Grundig SXV-6000

      Grundig SXV-6000

      Liebe Freunde,

      mir gefallen die Grundig-Geräte der flachen Bauform besonders gut, und nach einigen Erfahrungen mit den Tunern (ST-1000, ST-2000, ST-6000) und den Verstärkern (SV-1000 und SV-2000) kommt man irgendwann mehr oder minder automatisch auf die Vorstufe SXV-6000, die damals offenbar nicht selten in Kombination mit dem ST-6000 erworben wurde. Daher überlege ich nun auch, mir einmal so einen zu verschaffen und genauer vorzunehmen.

      Ein Blick in den Schaltplan zeigt eine Menge interessanter Details. Eine MC-Vor-Vorstufe mit BF 254 (also ein HF-Transistor, hier rauscharm eingesetzt -- gäbe es da heute gute Alternativen ?), der Einsatz von BC 651 S (was ist sein Vorteil vor dem BC 550 ?), und eine Class-A Ausgangsstufe mit BD 827/828 (wieso gibt es da eigentlich kein Problem, wenn der pnp-Typ so deutlich "langsamer" ist als der npn-Typ ?).

      Ein Exemplar hatte ich kürzlich zur Reparatur. Nach Beseitigung der üblichen Alterungserscheinungen an Schaltern und Potis tat der erst einmal, bis auf den Pegelschalter. Ab einer bestimmten Position ging erst der linke und dann der rechte Kanal weg. Im Schaltplan (den ich momentan leider nur in sehr schlechter Kopie vorliegen habe) ergab dann die Signalverfolgung zwei Verdächtige, nämlich C 103 und C 106, jeweils ein Tantal-Elko mit 10 uF bei 35 V. Einer hatte einen satten Schluss, der andere war auch schon niederohmig. Ein Tausch gegen frische Exemplare mit 50 V Spannungsfestigkeit war dann alles, was noch zu tun war, und der SXV-6000 spielte wieder.

      Natürlich könnte man jetzt einige andere Sachen probieren, aber bevor ich das anfange, wollte ich erst einmal fragen, welche Erfahrungen hier vorliegen, und welche Tipps es vielleicht schon gibt. Da bin ich auf Hinweise gespannt !

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      BC651S = etwas rauschärmere Alternative zu BC550C.


      Slew rate der Transistoren in der Ausgangsstufe: Welches Problem würdest Du erwarten?

      Meine Sicht darauf:
      Bei der geringen Maximalamplitude der Vorverstärker- Ausgangsstufe werden keine besonders hohen Anforderungen an die Anstiegszeit gestellt. Der etwas "langsamere" BD828 ist mit ft von typ. 75 MHz immer noch viel schneller als hier erforderlich. Wirkt sich im Audio/NF.Bereich nicht aus.


      Die Tantalkondensatoren, die Du erneuern musstest, sind an der gleichen Stelle eine häufige Krankheit des XV 5000 und V 5000. Da dessen Pegelstellerstufe im SXV-6000 übernommen wurde, dito. Am besten nicht wieder durch Tantal an dieser Stelle ersetzen (da Impuls-Belastung). DAS war es aber auch schon. Sonst sind mir keine Schwachstellen elektrischer Art bekannt.
      Mechanisch: Häufiger gab es bei einigen Druckschaltern mechanische Probleme in der Weise, dass sie nicht mehr immer sicher einrasten wollten.

      Messungen (alles gut!):




      Gruß
      Reinhard
      Danke Reinhard,

      das mit den Schaltern war mir auch aufgefallen, hatte ich teilweise auf leicht steife Reste von Fett geschoben.

      Den Tantal habe ich durch einen 50 V Typ ersetzt. Die sind in der Regel robuster. Heute könnte man sicher auch einen guten Elko nehmen, ich wollte aber näher am Original bleiben (das Gerät gehört einem Bekannten, dem das wichtig ist).

      Bei den BD-Transistoren: Bei einem so starken Unterschied hätte ich schon eine Auswirkung auf die Kompensation erwartet, was aber offenbar nicht der Fall ist. Sie sind etwas knapp gekühlt, die Lösung mit dem kleinen Alustreifen ist minimalistisch ... und der wird für meinen Geschmack etwas zu heiss.

      Wenn der BC 651 S noch einmal rauschärmer ist als BC 550 (was ich aus meinem Vergleichsbuch nicht entnehmen konnte), warum sieht man den dann nicht häufiger ? Ich kann mich gerade an kein anderes Gerät mit diesem Typ erinnern. Wobei man bei Grundig ja immer mal recht besondere Lösungen hatte.

      Stammt der SXV-6000 eigentlich auch aus der Entwicklung von Hans und seinem Team ?

      Besten Gruss,

      Michael
      Lieber Michael und Leser.
      Stammt der SXV-6000 eigentlich auch aus der Entwicklung von Hans und seinem Team ?
      Nein.
      Diese Gruppe (AU.., SCHWA.., Ros...., Spin...) machte V5000, A5000, XV5000, [ R2000, R3000, T3000, R7500; mit AM/FM HF -Baugruppen von uns] z.B. R7500 Die HF-Platte (Anlage)
      V7500 usw. und vieles Andere.
      Also auch den SXV6000
      hans
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      Hier werkelt auch ein Grundig XV7500.( Ende der 80´er Jahre gekauft ) .
      Wird nur noch als Kopfhörer-Verstärker genutzt.
      Angeschlossen ist ein beyerdynamic DT770 Pro Kopfhörer + ein DENON DCD-700AE CD-Spieler.
      Klang ist auch nach über 30 Jahren noch sensationell gut .


      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „humax5600“ ()

      Eigentlich ja ein Trauerspiel bei Grundig. Nicht technisch natürlich, sondern kaufmännisch.

      Die Stereo hat 82 ausführlich und nachvollziehbar Vorverstärker getestet. Einige Geräte bekamen die Einstufung "Spitzenklasse", darunter auch der Grundig SXV 6000, der unter Berücksichtigung des Bedienungskomforts eindeutig an der Spitze des Testfeldes lag.
      In der gleichen Gruppe tummelten sich beispielsweise Marantz SC6, Restek V2 auf gleichem technischen Niveau.
      Und Grundig verlangt für dieses Stück vollendeten High-Ends 750 DM, Restek 1500 DM und Marantz gleich 1900DM.

      Ähnliches Beispiel der Grundig Tuner MT200. Spitzenklasse für 498DM, der technisch gleichwertige Tuner von Sony ging für fast 2000 DM über den Tisch.

      Naja, genug aufgeregt, der Vollständigkeit halber die Testergebnisse des SXV 6000:
      Bilder
      • Grundig SVX 6000.jpg

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      Vielen Dank fuer die Infos -- machmal ist das "preiswert" anbieten dann auch nicht erfolgreich ...

      Frage an Rolf: Koenntest Du mir ein PDF des Tests als PM schicken ? Oder gibt es einen Link, den ich uebersehen habe ?

      Besten Gruss,

      Michael

      p.s.: Ich hatte das reparierte Exemplar mit einem Sennheiser HD 650 getestet, und war sehr angetan !
      Mir gefällt der SXV-6000 auch besonders gut. Vor allem der Class-A Kopfhörerverstärker. Der macht ganz schön Wärme. Teilweise finde ich den SXV-6000 aber etwas over-engineered. Z.B. die Klangsteller nach Kanal getrennt. Das braucht man doch nicht wirklich? Sehr schön ist der Pegelsteller, um die Loudness anpassen zu können. Preis-Leistung ist super.
      Bei unterschiedlich gedämpften Räumen,
      sprich im Normalfall - links wallende Vorhänge, rechts Gelsenkirchener Barockschrank -
      muß man nicht nur die Balance-Einstellung anpassen sondern auch die Frequenzgangkurve separat anpassen.
      Es sei denn man wohnt in einem akustich optimierten Labor, dann wohl ohne weibliche Mitbewohner.

      Klasse-A Kopfhörerverstärker sind ab einer bestimmten Klasse geradezu ein Muß.
      Ich kann da Bände über schlechte Kopfhörer-Verstärker schreiben, selbst bei ansonsten Klasse-Geräten.
      Auch die Methode von Grundig an Leistungsendstufen den Kopfhörer nicht bloß über einen Längswiderstand anzukoppeln geht in die richtige Richtung.#

      Ich bevorzuge es allerdings aus klanglichen Gründen, einen "heißen" Abschluß zu machen,
      die Endstufe wird dabei zum Teil ausbelastet und muß so arbeiten als wenn Lautsprecher daran hingen.
      Erst so bekommt man mit wie gut (oder eben nicht) so eine Endstufe klingt.
      Etwa fünf (bis zehn) Watt kann sie schon leisten um aus den Übernahmeverzerrungen und Grundrauschen weit heraus zu klettern.
      Dann ist automatisch das Gejammer weg das ein Gerät bei Kopfhörerbetrieb rauscht und zerrt.
      Was bei altertümlichen Klassikern durchaus vorkommen kann wenn man einen hochohmigen, hochempfindlichen Kopfhörer anschließt, was oft genug die herausragenden Spitzenklasse-Kopfhörer sind.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Also, ich habe die besten Erfahrungen mit Vorstufen gemacht, die eigentlich wie kleine Endstufen gebaut sind, und im Ausgang dann in Class A laufen, so mit ca. 1 W. Dann den KH mit 50 Ohm angekoppelt. Da rauscht nichts in nennenswerter Weise, und die Leistung reicht bei den allermeisten KHs.

      Besten Gruss,

      Michael
      Habe den SXV6000 Kopfhörerverstärker vor ca. 30 Jahren mal nachgebaut. Müsste noch irgendwo rumliegen in der Schrottkiste. War ein feines Teil. Der einzige Nachteil ist, dass Class-A mehr Power verbräht, als ein Backofen. Vor allem im Ruhezustand. Man muss den Strom schon richtig hochdrehen, damit die Crossover-Distortion minimal wird. Man darf sich dann über <0.0005% freuen.
      Eine C-freier Ausgang ist immer gefährlich, weil der Kopfhörer im Fehlerfall gegrillt wird. Da muss die DC-Offsetabschaltung funktionieren. Ein Elko am Ausgang ist kein Problem für die THD, solange dieser groß genug ist. Ich hatte da, glaube ich, 4700uF verbaut mit 47 Ohm Z-out. Die Schaltung war etwas angewandelt und verbessert.
      Aber THD ist doch nicht alles ... und ein Elko im Ausgang ist nach meiner Erfahrung mindestens so gefährlich wie eine DC-Kopplung. Wenn der nämlich leckt, wird der KH wirklich gegrillt. Mir ist in 30 Jahren noch kein KH-Amp mit symm. Ausgang gestorben, solche mit Elko im Ausgang aber schon einige Male. Die kommen bei mir nicht mehr zum Einsatz. Mal ganz abgesehen vom klanglichen Nachteil, den so ein Elko hat. Bei Endstufen ist man davon abgekommen, aus gutem Grunde. Bei Vorstufen ist das anders, weil praktisch kein Strom fliesst. Beim KH ist man in einer Zwischensituation. Da geht das noch recht gut, aber das Resultat mit einer DC-gekoppelten Ausgangsstufe ist einfach einen Tick besser. Übrigens umso deutlicher, je stromhungriger der KH ist. Ein HD 800 ist da schon relativ anspruchsvoll ...

      Michael
      Jeder macht sich sein Weltbild. Würde mich aber interessieren, was da Unfung ist, an meiner Aussage, die physikalisch fundiert und durch Messungen bestätigt ist. Ich kann Ihnen das auch mathematisch herleiten, wenn es gewünscht ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „ralf0x“ ()

      Da kann ich jetzt nur auf die einschlägige Fachliteratur verweisen, nicht Physik, sondern E-Technik und Verstärkerbau. Zu Verzerrungen durch Elkos findet man z.B. ein wenig im Buch von Bob Cordell, aber auch das ist ja nur ein Aspekt der Sache. Ein Elko ist ein komplexes Bauteil, und bei diesen Fragen spielen viele von den sich daraus ergebenen Aspekten eine Rolle. Der Platz ist nicht das Problem, denn den kann man ja beim Netzteil sparen. Zuverlässigkeit, Frequenzabhängigkeit, Wickeleigenschaften etc. sind alle einzubeziehen. Der Bau einer Endstufe (auch einer Ausgangsstufe) mit DC-gekoppeltem Ausgang ist teurer als der mit einem Elko, auch wenn man den im Wert "korrekt" bemisst (und nicht zu klein, wie oft gesehen).

      Trotzdem sind nahezu alle Hersteller schon in den siebziger Jahren von der Version mit Elko abgekommen, zuerst bei den Endstufen, später sogar oft bei den Vorstufen.

      Mit Mathematik hat das übrigens NICHTS zu tun. Ist ein weit verbreitetes Missverständnis, von Mathematik zu sprechen, wenn man das Ausrechnen einer einfachen frequenzabhängigen Formel meint. Die Darstellung der Sachverhalte in Texten der Form "Elektronik für Physiker" ist auch oftmals zu sehr vereinfacht, um die teilweise subtilen Phänomene korrekt zu erfassen. Ich werde mich zu dieser Sache nicht weiter äußern.

      Besten Gruss,

      Michael