Saba Telewatt TS-100A (neu) - Versuch, ein etwas zerbasteltes Gerät zu retten.

      Hi Stefan !

      Klarzeichner schrieb:

      nu sei nicht gleich eingeschnappt. Ich habe deine Kompetenz nicht in Frage gestellt.


      Bin ich nicht, keine Sorge.
      Ich arbeite seit 40 Jahren im Kundendienst und wenn Du *da* kein dickes Fell entwickelst, dann wird das nix.

      Diese Saba-Dinger laufen mehr oder weniger nebenher. Gut: im Moment habe ich gerade mal Urlaub, aber da versuche ich die Sachen vom Tisch zu kriegen, die sonst an den "Öffnungszeiten" und Sprechstunden üblicher Institutionen scheitern, wenn man noch einem Job nachgeht. Und dann wird schon mal gefragt "Passiert da noch was oder bist Du ins Koma gefallen ?". Übliche Antwort: "Das Gerät und ich haben den restlichen Isoprop ausgesoffen und haben jetzt dicke Köppe ... "

      Nee, keine Problem. Alles im Griff. Mehr oder weniger.
      Der Saba ärgert mich halt mit vielen kleinen Macken. Vielleicht ist es doch eine gute Idee, mal die Basisplatine komplett rauszuholen um zu gucken, was sich an den Platinen-Steckverbindern getan hat. Als das Gerät hier in Deutschland ankam, hatte sich eine Platine "befreit" und trudelte innen drin herum - und die Steckkontakte sind *nicht* extra noch auf dem Board befestigt, sondern werden nur durch die Lötungen der Kontaktzungen gehalten. Da ist die Chance groß, daß sich was losgerüttelt hat und jetzt noch zusätzlich Spuk in die Sache bringt.

      Um auch mal was anderes unter den Lötkolben zu kriegen, habe ich mir gerade noch einen anderen Patienten auf dem Tisch geholt, wo ich dachte "Ach - das kann ja kein Akt sein."
      Der brummige Tuner Siemens RH-777 aus einem System 777 was hier komplett schon Monate bei mir rumsteht und wo auch gelegentlich nachgefragt wurde, ob's da was neues gibt.

      Oh ja. Gibt es.



      Einer von drei Elkos. In der Nachbarschaft wohnte ein NiCd-Akku zur Parameterspeicherung.
      Möchte jemand wissen, wie die Platine von unten aussah ? Nicht. Gut.


      X/
      Hi !

      Als kleines Update zum TS-100A.
      Heute habe ich mir das schwere Kratur wieder auf den Tisch gewuchtet und aus der Verschalung gepellt.
      Dann sind Vorder- und Rückwand abgekommen, damit ich an die Unterseite der Basisplatine kommen kann.

      Auf der habe ich mir die Kontakt und Lötungen der Stecksockel für die Platinen angeguckt.
      *An sich* gab es daran nicht viel zu bemängeln. Abgesehen davon, daß die Steckverbinder *ursprünglich* mal seitliche Stützpins hatten, die links und rechts neben dem eigentlichen Verbinder in der Platine verlötet waren. Zum Teil - und insbesondere bei den Dank der Kühlkörper sehr schweren Treibermodulen - sind die Kontakte entweder losgerissen oder abgebrochen.
      Im Moment möchte ich noch davon absehen, die entlang der Längsseiten mit Heißkleber zu stabilisieren. Vielleicht fällt mir ja noch was Neues und Kreatives ein.

      Für die nächsten Tage steht "überprüfen der Stromversorgung" und "Enträtseln des knisternden Mysteriums" auf dem Programm.
      Beim Graben in meinen Beständen habe ich tatsächlich noch ein paar nagelneue AC126 entdeckt. Die haben - an sich - eine etwas höhere Grundverstärkung.
      Da muß ich mal gucken, mit was die vorhanden AC125 im TS-100A so abgeben.

      Auf dem Phonoverstärker (Karte B18) sind ein paar nachträglich ab Werk und von Hand eingeflochtene Bauteile drauf. Anscheinend ein nachträglich vorgenommener Patch, wobei sich nun Schaltplan und Realität unterscheiden. Mal gucken, ob ich rauskriegen kann, was die da gebastelt haben und wie sich das auswirkt. Laut Serviceunterlagen ist die Phono-Entzerrung nach CCIR (3180 / 318 / 75µs) - wie sie auch RIAA verwendt. Laut Diagramm hat die Entzerrerkurve einen deutlichen +18dB Buckel bei 50 Hz und fällt auf -18dB bei 20 KHz, wobei die 3dB Eckpunkte bei 500 bzw. 2100 Hz liegen. Hmm.
      Die Unterlagen dürften zum Teil den Stand bei Veröffentlichung des Gerätes wiederspiegel.
      Könnte sein, daß sie die Entzerrerkurve für die zweite Serie auf oder näher an RIAA umgefrickelt haben, als sich das mehr und mehr zum Standard für Vinyl-Stereoschallplatten entwickelte. Mal gucken was sie da zusammengebraten haben.

      Das war's erstmal für jetzt. Fortsetzung folgt, wenn neue Erkenntnisse vorliegen.

      :)
      Kurzer Nachsatz.

      Ich habe mir das Gekrumpel auf dem Phonoboard nochmal im Bild und Plan angeguckt.
      Sie haben eigentlich nur die Eingangsbeschaltung etwas verändert. Das ist im Schaltplan so aufgezeichnet, wie es im Endeffekt auf der Platine ausgeführt ist. Da fehlt zum Beispiel der C4, für den auf der Platine ein Platz ist, der aber nicht belegt ist. Ich *vermute* mal, daß sie dort Platinen aus einer früheren Evolutionsstufe weiter- oder vorhandene Platinen zweitgenutzt und nur marginal angepaßt haben.

      Auffällig - aus "moderner Sicht" - ist der mit 560K sehr große Eingangswiderstand gegen Masse.
      Heutzutage sind eher 47K für MM-Systeme gebräuchlich.

      Man darf aber nicht aus dem Blick verlieren, daß die B18-Karte *drei* Geräten Anschluß bietet:
      - Magnet-Tonabnehmer
      - Kristall- / Keramik-Tonabnehmer
      - Mikrofon

      Die Anpassung von Verstärkung und Entzerrung wird auf dem Eingangs-Schalterboard B25 vorgenommen.
      Der Kristall / Keramik Eingang wird schon über einen Spannungsteiler aus 68K gegen Masse und 1M in Reihe abgedämpft.
      Das macht den 560K im Eingang wieder plausibel.

      Na schön. Ich lege mich erstmal ab. Mal gucken, wann ich wieder da dran gehen kann.

      :)

      Wacholder schrieb:

      Auffällig - aus "moderner Sicht" - ist der mit 560K sehr große Eingangswiderstand gegen Masse.
      Heutzutage sind eher 47K für MM-Systeme gebräuchlich.



      47 kOhm war auch zur Zeit der Fertigung des TS-100A für MM-Systemeder Standard. Du musst den Gesamt-Eingangsimpedanz sehen, die ist auch beim Telewatt TS-100A nahe an 47 kOhm, also korrekt.

      Zu den 560k (R7) liegen bereits 120k (R8) - verbunden über 1k (R14) parallel nach Masse, das sind dann zusammen bereits nur noch 100k. Denn C6 ist NF-wechselstrommässig ein guter Leiter. Dazu quasi-parallel noch die 100k von R9 zur niederohmigen Spannungsversorgung, die zu den vorherigen 100k wie parallel geschaltet betrachtet werden müssen. Damit sind wir bereits bei 50k. Und letztlich ist noch zu berücksichtigen dass der AC125 als Germaniumtransistor eine im Vergleich zu einem Si-Transistor relativ geringere Basis-Eingangs-Impedanz hat. Das bringt die Gesamt-Eingangsimpedanz der Phono-Stufe von 50k nochmal ein wenig weiter runter. Sie dürfte tatsächlich recht nahe bei 45k-47k liegen, also Norm-entsprechend.



      Anders gesagt:
      Der Basis-Spannungsteiler an T3 bewirkt alleine bereits eine Eingangsimpedanz von 54-55 kOhm. T3 selbst (da Ge-Transistor) reduziert den Wert noch ein wenig um ca. 2-3 kOhm, R14 addiert 1 kOhm. R7 (560k) ist folglich nur der Korrekturwiderstand, der die Gesamt-Eingangsimpedanz auf den Sollwert von ca. 47 kOhm bringt.


      Gruß
      Reinhard

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      Hi !

      Hier nun die versprochene Fortsetzung.
      Die Kurzfassung ist: ein Mix aus alternden Transistoren ... und einem Flüchtigkeitsfehler.

      Aber zuerst mal ein Bild "von vor Ort", als ich die Betriebsparameter der Endstufen nochmal geprüft habe.



      29mV an den Emitterwiderständen entsprechen etwa 42.6mA. Im Plan vorgesehen sind 40mA.
      Das läßt sich mit der Auflösung des 2.5K Potis bei etwa 25° Drehwinkel vom einen Anschlag nicht so einfach einstellen. Ich habe die Kiste mal eine halbe Stunde so laufen lassen und dann versucht, 26mV zu treffen, was den angestrebten 40mA schon ziemlich nahe kommt. Das ist mir dann auch gelungen.
      Die Mittenspannung im Leerlauf liegt so bei +/-45mV je nach Wetterlage, Umgebungstemperatur und Sonnenflecken-Aktivität. Alles in allem ist sie recht stabil.

      Kommen wir nun zu den Störungen.
      Die sporadischen Knackser und das Knistern, die bei jeder Quelle nach einer gewissen Laufzeit aufgetreten sind, ließen sich auf das Transistorpaar T2 auf der Filterplatine B20 zurückführen.
      Ich habe die immer paarweise getauscht und mit dem zweiten Paar auf dem Board kehrte Ruhe ein. Die haben auch nicht mehr so wirklich überzeugende Werte geliefert. hfe um 20 ...

      Und kann mir mal jemand einleuchtend erklären, wieso *überall* auf den Platinen durch den Kringel um einen der Transistoranschlüsse der Emitter gekennzeichnet wird ... nur auf dem Filterboard B20 nicht ? Da werden damit die Kollektoren gekennzeichnet. Das hat erstmal zu einiger Konfusion geführt, weil die AC125 an der Seite eine Farbmarkierung für den Emitter haben. Und auf dem B20-Board liegen die Kollektoren an der Betriebsspannung und liegen zusammen ... und an den Anschlüssen sind die Kringel um die Bohrlöcher.

      Einer hin - einer im Sinn.

      Kommen wir zum nächsten Störfall: der knurpelnde und grummelnde Phono-Vorverstärker.

      Ich zeige mal ein Bild davon:



      Die beiden Pfeile zeigen schon die Lösung. Und wo ich es beim Konditausch einfach verkackt habe.
      Kann man nicht viel dran beschönigen, ist einfach so.

      Das hat nach relativ kurzer Zeit zu einem abartigen Störspektrum geführt, wo - wenn man mal weiter aufdreht - die Tieftöner in den Boxen *richtig* lange Hübe machen und vorne in der Front die Betriebslampe flackert.

      Ist jetzt behoben, Provisorischer Testlauf mit einem eiligst herangeschafften Dual 1246 ist gut verlaufen.
      Jetzt wird der Verstärker wieder "eingekleidet" und verdrängt die Siemens 777 auf dem Tisch im "Aufwachraum", kriegt den Tuner und den 701 wieder auf den Kopp und dann gucken wir mal, ob das jetzt alles an Störungen war.

      :)
      Hi Michael !

      kugel-balu schrieb:

      Was war der Fehler -- falsch herum eingesetzt ?


      Ja - leider.

      Und auf beiden Kanälen. Das nenne ich mal einen "Moment geistiger Abwesenheit".
      Vor allem, daß mir das bei der abschließenden Sichtkontrolle nicht aufgefallen ist.

      :S

      Das Resultat bis gestern abend gegen 23:30 Uhr kann man so zusammenfassen:

      - Der Silizium-Umbau der Endstufe hat sich gelohnt. Selbst nach Stunden und "mittlerer Lautstärke" bleibt das Gerät moderat warm. Gemessen < 33°C nach vier Stunden an den Kappen der Endtransistoren.

      - Alle Eingänge funktionieren. Ein leises "Durchsingen" der Schalter ist zu hören, wenn man bei "Phono" und laufendem Tuner die beiden Lautstärkeregler volle Kanne aufreißt. Das dürfte aber normal sein und ist der Verkabelung und der engen Leiterbahnführung auf der Schalterplatine geschuldet.

      - Der Sound von dem Gerät ist wirklich sehr gut, wenn man darauf verzichtet, mit den Klangreglern irgendwelchen Schabernack zu treiben.

      - Bei wirklich voll aufgedrehten Lautstärke- und Pegel-Reglern ist ein schwaches Rauschen und ein sehr leiser Netzbrumm zu vernehmen. Der ist aber geringer, als bei anderen Einzeltransistorgeräten dieses Zeitabschnitts die ich kenne und spielt im Realbetrieb überhaupt keine Rolle. Auch hier würde ich eher den inneren Aufbau und die Verkabelung als Ursache vermuten. Im Normalbetrieb mit vernünftig gewählten Pegeln und auch sehr laut wiedergegebener Musik gibt es praktisch keine wahrnehmbaren Störgeräusche.

      - Natürlich ist das Klangbild in erster Linie davon abhängig, was für Boxen man daran koppelt. Die einigermaßen alten Isophon B50/4 Alnicos aus dem Ende der 60er klingen daran sehr überzeugend und es macht Spaß, damit zu hören. Die sehr viel neueren Mission 761, die ich mal kurz drangehängt hatte, passen mit ihrer sehr hellen Charakteristik nicht so wirklich gut dazu.

      Mal gucken, was der Holger dazu meint. Er will heute nachmittag vorbeikommen. Dann verläßt der TS-100A und der FM-2000A das Haus zusammen mit zwei Dual 701, die ich auch für ihn durchgeguckt habe. Bleiben noch zwei FM-2000A "Teileträger", davon einer mit dem Holzgehäuse, aus denen ich versuchen würde, einen gut aussehenden, funktionierenden zu machen. Naja ... und der "andere Kram" (u.A. eine Hitachi Vor- / Endstufen-Kombi aus den 70ern).

      :)
      Danke --- was das "Durchsingen" betrifft: Das ist ja bei vielen (fast allen ?) Geräten in irgendeiner Form vorhanden. Was oft hilft: Nicht benutzte Eingänge mit Kurzschluss-Steckern oder 100-Ohm-Steckern abzuschliessen. Kleine Massnahme, meist grosse Wirkung. Oft auch klanglich von Vorteil, weil kein "Quark" von den anderen Eingängen eingesammelt werden kann.

      Besten Gruss,

      Michael
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