Taurus T-Frisch Vollverstärker (Horch und Audio Connection)

      Danke Reinhard --- diese Geräte von Audio Connection sind insgesamt sehr ordentlich und sauber aufgebaut. Da habe ich diesbezüglich wenig gemacht, war nicht nötig ... dass einige Elkos (von Frako, axial) und einige Relais (noch keine wirklich "dichten") sowie einige überhitzte Roedersteine nach über 40 Jahren hin sind, damit muss man rechnen. Diese Verstärker aus deutscher Produktion verdienen eine Revision auf jeden Fall ! Sie können m.E. technisch und klanglich mit aktuellen Geräten locker mithalten ...

      Besten Gruss,

      Michael
      So, ich habe noch ein paar Informationen bekommen. Der damalige Entwickler, ein Herr Peter Bode, lebt inzwischen in Bayern, hatte aber wohl vor einiger Zeit einen Schlaganfall, und leider auch seit einem Umzug keine Unterlagen mehr. So ist auch für diese kleine Manufaktur wieder die Situation eingetreten, dass es wenig bis nichts gibt, was die an sich guten und immer noch konkurrenzfähigen Modelle dokumentiert, und einen Service gibt es auch nicht. Also bleiben nur Einträge wie hier im Forum, schade eigentlich. Ich werde mal versuchen, noch etwas mehr herauszufinden.

      Eine Sache ist aber inzwischen klar: Die Vorstufe läuft ja immer, wenn man das Netzteil einschaltet, mit intern stabilisierten, symmetrischen 15 Volt. Man kann sie dann auch hinten abgreifen, da Vor- und Endstufe auftrennbar sind. Wenn man den Vollverstärker dann einschaltet, wird per Relais der fette Ringkerntrafo für die Endstufen zugeschaltet, und das ist nicht optimal. Ich habe jetzt bei einem meiner nachgebauten Netzteile dieses Relais "misbraucht", um einen Softstart für den Trafo anzuwerfen, und das geht bestens. Die Nachrüstung einer Einschaltstrombegrenzung im Netzteil für den Ringkern ist also sehr zu empfehlen, und genug Platz ist da auch vorhanden.

      Die "Eingeweide" des Vollverstärkers gab es auch als Vor- und Endstufe getrennt, und dazu parallel noch je eine bessere Vorstufe (Expansion) und Endstufe (Quintessenz). Wenn ich davon mal Exemplare in die Finger bekomme, werde ich darüber berichten. Die Teile sind hochwertig bestückt, und nach dem Tausch von ein paar Komponenten sicher wieder fit für viele Jahre.

      Besten Gruss,

      Michael

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      Hmm, warum das ? Die Platinen sind nach gänzlich anderen Gesichtspunkten entworfen worden (da gibt es keine von diesen Elektor-typischen, eckigen Leiterbahnzügen). Die Schaltung selber ist auch eher anders als bei den Elektor-Bauvorschlägen. Bei der MC-Stufe kommt eine gewisse Ähnlichkeit zur Supra hoch, aber es ist hier doch anders gemacht, weil nur als linearer Pre-Pre aufgebaut, und die RIAA Entzerrung ist mit einem OP-Amp in Elektrometerschaltung realisiert. Ich finde den Aufbau sehr ordentlich, und auch gut ausgeführt. Da wird auch nichts zu heiss oder so, die Kiste ist "zu Ende" entwickelt. Das kann man nicht von allen anderen Verstärkern aus der Zeit behaupten ...

      Oder was meinst Du mit Deinem Hinweis ?

      Besten Gruss,

      Michael

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      Oh, das ist es auch ganz sicher. Von diesem Vollverstärker sind sicher nicht viele Exemplare gebaut worden. Aber Einzelfertigung in Handarbeit ist doch kein Nachteil ? Die meisten kleinen Betriebe tun das. Omtec etwa hat alles manuell in Kleinserien gefertigt, und da könnte man viele andere auch nennen.

      Besten Gruss,

      Michael
      So, es gibt etwas Nachschub. Bei mir steht ein weiteres Exemplar Tau-Frisch, und die Phono-Karten sind vom gleichen Typ wie oben, mit denselben kleinen Problemen. Hier zwei Bilder, nach durchgeführter Revision:





      Im oberen Bild je einmal von oben und unten. Die LEDs für die Spannungsstabilisierung leuchten, die Längstransistoren haben schon ihre kleinen Kühlfahnen bekommen. Dass es hier recht warm wird, sieht man an den braunen Stellen auf der Platine. Darum sind die Kühlfahnen auch wirklich sinnvoll.

      Ein paar Elkos waren defekt, ansonsten waren die meisten Punkte wie oben schon beschrieben. Ein Tausch der Relais ist zwingend notwendig. Im zweiten Bild noch etwas mehr zum Aufbau. Alles geht sehr eng zu, ein paar Teile muss man etwas zur Seite biegen. Die LF 351 sind wieder durch OPA 134 ersetzt (gesockelt).

      Momentan arbeite ich am Netzteil des Vollverstärkers, da ist auch einiges zu tun. Bericht kommt in Kürze ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Es gibt etwas mehr zu berichten ... doch zuerst mal ein Bild von oben:



      Man erkennt die beiden Endstufenplatinen, und unten die Basisplatine, die Vorstufe und Spannungsversorgung beinhaltet. Vier Elkos mit jeweils 15000 uF, also 30000 uF pro Spannung --- beide Endstufen hängen parallel daran. Der Verstärker soll nominell 100 W an 8 Ohm liefern, und die weiter oben genannten ca. 2x33 V Trafospannung passen dazu (oder 2x35 V, was ein Standardtyp ist). Im ausgelagerten Netzteil war aber ein Trafo mit 220 V primär und 2x40 V (je 4 A) sekundär verbaut, was dann wegen 230 V Eingangsspannung an den Endstufen auf 59 V DC führt. Das ist genug für 150 W an 8 Ohm, und hier schon an der Oberkante dessen, was die Endstufe verträgt. Dazu passt, dass sie auch schon einmal in Reparatur gewesen sein muss, wie man auch an diversen Lötstellen sehen konnte. Dabei wurden die originalen Transistoren gegen Ersatztypen getauscht, die zudem weniger spannungsfest sind. Hier ist ein Bild einer Endstufenplatine:



      Original waren wohl Toshiba 2 SA 1095 und 2 SC 2565 drin, jetzt werkeln hier 2 SB 705 und 2 SD 745. Die sind etwas langsamer, aber offenbar bei der Schaltung unproblematisch. Mit dieser Bestückung ist die Endstufe jedenfalls schon lange im Betrieb. Die Treiber sind MJ 15030 und MJ 15031, wie auch original wohl drin waren. Dennoch habe ich mich entschlossen, den Trafo im Netzteil gegen einen Ringkern mit 300 VA und 2x35 V zu tauschen (noch bekommt man die ... aber es wird schwerer, oder teurer). Dazu später noch etwas mehr.

      Die Elkos auf beiden Endstufenplatinen mussten diesmal getauscht werden. Vier rote Roedersteine (100 uF, 10 V) zeigten Risse, die axialen Frako (220 uF, 100 V) sind Ausfallkandidaten, und der 220 uF in der Gegenkopplung sollte besser durch einen bipolaren Typ ersetzt werden. Ein liegender Trimmer für den Ruhestrom war durch einen stehenden ersetzt, das ist unpraktisch (man kommt kaum dran), und wurde wieder durch einen liegenden ersetzt (Keramik-Version, wie im anderen Kanal). Der Anschluss zum Bias-Transistor im Kühlkörper (ein BC 546 B) musste neu gelötet und isoliert werden. Nun fehlt noch die Einstellung des Ruhestroms, aber erst nach der Aktion mit dem Netzteil.

      Vorher musste ja auch noch die Vorstufe ans Laufen gebracht werden. Oben ist schon ein Bild der Phono-Karten eingestellt, die laufen einwandfrei. Die Masseführung ist etwas einstreuempfindlich für Brumm (vor allem bei MC), man sollte also das Netzteil wirklich einen Meter entfernt aufstellen, und auch andere Trafos auf Abstand halten. Ein BFW 16 A war noch defekt --- dann sollte man alle 4 tauschen (gegen ein ausgemessenes Quartett), sonst passen die Arbeitspunkte nicht gut genug. Zum Glück bekommt man die noch.

      Weiter defekt waren (wie schon erwähnt) drei der Schalter in den Schalterreihen, Hersteller Schadow. Die wurden damals viel verbaut, darum bekommt man noch originale Anordnungen als NOS. Man kann dann einzelne herauslösen (nach vorsichtigem Umbiegen von 4 kleinen Blechlaschen) und tauschen, das passt ohne Probleme. Hier eine Detailaufnahme:



      Man sieht die 3 helleren Schalter, die Funktion ist einwandfrei, auch das gegenseitige Einrasten. Ebenfalls im Bild sieht man einen AD 711, der anstelle des LF 351 eingesetzt wurde (gesockelt, also reversibel). Damit rauscht die Vorstufe weniger, und klingt präziser. Der LF 351 ist für seine kleinen Eigenheiten bekannt. Manche mögen sie, ich nicht. Eine Vorstufe soll sich idealerweise wie ein Stück Draht mit Verstärkung verhalten, das tut eine Schaltung mit dem LF 351 nicht. Kann man hier übrigens gut testen (mit Kopfhörer): Es gibt eine "direkt" Taste, mit der die Vorstufe überbrückt wird --- also kann man einen A-B-Vergleich vornehmen, und beim LF 351 einige Eigenheiten wahrnehmen. Es sind nur Nuancen, aber ich würde sie als "leichten Röhrensound" beschreiben. Wie gesagt, Geschmacksache ... aber das geringere Rauschen der AD 711 ist auf jeden Fall vorteilhaft.

      Jetzt warte ich noch auf den Trafo, der ist im Zulauf ... dann kann diese Revision abgeschlossen werden.

      Besten Gruss, und schöne Feiertage,

      Michael

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      Quelle Ringkerntrafos

      Letztens machte mich ein Funkamateur auf die Firma TME aufmerksam.
      Dabei handelt es sich um eine polnische Firma mit Zweigniederlassung in Deutschland.
      Das Angebot ist vergleichbar mit z.B. Mouser, jedoch stärker europäisch statt amerikanisch.
      Für mich interessant, weil die ein gutes Angebot an HF-Transistoren haben, Infineon, NXP, etc.
      Man bekommt da auch Lote SN60PB40 von Markenherstellern wie Broquetas und anderen.
      Nicht nur bei Ringkerntrafos sind die gut sortiert, hier passend:
      tme.eu/de/details/55175-p1s2/ringkerntransformatoren/talema/
      Dort gibt es auch Ringkerntrafos primär und sekundär 230 Volt, interessant für Trenntrafo.
      Man kann da auch als Privatmann bestellen, nicht nur für Firmen.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Ein guter Hinweis -- in der Tat kommen derzeit viele Ringkerntrafos aus polnischer Produktion. Auch in der Vergangenheit liessen diverse Firmen dort produzieren. Eine weitere Quelle ist Toroidy, auch dort kann man direkt bestellen. Es gibt dort "normale" Trafos, und solche in Audio-Qualität, der brummärmer sind. Ob Talema in Polen wickeln lässt, weiss ich nicht. Die kleineren Trafos von Talema kommen m.W. aus Indien.

      Besten Gruss,

      Michael
      Ja, aber bei Toroidy kann man direkt bestellen, und das dann mit Wunschspannungen. Fertigung ist gut und schnell, ebenso die Lieferung. Habe ich schon einige Male genutzt, wenn ich "krumme" Spannungen brauchte. Wichtig ist immer, wie gut die Maschinen die Kerne wickeln (aus dünnem Bandstahl). Bei der Version "Audio-grade" wird vermutlich strammer gewickelt, und hinterher wird der Ringkerntrafo mit einem Innenverguss versehen, was ihn nochmal beruhigt.

      Bei Standardwerten greife ich gerne auf Talema zurück, die waren bisher meistens auch schön brummarm. Wenn die Kosten weniger eine Rolle spielen, kann man viele Trafos, auch vergossene, bei Schuro bekommen. Es gibt auch noch einige gute Hersteller in D. Aber bei der aktuellen Revision sollen die Kosten im Rahmen bleiben. Zum Glück sind die Trafos in ein eigenes Gehäuse ausgelagert, das macht es deutlich einfacher. Genug Platz, genug Abstand zur eigentlichen Schaltung, und wegen der Auslagerung ist auch ein minimaler mechanischer Restbrumm kein Problem. Darum habe ich hier lokal einen Talema bestellt, noch zu einem Preis, der etwas unter dem Angebot von TME (!) liegt.

      Besten Gruss,

      Michael
      So, Abschluss der Revision mit Fertigstellung des Netzteils, diesmal im originalen Gehäuse. Hier erst einmal ein Blick ins Innere:



      Links im Bild der neue 300 VA Ringkerntrafo, mit Sekundärspannung 2x35 V. Damit wird die Gleichspannung an den Endstufen rund 50 V, was recht gut passt. Rechts daneben das kleine Netzteil für die Vorstufensektion, mit Flachtrafo in Printversion. Danach kommt ein Gleichrichter (jetzt entstört) und insgesamt 4x1000 uF zur Siebung. Im Hauptgerät kommen nochmal 2x2200 uF weiterer Siebung, gefolgt von Spannungsreglern auf +- 15 Volt. Auf der Platine sitzt auch ein Relais, mit dem man den dicken Trafo ferneinschaltend kann. Normal steht also nur die Vorstufe unter Strom, die Endstufe läuft nur, wenn sie am Verstärker zugeschaltet wird.

      An der Seitenwand ist ein Soft-Start ergänzt, wie er sich schon viele Male bewährt hat. Er wird von einem kleinen eigenen Trafo versorgt, und schaltet per Relais zunächst mit Vorwiderstand ein, der dann nach etwas mehr als einer Sekunde überbrückt wird. So startet der Ringkern sanft, und man kommt mit einer Netzsicherung von 2,5 A aus (statt 3,15 A in der ursprünglichen Version). Die Einschaltverzögerung im Verstärker ist auf ca. 3 Sekunden geändert, so dass die Lautsprecher (oder der Kopfhörer) erst zugeschaltet werden, wenn der Trafo im Normalbetrieb läuft.

      Der Besitzer wollte gerne auch die Endstufe einzeln nutzen können (auftrennbar ist der Tau-Frisch ja), ohne dass die Vorstufe läuft. Dazu ist ein kleiner Kippschalter so integriert, dass man zwischen "normal" und "nur Endstufe" wählen kann:



      In der Stellung "Pre/All" wird die Vorstufe versorgt, und der Schalter am Verstärker entscheidet darüber, ob die Endstufe zugeschaltet wird oder nicht. In der Stellung "PA only" ist das kleine Netzteil abgeklemmt, und nur der Soft-Start bekommt Strom --- somit wird dann die Endstufe (über den Hauptschalter) sanft eingeschaltet, aber die Vorstufe bleibt aus.

      Als Ruhestrom habe ich mal knapp 100 mA gewählt, in Ermangelung einer Werksvorgabe. Im Ausgang werkelt ein Emitterfolger, mit 0,33 Ohm Emitterwiderständen. Self empfiehlt noch einen etwas höheren Ruhestrom, doch kommt mir der dann schon recht hoch vor. Gibt es hier andere Empfehlungen ? Ich kann leider nicht auf Klirrminimum abgleichen, denke aber, dass der Unterschied minimal ist. Falls hier konkrete Erfahrungen vorliegen, wäre ich für Hinweise dankbar.

      Soweit ich das jetzt testen kann, ist auch dieser Tau-Frisch wieder taufrisch ... und kann daher weiter seinen Dienst verrichten !

      Besten Gruss, und einen angenehmen Jahresausklang,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()