Sherwood AI-5010

      Sherwood AI-5010

      Liebe Freunde,

      dieser Tage kam ein Vollverstärker der Fa. Sherwood auf meinen Tisch, Modell AI-5010. Noch in den USA entwickelt, aber in Korea gebaut (weiss jemand, ob das dann eher Samsung oder eher Goldstar war ?). Solide verarbeitet, optisch gut erhalten, und im Prinzip auch noch funktionstüchtig. Aber ein paar "Macken" elektronischer Art ... doch der Reihe nach.

      Was mich erst einmal wirklich überrascht hat, war das Lautstärkepoti. Das lieft wirklich schön satt (und auch mit gutem Gleichlauf). Sollte da etwas hochwertiges drin sein ? Nein, der "satte" Verlauf kam vom Knopf: ein runder Kragen läuft in einer runden Rinne der Front, die mit Silikonfett beladen ist, und so einen strammen Verlauf erzeugt. Das hatte ich so noch nicht gesehen ... aber eigentlich ein netter Trick.

      Im Inneren alles recht aufgeräumt, einfache bipolare Endstufe in Emitterfolgerschaltung mit +- 50 V Betriebsspannung. Auch durchweg gute Bauteile, es war keines defekt, auch die Elkos noch in Ordnung. Nur die Lötqualität war nicht so dolle -- an vielen Stellen einfach zu wenig Zinn, und gerissene Flächen um die Pins. Ergo alles mal nachgelötet (was ein Weilchen dauert und schon eine nennenswerte Menge Zinn verbraucht ...), und die Schalter mit Gold 2000 behandelt. Danach lief schon wieder alles.

      Was mir dann noch auffiel: Beim Kopfhörerausgang waren rechts und links vertauscht, das ist aber wohl kein Fehler dieses Exemplars. Konnte man durch Umdrehen eines eingelöteten 3-adrigen Kabels in der Platine ändern (zu Glück war die Masse in der Mitte ...), und auch das tut jetzt. Nachtrag: War doch ein individueller Kabeldreher -- habe es erst nur nicht richtig gesehen. In der Serie ist also sicher alles i.O.

      Eine Einstellung des Ruhestroms ist nicht vorgesehen. Da ist offenbar ein Standardwert fest eingestellt (mit Widerständen), und pro Kanal sitzt ein Kleinsignaltransistor auf dem erfreulich grossen Kühlkörper. Beim Messen bekam ich links ca. 80 mA, rechts aber nur 40 mA. Da wollte ich schon über eine kleine Änderung nachdenken, denn das war mir zu ungleich. Aber da die beiden Transistoren auf einer kleinen Platine sitzen und jeweils mit einem Kabel zur Hauptplatine gehen (gesteckt), habe ich erst probiert, sie zu tauschen -- und das hat geholfen. Jetzt habe ich ca. 60 mA in beiden Kanälen, und der Wert passt recht gut.

      Hat jemand Erfahrung mit diesem Modell, und weiss von anderen Schwächen ? Für mich war das das erste Exemplar aus dieser Serie (obwohl die recht häufig ist, nur vielleicht kein Stammgast auf dem Reparaturtisch). Momentan spielt er zur Probe, recht ordentlich. Allerdings gefällt mit ein MI-212 im Klang eindeutig besser ...


      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Hallo Michael,

      eigentlich ist das Fernost-Standard, auf den man jeden anderen Herstellernamen kleben könnte. Sherwood wurde übrigens 1980 von einem Südkoreanischen Unternehmen aufgekauft.

      Die Geschichte mit den Ruhestromtransistoren ist echt lustig, die Lösung spart zwei Potis und zwei Abgleichvorgänge. Wahrscheinlich ist man beim Ruhestrom auf die sichere Seite gegangen, um selbst bei großen Toleranzen keine Übernahmeverzerrungen zu bekommen. Und die Stromrechnung bezahlt ja dann der Kunde, immerhin 12 Watt Verlustleistung. Wahrscheinlich würden 30mA genau eingestellt auch reichen.

      Insgesamt sind diese preiswerten Verstärker aber von guter Qualität, auch klanglich ohne Fehl und Tadel.

      Gruß

      Rolf
      Hi Rolf,

      Etronics Corporation findet man da, hätte ich vorher auch schon mal nachsehen können ... Die produzieren auch für Denon und Kenwood, das passt insofern, als der Aufbau irgendwie vergleichbar ist.

      Das mit dem Potiknopf hatte ich so aber noch nie gesehen -- gibt es das auch bei anderen Geräten ? Ist natürlich auch einfach zu machen, aber irgendwie wirkungsvoll. Auch wenn's ein Gimmick ist, es fühlt sich gut an ... ;)

      Der Verstärker soll von 1991 stammen (laut Radiomuseum.org). Hat dann die koreanische Firma nach dem Erwerb noch den Sitz in USA als "Stammsitz" gepflegt ?

      Noch ein Nachtrag zum Thema Ruhestrom: Bei dieser Schaltung, mit Widerständen mit 0.27 Ohm, sind laut D. Self so ca. 70 mA optimal für möglichst geringe Übernahmeverzerrungen. Natürlich geht es auch mit 30 mA, aber da hat man dann eher mehr Verzerrungen. So gesehen war ich dann mit den 60 ... 65 mA ganz zufrieden.

      Besten Gruss,

      Michael

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