HANN-Bausätze: Wie kam es dazu, was zeichnete sie aus?

      HANN-Bausätze: Wie kam es dazu, was zeichnete sie aus?

      Liebes Forum,

      neben dem Design interessiere ich mich für die ersten SABA-Geräte, vor allem die Bausätze wie den HANN 2000 bzw. HANN 27 und 28. Weiß jemand, wie es genau zu den Bausätzen kam? Waren diese Geräte auch aus der Radio-Bastler-Bewegung hervorgegangen bzw. inspiriert davon? Was zeichnete die SABA-Bausätze beispielsweise gegen die Geräte von LOEWE OE333, HEINZELMANN (später Grundig) oder Schaub aus? Gibt es Infos zu den Marktanteilen der Geräte in der Anfangszeit 1923–1929?

      ich bin gespannt und freue mich darauf, mehr über diese Bausätze und die frühen Geräte zu erfahren.

      Danke und beste Grüße,

      Thilo
      Hallo Thilo,

      zum HANN2000 lassen sich det. Infos im GFGF finden. Es handelt sich um ein 4-stufiges Audion für Batteriebetrieb, von dem SABA 1926 behauptete, bereits "viele Tausend Bausätze" verkauft zu haben. Die Schaltung samt Baumappe war separat erhältlich und SABA war als Teilehersteller wie viele andere (z.B. J. Görler) Teil der Bastlerbewegung. So findet man heute noch Exemplare, die von Bastlern aus SABA-Teilen nachgebaut worden sind, fertige Geräte waren natürlich teurer.

      Mit dem LOEWE OE333 kommen wir in einen gegen Ende der Zwanziger stärker werdenden Trend, unter dem Schlagwort "Volksradio" wurden günstige Fertiggeräte angeboten, die durch technische Innovationen günstig hergestellt, zunächst Orts- und später Fernempfang bieten für breite Schichten anbieten konnten. Dem bekannten Manfred von Ardenne gelang eine erste "integrierte Schaltung", indem er eine Dreifachröhre 3NF in einen Glaskolben zusammfasste.
      Weiterführende Literatur: Hartmut Jatzke-Wigand Eine kommunikationstechnologische Fallstudie zur historischen Rundfunktechnik: Der Loewe Ortsempfänger OE 333

      Ab 1945 schlug zur Stunde Null wieder die Zeit der Bastler, die aus Altbeständen sich Notradios zusammzimmerten. Grundig witterte mit dem Heinzelmann-Bausatz von 1947 eine legale Geschäftsidee - Radioproduktion war noch verboten - und ließ ein Audion mit Netzanschluß und Lautsprecher auf Pappchassis entwickeln, dass er sowohl im Karton als Bausatz als auch als kontingentiertes Fertiggerät bauen ließ und mit dem neuen Geld seinen Firmengrundstock schaffen konnte.
      Ich hoffe, das hilft als erster Einstieg. Es gibt einen Experten hier im Forum unter dem Namen DECODER.

      Viele Grüße,
      Karl-Heinz

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „audion“ ()

      Lieber Karl-Heinz, lieber Andreas,

      vielen Dank für Eure Erläuterungen und die Literatur- und Forenhinweise. Der Hinweis für den Heinzelmann-Bausatz ist sehr wertvoll, da recherchiere ich weiter. Das bietet eine gute Überleitung zum aufkommenden UKW-Betrieb und der schnellen Verbreitung in Deutschland nach dem Krieg / der Kopenhager Wellenkonferenz 1949. Die Nachrüst-Möglichkeit bei SABA mit dem UKW-S Einbaugerät finde ich diesbezüglich bemerkenswert. Gab es das auch von anderen Herstellern?

      Beste Grüße,
      Thilo
      Hallo Thilo,

      so jeder namhafte Hersteller bot so ein Vorsatzgerät an, zunächst als Pendler, dann als Überlagerungsempfänger mit eigener 10,7 MHz-Zwischenfrequenz. Zu der letztgenannten Gruppe zählt der UKW-S. Der Anschluß erfolgte über den Phonoeingang. Die Montage über dem Drehkondensator ermöglichte, die AM-Abstimmung mitzunutzen, so daß an der UKW-Skala ein Kanal abzulesen war.
      Eine Sonderstellung nahm Blaupunkt ein, die schon früh eine integrierte Lösung für den FM-Empfang anboten.
      Es gibt in der Funk-Technik 1einen aufschlußreichen Artikel dazu: TETZNER, Karl Neue UKW-Geräte. In: Funk-Technik Heft13, 1950, S. 386-390 Da findet sich auch eine tabellarische Übersicht über die Hersteller, Stand 1950

      Viele Grüße,
      Karl-Heinz
      Hallo zusammen,
      vielen Dank für die Erklärungen und Quellenhinweise.
      Im Text von Hartmut Jatzke-Wiegand wird ausgeführt, dass durch die Einführung des LOEWE OE 333 mit dessen Röhre 3NF die Massenfertigung eingeleitet wurde und sich der Selbstbau von Ortsempfängern damit ab 1926 nicht mehr gelohnt haben soll. Wie oben geschrieben, wurden die Busätze des SABA HANN/2000 ebenfalls um 1926 vertrieben. !927 und 1928 folgten dann die HANN/27 und HANN/28-Modelle, die laut einem Prospekt der Firma SABA aus dem Jahr 1929 noch im Sortiment waren.
      Hatten die HANN-Geräte technisch gegenüber dem LOEWE OE 333 Vorteile, oder waren sie durch das Format Bausatz preislich bzw. für die Bastlerbewegung attraktiv? Wo positionierte sich SABA gegenüber dem Wettbewerb mit den Geräten der OEKONOM- und UNIVERSUM-Reihe? Waren Netzbetrieb und Klang wichtige Merkmale? Oder war hier aufgrund des starken Wachstums in der Radiobranche noch keine Differenzierung notwendig?
      Beste Grüße,
      Thilo
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