GRUNDIG Satellit 700 defekt

      GRUNDIG Satellit 700 defekt

      Michael (kugel-balu) hatte mich gefragt, ob ich mir mal sein Grundig Satellit 700 Radio ansehen würde. Das gute Stück liesse sich nicht mehr einschalten.

      Wie sieht das Radio aus? Seht die Links mit den Fotos und Beschreibungen:

      christophlorenz.de/radio/receiver/grundig_satellit_700.php
      shortwaveradio.ch/doku.php?id=de:satellit_700
      dl3cr.de/grundig-satellit-700/


      Tatsächlich, keine Reaktion auf Tastendruck des EIN/AUS Tasters. Keine Reaktion auf irgendeine andere Taste.
      Nach einigem Probieren kam ich auf eine Taste "Reset", die sich unter der Abdeckung für die Memory-Chips versteckt. Reagiert so ein Mikroprozessor-Ding nicht mehr - so die Erfahrung - kann ein Reset gelegentlich helfen! Also "Reset" mit einem Kugelschreiber gedrückt und dann wieder alle Tasten durchprobiert. Und siehe da...

      "Reset" gefolgt von der Taste "Sleep" erweckte das Radio zum Leben.

      Das war schon mal ein Erfolg.

      Dann die Bereiche durchprobiert. Nächste Enttäuschung: Auf UKW nichts - nur Rauschen. AM funktionierte.
      Also ist UKW auch kaputt, aber wo, was? Der Satellit 700 ist nicht gerade einer der "einfachsten" Radios.

      Zweites Kofferradio herbeigeholt, eingeschaltet. Kommt die "Stille-Lücke" bei der um 10,7 MHz höheren Empfangsfrequenz auf dem Zweitradio, wenn das Satellit 700 auf diese Empfangsfrequenz eingestellt ist?
      Ja, die "Stille-Lücke" war vorhanden. Also arbeitet schon mal der UKW-Oszillator im Satellit einwandfrei.
      Kommen als wahrscheinlichere Fehlermöglichkeiten vor allem der 1. HF-Eingangstransistor und/oder ein Fehler im ZF-Teil in Betracht.

      Web-Suche war angesagt...was ist beim Satellit 700 dazu schon bekannt?
      Und ja, da gab es was. Ich fand dies:

      "The most common problem for no FM is the failure of component F1 IF transformer. One of the windings on the transformer opens, so you have either no input, or a very low level input to the FM mixer. You need to obtain a copy of the Satellit 700 service manual, and then find F1 in the schematics. You can check the windings with a simple ohm meter to verify if one of the windings is open or not.
      If F1 is defective, and I have seen many 700's with this fault, you need to replace it with an adjustable 10.7 MHz IF Transformer in a 7mm can configuration.
      I found a replacement 7 mm 10.7 MHz IF Transformer at Talon Electronics. Their part number for it is IND2134, and it costs a whopping $0.80."


      Das liess sich ja mit Widerstandsmessung/Durchgangsprüfung messen, ob es an der Spule F1 primärseitig oder sekundärseitig eine Unterbrechung nach Masse gibt. Und tatsächlich, sekundärseitig war kein Durchgang nach Masse feststellbar.
      Also musste der ZF- Trafo "F1" ersetzt oder repariert werden.

      Alle im Web gefundenen Trafos dieser Art für 10, 7 MHz mit der richtigen Pinbelegung führten "ins Leere": IND2134, TOKO P826RC 5134N, XICON 42IF122 usw. führen ins Nirwana. Diese IF-cans für die Impedanzanpassung auf 300 Ohm für den nachgeschalteten Keramikfilter sind nicht mehr erhältlich. Und dazu muss es auch noch zwingend die Grösse mit 7 x 7 mm Grundfläche sein, grössere (z.B. 10 x 10 mm, genannt "10K") passen nicht rein.

      Man kann nicht irgendeine 10,7 MHz Spule oder -Filter oder - ZF-Trafo kaufen, damit fällt man auf die Nase. Das sind fast alle Spezialanfertigungen verschiedenster Bauarten, Spulenanordnungen und Pinbelegungen, die nicht passen. Meist wissen die Verkäufer aber gar nicht, WAS sie da verkaufen, was also genau in ihren "filter cans" drinsteckt. Es muss aber zwingend ein ZF-Trafo sein, der genau so oder fast genau so aufgebaut ist, wie der originale F1 im Satellit 700.

      Wie sieht denn F1 innen aus, wie beschaltet aufgebaut?
      Verlässt man sich auf den Schaltplan, ist man böse verlassen, denn der ist falsch, was das Innenleben von F1 betrifft!

      Hier, was im Schaltplan steht und wie es wirklich ist:



      Wie es wirklich ist, weiss ich, weil ich F1 ausgebaut habe, die Wicklungen abgewickelt und gezählt habe und notiert, wie deren Enden an den Pins verlötet sind. Vom kleinen Rohrkondensator unten im Sockel habe ich die Kapazität gemessen, nachdem die daran sitzende Wicklung abgetrennt war. F1 war übrigens recht mühsam auszulöten - wegen der grossen Massefläche mit der das Gehäuse verlötet ist und weil die Lötlöcher so arg klein/eng sind).

      Primärseitig liegt der Ausgang der Transistorstufe (Mischteil) an der Mittenanzapfung der Primärspule. Die beiden Enden der Primärspule sind mit dem 33 pF Kondensator verbunden (das ist im Grundig Plan falsch), bildet also einen Schwingkreis für 10,7 MHz. Einseitig liegt die Spule an Masse. Die Primärspule hat insgesamt 14-15 Windungen mit Mittenanzapfung. Die Sekundärspule diese Trafos hat nur zwei Windungen (oder 1,5 oder 2,5 Windungen, je nachdem, wie man beurteilt, wo eine volle Windung beginnt und endet). Der Drahtdurchmesser des Kupferlackdrahts der Wicklungen betrug nur 60 µm (0,06 mm). Für mich selbst unter dem Vergösserungsglass kaum zu sehen, da wirklich "haarfein".

      Nun gab es mit diesem Wissen ganz konkrete Vorstellungen, wie ein Ersatzfilter F1 aussehen musste.
      Dafür nochmal alle bekannten Quellen durchforstet, Funkamateur-Shops, usw.: Amidon, Neosid, ...you name it. Bei Neosid muss man übrigens aufpassen, die numerieren die Pins anders als TOKO oder Xicon.
      Im Katalog von 2015 (lang ist's her) listet Neosid noch einen ZF-Trafo für 10,7 MHz, der ggf. als Ersatz infrage gekommen wäre, allerding mit sekundärseitig nur einer Windung: Neosid Art. Nr. 00595600. Aber im aktuellen Programm bei den Händlern ist der nicht mehr enthalten, da gibt es nur noch ganz wenige andere, die hier nicht geeignet sind.

      - Übrigens Dank an Andreas, der Michael und mir diesen Katalog von 2015 geschickt hatte! -

      Also ....nix G'scheites zu kaufen...heisst dann selber machen!

      Zur Illustration einige Bilder von F1:







      Etwas Eintauchen, was F1 macht und wie, kann nicht schaden. Simulation macht klug, hoffentlich. ;)




      Die Ausgangsimpedanz der Sekundärwicklung muss bei 10,7 MHz demnach 280 Ohm sein. Deshalb hat Grundig noch 56 Ohm in Serie gelegt, um auf die Nenn-Eingangsimpedanz von 330 Ohm für das nachfolgende Keramikfilter zu kommen. Die Filterwirkung von F1 ist sehr breitbandig, Bandbreite (-3 dB) = 22 MHz.

      Die Primärspule hat eine Induktivität von 6 µH, die beiden Hälften bis zur Mittenanzapfung je 1,5 µH (die Induktivitäten der Teilwicklungen addieren sich nicht linear zur Gesamtinduktivität, sondern - da beide Hälften koppeln - entsprechend des Quadrats der entsprechenden Windungszahlen: [14^2 /7^2] x 1,5 µH = 6 µH.

      Mit einem Modell für das nachfolgende Keramikfilter F2 mit einer Bandbreite 180 kHz, ergibt sich das Filterverhalten von F1 und F2 insgesamt:
      (Die Transistorstufe (in der Simulation) emuliert die Wirkung der entsprechenden (aber etwas anderen) Transistorstufe im Satellit 700, die F1 vorgelagert ist.)

      Nur Keramikfilter (- 3 dB = 180 kHz):



      Beide zusammen (F1 + F2), abgeglichen:



      V(out_1), rot = hinter F1
      V(out), blau = hinter F2

      Es gibt eine (geringfügige) Wechselwirkung von F1 und F2, so dass F2 etwas Energie aus F1 "stiehlt". Das gibt den leichten negativen Doppelbuckel in der F1 Durchlasskurve im Zusammenwirken mit F2.

      Das erscheint stimmig. In Simulation wird mit den genannten Spulendaten für F1 ein "richtiges" Filterverhalten erhalten.
      Übrigens haben die Komponenten des Simulations-Modells von F2 (Keramikfilter) - anders als die Simulation von F1 - keine reale physikalische Entsprechung. Sie sind so gewählt, dass das rechnerische Resultat ihres Zusammenwirkens die Filterkurve des Keramikfilters (180 kHz Bandbreite und Mittenfrequenz 10,7 MHz) im betrachteten Bereich einigermassen gut reproduziert.


      Es blieb jetzt "nur" noch die handwerkliche Umsetzung: F1 musste neu angefertigt werden, d.h. auf den nun nackten Spulenkern von F1 musste ich die 14 Windungen mit Mittenanzapfung für die Primärspule und zwei Windungen für die Sekundärspule neu aufbringen und verlöten.

      Dafür konnte ich keinen 60 µm CuL-Draht auftreiben, aber 70 µm, der sollte es auch tun. Für diese mikroskopische Arbeit musste ich eine Lupenbrille verwenden - mit eingebauter Stirnlampe. Sonst wäre das für mich nicht möglich gewesen. Dieses Wunderding hatte meine Frau mal bei Aldi gesehen und mitgebracht. Dies war die Einweihung.


      Es geht gleich weiter...


      Gruß
      Reinhard

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      ...weiter geht's


      Nach Auslöten von F1 und vor dem Neueinbau nach Neu-Bewicklung:




      ...und Lötseite nach dem Wieder-Einlöten des neu gewickelten F1 Trafos:




      Wie ist der Neuaufbau denn gelungen?
      Na ja, da ich händisch nicht präzise Windung neben Windung legen konnte und der Draht etwas dicker war als im Original, war die erreichte Induktivität etwas geringer. Das zeigte sich daran, dass ich beim Abgleichversuch auf das Maximum bei 10,7 MHz die Kappe bis an den unteren Anschlag drehen musste, das Maximum also knapp nicht erreichte. Es war deshalb erforderlich, eine Zusatzkapazität von der Lötseite her anzubringen. Ich habe einen 18 pF Kerko, NPO, Klasse 1, verwendet, der die Kreiskapazität auf 51 pF angehoben hat. Danach liess sich das Maximum bei 10,7 MHz exakt einstellen.

      Da das Gerät nun schon offen war, habe ich gleich geprüft, ob denn der UKW-HF-Eingangstransistor CT301 (MOS-JFET) überhaupt schaltet. Tat er nicht, woraus ich geschlossen habe, dass der auch tot ist und ich ihn ersetzen muss. Das ist auch nicht die "reine Freude", denn es ist winzigstes Hühnerfutter, was da zu entlöten/löten ist. Der Transistor misst gerade mal nur 1 mm x 2 mm. Alle Arbeiten unter der Lupenbrille.

      Da ist er:



      Die Schwierigkeit bestand im Positionieren, da meine magnetische Pinzette ihn beim Versuch, ihn anzulöten, immer wieder in eine falsche Position drehte. Und fällt der Transistor mal auf den Fussboden, war's das, nicht mehr wiederzufinden. Irgendwann hat es dann geklappt.



      Soweit sollte der UKW-Fehler damit hoffentlich behoben sein. Bleibt noch der Einschaltfehler....was dagegen tun?
      Dafür half wieder eine gründliche Internetsuche, ob denn dieser Fehler bereits beschrieben ist. Und noch wichtiger, wie er behoben wird. Ich bin wieder fündig geworden: Li-Akku ist leer und lässt sich nicht mehr aufladen! (So ist das mit Akkus nun mal).

      Schaut man aber in den Satellit 700, sieht man keinen Li-Akku. In der Service Schrift ist er erwähnt und nach weiterem Studium findet man auch, wo er versteckt ist. Aber da steht leider nicht, welche unangenehmen Effekte jemandem drohen, wenn er leer ist - Gerät nicht mehr einschaltbar. Üblicherweise denkt man dann doch "Radio kaputt" - geplante Obsoleszenz?

      Jedenfalls sitzt der Li-Akku tief begraben hinter dem Display, eingesargt hinter einem massiv verlöteten Blechdeckel zwischen zwei Platinen, die ineinander gesteckt sind. Das Ausbauen und Wiederzusammenbauen dauert Stunden, dank derverlöteten Blechteile und eines in einen Blechdeckel eingelöteten 1,5 mm starken Drahtes im Inneren. Alle mit prima Wärmeleitung. In einem anderen Forum hiess es sinngemäss:

      "Der Austausch des Akkus ist definitiv nichts für Bastler. Das möchte ich kein zweites mal machen müssen." Dem habe ich nichts hinzuzufügen. das gilt ja auch für die Reparatur des ZF-Trafos F1.

      Der Akku-Typ ist:
      Panasonic VL-2020-HFN

      Der wird fest eingelötet.

      Ärgerlicherweise bin ich beim Zusammenbau mit einer Ecke der Blechschirmung von innen an das Polycarbonat Glas des Displayfensters gekommen, was dort einen Kratzer hinterlassen hat. Michael, Verzeihung bitte! ;(

      Nach Zusammenbau des Satellit Probelauf: Lässt sich wieder normal einschalten und UKW spielt mit hoher Empfindlichkeit sauber und klar. UKW-Klirrfaktor in Stereo war - gemessen über die Cinch-Ausgangsbuchsen - 0,3 % THD (1 kHz) auf beiden Kanälen. Stereo-Kanaltrennung war 28 dB (1 kHz).


      Alles wieder gut, wie's ausschaut"

      Wenn mal die Basswiedergabe schwächelt, sollten die beiden 470 µF/10V LS-Auskoppelelkos auf der NF-Ausgangsplatine erneuert werden, verrät das Netz. Das habe ich jetzt nicht gemacht.



      Gruß
      Reinhard

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      Reinhard, wieder spannender Krimi!

      Sehr interessiert hat mich natürlich das Bild, wo F1 sitzt.
      Da ist ja Platz ohne Ende!
      Ok, etwas übertrieben.
      Ich hätte vermutlich ein gebräuchlicheres Filtergehäuse 10 x 10 genommen.
      Das Keramikfilter F2 hätte ich dann geringfügig umgesetzt.

      Anbei ein Bild, ab wann Frickelei langsam anfängt!
      Im Bild ein ähnlich Dingen wie hier der Übertrager, jedoch nicht abgleichbar.
      Es ist/wird ein Balun 1:4 für 100 MHz.
      Der Kern ist ein "Schweinenäschen" mit 3 x 6 mm, passt für Raster 2,54 mm.
      Die Garnspulen im Bild sind versilberter Kupferlackdraht 150 µm.

      Andreas
      Bilder
      • balun-ferrit.jpg

        156,92 kB, 800×500, 24 mal angesehen
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,

      so einfach wäre das mit einem 10 mm Filtergehäuse nicht gegangen, auch wenn das Keramikfilter versetzt würde (was man z.B. mit einer kleinen Fassung, die versetzt aufgeklebt und mit dünnem Draht zu den Lötlöchern verbunden wird, machen könnte). Die Pinabstände der 10 mm Baugrösse hätten ja auch nicht für die vorhandenen engeren Lötöffnungsabstände gepasst. Ich habe das anfangs auch erwogen, aber angesichts der Frickelei, die nötig gewesen wäre, wieder verworfen. Im www habe ich ein Foto gefunden, wo jemand an der Stelle so ein 10 mm Filter an Drähten frei- baumelnd angeschlossen hat. Das kann ich doch Michael nicht antun!

      Gruß
      Reinhard

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      Lieber Reinhard,

      besten Dank --- ich hatte zunächst die eine oder andere Runde an dem Gerät gemacht, einiges nachgelötet, die Mechanik gerichtet, und ihn auch einmal eingeschaltet bekommen. Dann aber nicht mehr ... aber das eine Mal hatte mir schon gezeigt, dass der Empfänger (FM) nicht mehr tat, was er soll --- und da reichen meine Kenntnisse dann einfach nicht.

      Also habe ich das einer Person "ans Knie geschraubt", der ich das zutraue (sorry dafür !!), und wie wir sehen hat das ja auch geklappt ... einfach phänomenal !! Und gleich auch wieder mit Simulation. Jetzt würde mich natürlich noch interessieren, was Hans dazu sagt ? Immerhin ist das einer der besten Weltempfänger, die man damals kaufen konnte ... aber die Sache mit dem Lithium-Speicher ist nicht die feine Art, und eigentlich ganz untypisch für Grundig.

      Nun, tausend Dank an Reinhard, und ich freue mich auch, dass es hier jetzt so genau dokumentiert wird. Es gibt nämlich noch recht viele Exemplare dieses Weltempfängers "auf dem Markt", und die meisten davon werden ähnliche oder sogar dieselben Probleme haben !

      Besten Gruss,

      Michael
      Weltempfänger von Grundig sind sehr empfehlenswert!

      Auch bei Funkamateuren trifft man die an, wenn es um nur hören geht, z.B. Reisebegleiter.
      Wer will schon 5 kg Amateurfunk im Fluggepäck haben?
      Es gibt noch eine eher wenig bekannte Firma mit hervorragenden Geräten.
      Dabei handelt es sich um die Firma Lowe aus England, nicht zu verwechseln mit Loewe.
      Hier ein Beispiel mit Daten:
      universal-radio.com/catalog/commrxvr/hf250.html
      Meist sind die für 12 Volt ausgelegt und eher für stationären Betrieb.
      Gern werden die von Sportseglern gekauft für Seewetter oder Wetterfax.
      Ich hatte mal einen Lowe leihweise, den ich ausprobierte.
      Die Qualität ist vergleichbar mit Amateurfunkgeräten, nur halt ohne Sendemöglichkeit.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      So, ein klein wenig Nachschub. Ich habe weitere 3 Exemplare dieses Weltempfängers hier stehen, und zuerst einmal "aus 3 mach 2" durchgeführt. Das geht wegen des modularen Aufbaus recht gut, und zwei laufen zu meiner Zufriedenheit. Da sind auch die Antennen noch i.O. --- was eher selten ist.

      Bei allen dreien habe ich die Beleuchtung auf LEDs umgestellt, das ist auf der Seite von Christoph Lorenz gut beschrieben (der erste Link in Reinhard's ersten Beitrag oben). Es geht am besten mit 3 mm LEDs, aber es passen auch welche mit 5 mm, wenn man beim Wiedereinbau an einer Stelle eine dünne Plastikwand erwärmt und etwas beiseite biegt. Das Ergebnis ist sehr gut, die Ausleuchtung gleichmäßig. Ich habe eine Version mit Farbton warm-weiss genommen, und einen Vorwiderstand von 220 Ohm, damit fliessen 9 mA, das reicht.

      Im dritten Exemplar sammelt sich jetzt der "Rest" ... eine Antenne, die nicht mehr ganz ausfährt (aber genug für UKW); eine Audioplatine, bei der der linke Kanal nicht geht (den man nur anwirft, wenn man einen Kopfhörer anschliesst und in Stereo hören will); und eine Empfangsplatine mit defektem ZF-Filter, offenbar ein ähnliches Problem wie oben.

      Bei allen drei habe ich den Akku getauscht. Das ist doch nicht so schwer, wenn man die Anzeigenplatine erst in zwei Teile zerlegt (was ganz ohne Löten geht). Dann muss man bei 4 Laschen etwas Lot absaugen, und im Abschirmblech noch an einer Stelle einen Draht freilegen --- und kann die Abschirmung dann abnehmen. Bei einem Exemplar gab es noch eine Schraube, die zu lösen war. Die alten Akkus gingen noch, waren aber schlapp --- dieser Schritt ist also notwendig. Im gleichen Aufwasch kann man dann die LEDs tauschen, die ja auch weniger Strom verbrauchen als die Birnchen.

      Bei der Audioplatine stellte sich ein TDA 820 M als defekt heraus, wobei ich noch testen muss, ob es dafür einen Grund gab. Nun steht das Problem mit dem defekten Filterbauteil an, und es sieht so aus, dass ich auch neu wickeln muss. Leider ist das alte Exemplar nicht so gut aus der Platine gekommen. Jetzt warte ich noch auf ein paar Teile ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Das Netzteil von Grundig, das zum Satellit 700 gehört, war damals schon in China hergestellt. Es hat einen umschaltbaren Trafo, einen Gleichrichter (mit "snubber" Kondensatoren), und einem Siebelko mit 4700 uF. Davon habe ich nur eines, und darum mal einen Versuch mit einem handelsüblichen Schaltnetzteil mit 9 V gemacht. Das ging aber nicht so gut: Es gab Einstreuungen ! Die Schaltfrequenz wirkt sich also aus. Ich werde da noch einen Versuch mit einem Ringkern zum Drosseln machen.

      An den meisten Stellen im Gerät sitzen übrigens Elkos von Rubicon, und die sind hier wieder einmal tadellos. Auch die 470 uF im Ausgang, vor dem Lautsprecher bzw. auf dem Weg zum Kopfhörerausgang, waren noch tip top. Wenn also Fehler auftreten, so muss man hier nicht als erstes auf die Elkos tippen.

      Besten Gruss,

      Michael
      Michael hatte ein TOKO Filter/FF-Trafo gefunden, als Ersatz für F1 im Satellit 700 offensichtlich richtig beschaltet und im passenden 7,5 mm Gehäuse-Mass:

      Aufdruck
      TOKO
      28-601-87349

      PINs 1-2-3: Spule zwischen PINs 1-3 mit Mittenanzapfung an PIN 2, Kerko (C vermutlich im Bereich 33 pF- 82 pF, nicht gemessen) zwischen PINs 1 und 3.
      Spule jeweils ca. 7 Windungen bis Mittenanzapfung, je 134 mOhm/Teilwicklung, zwischen PINs 1-3 = 269 mOhm.
      PINS 4-6: Spule mit wenig Windungen, 260 nH, 68 mOhm

      Sieht ja danach schon mal brauchbar aus als Ersatz für F1 im GRUNDIG Satellit 700.
      Vermutlich 2 x 6,5 -7,5 Windungen primär, insgesamt 13-15 Windungen.
      Sekundär vermutlich 3 Windungen, 260 nH und 68 mOhm sind etwas zu viel für 60 µm CuL-Draht bei 2 Windungen.

      Michael hatte mich gefragt, ob ich messen könne, ob dieses TOKO Teil wirklich für 10,7 MHz ausgelegt ist und richtig arbeitet.
      Konnte ich!

      Es passt!

      Zum Messen habe ich ein kleines Test-Jig vergesehen. Die sekundärseitige Spule mit wenig Windungen habe ich mit 270 Ohm abgeschlossen (warum, hatte ich weiter oben schon erläutert) und mit möglichst kurzen Verbindungen zwei Koax-Buchsen an Ein-Und Ausgang (Eingang = PIN 2, Masse = PIN3; Ausgang = PIN 4, Masse = PIN6).
      Dann an den Ausgang direkt einen HF-Verstärker angeflanscht (V=31 dB) und von dort mit Koax-Kabel an einen 50 Ohm Abschluss am Oszilloskop angeschlossen.
      Eingangspegel ca. 1 mV HF im Bereich 0-30 MHz.

      Der HF-Verstärker ist sehr einfach aufgebaut, basiert auf einem INA-02186 (100 kHz bis >1 GHz). Für den Preis von nur wenigen EUR im massiven ALU-Vollgehäuse. Dafür kann man so ein Stück nicht selbstmachen. Ist allerdings empfindlich gegen HF-Reflektion vom Ausgang (wenn man mal eine defekte Koax-Kupplung hat) oder gegen zu hohen Eingangspegel. Dann darf man den Winzig-SMD-Chip erneuern.








      Ergebnis:




      Alles prima, sollte sich als Ersatz für F1 im Grundig Satellit 700 eignen, auch wenn die Ausgangsimpedanz wegen der hier vermutlich 3 Windungen sekundär evtl. etwas grösser ist als der Sollwert von 280 Ohm mit nur 2 Windungen. Das wird hoffentlich die Symmetrie und Mittenfrequenz des nachgeschalteten Keramikfilters nicht zu stark stören.


      Gruß
      Reinhard

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      Chapeau, Reinhard !

      Wie ist das --- würde ein Aufbau mit einem Stecksockel auch noch gehen ? Ich könnte mir vorstellen, dass derlei Messungen in der Zukunft ja häufiger nötig sein könnten, weil der Nachschub an Filtern mit genau den gewünschten Eigenschaften ja immer dünner wird, und man auf Restposten angewiesen ist.

      Besten Gruss, und vielen Dank !!

      Michael
      Michael, meinst Du im Grundig steckbar?

      10,7 MHz ist noch keine wilde Hochfrequenz.
      Selbst wenn man Käbelchen 3 cm Länge provisorisch anlötet, ist das vertretbar.

      Reinhard hat ein schönes Verstärkerchen.
      Vermutlich stelle ich demnächst einen einfachen Messverstärker 10 dB vor.
      Der ist Eigenbau, Pegel bis locker 50 mW möglich, reicht auch für Hochpegelmischer.
      Ganz gewöhnliche Transistoren, wird vermutlich was mit 2N2222A im Kunststoffgehäuse.
      Den Verstärker wird man kaum zerschießen können, verträgt Eingang offen und kurzgeschlossen.
      Er ist ähnlich dem Verstärker hier, den ich mal vor Jahren baute:
      dl2jas.com/selbstbau/linamp/linamp.html

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Michael, mache die Filter steckbar!

      Bei den paar mm sehe ich wirklich kein Problem, ist auch noch für UKW vertretbar.
      Den Verstärker im Link zuvor kannst Du nehmen, ist getestet.

      Ich tüftele an einer Version mit etwas mehr Pegel und besserer Linearität.
      Die Simulation mit 2N2222 steht schon, sieht gut aus.
      Besonderheit, es werden zwei 2222 parallel betrieben, werden vermutlich MPS2222A.
      Die sind im Kunstoffgehäuse, kosten wenig und sind leicht beschaffbar.
      Allerdings habe ich die Schaltung noch nicht real aufgebaut, könnte schwingen.
      Ist der Praxistest erfolgreich, stelle ich die Schaltung mit Nachbauanleitung vor.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      So, heute kam das vermessene und voreingestellte ZF-Filterchen von Reinhard. Eingelötet, zusammengebaut, läuft ! Etwas nachjustiert bei einem schwachen Sender, und bingo ! Vielen Dank Reinhard !! Der S 700 läuft jetzt also auch. Auf der Audioplatte war auch kein anderer Fehler mehr, nur die Antenne ist um 2 Glieder zu kurz, was für UKW gar nichts macht, denn man soll sie dafür nicht weiter ausziehen. Und immerhin kennen wir jetzt noch ein TOKO Filterchen, das es auch tut ...

      Besten Gruss, und grosses Lob an Reinhard für die Aktion,

      Michael
      So, nachdem nun alle drei Grundigs gut laufen, gehe ich mal die Stromversorgung an. Man kann Batterien einlegen (vier Mono-Zellen), oder auch Akkus. Ein Schalter im Batteriefach erlaubt dann auch die Ladung der Akkus, und im Display wird angezeigt, wenn man auf "Akku" geschaltet hat. Vorgesehen sind solche mit ca. 4 Ah, geladen werden sie dann automatisch, wenn man das externe Netzteil anschliesst. Intern werden alle benötigten Spannungen von einem gekapselten Netzteilblock bereitgestellt, der bereits nach dem Schaltnetzteilprinzip arbeitet, und das ohne jegliche Probleme.

      Das originale externe Netzteil von Grundig, Modell N 90, enthält einen Trafo mit Gleichrichter, Snubber-Kondensatoren und einem Siebelko mit 4700 uF. Also eigentlich sehr einfach, dafür aber mit einem Umschalter 115/230 V primärseitig. Oft ist das aber nicht mehr dabei, oder defekt (und entsorgt). Ich habe auch nur eines davon. Daher wollte ich dann ein "aktuelles" Netzteil nehmen, was dann ein Schaltnetzteil war --- aber den UKW-Empfang massiv störte. Auch die üblichen kleinen Massnahmen (eine kleine Kapazität im Ausgang und ein Ferritring am Kabel) änderten das nicht. Ich muss noch sehen, ob es zu sehr "sendet" oder über die Zuleitung die Probleme verursacht. Gibt es zu diesem Punkt anderweitig Erfahrungen ?

      Ich kann mir natürlich rasch ein lineares Netzteil bauen (und werde das auch noch tun), aber auf die Schnelle habe ich erst einmal eines von Sony eingesetzt, ebenfalls mit 9 V und 500 mA --- gleicher innerer Aufbau, made in Taiwan (das originale von Grundig ist made in China, und recht gross). Das geht problemlos, und ist innen auch genauso aufgebaut, nur besser verarbeitet. Ausser einen passenden Stecker anzubauen musste ich nichts tun.

      Besten Gruss,

      Michael


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