Telefunken TC750 High Com Tapedeck

      Hallo HiFi Fans der alten Schule,

      in meiner Dokumentation zum Telefunken STC1 hatte ich bereits das TC 750 angesprochen und seine Geschichte skizziert.

      Telefunken STC 1 Cassettendeck 19" STC1

      Nachdem das STC1 bis auf den Abgleich fertig war und mein ursprüngliches TC750 in meiner Ferienwohnung vor sich hinrastst, fiel mir ein, dass ich noch ein als Ersatzteilspender gedachtes nicht funktionierendes TC750 im Keller stehen habe.
      Warum also nicht einen Blick darauf werfen, möglicherweise lässt es sich zum Leben erwecken.
      Das TC750 hatte ich bekommen, nachdem der Vorbesitzer es in einer Fachwerkstatt hatte, die aber nach über einem Jahr noch keinerlei Ergebnisse vorweisen konnte. Er hatte dann schlagartig das Interesse an dem Gerät verloren und es mir überlassen. Ich wusste nur noch, dass es innen nicht gut aussah und das trifft leider zu.

      Die übliche Staubschicht ist nicht das Problem, aber eine erste Sichtkontrolle zeigt, dass alle Schiebeschalter, alle Kippschalter, alle Buchsen und alle mechanischen Teile mit einer Unmenge Kontakt 60 geflutet worden waren. Der typische schmierig-fettig pelzige Belag fand sich fast überall. Grünspan an Bauteildrähten und Drahtbrücken, aufgelöste Schriften des Bestückungsaufdrucks der Platinen, vollgesogene Trimmpotis und Pfützen unten auf der Bodenplatte waren die Folge.

      Dann gab es wohl die üblichen Probleme mit dem Netzteil, sprich mit den Selengleichrichter. Dort hat ein Techniker dann unsägliche Ferkeleien abgeliefert.
      Der verquollene Gleichricher war noch im Gerät, der 2200µF Ladeelko für die 12V war durch einen viel zu voluminösen 4700µF (an verlängerten Anschlussdrähten baumelnd) ersetzt worden - wohl um den Brumm unter Kontrolle zu bekommen, was natürlich zwecklos ist.
      Das Kühlblech des 15V Spannungsreglers war ausgebaut, der 8715 stattdellen an ein kleines Stück Kupfer angelötet(!) worden. Alle Sicherungen hatten ausgelöst, ein Widerstand war verbrannt, die Lötstellen mit einem Lot ausgeführt, das beim Löten 20cm lange Fäden zieht (noch nie gesehen), alles verkratzt, Halterungen abgebrochen, die Schrauben am Laufwerk 10.000 Mal gelöst und angezogen, mit dem falschen Schraubendreher und unter häufigem Abrutschen versteht sich, die Haltenasen der Frontplatte abgebrochen, Befestigungsschrauben überdreht und dann durch immer größere ersetzt ... und immer wieder K60...
      Wenn man beim Betonabbruch gelernt hat, sollte man sich nicht an Cassettendecks vergreifen.

      Hier nur einige Ausschnitte:

      Netzteilbereich von oben



      Rückseite mit verschmolzenem B30C800



      der "gemoddete" Spannungsregler



      im Detail



      auf der Löseite ist, wohl damit der Spannungsregler nicht so kocht, ein "Shunt" von 220R vom Eingang zum Ausgang gebrückt - recht unorthodox...



      hier der K60 Schmierfilm, der über dem ganzen Gerät liegt - das Zeugs ist eben Kriechweltmeister



      die Cinchbuchsen sind, wie bei diesen Geräten üblich, stark korrodiert (Silbersulfid) auch hier sollte K60 Linderung bringen



      und do hot´s brennt




      Und so etwa sieht das ganze Tapedeck innerlich aus.
      Der Verstand sagt: Ersatzteillager, das Gefühl sagt: lässt es sich vielleicht doch wieder in Form bringen!?

      In der Übersicht, wenn man nur weit genug weg ist, sieht das alles nicht so schlimm aus. Man erkennt nur, dass der Kabelbaum übelst gefleddert wurde.

      Achim

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      Nein, so schnell wird nicht aufgegeben ;)

      Die Frage ist, wie geht man am geschicktesten vor.
      Zunächst habe ich das Deck vollständig zerlegt, bis auf den nackten Kunststoffgehäuserahmen. Der Rahmen wurde komplett mit Isopropanol gereinigt und zunächst auf die Seite gestellt.
      Ebenso habe ich die ausgebaute Laufwerkeinheit erst einmal in einen Karton gepackt und weggepackt, das ist nämlich eine ganz eigene Herausforderung.

      Man glaubt gar nicht wie viele Einzelteile so ein Gerät hat, aber es hilft nichts, alles muss gereinigt und die Elektronik muss revidiert werden. Die verpfuschten Bereiche müssen zurück gebaut werden, die eigentlichen Fehler gefunden werden. Schließlich gibt's noch reichlich Routinearbeiten und alles muss wieder zusammenmontiert werden.

      Viele Baugruppen bzw. Platinen sind beim TC750 mit dem STC1 identisch. Ich dokumentiere sie hier daher nicht noch einmal mit Fotos.
      Aber es gibt gravierende Unterschiede, nicht nur beim Laufwerk.
      So hat dieses Gerät eine aufwändigere Variante des Laufwerksteuerungsbausteins, eine separate Motorregelung für den Direktantrieb und eine erweiterte Platine für die Aussteuerung der VU-Meter mit zusätzlicher Limiterfunktion. Die weiteren Unterschiede wie Netztrafo oder zusätzlicher Impedanzwandler sind nicht substanziell.

      Die fertige Limiter- und VU-Platine kann ich schon anbieten:



      Die Hauptplatine (identisch mit STC1) ist auch schon fertig. Bei ihrer Revision zeigten sich auch die oder einige der eigentlichen Fehler: Die Selenbrücke (von Überhitzung gezeichnet), ein 2200µF mit Schluss und ein 470µ mit Schluss, der den R504 verbrennen ließ.



      Wahrscheinlich hat der 2200µF die enorme Ripplebelastung durch die defekte Selenbrücke nicht verkraftet, der Champagner-Roederstein lag hinter dem Spannungsregler. Er ist wohl "einfach so" ausgefallen.

      Dann kamen die beiden High Com Bausteine, die beiden Op-Amp Verstärker, die A/W Verstärkerplatine, die Netzeingangsplatine und der Netztrafo an die Reihe. All diese Baugruppen sind fertig und schon wieder ins Gehäuse eingebaut.







      Der Steuerbaustein nebst Zusatzplatine ist in Arbeit.
      Achim
      Hallo Michael,

      noch deutlicher ist der Unterschied beim Steuerbaustein. Da befand sich ein Austauschexemplar von 1982 im Gerät, das schon etliche Reparaturen im Telefunken Service und in der Fachwerkstatt hinter sich gebracht hatte und aus einem Raucherhaushalt stammte. Dann ist es in der Werkstatt unzählige Male reingestopft und rausgezerrt worden, bis der eigentlich megastabile Haltewinkel gebrochen und unzählige Beinahekurzschlüsse zwischen Bauteildrähten hergestellt waren. Wenn man so arbeitet, ist die Chance auf eine wirklich erfolgreiche Reparatur fast Null.
      Dennoch ließ sich der Baustein durch intensives Reinigen, Ausrichten der Bauteile und flächendeckendes Nachlöten in einen einwandfreien Zustand überführen. (Ob einwandfreie Funktion gegeben ist, zeigt sich freilich erst später.)



      Hier von der Seite sieht man die im Vergleich zur STC1 Variante des Bausteins vollständig bestückte Leistungshalbleitersektion. Hier werden zusätzliche Hubmagnete und Funktionen angesteuert.




      Das gerät enthält eine Unzahl von Elkos, gerade im Signalweg und auf dem Steuerbaustein. Die meisten Werte sind 1µ, 2µ2 und 4µ7.
      Ich habe mir die Mühe gemacht, sie alle zu messen.
      Es ergab sich das typische Bild bei Geräten diese Alters: Während die Mehrzahl der Exemplare dieses Wertebereichs noch Kapazitäten im Toleranzbereich aufweisen (selten unter Nennwert) und ESR im Intervall zwischen wenigen Ohm und etwa 10 Ohm haben, liegen bei genau 25 Stück die Kapazitäten auch noch im Toleranzbereich, die ESR aber breit gestreut bis 140 Ohm.
      Hier ist die Alterung einfach extrem unterschiedlich verlaufen.
      Achim
      Hi Achim,

      ja, diese Beinahe-Kurzschluesse der langen und umgebogenen Beinchen ... die finde ich
      auch in Mengen. Wundere mich manchmal, dass nicht mehr passiert ... Das ist auch der
      Grund, warum ich die lieber abknipse und neu verloete. Dann ist diese Fehlerquelle ein
      fuer alle mal beseitigt (sofern man keine Zinnbruecken einbaut).

      Ich sehe, dass Du dann auch hier wieder grosszuegig auf MKS umgestellt hast, das ist
      sicher die bessere Variante. Auch die neuen Elkos mit wenigen uF sind m.E. nicht alle
      so toll, vermutlich eine Folge der extrem miniaturisierten Bauweise (?).

      Und geradegerueckte Bauteile, das (finde ich) sollte schon sein. Verbessert auch die
      Uebersicht und Fehlersuche, wenn spaeter dann doch noch eine noetig werden sollte.

      Weiter viel Erfolg mit dem Projekt !

      Michael
      Die Elektronik ist nun so weit fertig und wieder im Gehäuse eingebaut. Der Kabelbaum wurde wieder in Form gebracht, allerdings kommen noch reichlich Leitungen fürs Laufwerk dazu.
      Es fehlen, neben dem Laufwerk, noch der Hubmagnet für A/W, die Motorregelplatine und die Steuerungsplatine, die erst später mit dem Laufwerk eingebaut werden kann, da sie daran befestigt wird.



      Um die übermäßige Aufheizung der Grundplatine und der Ladeelkos im Bereich der Spannungsregler einzudämmen, sind jetzt der 15V und der 12V Regler auf einen separaten Kühlkörper umgezogen. Das dritte Loch habe ich vorgesehen, falls der 24V Regler auch noch umziehen muss.



      Die Metallfahnen dieser "ST" Regler sind so hauchdünn, dass ich, um einen guten Wärmewiderstand zu erzielen, zwei U-Scheiben untergelegt habe.

      Mittlerweile ist auch der Hubmagnet für die A/W Schaltung wieder eingebaut. Die 3 Gummihalterung zur Stoßdämpfung waren zerfallen und steinhart.



      Als nächstes, sobald es die Zeit erlaubt, kommt das Laufwerk an die Reihe. Das wird kein Spaziergang, ihm wurde übel mitgespielt und es ist weitaus komplexer, als das des STC1 oder TC650.

      Achim
      Bevor es mit dem mechanischen Teil weitergeht, hier eine Beobachtung bei den verschiedenen High Com Bausteinen. Beim STC1 sind auf der Lötseite einmal ein 10 M Widerstand von Pin 4 nach 24 und einmal ein 8,2 M auch von Pin 4 nach 24 nachträglich im Werk eingelötet worden.



      So weit so gut. Bei meinem alten TC750 ist auf beiden Bausteinen ein 10 M nachgerüstet, aber von Pin 1 nach 24, dazu jeweils ein 180K von Pin 7 nach 23 (links). Beim zweiten TC750 schließlich sind keinerlei Widerstände nachbestückt worden, die drei Lötpads sind unberührt (rechts).




      Alle Widerstände sind in den Schaltbildern nicht eingezeichnet, der Kondensator oben rechts zur galvanischen Trennung an Pin 14 ist stets vorhanden und auch im Schaltbild eingezeichnet (dann wohl im Layout vergessen worden); der zusätzliche KerKo 22pF von Pin 13 nach 15 ist allerdings nur bei meinem "alten" TC750 auf beiden Bausteinen bestückt.

      Möglicherweise erfolgte über die Widerstände und deren konkrete Dimensionierung ein Abgleich im Werk, wie Jogi im STC1 Thread schon angemerkt hat.
      Achim
      Hi Achim,

      wie immer saubere Arbeit -- diese duennen Metallstreifen an den ICs neuerdings
      sind allerdings wirklich nervig. Hatte ich bei meiner letzten Bestellung auch, und
      die werden wohl nur noch so hergestellt. Solange man die mit Klammern fixiert,
      ist es nicht so wichtig, beim Schrauben ist das nix ... oder man muss eben mit
      den U-Scheiben fummeln. Ich habe mir danach mal gleich einen Vorrat von der
      alten Version mit dickerer Platte besorgt ...

      Zum Auswandern der Regler: Sollte man da nicht besser einen kleinen Folien-C
      am Eingang der Regler mit vorsehen ? Ich weiss nie so recht, was "weit weg"
      eigentlich bedeuten soll, aber mir schien die Funktion gelegentlich besser zu sein,
      wenn man so ein C ergaenzt. Aber das hast Du ja sicher problert -- mich wuerde
      das nur mal interessieren, ab welcher Kabellaenge sich das empfiehlt.

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      die Geräte laufen mit den versetzten Reglern eigentlich stabil und einwandfrei, zumindest mein altes TC750 von 1979 lief Jahrzehnte wie eine Eins. Telefunken hat den 12V Regler werkseitig schon auf einen separaten kleinen Kupferkühlkörper ausgelagert (auf dem letzten Bild in Post 000 noch zu sehen).
      Meine Leitungen sind jetzt alle kürzer als die original vorhandene Leitung. Hinter den Reglern sitzt in der Schaltung jeweils noch ein 10µF Elko, allerdings auf der Platine.
      Nun kommt es im Betrieb sicher auf den konkret verbauten Regler, die Leitungen, die Last etc. an. Zur Sicherheit sind zusätzliche Cs direkt an den Reglern auf jeden Fall sinnvoll (ebenso wie eine Rückfluss-Diode).
      Da müsste dann schon wieder eine kleine Zusatzplatine her....
      Mal schauen, wie sich das Verhalten im Betrieb zeigt.
      Achim
      Danke -- wenn die Leitungen kuerzer sind als vorher (hatte ich nicht gesehen), ist
      das sicher unkritisch. Gelegentlich, wenn ich mal so etwas habe, ergaenze ich einen
      kleinen 0,1 ... 0,33 uF am Eingang -- m.E. ist am Ausgang keiner noetig, wenn spaeter
      noch ein 10 uF kommt. Rueckflussdiode ergaenze ich haeufiger, passt eigentlich beides
      noch direkt an die Beinchen.

      Ich warte mal, was Du am Ende berichten wirst ...

      Besten Gruss, und weiter guten Wirkungsgrad,

      Michael
      Na, da hab ich ja ein Fass aufgemacht. Ursprünglich wollte ich die Vorderseite des Laufwerks freilegen und reinigen. Leider sind beim Laufwerk des TC750 aber so viele mechanische Verkopplungen und Verbindungen zwischen Vorder- und Rückseite, dass nur eine komplette Demontage sinnvoll ist. (Ursache ist unter anderem die Seitenschieberplatte für Pause und Cueing.)
      Schließlich war bis auf kleinere Anbauten alles zerlegt. Es zeigte sich, dass alle Zwischenräume und Metallflächen mit verschiedenen verharzten Ölen bedeckt waren. Irgendwer hatte im Übermaß immer wieder nachgeölt, auch die Kerne der Hubmagneten. Das Originalschmierfett für die Kugellagerung des TK-Schlittens war ausgetrocknet und fest, die Kugeln (6 Stück) saßen fest auf den Führungen, eine Kugel fehlt. Zwei Hubmagneten saßen fest, der Tonkopfschlitten war nicht mehr beweglich.

      Sehr zeitaufwändig gestaltete sich das gründliche Reinigen des Laufwerkchassis. Es ist nun komplett von Fettresten, Molykotepaste und Schmierölen befreit:





      Hier sieht man einige der ausgebauten und gereinigten Bauteile:



      Dazu kommen noch über 50 Sicherungsringe, Schrauben, Federn und Stifte...

      Die fehlende Stahlkugel habe ich bestellt. Leider sind bei allen 3 Hubmagneten die Stoßdämpferplättchen zersetzt und zerkrümelt. Die Wickeltellerkunststoffzahnräder müssen auch hier ersetzt werden, und alles muss Stück für Stück wieder zusammengesetzt werden.

      So sehen übrigens die Schrauben des Laufwerks nach dem Reparaturversuch durch die Fachwerkstatt aus:



      Da frag ich mich, WIE bekommt man so was hin?
      Die Schrauben müssen auch ersetzt werden.

      Hier noch die Wartungsanweisung aus dem Servicemanual:



      Wie die Dauerschmierung im Jahre 2014 aussehen wird, hat damals niemand ahnen können.

      Nun noch ein kleiner Tip für alle, die sich mit defekten Hubmagneten herumärgern müssen:
      Bei den Geräten dieser Generation ist, wie auch hier, der kleine runde Stoßdämpfer am Ende des beweglichen Ankers, der ursprünglich aus Gummi oder Kunststoff gefertigt war, völlig zerstört und zerbröckelt.
      Das führt zu Lärm beim Anziehen, zum verzögerten Abfallen oder wenn die Masse in den Luftspalt gerät, zur Blockierung des Ankers.
      Ich habe seit Jahrzehnten diese Stoßdämpfer durch (echtes!) Leder ersetzt. Das altert nicht, zerfällt nicht, zersetzt sich nicht, bleibt formstabil und dämpft den Stoß perfekt. Hier sieht man den reparierten Anker des Magneten für den Tonkopfschlitten:



      Seitenschiebermagnet und Bandtellerbremsmagnet habe ich heute ebenso behandelt.
      Achim
      Ja, Leder. Ich weiß schon warum ich Lederreste nicht immer wegwerfe.
      :)

      Zu der Sache mit den Dreibeinreglern (#009 ff).
      Dreibeinregler sind hochverstärkende Operationsverstärker mit "en bischschen Jedöns" zusätzlich. Die verhalten sich auch so. Sie können also durch so gut wie jede Umgebungsbedingung ans Schwingen geraten.
      Folge ist Erwärmung trotz Leerlaufbedingungen, eingeschränkte Ausgangsleistung (Kniestromverhalten), alle Erdenklichen Störsignale auf dem Ausgang usw. wir kennen es alle, wir hassen es alle.
      Folglich wird verblockt, verbunkert, verhindert was das Zeug hält. Lieber zuviel als zuwenig.
      Die Altvorderen, die noch richtig im Labor saßen und gebastelt haben, die keine CAD-Automatiken das Ganze virtuell erdenken ließen, die haben es schlicht ausprobiert, Prototyp, 0-Serie, Erkenntnisstandskontrolle, Massenfertigung. So sind in so entwickelten Geräten auch nicht immer alle erdenklichen Blocker verbaut, sondern nur das was das Gerät individuell wirklich verlangt.

      Außerdem waren die Chips noch richtig gut von deutschen Herstellern gebaut, die funktionierten noch exakt am Datenblatt entlang. Heute kaufe ich Dreibeiner bei drei Händlern von drei NoName Schlitzaugen-Hinterhofklitschen und habe 3 hoch 3 unterschiedliche praktische Verhaltensweisen in der Schaltung.

      Es ist also durchaus normal, daß Dreibein-Regler dieser Ära nicht alle den heutigen Bastlern nötig erscheinenden Beschaltungselemente überhaupt benötigen.

      Der Austausch von Reglern anlässlich einer Reparatur gegen heutige Ware kann dann zu erstaunlichen Fehlerbildern führen. So dereinst geschehen bei meinem Telefunken-Leistungsverstärker, dem ein 78G-Regler flöten gegangen war und dessen Ersatzregler sich merkwürdig verhielt.
      Original besorgt und das Problem war weg. Nur hat das vermaledeite Ding schon damals beim Distri um die 12 harte deutsche Mark gekostet. Was heute dafür aufgerufen ist ist erstmal Geduld ihn überhaupt zu beziehen.

      Btw. die Normalkonstellation von Feld-Wald- und Wiesen Dreibein-Reglern unter nicht erprobten Einsatzbedingungen sollte so aussehen:
      Ladeelko, kurzer unverschlungener Pfad zum Regler, vom Regler kurzer unverschlungener Pfad nach Masse, je ein Vielschicht-Keramikkondensator (bei Siemens Sibatit) um 47...470nF direkt über die Pins oder auf der Leiterplatte direkt an den Lötaugen des Dreibeiners (E-M, M-A, als Eselsbrücke im Scherz für die Auszubildlinge auch gerne mal EMMA genannt). Klemmdiode gegen Ausgangs-Umpolung, Klemmdiode gegen U-Ausgang über U-Eingang, vor der Ausgangsklemme dann noch ein kleiner Elko (vorzugsweise ein Tantal-Tropfen) kleiner Kapazität (nicht größer als 10uF) fertig.

      Davon abweichen kann man wenn die Schaltung in Serie auch billiger zu bauen geht und ohne das dabei Nachteile eingetreten sind.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Michael,

      für solche Zwecke hebe ich immer mal ein altes Schlüsseletui oder Portemonnaie auf. Da gibt es sehr schöne dünne, feine und strapazierfähige Leder. Ein franseliges Spaltleder ist hier natürlich ungeeignet.
      Jetzt muss ich erst einmal auf das Eintreffen der Kugellagerkugeln und neuer Molykotepaste warten...


      Inzwischen habe ich eine Frage an die Tonbandfraktion: Im Eingang des High Com Bausteins liegt ein 19 KHz Sperrfilter, kein Problem, das reduziert Pilottonreste von Radiosignalen, damit diese nicht die Schaltung stören.
      Davor liegt aber noch ein 85 KHz Sperrkreis (nicht abstimmbar). Ein Vielfaches von 19 KHz ist das nicht, die Frequenz des Vormagnetisierungs- / Löschoszillators beträgt 86 KHz. Warum also 85 KHz??




      Hallo Jogi,

      ich bin schon gespannt, wie sich die Regler aus aktueller Produktion ("ST") im Betrieb verhalten werden. Wenn im Inneren ebenso gespart wurde, wie bei der Kühlfahne, sehe ich schwarz.
      Dann bleibt nur der Griff in die Box mit alten Reglern, oder konsequentes Beschalten direkt an den Anschlüssen. Den alten Regler, der von der Fachwerkstatt an ein Kupferblech "gespenglert" worden war, weiter zu verwenden, ist ja keine Option.
      Achim
      Hi Jogi,

      ja, EM-MA sehe ich oft. Gerade in aelteren Unterlagen von Siemens finde ich aber,
      dass im Ausgang kein C zur Stab. noetig ist, weshalb ich das in der Regel eher nicht
      ergaenze, wenn irgenwo ein 10 uF kommt.

      Was Deine Aussage bzgl. der neuen versus der alten Exemplare betrifft: Die kann ich
      jetzt so nicht bestaetigen. Ich kaufe nur Markenware (ON, ST, National etc.), und habe
      da keine Probleme mit (ausser der Sache mit den duennen Faehnchen, die ich nicht mag).

      Im Gegenteil: Ich habe jetzt in den letzten Monaten doch etwa 10 Geraete von Saba
      revidiert, und in KEINEM waren Regler drin, die ich noch akzeptabel fand. 14,4 Volt statt
      15 ist zu wenig, und mehr als 14,5 hatte keiner mehr ... das waren dann stets noch die
      originalen Regler, die Saba verbaut hat. Sie liefen noch einwandfrei, aber eben mit zu
      geringer Spannung. Habe die also allesamt gegen frische getauscht, in der Regel auch
      die 500 mA Version (Grund: Einschaltstrom bzw. Strom bei niedrigerem Wert begrenzt,
      falls Fehler vorliegt oder auftritt). Probleme gab's bei keinem, egal, wo die nun hergestellt
      waren. Das kann (und wird) bei no-name Produkten anders sein.

      Ich denke, die Massgabe hier ist, wie so oft: Markenware von zuverlaessigen Lieferanten
      kaufen, da treten doch eher selten Probleme auf ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Achim, noch vor 20 Jahren hätte ich für ST einen Zeh in den Umkreis von 10 Metern einer Feuerstelle gehalten :D aber wenn ich das schon wieder sehe mit den dürren Luschen-Laschen, dann hat auch bei denen offenbar schon wieder der Schmalhans Chips gebraten.
      Warten wir ab was du damit erlebst.

      Michael, Holzauge sei wachsam, dein Vorgehen beim Einkauf ist genau richtig, aber einer muß ja den ganzen Mist auch testen, das heißt ja nicht das ich das nicht auseinanderhalten könnte oder sowas in Kundengeräte einbauen würde. Ich muß es nur für mich immer alles genau wissen, so wie mit den Kondensatoren.
      Und beruflich mußte ich mich nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen, es sei denn es gab Probleme die der zuständige Projektmitarbeiter nicht alleine in den Griff bekam, da hat im Normalfall unser Einkauf einfach den Fritzen vom Hersteller/Distri mit seinem Köfferchen bei uns im Hause antreten lassen, ihn voll Kaffee laufen lassen und uns seine Kollektion zu unterbreiten und uns die geeignetsten Produkte samt Staffelpreisen lecker garniert vorzulegen, Kopie immer an die Sesselfurzer vom Controlling, es darf ja immer nirgends etwas kosten, das war auch schon vor 20 und vor 30 Jahren so. Die Geräte über die wir hier reden, wurden noch davor konstruiert, da durften die Erbsenzähler erst später im Ablauf ihre Korinthen dazu ausscheiden.


      Der Ausgangs-Stopper kann durchaus entfallen, wenn der Regler nicht stark induktiv oder kapazitiv belastet wird. Wird er aber oft durch den Unverstand der Leute. Nach dem Motto "viel hilft viel" klatschen viele da ersteinmal einen dicken Elko (kostet ja nix mehr) hinter den Regler, oder hängen eine kilometerlange Ankerleine zwischen Spannungsversorgungsteil und Senke.

      Eine Zusatzsiebung wird so nicht nur nicht erreicht sondern regelrecht sabotiert.
      Zusatzsiebung heißt an der Stelle immer RC-Kombi oder Eintransistor-Gyrator direkt an der Senke.

      Und nur der Vollständigkeit halber, ich weiß ihr wisst das eh alle aber es lesen ja immer auch Googler und Neulinge mit, der heutige Dreibeiner benötigt immer eine Grundlast, die ist nicht eingebaut und ohne kann es sein - kann nicht muß - daß er sich schwofel verhält.

      Übrigens ist es auch nicht korrekt da besonders Folienkondnesatoren an den Dreibeinern als Stopper zu ver(sch)wenden. Da gehören gute, verlustarme Keramiker (eigentlich geht dort alles gut was auch bei HF-Projekten gut geht außer Folien mit gewisser Induktivität) hin und seit es sie gibt (Spätsiebziger) kann ich nur empfehlen, sog. Bubble-Kondensatoren, also Vielschichtkeramikkondensatoren wie sie offiziell heißen (bei Siemens ist das die Kategorie Sibatit) zu verbauen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ich lasse mich überraschen. Wenn die Regler von ST schwingen, oder es so aussieht, dass das papierdünne Fähnchen kocht, der Kühlkörper aber die Wärme wegen fehlenden flächigen Anpressdrucks nicht ableiten kann, dann war´s das für mich mit ST.
      Und was geschieht, wenn sich das dünne Plättchen mit den Jahren durch den Schraubendruck verzieht und der Regler vom Kühlkörper abhebt?

      Im Übrigen gibt es bei Digikey und Konsorten die Regler auch noch von Texas Instruments und Fairchild. Der Preis ist allerdings fast drei Mal so hoch wie ST.
      Aber das kennen wir ja aus dem täglichen Leben: Was einst Standard für alle war, wird Luxus.

      Bei der Beschaltung empfiehlt des Datenblatt vom LM2940 von National Semiconductor einen 0µ47 im Eingang, wenn der Regler nicht in der Nähe der Netzteilsiebung sitzt. Im Ausgang ist 22µ vorgesehen. Aber wie man im folgenden Ausschnitt sieht, ist der ESR kritisch, sonst droht Instabilität / Schwingen!



      Unter 0,1 - 0,05 Ohm kommt man wohl bei einem Al-Elko mit 22µ nicht so leicht, über 1 bzw. 5 Ohm rutscht man aber mit den alten Elkos oder mit neuen "general purpose" schnell hinaus.
      Achim