Meracus Intrare Vollverstärker

      Meracus Intrare Vollverstärker

      Liebe Freunde,

      heute möchte ich ein klein wenig über einen Vollverstärker der deutschen Firma Meracus berichten, den ich mit Unterstützung von Christian überarbeitet habe. An anderer Stelle gibt es ja nun schon einiges zur Phonokarte dieser Firma, jetzt ist der alte "Intrare" dran. Hier ein Bild des Innenlebens:



      Dies ist die letzte Variante der Urversion, schon mit einer besseren Abschaltung bei Überhitzung und anderen Transistoren im Ausgang. Zunächst werkelten je zwei BD 911 / 912 pro Kanal, aber die waren vielleicht nicht "robust" genug, zumal hier nur mit flinken Sicherungen im Ausgang gearbeitet wird. Bei dieser Version sitzen einzelne 2SA1227A / 2SC 2987A im Ausgang. Der Kühlkörper wurde ergänzt, denn ohne geht es leider gar nicht. Die Endstufe sitzt nur auf einer kleinen Aluplatte, die mit dem Bodenblech verschraubt ist. Das leitet nicht genug Wärme ab. Leider reicht auch der zusätzliche Kühlkörper noch nicht aus, wenn man damit mehr als 2-3 W an Leistung entnehmen will. Daher hat Christian mal gleich eine kleine Schaltung aufgebaut, die mit einem NTC am Kühler bei Erwärmung einen Lüfter zuschaltet. Details sehen so aus:



      Die kleine Lochrasterplatine links enthält die Schaltung (ich gehe mal davon aus, dass Christian hierzu noch etwas ergänzt, inkl. Schaltplan), der kleine Lüfter mit 50x50 mm sitzt daneben. Es ist ein 24 V Typ mit 0,72 W, und ist hier einfach mit 4 Schrauben montiert --- rechts das Bild von unten, mit dem passenden Schutzgitter. Wichtig ist, dass der Lüfter nicht flächig aufliegt (dann kann er das Blech zum Vibrieren bringen). Das kann man mit etwas Silikonpaste verhindern, oder (wie hier) durch den Einsatz von ein paar Isolierscheiben, wodurch der Kontakt nur an den 4 Befestigungspunkten erfolgt. Klappt bestens, und schaltet sich erst bei ca. 50 Grad zu. Die Mimik hängt an + 15 V, was reicht. Diese Spannung ist weniger belastet als die negative, daher passt das besser hier mit dran.

      Da lag nämlich noch ein kleines Problem: Die Phonokarte von Meracus, die anderswo im Forum genauer beschrieben worden ist, passt hier zwar mechanisch, aber nicht elektrisch: die Regler für die +- 15 V werden dann einfach zu heiss. Daher wurde (wieder von Christian !) auf der Basis der ESP Phono-Schaltung, die auch anderswo im Forum genauer besprochen wurde, eine kleine Alternative erstellt (bzw. eine passende Platine), die im folgenden Bild zu sehen ist.



      Sie ist hier mit dem OPA 2134 aufgebaut (ein Doppel-OPV pro Kanal) und mittels zwei 2x5 Steckleisten passend aufgesteckt. Dabei zeigt die Bestückungsseite mit den kleinen Bauteilen nach unten, nur die ICs und die Elkos sind nach oben aufgebaut. Man erkennt das gut an der hier nebengelegten zweiten Karte. Zur Einsparung von etwas Leistung sind noch die Ströme durch zwei LEDs auf der Platine und einer LED an der Front halbiert worden, und jetzt klappt alles prima, nichts wird mehr zu warm. Ich habe das mal im Vergleich mit der separat aufgebauten Original-Phonokarte angehört, und finde diese Lösung wirklich gut. Ich kann kaum Unterschiede ausmachen --- wobei jetzt natürlich nur MM geht.

      Im Eingang eines Kanals waren noch zwei BC 550 C hin, die hatte Christian getauscht. Vorher hatte ich einige Isolationsfolien aus Kapton unter die kleinen Kühler getan (die können sonst Leiterbahnen durchscheuern) und diverse Lötstellen nachgelötet, sowie den Profil-Kühler montiert. Vier Trimmer wurden durch 10-Gang-Versionen ersetzt. Zwei sind für den Ruhestrom (ca. 40 mA passen gut), die anderen beiden zur DC-Einstellung (mit etwas Geduld kommt man auf wenige mV am Ausgang runter).

      Jetzt wartet noch der Deckel auf seine finale Lackierung, dann mache ich noch ein Bild --- das Ding sieht nämlich recht ungewöhnlich aus. Klanglich gefällt er mir sehr gut, etwa 40 W pro Kanal an 8 Ohm kann er bereitstellen (jedenfalls kurzfristig ... auf Dauer trotz Lüfter nicht), und es fällt dabei eine sehr spritzige Gangart auf. Vielleicht berichtet Christian hierzu auch noch etwas, denn er hat (gründlich wie er ist) den Schaltplan rekonstruiert und auch simuliert, mit m.E. sehr guten Resultaten. Mein Fazit: Ein Gerät mit einigen kleinen Schwächen, die man bearbeiten muss, was sich aber ganz sicher lohnt. Man bekommt einen wirklich tollen Vollverstärker aus dem Sauerland, der beim Musikhören richtig Spass macht !

      Besten Gruss, und vielen Dank an Christian, ohne den ich das so nicht hätte machen können,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Hallo Michael,

      das sind ja umfangreiche Änderungen. Du und Christian, Ihr habt das bestimmt gut durchdacht und untersucht. Dehalb meine Frage.

      Ursprünglich hatte der Intrare in der ersten Version (Mk I) ja weder den zusätzlichen Kühlkörper (Wärmeabfuhr nur über Bodenblech) noch den Ventilator und auch keine Lüftungsöffnungen im Deckel und heizte sich daher leicht auf. Das hattest Du ja schon beschrieben. Die Ausgangsleistung von wenigstens 30 W an 8 Ohm (war für ihn eine "Nenn- Ausgangsleistungleistung" überhaupt angegeben?) sollte er ja eigentlich wenigstens 10 Minuten auf beiden Kanälen auch ohne die bessere Kühlung geschafft haben, ohne dass der Thermoschalter dadurch aktiviert wird.

      Wenn er nun (mit den neuen/geänderten Leistungstransistoren) bereits bei 2-3 W Ausgangsleistung und bei 40 mA Ruhestrom einen zusätzlichen Kühlkörper und Zwangskonvektion verlangt, war der originale Ruhestrom in der Mk I Version viel kleiner?

      Gruß
      Reinhard
      Lieber Reinhard,

      30 W an 8 Ohm hat die originale Version sicher keine 10 Minuten lang geschafft ohne abzuschalten, jedenfalls nicht mit dem Deckel drauf. Hier etwas mehr dazu (inkl. Bild):

      ftbw.de/xp/amplifier-xp/meracus-intrare-1.html

      Problem ist wirklich, dass das Blech zu langsam ableitet, und die kleinen seitlichen Lüftungsschlitze sowie die paar im Boden nicht genug Luftdurchsatz ermöglichen. Es gab wohl auch einen Blechdeckel mit weiteren Schlitzen, aber den hatte ich nie, kenne ihn nur von Bildern.

      Mit dem aufgesetzten Kühlkörper klappt wohl, wenn ich das richtig behalten habe, so etwas wie 3 W Dauer (das kann Christian nachtragen, er hat das getestet). So laut höre ich nicht über eine längere Zeit, weshalb das bei mir nie aufgefallen ist. Mit der zugeschalteten Zwangsbelüftung kommt man wohl auf so etwas wie 7 W Dauer, und das reicht "fapp" (= for all practical purposes, frei nach John Bell) im Wohnzimmer.

      Dieses thermische Problem war bekannt, die späteren Modelle sind anders gebaut, haben andere Deckel, und einen deutlich größeren Kühlkörper. Aber die Modelle sind auch im Eingang mit allerlei digitalen Chips ausgestattet worden, um alle nur erdenklichen Fernbedienungsoptionen zu haben. Da ist dann der Klang etwas auf der Strecke geblieben. Trotz im Wesentlichen wohl gleicher Endstufe kann man im direkten Vergleich klar einen Unterschied feststellen, die späteren Exemplare spielen im Vergleich einfach etwas "langweilig" auf. Und das liegt jetzt eben nicht daran, dass die alte Version mehr verzerrt oder so --- das tut sie nämlich nicht. Die verhält sich messtechnisch untadelig.

      Zum Ruhestrom in der Urversion weiss ich wenig, aber der lag sicher nicht höher als 20 mA pro Transistor, eher sogar etwas weniger. Bei rund 43 V DC Bordspannung entsteht sonst ja schon alleine dadurch zuviel Wärme. Der Deckel ist zu allem Überfluss aus MDF, also bestens wärmeisolierend ... sieht aber schick aus.

      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Hi zusammen, hallo Reinhard,

      die einzige Erklärung, dass die Version I wärmetechnisch besser abgeschnitten haben könnte, wäre meiner Meinung nach eine geringere Railspannung/ Ausgangsleistung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ohne den zusätzlichen Rippenkühlkörper der Verstärker auch nur 5 Minuten bei 30 Watt mitgemacht hätte. Ob nun 20 mA oder 40 mA Ruhestrom eingestellt sind, ist für die Erwärmung nicht ganz so entscheidend. Die jetzige Version mit 40 mA erwärmt sich ohne Ansteuerung nur wenig.

      Der Intrare in der geschilderten Ausführung hat einen 160 VA-Ringkerntrafo drin, der die Endstufen mit +-43 Volt Spannung versorgt. Ähnlich wie beim Saba 9241 sind mit dieser Spannung problemlos 2 x 60 Watt Sinus-Ausgangsleistung machbar, kurzzeitig auch deutlich mehr. Fordert man die ab, kommt nach zwei-drei Minuten die thermische Abschaltung. Ohne aktive Kühlung reichen 3 Watt Sinus, damit dem Verstärker nach 30 Minuten zu heiß wird, bei 10 Watt sind es 12 Minuten. Leistungshungrige Boxen und eine etwas lautere Hörgewohnheit würden ihn durchaus auch im Praxisbetrieb in die thermische Abschaltung treiben.
      Die Kühlung ist einfach zu knapp bemessen und ungünstig angeordnet. Das hat auch Meracus gemerkt und die spätere MKII-Version des Intrare (mit Microcontroller) sitzt in einem Blechkasten mit hässlicher Lüftungsöffnung im Deckel.

      Die Endstufentransistoren sitzen auf einem dickeren Alublech, das mit dem Boden verschraubt ist. Auf dieses Blech ist noch ein Rippenkühlkörper aufgeklebt, den man in Michaels Bild sieht. Die Kühlkörpertemperatur wird mittels eines BD136 ermittelt, dessen BE-Spannung überwacht ein Opamp-Komparator. Die Abschalttemperatur beträgt ca. 80°C.
      Es gibt keine Luftöffnungen im Boden, sondern nur seitlich im hinteren Drittel, relativ weit weg vom Kühlkörper. Die Luft kann nicht nach oben weg, von daher gibt es keinen Kamineffekt, die heiße Luft staut sich im Gehäuse. Der Deckel aus dickem MDF-Material wirkt zudem als recht effektive Wärmeisolationsschicht. Nun könnte man radikal in das Gehäusekonzept eingreifen und Boden und Deckel mit großzügigen Lüftungsöffnungen versehen. Aber das wäre schade um das puristische Gesamtbild.



      Temperaturmessungen am unveränderten Gerät: Die blaue Kurve ist die Kühlkörpertemperatur in der Nähe des Temperatursensors. Bis zur ersten Abschaltung lief das Gerät mit 10 Watt je Kanal, bis zur zweiten mit ca. 3 Watt. Die gelbe Kurve zeigt die Temperatur am Kühlkörper des Spannungsreglers für die negative 15-V-Spannung, die in der ersten Stufe des Verstärkers und für diverse Hilfsschaltungen verwendet wird. Auch da merkt man, dass die Geschichte knapp bemessen ist. Es wird ziemlich warm. Schon wenige mA Stromfluss sorgen für eine deutlichen Leistungsumsatz, da die Rohspannung für die Regler direkt von den 43 Volt Railspannung der Endstufen abgeleitet wird.

      Die einfachste und unauffälligste Variante ist daher tatsächlich eine aktive Kühlung, die Luft von unten ansaugt und seitlich wieder durch die Gehäuseschlitze herausbläst. Viel Platz ist leider nicht vorhanden, von daher bleibt nur ein 50-mm-Lüfter in der Silent-Version. Aber auch die ist schon hörbar, deshalb wird eine 24V-Version mit nur 15 Volt betrieben. Diese Kühlung mit ein paar zusätzlichen Stromsparmaßnahmen reicht aus, dass der Verstärker nun dauerhaft 7 Watt verträgt.
      Zur Umsetzung: Wie Michael schon erwähnte, ist die mechanische Entkoppelung des Lüfters vom Gehäuse wichtig. Ich habe das mit Silikonraupen erledigt, auch die Befestigungsschrauben sitzen in Silikon, ohne direkten Kontakt zum Lüfterkorpus. Weiterhin schaltet der Lüfter nur zu, wenn es zu warm wird. Hier ist die passende Schaltung:



      Wird der NTC mit Nennwiderstand 10 kOhm warm, sinkt sein Widerstand und erreicht bei 40-50°C etwas zwischen 4-5 kOhm. Die Spannung an der Basis von Q1 steigt. Bei mehr als 8,2 Volt öffnen Q1 und Q2, sie gehen in den leitenden Zustand über und aktivieren den Lüftermotor. Wer mag, macht R3 in Grenzen einstellbar und kann damit die Einsatztemperatur variieren.



      Das ist die etwas vereinfachte Schaltung des Verstärkerteils. Es fehlen nicht ganz so wesentliche Details zur Spannungsregelung, die Schutzschaltung (Thermisch, Gleichspannung, Überlast) und die Schutzdioden an den Ausgangstransistoren. Die Temperatur des negativen Spannungsreglers kann reduziert werden, wenn der Strom durch die LED reduziert wird: R6 kann man ungestraft auf 2,2 kOhm erhöhen. Die -12 Volt werden von den -15 V durch eine Zenderdiode (Schaltungsteil nicht dargestellt) abgeleitet und versorgen beide Kanäle. Damit die Reduktion des Strombedarfs wirksam wird, muss man den Vorwiderstand der Zenerdiode ebenfalls erhöhen:100 Ohm --> 150 Ohm sind nach Einbau der 2k2-Widerstände möglich.
      Elektrisch gibt sich die Schaltung untadelig, auch mein Höreindruck ist sehr positiv. Dazu trägt neben dem guten Schaltungskonzept wohl auch die kompromisslose Masseführung bei.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Danke Christian,

      so haben wir jetzt eine gute Darstellung dieses m.E. interessanten Geräts aus deutscher Fertigung. Bei meinem Exemplar hier sind übrigens auch im Boden ein paar Schlitze (an die kann ich mich bei anderen Exemplare aber nicht erinnern, kann also mal geändert worden sein). Dennoch reichen auch diese Schlitze, die unter der Platine sitzen, nicht aus um genug "Durchzug" zu machen.

      Der von mir ergänzte Kühlkörper ist ein SK 421 50 SA der Fa. Fischer. Er passt da, wie man am Bild sieht, so gerade rein. Er ist mit 3 oder 4 Schrauben M3 von unten verschraubt (Sacklöcher mit Gewinde M3 in den KK gesetzt) und gleichzeitig mit JB Weld verklebt (was auch einen guten thermischen Kontakt sicherstellt).

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael, hallo Christian,

      da habt Ihr "ganze Arbeit" geleistet!
      7 W Nenn-(Dauer-)Leistung/Kanal sind ja ausreichend. Und es war den Aufwand wert, wegen der mehrfach nachgesagten audiophilen Qualität dieses Verstärkers.

      Aber die Originalversion (Mk I) ohne ausreichende Kühlung hätte dem Hersteller um die Ohren gehaut gehört. Wenn der sich bei 3 W schon nach wenigen Minuten thermisch abschaltet, hätte er noch nicht mal die die halbe geforderte Leistung von "HiFi nach DIN 45500" aus den 1960iger Jahren erfüllen können. Das hat ja auch keine erste Verkaufsserie gebraucht, bis der Hersteller das gemerkt hat. Schon beim allerersten Prototype - noch vor Produktionsbeginn - muss das doch schon sonnenklar gewesen sein. Kein Ruhmesblatt für deutsche Fertigung.

      Ihr habt auch nirgends die Angabe von Nenn-Ausgangsleistung an 4 oder 8 Ohm in den Unterlagen des Herstellers gefunden, die zum Gerät (Mk i) gehören, oder? Im Betriebs-Manual steht es jedenfalls nicht, das habe ich darauf genau angesehen. Es wäre damit ja nun auch ziemlich klar, warum nicht! Dort steht nur "max. Leistungsaufnahme 160 VA".

      Grüße
      Reinhard
      Tja, Reinhard, da sagst Du was ... es gibt sicher auch Gründe, warum man von diesen Geräten nicht so viel gehört hat damals --- oder genauer gesagt, von diesem Vollverstärker nicht. Es gab wohl Tests (s.u. im Nachtrag), aber die DIN-Norm können sie nicht nachgemessen haben. Eine offizielle Angabe zur Leistung habe ich im nächsten Post ergänzt, auch die ohne jeden Bezug zur DIN.

      Ganz nachvollziehen kann ich die Historie nicht, vielleicht war der Produktionsdruck zu hoch. Der Trafo war m.W. immer ein 160 VA, habe nie einen anderen gesehen. Die Spannung könnte zu Produktionsbeginn kleiner gewesen sein, das würde auch das Problem mit der Überhitzung der LM 317 / 337 Regler erklären, aber ich habe mir keine Messungen notiert. Die Urversion mit BD 911 / 912 hatte ich zweimal auf dem Tisch, aber das ist lange her --- ich meine aber, dass auch die mit den 43 V gearbeitet haben. Die Version mit den japanischen Transistoren im Ausgang gefiel mir aber besser.

      Wie dem auch sei, zum Wegwerfen sind die einfach zu schade. Es gibt sicher noch einige defekte Exemplare, und wenn die dann mit den Hinweisen von hier wieder flott gemacht werden können, würde mich das freuen. Und wer ein umgebautes Exemplar hat, wird damit sicher zufrieden sein.

      Michael

      Nachtrag: In der Stereo 3/95 war wohl ein Intrare mit den BD 911/912 drin, aber ich habe den Artikel leider nicht, weshalb ich keine weiteren Details kenne. Die Phono-Karte war aber mit dabei. Falls jemand das Heft zufällig haben sollte, würde mich eine Kopie interessieren ! Ebenso wohl in Audio 1/96.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Doch noch ein Nachtrag, ich habe eine alte BDA gefunden, die etwas zu den technischen Daten enthält:



      Die Angaben zu Phono beziehen sich auf die Meracus-Karte, die man ja leider nicht einsetzen kann (oder genauer: nicht auf Dauer darin betreiben kann ohne Ausfall der Spannungsversorgung). Die oben gezeigte Alternative kann nur MM, ist dann aber in der Empfindlichkeit vergleichbar. Die Sinus-Ausgangsleistungen sind (wie oben ja schon erläutert) ganz sicher nur theoretische Werte, also nicht im Sinne von DIN zu verstehen. Passen aber zur Erwartung aufgrund der DC-Spannung, und vermutlich auch zur Simulation.

      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Hallo Michael,

      Diese BDA gehört tatsächlich zum Intrare Mk I? Sehr dubios. Dann wäre das "Augenwischerei".
      Ich finde in der Bedienungsanleitung (hifiengine.com/manual_library/meracus/intrare.shtml) nur diese wenigen Angaben, sonst keinerlei Daten:




      Wenn der Intrare Mk I aber tatsächlich nur 10 W über einen Zeitraum von knapp über 10 Minuten schafft ohne thermisch bei 80°C abzuschalten, wie Christian gemessen hat, das sind ja hard facts, kann Sinus-(Dauer)Nennleistung von 2 x 80 W an 4 Ohm unmöglich richtig sein. Von 2 x 90 W an 2 Ohm ganz zu schweigen. Solche Werte sind allenfalls nur kurzzeitig möglich.

      DIN-Mindest-Anforderung (von 1966) ist aber wenigstens 10 Minuten:



      Der Intrare ist mit einer maximalen Leistungsaufnahme (Scheinleistung) von 160 VA angegeben. Sinus-Ausgangsleistung von 2 x 90 W an 2 Ohm und 2 x 80 W an 4 Ohm passt dazu nicht, selbst wenn Scheinleistung = Wirkleistung wäre. Das wäre der einzige Class-AB-Verstärker, der ohne Kühlkörper (nur mit thermischer Wärmeabfuhr zum Stahl-Bodenblech des Gehäuses als Kühlfläche) solche enormen Leistungen liefern könnte. Kann nicht sein. Was Christians Messung zeigt, kann man auch für die maximal zulässige Sperrschichttemperatur der Leistungstransistoren von 150°C und den Wärmeleitungskoeffizienten und Wärmekapazitäten des Kühlblechs und der Wärmeleitung der Materialübergänge über Silikonfolie oder Glimmerscheibe zu Kühlblech / Stahlblech ausrechnen. Rechnung ergibt z.B.: Bei 2 x 30 W Sinus-Nenn-Ausgangsleistung (60 W gesamt) benötigt man bereits einen Kühlkörper mit einem Wärmewiderstand von ca. 0,7 °C/W oder zwei (einen pro Kanal) mit je 1,4 °C/W (oder besser). Der Fischer SK 421 50 Kühlkörper hat 2,1 °C/W. Mit zusätzlicher erzwungener Konvektion von 2 m/s (leiser Lüfter) kommt der auf ca 1 °C/W herunter.

      Auch bei den späteren Intrare Modellen (Mk II) mit innenliegendem Kühlkörper und zusätzlichen Lüftungsöffungen im Deckel (und Boden) ist eine hohe Sinus-(Dauer)Leistung nicht möglich. Dafür hat der in diesem flachen geschlossenen Gehäuse innen liegende Kühlkörper immer noch zu großen Wärmewiderstand. Und ein effizienterer Kühlkörper passt da innen nicht rein. Eine gute Lösung ist beim Grundig SV 2000 verwirklicht: Zwei grosse aussenliegende Kühlkörper und trotzdem ultraflache Bauweise.


      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Lieber Reinhard,

      dem kann (und will) ich nichts entgegensetzen --- es ist genau so, wie Du es schreibst ! Die BDA ist aber definitiv vom Mk I, denn das Bild ist vorne drauf --- die späteren sehen ja ganz anders aus, haben nicht mehr diese MDF-Haube. Die gab's auch in Schiefer, wenn man mehr ausgeben wollte.

      Ich habe inzwischen noch zwei Tests gefunden, aber leider die Texte nicht. Einmal Stereo (3/95), einmal Audio (1/96), beides die Mk I Version mit BD 911 / 912, aber schon mit der Platine, die oben auf dem Bild ist. Die KÖNNEN damals nur eine Momentaufnahme gemacht, nicht nach DIN gemessen haben.

      Die kurzfristige (!!) Leistungsentnahme von 90 W an 2 Ohm geht schon, mit dem Trafo, wenn man nur einen Kanal misst, und das ganz schnell macht ... so könnte das entstanden sein, oder man hat die Simulationen mit herangezogen. Ein Ringkern mit 160 VA leistet kurzfristig auch eine Ecke mehr, wird dann aber auch sehr schnell warm.

      Wie dem auch sei --- die Engpässe sind wie oben beschrieben, und erfordern gewisse Massnahmen, da gibt es nichts zu deuteln. Aber wenn man das mal gemacht hat, wird man mit einem wirklich feinen, kleinen Vollverstärker belohnt. Christian ist mit seinem Exemplar ja offenbar auch zufrieden ;)

      Besten Gruss,

      Michael
      Da hast Du absolut recht, Reinhard. Ich kann nur spekulieren --- die Firma wollte an den Markt, und stand unter Druck. Kam vielleicht (vermutlich sogar) aus einem anderen Sektor (es gibt sie ja noch !), und daher gab es vielleicht weniger Erfahrung mit den Hürden der HiFi-Szene ...

      Aber im Grunde ist das alles nicht wirklich wichtig. Viele Leute waren trotzdem mit den Teilen lange sehr zufrieden, jedenfalls solange man nicht viel Leistung verlangt hat. Und jetzt können wir doch mit den Erfahrungen hier einige der alten Schätzchen richtig auf Trapp bringen ... ;)

      Michael
      Manche Pannen dürfen nicht passieren!

      Vermutlich war das damals ein Kampf zwischen Entwickler, Marketing und Designer.
      Der Entwickler war zu sachlich, technisches Zeugs interessierte Marketing und Design nicht.

      Der dachte sich, sollen die mal machen, mein gelieferter Teil ist gut.
      Dem ist ja offensichtlich auch so, nur halt BMW-Motor in Karosserie Ente mit Luftkühlung.
      Bei Schrittgeschwindigkeit oder selten Zone Tempo 30 fällt das kaum auf.
      Der Labortest zeigte, Ente kann auch Wohnwagen ziehen, zumindest leistungsmäßig.

      Seien wir ehrlich, Stereoanlagen bei Zimmerlautstärke werkeln in der Gegend 100 mW.
      Soll es merklich lauter werden, 1 Watt, kann man sich kaum noch unterhalten.
      Von 0,1 Watt bis 40 Watt sind es 26 dB, sehr großzügige Reserve.

      Vermutlich war und ist der typische Kundenkreis "alte weiße Männer".
      Die hören seltenst laut, wollen bei Musik ein Glas edlen Wein oder Cognac genießen.
      Damit Sohnemann nicht bei der nächsten Party in Versuchung gerät, wird vorgesorgt.
      Der bekommt für solche Zwecke seinen Wunsch 64 +1 bei 1000 Watt pmpo von Amazon.
      Beide sind glücklich, Vater hat sein Spielzeug und Sohnemann seins für heavy ram bam.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com