei nicht verschwiegen, daß diese Methode wirklich nur einen Notbehelf darstellt und keine ordnugsgemäße Fehlersuche ersetzen kann da sie letztlich Bauteile schädigen kann.
Vor jedwedem Netzanschluß so eines Veteranen sollten alle Röhren - der Reihe nach! - gezogen und ebenso unverwechselbar abgelegt werden.
Mehr an dieser Stelle erstmal nicht. Es liest sich komplizierter als es ist!
Wenn Du Hand anlegen möchtest - nur zu. Es macht wirklich Freude und ist ein erhebendes Gefühl wenn aus so einer Arche die ersten Geräusche herauskommen. Danach kann systematisch durchrepariert werden und als letzten Akt nimmst Du Dir die Feinreinigung des ausgebauten Chassis vor.
Viel Spaß wünscht MichaelZ.Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ. -
Trenntrafo: reicht nicht auch einen Personenschutzadapter?
Vor jedwedem Netzanschluß so eines Veteranen sollten alle Röhren - der Reihe nach! - gezogen und ebenso unverwechselbar abgelegt werden -
zu Punkt 1:
Ein Personenschutzadapter reicht auf gar keinen Fall weil er einmal keine galvanische Trennung vom Lichtnetz bewirkt und zum Anderen funktionieren solche Teile nur mit einem Schutzleiteranschluß >>> siehe Fehlerstromschaltung.
Nur ein echter Trenn-Trafo kann Schlimmes verhindern und das im doppelten Sinne: Er kann das Gerät für einem Gau und den Reparateur vor dem Tode bewahren. Ein Personenschutzschalter kann keines von beiden!!!
zu Punkt 2:
Deine Feststellung ist richtig -teilweise wenigstens.
Auch wenn aus der Tröte kein Ton rauskommt so tut sich dennoch etwas im Gerät.
Und zum Anderen schützt Du mit dieser Maßnahme den Kasten selbst und natürlich auch die kostbaren Röhren vor möglichem Unheil.
Bedenke bitte, daß in einem Rundfunkempfänger andere Röhren als in einem TB eingebaut sind und ganz besonders gilt dies für die z.T. recht kompliziert beschaffbaren Mischröhren der Vorkriegsära.
Indem Du den Apparat ohne seine "Verbraucher" ans Netz schaltest - ausgenommen etwaige Skalenlampen welche im Gerät verblieben sind - kannst Du Schritt für Schritt die Funktion der einzelnen Stufen testen und dabei den Strom überwachen. Außerdem sollten - wenn vorhanden - die Elkos neu formiert und eine eventuelle Selensäule ebenfalls wieder regeneriert werden. Diese Versuche führen nicht in allen Fällen zum Erfolg - aber ohne etwas zu versuchen wird man auch keine verwertbaren Ergebnisse einfahren können.
Es gibt eine einzige Ausnahme von meiner Röhrologie: Bei einem Allstromempfänger kommst Du zur Fehlersuche nicht umhin, ALLE Röhren korrekt einzustecken und auch ALLE Skalenlampen in der korrekten Elektrischen Größe einzubauen. Ersatzweise können defekte Heizfäden bzw. Lampen mit einem passenden Widerstand überbrückt werden.
Und hier macht sich ein echter Trenn-Regeltrafo unheimlich nützlich!
Mehr zum Thema wenn es akut wird.Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ. -
Einen setze ich noch drauf:
Sinnvollerweise, ausgehend von einem Wechselstromgerät, beginnt man mit dem Einsetzen der Röhren im Netzteil oder, bei einem Trockengleichrichter, in der Endstufe. Allerdings sollten zuvor die kritischen Bauteile wie z.B. Koppelkondensatoren und die Kathodenkombination überprüft werden.
Ohne Endröhre/n, nur mit ggfs. funktionierender Gleichrichterröhre, können die Spannungsverhältnisse an den Sockelkontakten problemlos geprüft werden. Es ist dabei aber zu bedenken, daß ja keine Verbraucher angeschlossen und somit die Schienenspannung weit über dem Soll hochläuft. Das kann schon einige Bauteile töten! Also sollten vorsichtshalber der Eingangswäler am Netztrafo auf 240 gestellt oder, eleganter der Regeltrafo heruntergestellt werden bis der Spannungsmesser eine Schienenspannung anzeigt die der "normalen" Spannung nahe kommt.
Nach dem Einbau der Endröhre/n knickt die Spannung sofort ein und der Trafo muß natürlich wieder hochgedreht werden. Es wird hierbei an der Heizspannungswicklung der Empfängerröhren mit dem Voltmeter der korrekte Wert geprüft. Die anderen Spannungen sind erstmal ohne Belang!
Dazu kommen wir später.
mfg. MichaelZ.Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
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