Steuergerät in Handarbeit

      Steuergerät in Handarbeit

      Hallo zusammen,

      hier ist die Beschreibung des MOSFET-Tuners, den ich im WEIMAR UEL51-Thread erwähnt habe.

      Ich habe ihn nicht aufgebaut und schon gar nicht entwickelt. Ich bin nur beim Durchlesen alter Hefte der rfe darauf gestoßen und wundere mich ob des immensen Aufwandes, ob jemand dieses Gerät nachgebaut hat, oder ob der Autor und Entwickler der einzige war, der dieses Gerät jemals genutzt hat. Jedenfalls spielt die Konzeption in einer Liga, die es kommerziell in der DDR nie gegeben hat.

      Zur ungefähren Einordnung dieses Gerätes in der DDR-Empfängerlandschaft:
      HELI RK88 IC besitzt eine ähnliche Ausgangsleistung, jedoch deutlich einfachere Lösungen für Frontend, ZF-Verstärker und Demodulator.
      Eine digitale Frequenzanzeige kenne ich in der DDR nur vom RK 90 sensit cubus IR von Heli-Radio, vorgestellt 1988 in Leipzig. Dieses Gerät hat es jedoch nie über einen Prototypenstatus hinausgebracht.
      Einen Mosfet-Tuner mit Dual-Gate-Transistoren im Eingang, wichtig für Fernempfang im Tal der Ahnungslosen, gab es zu dieser Zeit schon in kommerziellen Geräten, zum Beispiel im Carat S (1978) von Stern Radio Sonneberg und ab 1982 im RS5001 von Robotron. Aber sie waren teuer, beide Geräte kosteten 1950 Mark.

      Also, viel Spaß beim Schmökern.

      @Andreas: Ich weiß nicht genau, ob die Dateien hier im Thread gut untergebracht sind. Ich habe noch eine Version erstellt, wo alle Seiten in einer PDF sind. Soll ich lieber diese Eine im Downloadbereich hochladen und nach Freischaltung hier verlinken? Danach könnten die Einzeldateien ja wieder weg. Schreib mir gegebenenfalls kurz, wie es Dir lieber ist. Die Erlaubnis zur Veröffentlichung ist beim Rechtsnachfolger angefagt.

      Viele Grüße,
      Christian
      Dateien
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      Aufgrund der DDR-Planwirtschaft und des Exportembargos westlicher Mikroelektronik-Bauteile in Staaten des Ostblocks war es den dortigen Betrieben sehr schwer, mit der internationalen Technik mitzuhalten. Zugang zum Weltmarkt war ja nicht gegeben - ausgenommen über schwarze Kanäle, die aber für ein Konsumentengerät natürlich nicht geeignet waren. Zweifellos, ist die in dem Artikel von 1982 in der "Radio Fernehen Elektronik" beschriebene Entwicklung ein solcher Versuch. Leider hat der Autor versäumt, Leistungsdaten des Empfängers anzugeben. Das hätte unbedingt in diesen ja technischen Artikel hineingehört. So liest man nur "empfängt gut". Konnte, wollte oder durfte er die Daten nicht angeben?

      Jedenfalls zeigt das: Wenn die Ingenieure "gedurft" hätten und die Ressourcen zugänglich gewesen wären, hätte man es auch gekonnt. Ähnliches gilt auch für andere Industrien (z.B. Automobilbau).

      MOSFET UKW-Empfangsteile und digitale PLL Abstimmung mit digitaler Frequenzanzeige waren zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels schon seit Mitte der 70iger Jahre in HiFi-Tunern bekannt und im Markt für Unterhaltungselektronik in der oberen Mittelklasse und Oberklasse auf dem Weltmarktseit 1976, besonders ab 1978 kommerziell.

      Beispiele:
      robkalmeijer.nl/techniek/elect…e/1974/page230/index.html
      robkalmeijer.nl/techniek/elect…e/1975/page002/index.html
      robkalmeijer.nl/techniek/elect…e/1975/page088/index.html

      so im PLL Quarz Digitaltuner von FG Elektronik (1976):

      radiomuseum.org/r/grigelat_pll_quarz_digital_tuner.html (1976)

      Grundig T-5000 (1980) (Technische Beschreibung in: Grundig Technische Informationen 1/2, 1980): hifi-archiv.info/Grundig/1980-TI-1-2/
      Pioneer TX-D1000 (1979)
      Revox B-760, B-780 (1980)
      Yamaha T-2 (1979)
      usw.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Christian,

      ich denke die Anzahl der Nachbauten dürfte gegen Null tendiert haben. Das Material zu bekommen dürfte fast unmöglich gewesen sein. Aber lernen kann man viel aus dieser sehr ausführlichen und anspruchsvollen Beschreibung. So etwas hätte ich mir im Westen 1982 auch gewünscht, als ich mit der Bastelei anfing.

      Aber die VEB hatten es. Aus der Konkursmasse der DDR habe ich 1989 zum Stückpreis von 99DM drei Rema SR 3930/1 erworben. Erst einen und nach Blick in den Schaltplan noch zwei dazu:



      Vorstufe und Mischer mit Dual-Gate-Mosfet, vierfach abgestimmt mit Verstärkungsregelung, vom Allerfeinsten! Die Kollegen in der DDR konnten es auch, wenn man Sie ließ.

      Sehr guter Fernempfang und volle Kabeltauglichkeit. Die Geräte waren Jahrzehnte lang im Einsatz. Bei einem hat sich irgendwann der Keramikfilter in der ZF verabschiedet, bei einem anderen ein keramischer Kondensator ebenda. Ansonsten problemlos. Einer spielt unverdrossen bis heute im Ferienhaus. Große Schwachstelle waren die polnischen Preomaten zur Sendereinstellung, das war kompletter sozialistischer Schrott. Anfangs hat die AFC die Spannungsschwankungen noch kompensiert, jetzt wird nur noch mit manueller Senderwahl gehört.

      Interessant auch der Umrechnungskurs 1989, man beachte den EVP:



      Am gleichen Ort zur gleichen Zeit habe ich dann noch einen Tuner von RFT erworben, mit Digitalanzeige. Ebenfalls für 99 DM und sehr guter Qualität. Typbezeichnung ist mir entfallen, wurde irgendwann mal verschenkt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

      Hallo Rolf,

      ja, die ZF-Filter aus Hermsdorf fallen gerne mal aus. Falls Du Ersatz brauchst, ich habe etliche Vierbeiner von Murata vorrätig. Der SR3930 ist mit dem Rema Tonica RX 80/ 81 verwandt.

      Ende der Achtziger gab es allerhand Bewegung im DDR-HIFI-Markt. Vernünftige Boxen, viele neue Geräte, die durch ICs komfortabel wurden, verbunden mit einer etwas großzügiger gehandhabten Produktfreigabe seitens der Regierung füllten die Läden. Tatsächlich wurde im Herbst 1988 der ST 3936 mit PLL-Tuner vorgestellt.

      ifatwww.et.uni-magdeburg.de/~madaus/anlagentext/st3936t.html

      Den kannte ich bislang noch nicht. War das Deiner?

      Viele Grüße,
      Christian.
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      Hallo Christian,

      genau das war er, mit der schönen grünen Digitalanzeige.

      Der EVP von 1370 Ostmark war natürlich der Hammer, bei uns gingen sie für 99 Westmark übern Tisch. Hier standen 1989/90 ganze Paletten voll von diesen Geräten. Ein Grundig T301, der qualitativ vergleichbar war, wurde für ca. 350 DM verkauft, der RFT war also ein echtes Schnäppchen.

      Er hat dann noch viele Jahre bei einem Freund empfangen, mit Sony-Endstufe, Luxmann-Kassettendeck und Visaton-Boxen.

      War ein nettes Bild.

      Gruß

      Rolf

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

      Der von der Kaufkraft völlig unrealistische Umtauschkurs von 7 M = 1 DM hat den Betrieben in der ehemaligen DDR ja auch schnell ihr Ende besiegelt.

      Nach diesem Kurs wurde der Rema SR 3930 also für 700 M verscherbelt, nur der Hälfte des vorherigen (DDR) Verkaufspreises. Wahrscheinlich, weil nach der Wende die Ostprodukte wie Blei in den Regalen lagen, denn jetzt waren erstmal vor allem Westprodukte gefragt. Und DAS war dann der letzte Sargnagel. Lieber zu den "Selbstkosten" die Ware noch loswerden, als gar nicht mehr. Aber nach der Wende gab es ja auch in den neuen Bundesländern schnell Westpreise - und für 100 DM (West) bekam man dann gerade nur das, was man vorher für 100 M (Ost)kaufen konnte. Der gesamte Industrie- und Warenbestand in den neuen Bundesländern wurde so quasi über Nacht fast wertlos.

      Was dann noch nicht platt war, hat dann die Treuhand "abgewickelt".


      Gruß
      Reinhard

      oldiefan schrieb:



      Hallo Reinhard,

      es gab oder gibt also auch westlich des Vorhanges Hardcore-Hobbyisten. Das ist ein interessanter Beitrag, der zeigt, welches Niveau in der heimischen Lötecke möglich ist.

      Was Du zu den Umständen rund um die Wiedervereinigung und Währungsunion schreibst, ist leider nur zu wahr. Ich hatte 1989 gerade ausgelernt und als Werkzeugmacher in einer kleineren Elektronikfirma begonnen zu arbeiten. Die Produktpalette reichte von riesigen Leistungs-Thyristorstellern mit 3 x 2,5 kW über Demonstrationsoszillografen für Lehrzwecke, Hörhilfen im Brotdosenformat bis hin zur Produktion von Laborleitungen mit angespritztem Bananenstecker.

      Anfang 1990 habe ich mir ganz schnell eine andere Arbeit gesucht. Der abgeschottete Markt, Rückstände bei der Produktpalette und bei den Produktionsmitteln-/ Methoden führte innerhalb von Monaten zum Dichtmachen der Produktion. Der angeschlossene Service und Verkauf für Unterhaltungselektronik existierte noch mehrere Jahre, ist mittlerweile aber auch dicht. Die häufigste Serviceleistung im Jahr 1990 bestand im Nachrüsten einer Antennensteckdose für die 99-DM-Billig-Kassettenrecorder, die sich viele Landsleute für ihr Begrüßungsgeld gekauft hatten. Welch ein Irrsinn. Jetzt ist der damals geschmähte SKR700 ein Sammlerobjekt.

      Ich sehe noch die Flotte Oberklasse-Autos auf dem Firmenparkplatz im Frühjahr 1990 vor mir. Es kamen viele Vertreter aus westlicher Richtung, um zu schauen, was die Osttruppe so zu bieten hat, oder ob man sie als Konkurrenz fürchten muss. Aufträge oder gar eine Kooperation kamen nicht zustande. Wie auch. Die modernste Maschine im Haus war eine Schwalllötmaschine, bei der jemand im Nachgang nochmals jede! Leiterplatte auf sichtbare Lötfehler kontrollierte. Es landete ein beträchtlicher Teil auf dem Nacharbeitsplatz.
      Bestückt wurde von Hand, Trafos wurden mit relativ simplen Konstruktionen manuell gewickelt. Im Prüffeld stand noch ein riesiger Röhrenoszi, es war der einzige in der Firma, dessen obere Grenzfrequenz jenseits der 20 MHz-Linie reichte. Der Mechanikbereich, Fertigung und Werkstatt, war mit Maschinen ausgestattet, die 1950 bis 1970 das Licht der Welt erblickt hatten. Es gab keine einzige numerisch gesteuerte Maschine. Dieser Rückstau war nicht selbst verschuldet, sondern Folge der SED-Politik, die den kleinen Handwerksgenossenschaften die Brotkrumen zuwies, also das, was die Kombinate rauswarfen, beziehungsweise nicht brauchten.

      Was passiert, wenn ein solcher Betrieb quasi über Nacht einem geöffneten Markt ausgesetzt wird, liegt auf der Hand. Nun war diese Firma nicht gerade innovativ. Aber selbst solche Firmen wie HELI-Radio (man betrachte das damals revolutionäre Design des Sensit RK5 und den schon erwähnten RK90 Cubus), dessen enteigneter ursprünglicher Besitzer sich mit 71 Jahren noch um einen Neustart bemühte, hatten nahezu keine Chance. Etablierte Märkte verschwanden über Nacht, der Ruf versaut, kein Eigenkapital vorhanden, die globale Konkurrenz so hart, dass selbst die großen Westfirmen pleite gingen.

      Die Heli-Story ist lesenswert und bezeichnend, wie die Planwirtschaft den brillianten Ideen von Designern und Ingenieuren im Weg stand.

      heliradio.de/

      Heli-Radio arbeitete mit einem der besten Produktdesigner der DDR zusammen, Karl Clauss Dietel. Er hat seine Entwürfe in vielen Produkten eingebracht, die zu Recht mittlerweile Klassiker guter DDR-Produkte geworden sind. Der ihm gewidmete Wikipedia-Eintrag enthält eine Liste davon.
      Was ich immer noch schätze: Zumindest die Designer hatten Service und Langlebigkeit der Produkte im Blick. Obsoleszenz war nicht notwendig, ja sogar unerwünscht, da sich die Volkswirtschaft einen verschwenderischen Umgang mit Ressourcen nicht leisten konnte.

      de.wikipedia.org/wiki/Karl_Clauss_Dietel

      Zum Preis- und Umtauschgefüge noch ein Wort. Im Vorfeld der Währungsunion zitterten wir, was den Umwandlungskurs für Sparguthaben und Löhne betraf. Der diskutierte Kurs 1:7 war von einigen Wirtschaftlern auch für die Löhne angedacht und angesichts der riesigen Produktivitätsunterschiede sicher auch begründbar. Für mich hätte das damals bedeutet, das ich mit knapp 100 DM pro Monat hätte leben müssen. Da politisch nicht durchsetzbar, wurde anders entschieden. Die 1:1-Anpassung beruhigte zwar die Gemüter, versetzte aber den meisten Betrieben den Todesstoß. Es war eine unruhige Zeit damals. Und trotzdem bin ich froh und dankbar gewesen, dass die rote Diktatur vorbei war.

      Viele Grüße,
      Christian
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      Hallo Christian,

      der Abstand zwischen den Systemen war einfach zu groß geworden.

      Wir haben 1990 im Erzgebirge einen Betrieb übernommen, der mit seinen Produkten zu uns passte. Die hatten volle Auftragsbücher, alles aus den sozialistischen Bruderländern. Das war auch der Grund für die Übernahme, man wollte einen Fuß in den Markt des früheren Ostblocks bekommen. Dummerweise stellte sich schnell heraus, dass keine der Bestellungen Bestand hatte. Die Kunden in Polen, Rumänien usw. hatten gar kein Geld zum Bezahlen. So mussten reichlich Leute entlassen werden und es wurde eine unserer Produktlinien dorthin verlagert. Vor ein paar Jahren kam dann trotzdem das Aus für den Standort, zu klein, zu teuer und zu weit weg von der Autobahn.

      Obwohl ich immer noch meine, man hätte die Wiedervereinigung wirtschaftlich professioneller gestalten können. Vorschläge von kompetenter Seite gab es genug, aber die Politik hat lieber Illusionen geschürt: "Blühende Landschaften". Das damit Löwenzahn gemeint war, der Industrieruinen überwuchert, war den meisten wohl nicht klar.

      Cést la vie!
      Hallo Christian,

      noch zur Publikation der Schaltung des PLL-Quarztuners (Jahr 1974/75) auf der holländischen Webseite von Rob Kalmeijer, der kurz darauf im Jahr 1976 von der Firma Franz Grigelat (FG Elektronik) identisch auf den Markt gebracht wurde (und noch heute gelegentlich bei ebay angeboten wird):

      Das ist ganz interessant.
      Ich vermute, daß es zwischen Rob Kalmeijer und dem dort genannten Joachim Kestler (DK1OF, qrzcq.com/call/DK1OF) eine enge Verbindung und später dann auch zur Firma Grigelat Elektronik als produzierende Firma gab. Das Kurzzeichen von Joachim Kestler ist ja auch Teil der Platinennummern. Die Schaltungspublikation auf der holländischen Webseite (ohne Hinweis auf den später von FG Elektronik produzierten baugleichen Tuner) und in der Zeitschrift "UKW-Berichte", Ausgabe 1/1975, Seiten 2-17, die sich wortgleich auf der Seite des Grigelat PLL-Tuners auf der rmorg Webseite wiederfindet, ist wahrscheinlich so zu verstehen, daß Kestler die Entwicklung vermutlich selbst gestemmt hat. Bis zur industriellen Fertigung (1976) bei FG Elektronik hat es dann noch ca. 1-2 Jahre gedauert. Angesichts der vielen Neuerungen (Digitaler HiFi Stereo-Tuner mit PLL-Quarz-Abstimmung, damals noch "Rasteroszillator" genannt, MOSFET Frontend, Quarz-ZF-Bandfilter, Digitale Frequenzanzeige - und das alles in einem revolutionär kleinen Einschubgehäuse) war das sicher eine Leistung. Zu diesem Zeitpunkt (1976) hatte meines Wissens nach noch kein anderer Anbieter einen HiFi-Tuner mit solcher Technik auf dem deutschen Markt, bis 1978/1979 war noch "analog", allenfalls mit digitaler Frequenzanzeige. Die Japaner kamen 1979 mit PLL-Abstimmung. Insofern ist der PLL-Quarz-Tuner von FG Elektronik für seine Zeit - 1976 - schon bemerkenswert. Eine zweite Auflage gab es davon im Jahr 1991 unter dem Namen "MCS-Tuner": radiomuseum.org/r/funkschau_mcs_tuner.html#threadTop

      Zu Heliradio
      Sehr interessant. Das Design erinnert mich an Dieter Rams, Designer bei BRAUN. Zeitlos schön, da funktionell schlicht. Der Name Karl Claus Dietel war mir bisher nicht geläufig - wieder was gelernt!
      Sonst sagt ja dieser Satz alles (Zitat Klaus Dietz): "Mit der Wende 1989 war die weitere Entwicklung aufgrund sofortigen Zugriffs auf völlig andere Bauelemente gegenstandlos geworden und wurde mit dem Bau von K5-Mustern beendet. Die nachfolgende Zeit ist durch wirtschaftliche Unsicherheit, Versuch des Aufbaues von Überlebensstrategien, kopflose Machtspiele gekennzeichnet und endete 1992 mit der Liquidation des Betriebes."

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      der Sequerra FM1 fällt einem da gleich ein, der kam ja schon 1974 heraus. Ich müsste aber nachsehen, ob es eine PLL-Schaltung war, oder ob da nur der Zähler mitlief.
      Und dann natürlich der Revox A720 mit PLL von 1973. Von dem gelangten auch nennenswerte Stückzahlen auf den detschen Markt.

      Zur fulminanten Receiverschaltung oben fehlen eigentlich nur noch die Platinenlayouts. War das in der rfe überhaupt üblich? Ich habe mir die Zeitschtrift bei jeder sich bietenden Gelegenheit gekauft, aber alle Hefte vor Jahren (zusammeen mit Elektor, Funkschau, Elektronik) entsorgt.

      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Achim,

      Beim Sequerra habe ich gesucht...
      von PLL steht nirgendwo etwas, auch nicht in der Broschüre mit der "technischen Beschreibung". Beworben wird "digitale Frequenzanzeige und Oszilloskopanzeige". Er war mit Kapazitätsdioden abgestimmt. Das Schaltbild lässt aber PLL vermissen.






      War der Grigelat Tuner 1976, entwickelt von Kestler, vielleicht neben dem Revox einer der ersten industriell gefertigte Quarz-PLL-abgestimmte HiFi-Stereo-Tuner, jedenfalls in Deutschland?


      Weitere Suche hat -weltweit - als früheste PLL-abgestimmte HiFi Tuner (neben dem von Dir schon genannten Revox) noch fünf weitere legendäre Tuner zutage gefördert:

      1. SCOTT 433 (1971) vintageshifi.com/hhscott-433.php
      2. Scott T33S (1972) thevintageknob.org/scott-T33S.html
      3. Heathkit AJ-1510 (1972) madrona.ca/e/radio/HeathAJ1510/index.html
      4. TOSHIBA ST910 (1974) http://www.thevintageknob.org/toshiba-ST-910.html
      5. SHERWOOD Micro/CPU-100 (1976) madrona.ca/e/radio/SherwoodMicro100/index.html

      ...das ist es dann aber schon. Im europäischen Raum habe ich keinen weiteren mehr gefunden.

      Zu Platinenlayouts in der rfe...das kann vielleicht Christian wissen?

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Achim,

      nein, Platinenlayouts sind selten bis gar nicht in der rfe zu finden. Zielgruppe war die Schar der Rundfunk- und Fernsehtechniker, die fit gehalten werden sollte. Manchmal findet man einen Bestückungsplan inklusive Leiterbahnen, das ist dann schon alles.

      Nachbauanleitungen fanden sich eher im Funkamateur oder in den Amateurelektronikbüchern.

      Um Missverständnissen vorzubeugen: Der rfe-Mosfet-Receiver hat keine PLL-Abstimmung, sondern nutzt einen spannungsgesteuerten Oszillator nur zur Demodulation. Das FM-Teil nutzt Diodenabstimmung. Die Empfangsfrequenzanzeige wird von der Oszillatorfrequenz abgeleitet, ähnlich wie beim 9241.

      Viele Grüße,
      Christian
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      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Hallo Reinhard,

      kein Problem. Ich möchte die Diskussion bezüglich PLL-Tuner auch gar nicht bremsen. Mein Ansinnen war nur, noch einmal herauszustellen, wo beim rfe-Gerät ein Phasenregelkreis verwendet wird.

      Viele Grüße,
      Christian
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      Hallo die Runde,

      Scott, Heathkit und Sherwood sind ganz offensichtlich die Pioniere. Im Amerika der Raumfahrt und der damit verkoppelten Rüstungstechnik gedieh so manches schöne Pflänzchen - nicht zuletzt die Digital- und Mikroprozessortechnik. Es war die Blütezeit in Amerika, die Industrie prosperierte, die Mittelschicht war klerngesund, Bildung und Wissenschaft waren vorbildlich organisiert, das Land war gleichzeitig noch wertkonservativ wie in den 50ern, auch schon sehr modern, experimentierfreudig und aufgeschlossen für Neues und für echten Fortschritt.
      Man beachte auch die Fertigungsqualität. Der Sherwood witrd wohl beim Design des Yamaha CT7000 ein paar Jahre später Pate gestanden haben.
      Danke für die Links, Reinhard. Die Fotos sind einmalig.
      Achim
      Noch ein Nachtrag zu den ebenfalls skandalös niedrigen Verkaufspreisen der von der DDR (also noch vor 1989) nach Westdeutschland exportierten HiFi Geräte. Wenn auch nach technischen Daten nur in "Einsteigerklasse" einzuordnen.


      RFT 3900 HiFi Anlage; Direktantrieb-Plattenspieler, Cassettendeck, HiFi-Stereo-Tuner mit Drehko, 2x13W (Sinus) Verstärker, alles zusammen für 599,50 DM beim Versandhaus Quelle (UNIVERSUM SYSTEM HiFi 5050 = bestehend aus den Geräten SV3900 (mit TESLA MDA2020 Hybridmodulen), ST3900, SK3900, SP3001 von STERN Radio, Sonneberg). Ca. 1984-1985

      Verkaufspreis dieser Komponenten zu der Zeit in der DDR: 3760 M. (ifatwww.et.uni-magdeburg.de/~madaus/anlagentext/)

      bilder.hifi-forum.de/medium/581260/universum_939784.jpg
      bilder.hifi-forum.de/medium/581260/s3900_939783.jpg

      Gruß
      Reinhard


      Hintergrund:
      Verantwortlich für die Exporte gegen Valuta (Devisen, d.h. frei konvertierbare Währungen wie US-Dollar usw. einschliesslich Intershops, GENEX Katalog-/Versandgeschäft, Antiquitätenhandel, Waffenhandel, usw.) war die Abteilung "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) im Ost-Berliner Außenministerium. Die Aufgabe dieses Bereichs war die Devisenbeschaffung, also nicht nur der äusserst lukrative Verkauf von politischen Häftlingen sondern auch sonstige "normale" Exportgeschäfte in den "kapitalistischen Westen". Die Abnehmer der DDR-Produkte mussten eine Provision an die KoKo zahlen, über die (bzw. deren Tochtergesellschaften) die Geschäfte abgewickelt wurden. Überschüsse aus diesen Staats-Provisionen wurden in der Schweiz und (damals) anderen Steueroasen unter Decknamen über eine (namentlich bekannte) Westberliner Privatbank als Mittler und Transferleister in Goldreserven und in Devisen (z.B. US$) angelegt, sofern sie nicht gleich wieder zur Beschaffung von Komponenten unter Umgehung des Westembargos verwendet wurden, für die Bezahlung mit Devisen erforderlich waren (für Bezüge aus den sog. Sozialistischen Bruderländern -RGW- waren keine Devisen erforderlich). Der ehemalige Leiter dieses Bereichs, Staatssekretär, ehem. stellvertretender Minister für Aussenhandel der DDR und "Oberst der StaSi im Besonderen Einsatz" Dr. Schalck-Golodkowski, hat nach der Wiedervereinigung dazu ausführlich und offen Auskunft gegeben. Den Diensten im Westen waren diese Vorgänge im wesentlichen bekannt und wurden stillschweigend toleriert. Auch in enger Zusammenarbeit und stillem Einverständnis mit westdeutschen Unternehmensführern und der westdeutschen Politik.

      In einem TV-Interview nach der Wiedervereinigung berichtete Schalck-Golodkowski offen und ausführlich.
      spiegel.tv/videos/163361-alexander-schalck-golodkowski

      Nach der Wiedervereinigung wurde Schalck-Golodkowski wegen Verletzung des Embargos strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen (u.a. Beschaffung von Bauelementen und Entwicklungsunterlagen für die Mikroelektronik: hait.tu-dresden.de/dok/bst/Heft_29_Barkleit.pdf). Nichtsdestoweniger war er in seiner aktiven Zeit eines der grössten Talente der Ost-Berliner Regierung und hoch angesehener Verhandlungspartner der westdeutschen Firmen und Politik, dabei loyaler Diener von Erich Honecker, Erich Mielke und Günter Mittag, seinen direkten Vorgesetzten. Er verstarb 2015 an seinem Wohnsitz am Tegernsee/Bayern, ohne nach der Wiedervereinigung Deutschlands sein diplomatisches Talent und seine Fähigkeiten jemals wieder einbringen zu dürfen. In den "neuen Bundesländern" war er wegen seiner Dienste verhasst, in den "alten Bundesländern" mochten sich die meisten ehemaligen West-Verhandlungspartner und ehemals Vertraute, vermutlich aus Scheu vor "negativer öffentlicher Meinung", nicht mehr gerne mit ihm sehen lassen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 18 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      KOR schrieb:

      Hallo Christian,

      ich meine in Luisenthal, ehemals Teil des Kombinats TAKRAF oder so ähnlich.

      Gruß

      Rolf


      Hallo Rolf,
      das ist dann doch etwas weiter weg in Thüringen. Dort baute TAKRAF Kranbrücken, die meist auch Fernbedienungen benötigten.

      Hallo Reinhard,
      wie findest Du nur immer wieder solche tiefschürfenden Informationsquellen wie die Barkleit-Studie...


      Hallo an alle,

      im vorgestellten rfe-Empfängers fällt einerseits die Oszillatorfrequenzerzeugung in einem mit TTL beherrschbaren Frequenzbereich und anschließender Vervierfachung auf. Das würde man heute sicher nicht mehr so umsetzen, da ein simpler Prescaler genügt.

      Interessanter scheint mir der aktive Demodulator mittels Phasenregelkreis zu sein. Im Sinne von "mal laut gedacht": Ob es sich lohnt, mit diesem Schaltungsteil zu experimentieren?

      Viele Grüße,
      Christian
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