Der UVG 2 ist ein NF-Frequenzgenerator, der Sinus- und Rechteckspannungen ausgeben kann. Laut Bedienungsanleitung erzeugt er Frequenzen zwischen 10 Hz und 100 kHz mit Uss in den Stufen von 1V, 10V und 30V. In den einzelnen Bereichen lässt sich die Amplitude stufenlos zwischen 10% und 100% mittels Poti verstellen. So weit ist das Gerät also nicht unbedingt bemerkenswert. Bis auf die niederohmige Ausgangsstufe für den 10-Volt-Bereich. Diese hat einen Innenwiderstand von 10 Ohm und ist damit durchaus in der Lage, einen Lautsprecher direkt zu betreiben. Auch für das Testen von Trafowicklungen auf Windungsschluss sollten das gute Voraussetzungen sein. Das Gerät kam Ende der 1970er auf den Markt und wurde mit den damals verfügbaren Komponenten in der DDR-Welt konzipiert. In der diskret aufgebauten Spannungsregelung und in einem der Leistungsverstärker finden sich noch Germaniumtransistoren.
Das Gerät wurde zur Nutzung als Unterrichtsmittel konzipiert, in Kombination mit einem simpel gehaltenen Einstrahl-Oszilloskop und einer Vorschalteinheit, die die gleichzeitige Darstellung von zwei Signalen erlaubte. Beides gehörte zum Geräteprogramm der Radio-Fernsehen-Elektronik PGH in Marienberg. Für diese Zwecke war weder eine exakte Frequenzanzeige notwendig, noch hifi-würdige niedrige Klirrfaktoren.
Lang fristete das Gerät ein Schattendasein in meiner Garage, nachdem ich es vor dem Sperrmüll bewahrt hatte. Nun habe ich es herausgekramt und wieder zum Leben erweckt.
Schaltung und Bedienungsanleitung sind hier zu finden:
bee.mif.pg.gda.pl/ciasteczkowypotwor/Inne/UVG2.pdf
Zum Schaltungskonzept:
Ein Wien-Brücken-Generator, aufgebaut mit drei Kleinsignal-Transistoren und Amplitudenstabilisierung per Glühlampe 6 V, 50 mA, erzeugt das Rohsignal. Die Kondensatoren der Wienbrücke können in vier Dekaden umgeschaltet werden, ein Doppelpoti sorgt für die lückenlose Durchstimmbarkeit in einer Dekade. Die Ausgangsspannung des Oszis liegt bei maxial ca. 5 Vss Maximum, will man keine zu hohen Verzerrungen.
Das Oszillatorsignal wird für den Sinusausgang zwei separaten Verstärkern zugeführt. Der eine befindet sich noch mit auf der Oszillatorplatine und erzeugt 30 Vss mit einem relativ hohen und unüblichen Innenwiderstand von 1 kOhm. Der andere hat einen separaten Einschub spendiert bekommen und erzeugt mittels einer Class-A-Schaltung mit Darlingtonkonfiguration 10 Vss mit besagten 10 Ohm Innenwiderstand. Trotz Class A erzeugt die Schaltung schon nennenswerten zusätzlichen Klirr in der Größenordnung von 1%.
Das Rechtecksignal wird, ebenfalls noch auf der Oszillatorplatine, mittels einer Schmitt-Trigger-Schaltung in Differenzverstärkerkonfiguration aus dem Sinussignal abgeleitet. Auch hier schließen sich für 30 Vss und 10 Vss jeweils separate Verstärkerstufen an. Die Einstellung der Amplitude dieser Rechteckspannungen erfolgt durch Änderung der Versorgungsspannungen dieser Verstärker.
Schaltung des Oszillators und Rechteckformerstufe
Nahaufnahme der Oszillatorplatine
Sowohl Sinus- als auch Rechteckausgang für 1 V werden über Spannungsteiler von den 10 Volt abgeleitet.
Aufbau:
Das Gerät ist in einem DDR-typischen Normgehäuse mit Rahmen und Steckkarten, beplankt in lebensfrohem Grau, untergebracht. Innen sieht es erstaunlich aufgeräumt aus. Geflochtene Leiterbäume und Steckkarten sorgen für Ordnung. Einzig die Kondensatorplatine mit den Frequenzbereichsschaltern ist nicht steckbar ausgeführt. Die interne Verschaltung ist leider zum allergrößten Teil mit einheitlich gelb isolierten Drähten ausgeführt worden. Auch finden sich keinerlei Nummern der Steckkontakte an den Leiterzügen im Schaltplan. Das erschwert die Fehlersuche etwas, aber zu schlimm ist das auch nicht. Die Steckkarten sind von drei Seiten zugänglich und man kann so an alle wichtigen Meßstellen herankommen und den Bestückungsdruck erkennen. Das Gehäusekonzept ermöglicht nach Entfernen von nur je zwei Schrauben in Boden und Deckel die Abnahme aller vier Seitenteile. Weitere vier Schrauben, und die Hinterwand ist aus dem Weg, und man kann die Karten herausziehen.
Mein Exemplar wurde nach 1987 gebaut. Darauf lassen die Datumscodes auf den Bauteilen schließen. Die angefundenen Bauformen der Widerstände und Elkos unterstützen dies. Ein paar vorgefundene Transistoren vom Typ SF826, verwendet als Ersatz für SF126 gab es ebenfalls erst Ende der 1980er Jahre. Noch etwas fällt auf. An mehreren Stellen wurde getrickst, um Widerstände größerer Bauart als ursprünglich geplant auf die Platinen zu bringen. PGHs standen mit am unteren Ende der Zuweisungshierarchie sozialistischer Betriebe. Daraus folgten immer wieder mal Probleme, exakt passende Bauteile für die Produktion zu beziehen.
Kontakte, Steckverbinder und Schalter erwiesen sich als erstaunlich sauber. Einzig die solide gebauten Stufenschalter hatten Kontaktprobleme. Schuld war nicht etwa eine Oxidschicht, sondern verharztes Fett. Etwas Tunerspray und Wattestäbchenbehandlung, und an dieser Front herrschte Ruhe.
Abgleich:
Mein Gerät wies etwas Nachgleichbedarf auf. Der Sinus der Oszillatorschaltung hatte einen flachen Boden, auch in anderen Bereichen passte der Arbeitspunkt nicht.
Durch die gesamten Schaltungsteile hat der Entwickler großzügig Einstellwiderstände verteilt. Für einige Exemplare gibt es spärliche Angaben im Text der Bedienungsanleitung. Aber eine richtige Abgleichanweisung existiert leider nicht. Bei mehreren Potis funktioniert nach nur geringem Verstellweg der zugehörige Schaltungsteil nicht mehr, so z. B. der Rechteckformer, die Oszillatorschaltung und auch der Sinusverstärker.
Eine sinnvolle Abgleichreihenfolge und entsprechende Hinweise für die korrekte Sollstellung werde ich deshalb bei Gelegenheit hier noch posten.
Edit - Ergänzung:
Weiter unten im Thread ist nun mein Vorschlag zum Abgleichvorgehen zu finden:
UVG 2 Universal-RC-Generator von Radio-Fernsehen-Elektronik Marienberg
Viele Grüße,
Christian
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2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
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