Hallo Leute,
die Tage bin ich beim Wiederbeleben eines Transistorradios: Meersburg Stereo automatic H Mod. ME-H. Es müsste so um 1973 das Licht der Welt erblickt haben und ist schon komplett mit Si-Transistoren bestückt. Als Stereodecoder arbeitet ein TBA490. Einziges weiteres IC: TAA550, das hier aus 180V! Wechselspannung die stabilisierte Abstimmspannung erzeugt.
Es besitzt einen Senderspeicher mit Drucktasten und ansonsten keine nennenswerten Extras. Das "automatic" bezieht sich wohl auf die schaltbare AFC-Funktion.
Der Verstärker arbeitet mit nur einer Versorgungsspannung. Die ersten beiden Stufen (T421/ T431) verstärken das Signal spannungsmäßig mittels Emitterschaltung. Die Hauptlast der Spannungsverstärkung trägt T431, da der Strom durch R431 durch die Basis-Emitterspannung von T431 vorgegeben ist. Am Kollektor des Transistors T431 wird dann das Signal an die Ausgangsstufe übergeben, die als Gegentaktendstufe in Kollektorschaltung mit Darlingtons aufgebaut ist. Im Rückkopplungszweig der Endstufe befindet sich noch die Frequenzanpassung für den Bassklangsteller. Die Höhen- und Balancesteller befinden sich dagegen im Vorverstärker.
Das Gerät war in einem beklagenswerten Zustand, als ich es erhielt: großer Riss in der Hauptplatine, eingedrückter Preomat, UKW-Teil nicht angeschlossen, gebrochene Sicherungshalter und Potischleifer (Ruwido, ohne Kunststoffteil) aufgrund von versprödetem Messing. Dafür gab es keinen einzigen defekten Kondensator.
Hier ein Blick auf die Hauptplatine. Die grünen "Pflaster" sind Platinenstücke, die ich über den Riss geklebt habe. Der Riss selbst ist ebenfalls mit Klebstoff gesichert worden. Auf der Leiterseite sind die betroffenen Leiterbahnen jeweils mit aufgelöteten Drahtstücken überbrückt:
Am UKW-Teil fällt das Ausgangsbandfilter (links unten) auf. Neben den beiden Spulenkernen gibt es noch eine Einstellung für den Koppelfaktor.
Mittlerweile ist die Schaltung wieder betriebsfähig, aber die rechte Endstufe hatte durch den Platinenriss einen Treffer bekommen. Ein MJE800 war defekt. Da in der Bastelkiste vorhanden, habe ich den rechten Kanal mit BD679/ BD680 ersetzt, die nach Datenblatt ein nahezu identischer Ersatz sein sollten.
Bei der Inbetriebnahme zeigte sich nach Ruhestromeinstellung auf Sollwert eine starke Übernahmeverzerrung bei der positiven Halbwelle (BD679), etwa so:
Erst bei Anschlag Ruhestrom-Poti und ca. 35 mA Ruhestrom waren die Verzerrungen weg. Ein anderes Exemplar BD679 funktionierte bei ca. 25 mA Ruhestrom befriedigend, immer noch der 2,5-fache Wert vom Soll.
Daraufhin habe ich den BD679 nach Datenblatt diskret aus SF828B und SD349 "nachempfunden":
Damit gibt es keine Verzerrungen bei 10 mA Ruhestrom mehr. Aber die Einzeltransistoren - trotz sehr anschmiegsamer Verbauung - haben natürlich keinen idealen thermischen Kontakt mehr.
In Anbetracht des geringen Gerätewertes lohnt sich eigentlich keine große Investition in Form von 20 Transistoren von verschiedenen Händlern, um ein perfektes Paar zusammenzustellen.
Meine Fragen lauten deshalb:
Kann man eine solche Hilfskonstruktion belassen, verbessert mit etwas Wärmeleitpaste zwischen den Einzeltransistoren und sicherer Isolation des Drahtverhaus?
Einen Belastungstest bei Nennlast mache ich sowieso noch.
Besteht die Gefahr bei MJE700/800, dass diese ebenfalls nicht matchen?
Wie kann man Darlingtons dieser Bauart (mit Widerständen zwischen Basis und Emitter) mit vernünftigem Aufwand vor Einbau paaren? Bei diskreten Transistoren achte ich auf möglichst gleiche Gleichstromverstärkung (Verhältnis max. 1:1,3) und möglichst gleiche Ube. Durch die Basis-Emitterwiderstände gibt es hier aber keine eindeutig messbare Flussspannung.
Viele Grüße,
Christian
Hier ist noch die Schaltung des Verstärkers:
die Tage bin ich beim Wiederbeleben eines Transistorradios: Meersburg Stereo automatic H Mod. ME-H. Es müsste so um 1973 das Licht der Welt erblickt haben und ist schon komplett mit Si-Transistoren bestückt. Als Stereodecoder arbeitet ein TBA490. Einziges weiteres IC: TAA550, das hier aus 180V! Wechselspannung die stabilisierte Abstimmspannung erzeugt.
Es besitzt einen Senderspeicher mit Drucktasten und ansonsten keine nennenswerten Extras. Das "automatic" bezieht sich wohl auf die schaltbare AFC-Funktion.
Der Verstärker arbeitet mit nur einer Versorgungsspannung. Die ersten beiden Stufen (T421/ T431) verstärken das Signal spannungsmäßig mittels Emitterschaltung. Die Hauptlast der Spannungsverstärkung trägt T431, da der Strom durch R431 durch die Basis-Emitterspannung von T431 vorgegeben ist. Am Kollektor des Transistors T431 wird dann das Signal an die Ausgangsstufe übergeben, die als Gegentaktendstufe in Kollektorschaltung mit Darlingtons aufgebaut ist. Im Rückkopplungszweig der Endstufe befindet sich noch die Frequenzanpassung für den Bassklangsteller. Die Höhen- und Balancesteller befinden sich dagegen im Vorverstärker.
Das Gerät war in einem beklagenswerten Zustand, als ich es erhielt: großer Riss in der Hauptplatine, eingedrückter Preomat, UKW-Teil nicht angeschlossen, gebrochene Sicherungshalter und Potischleifer (Ruwido, ohne Kunststoffteil) aufgrund von versprödetem Messing. Dafür gab es keinen einzigen defekten Kondensator.
Hier ein Blick auf die Hauptplatine. Die grünen "Pflaster" sind Platinenstücke, die ich über den Riss geklebt habe. Der Riss selbst ist ebenfalls mit Klebstoff gesichert worden. Auf der Leiterseite sind die betroffenen Leiterbahnen jeweils mit aufgelöteten Drahtstücken überbrückt:
Am UKW-Teil fällt das Ausgangsbandfilter (links unten) auf. Neben den beiden Spulenkernen gibt es noch eine Einstellung für den Koppelfaktor.
Mittlerweile ist die Schaltung wieder betriebsfähig, aber die rechte Endstufe hatte durch den Platinenriss einen Treffer bekommen. Ein MJE800 war defekt. Da in der Bastelkiste vorhanden, habe ich den rechten Kanal mit BD679/ BD680 ersetzt, die nach Datenblatt ein nahezu identischer Ersatz sein sollten.
Bei der Inbetriebnahme zeigte sich nach Ruhestromeinstellung auf Sollwert eine starke Übernahmeverzerrung bei der positiven Halbwelle (BD679), etwa so:
Erst bei Anschlag Ruhestrom-Poti und ca. 35 mA Ruhestrom waren die Verzerrungen weg. Ein anderes Exemplar BD679 funktionierte bei ca. 25 mA Ruhestrom befriedigend, immer noch der 2,5-fache Wert vom Soll.
Daraufhin habe ich den BD679 nach Datenblatt diskret aus SF828B und SD349 "nachempfunden":
Damit gibt es keine Verzerrungen bei 10 mA Ruhestrom mehr. Aber die Einzeltransistoren - trotz sehr anschmiegsamer Verbauung - haben natürlich keinen idealen thermischen Kontakt mehr.
In Anbetracht des geringen Gerätewertes lohnt sich eigentlich keine große Investition in Form von 20 Transistoren von verschiedenen Händlern, um ein perfektes Paar zusammenzustellen.
Meine Fragen lauten deshalb:
Kann man eine solche Hilfskonstruktion belassen, verbessert mit etwas Wärmeleitpaste zwischen den Einzeltransistoren und sicherer Isolation des Drahtverhaus?
Einen Belastungstest bei Nennlast mache ich sowieso noch.
Besteht die Gefahr bei MJE700/800, dass diese ebenfalls nicht matchen?
Wie kann man Darlingtons dieser Bauart (mit Widerständen zwischen Basis und Emitter) mit vernünftigem Aufwand vor Einbau paaren? Bei diskreten Transistoren achte ich auf möglichst gleiche Gleichstromverstärkung (Verhältnis max. 1:1,3) und möglichst gleiche Ube. Durch die Basis-Emitterwiderstände gibt es hier aber keine eindeutig messbare Flussspannung.
Viele Grüße,
Christian
Hier ist noch die Schaltung des Verstärkers:
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2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()