Forenfreunde,
schon vor längerer Zeit hatte ich einen ITT Receiver 8031 (B) repariert und war nach gründlicher Prüfung dessen, wie er sich technisch machte, wenig begeistert. Und das, obwohl in anderen Foren mehrfach subjektiv positive Urteile zu finden waren - allerdings ohne Bezug zu technischen Daten/Messungen oder soliden Hörvergleichen. Ich vermute, dass hier vielmehr die Bevorzugung von deutlich japanischem Design der Front und der eindrucksvollen Größe des Receivers mit seiner großen, grün beleuchteten Tunerskala nicht ohne Wirkung waren.
Jetzt habe ich den optisch ähnlichen "großen Bruder", den ITT Receiver HiFi 8033 auf den Tisch bekommen. Mich hat interessiert, in wie weit technisch und hinsichtlich der Audioqualität eine Ähnlichkeit beider Gerätetypen vorhanden ist. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich vom 8031 durch mehr Kippschalter an der Front, technisch durch mehr Ausgangsleistung. Leicht könnte man deshalb meinen, der 8031 sei eine um etwas Ausgangsleistung und einige Funktionen beschnittene Variante des 8033. Ein Blick in den Schaltplan und die von ITT angegebenen Technischen Daten beider Geräte belehrt uns allerdings eines Besseren. Zwischen beiden Modellen, 8031 und 8033, besteht keine technische Verwandschaft im Innenleben, lediglich das Gehäusedesign stimmt überein. Der "kleine Bruder" des 8033 ist nicht der 8031 sondern der 8032, der ist aufgrund geringerer Railspannung an den Endstufen im Vergleich zum 8033 etwas in der Ausgangsleistung vermindert aber sonst überwiegend baugleich und auch von den Technischen Daten praktisch gleich zum "besseren" 8033 Modell.
ITT 8031 B

ITT 8033

Nimmt man den Deckel ab, und/oder sieht man in die Schaltpläne, springen die im 8031 verwendeten deutschen/europäischen Halbleitertypen ins Auge. Dagegen sind im 8033 ausschliesslich japanische Halbleiter verbaut. Mehrfach wurde in verschiedenen Foren darum gerätselt, ob denn der 8031, der so ambivalent daherkommt, nun in Deutschland oder in Asien entwickelt und zusammengebaut wurde - DIN-Buchsen zusätzlich zu Cinch, LS-Ausgänge sowohl als Klemmausgänge als auch in DIN, aber weibliche Koax-Antennensteckdose (so wie in Japan üblich, in Deutschland ist die normalerweise aber männlich). Die HiFi-Wiki Seite will es genau wissen: Der 8031 soll zunächst im ITT-SEL Werk in Rastatt gebaut worden sein, später dann von der japanischen Firma Shin-Shirasuna in dessen Werk in Malaysia. Dagegen ist der 8033 von Beginn an durch und durch ein japanisches Gewächs - lediglich die zusätzlichen DIN-Buchsen an der Rückwand wurden übernommen. Auch der andere (japanische) Schaltplandruck zeigt die japanische herkunft. ITT hatte zu der Zeit eine Zusammenarbeit mit Mistsubishi. Gut möglich, dass der 8033 tatsächlich eine Mitsubishi-Entwicklung war.
Dazu in HiFi-Wiki:
"Kommentar von Erwin G. auf Good-Old-Hifi.de (zur besseren Lesbarkeit bezüglich Satzzeichen und Satzaufbau leicht redigiert):
"ITT hat die SEL Standard Elektrik Loren AG und damit auch Schaub Lorenz bereits 1932 übernommen. Die 80er Serie kam nicht von einem einheitlichen Lieferanten. Die Top Geräte der jeweiligen Gerätelinien stammen von [korrekterweise] Mitsubishi, es wurde auch für die Einstiegsmodelle (8041) bei anderen Zuliefereren zugekauft. Die ersten Reiceiver (8031) liefen tatsächlich noch im Werk Rastatt der SEL vom Band. Später wurde die Fertigung nach Penang (Anm. in Malaysia) verlagert wo ITT auch ein Joint Venture mit Shin-Shirasuna hatte und wo bis in die 90er Jahre auch noch die Koffergeräte von ITT produziert
wurden."
Schon oben hatte ich geschrieben, dass mich der aus vermutlich deutscher SEL/ITT-Entwicklung stammende 8031 Receiver ziemlich enttäuscht hat. Das muß ich natürlich begründen.
Dieser Receiver war Baujahr 1978-1980 Bestandteil des 80iger-Serie HiFi-Turms von ITT, zum stolzen Preis von ca. 745 DM. Er kam seinerzeit mit dem Fehlerbild "Netzteildefekt" bei mir auf den Tisch. Und dort - bei der Netzteilstabilisierung - lässt sich bereits eine unnötige Nachlässigkeit bei der Konstruktion feststellen. Auffällig ist auch die recht mickrige Siebung der Endstufenspannungen mit nur 2200 µF pro Kanal. Immerhin soll die Leistung 2 x 40 W Sinus an 4 Ohm betragen. Die Endstufenausgänge werden beim 8031 Receiver noch über 2200 µF Elkos ausgekoppelt. Das war um 1978/1980 auch nicht mehr zeitgemäss - elkolose Ausgänge waren bereits allgemeiner Stand der Technik, selbst in der "unteren Klasse".
Netzteil 8031 (defekte an Stabi-Diode(n), Widerstand)

M.E. war dieser vorgefundene Netzteildefekt vorhersehbar und hätte durch regelkonforme Konstruktion leicht vermeiden lassen.
Zur Stabilisierung wird lt. Schaltplan die Diode TAA550 ohne Kühlkörper an der Basis von T803 verwendet. Im vorliegenden Fall war statt der TAA550 Diode eine gewöhnliche 33 V Zenerdiode und für R803 680 Ohm. eingesetzt, die beide defekt wurden. Das ist eine Ausführungsvariante von ITT, ebenfalls falsch dimensioniert!
1. Mit TAA550 Stabidiode und 1 kOhm Widerstand

2. Mit 0,5 W, 33 V Zenerdiode und 680 Ohm Widerstand

Lt. Schaltplan an Vorwiderstand 1 kOhm (R803) und TAA550:
30-31V fallen am TAA550 ab, 11V fallen an R803 ab. Der Strom durch R803 = Strom durch TAA550 = 11-12mA ist ausserhalb SOA des TAA550 bei 30°C Umgebungstemperatur:
Siehe zulässige Betriebsbedingungen im Datenblatt (für Kurve "ohne Kühlkörper"):

Zulässig sind demnach nur ca. 8 bis 8,5 mA. Der Strom muss deshalb auf 8 mA reduziert werden, dafür muss R803 von 1 kOhm auf → 1.3 kOhm vergrössert werden. Kleine Änderung, die aber für die Lebensdauer des TAA550 wichtig ist.
Lt. Schaltplanvariante mit einer "normalen" 0,5 W / 32-34 V Zenerdiode (WZ340) und 680 Ohm Vorwiderstand:
Netzteil 8031B wird an Maximalgrenze der Diode (500mW) ohne hinreichende Kühlung betrieben:
33V Zenerdiode WZ340 (D810) [equivalent zu NTE5036A = 500mW; 15mA bei 32V) an Vorwiderstand (R803) 680 Ohm (15mA bei 10V Spannungsabfall über R803) → Diode fällt aus und, R803 fällt aus, da nur 1/4W Widerstand, aber dauerhafte Leistungsaufnahme von 150mW (15mA x 10V).
Ergo:
Sowohl die im Schaltplan gezeichnete Bestückung (TAA550 mit 1 k Vorwiderstand) als auch die vorgefundene Bestückung (32-33V Zenerdiode mit 680 Ohm Vorwiderstand) ist überlastet und wird nach einiger Betriebszeit ausfallen. Entsprechende Berichte im WWW gibt es dazu.
So sieht das mit dem neuen TAA550 mit 1,3 kOhm Vorwiderstand und 2 x 5600 µF Siebelkos für die Railspannungen revidierte ITT 8031 Netzteil nach der Instandsetzung aus:

Damit ist nun Betriebssicherheit hergestellt.
Es geht gleich weiter...
Gruß
Reinhard
schon vor längerer Zeit hatte ich einen ITT Receiver 8031 (B) repariert und war nach gründlicher Prüfung dessen, wie er sich technisch machte, wenig begeistert. Und das, obwohl in anderen Foren mehrfach subjektiv positive Urteile zu finden waren - allerdings ohne Bezug zu technischen Daten/Messungen oder soliden Hörvergleichen. Ich vermute, dass hier vielmehr die Bevorzugung von deutlich japanischem Design der Front und der eindrucksvollen Größe des Receivers mit seiner großen, grün beleuchteten Tunerskala nicht ohne Wirkung waren.
Jetzt habe ich den optisch ähnlichen "großen Bruder", den ITT Receiver HiFi 8033 auf den Tisch bekommen. Mich hat interessiert, in wie weit technisch und hinsichtlich der Audioqualität eine Ähnlichkeit beider Gerätetypen vorhanden ist. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich vom 8031 durch mehr Kippschalter an der Front, technisch durch mehr Ausgangsleistung. Leicht könnte man deshalb meinen, der 8031 sei eine um etwas Ausgangsleistung und einige Funktionen beschnittene Variante des 8033. Ein Blick in den Schaltplan und die von ITT angegebenen Technischen Daten beider Geräte belehrt uns allerdings eines Besseren. Zwischen beiden Modellen, 8031 und 8033, besteht keine technische Verwandschaft im Innenleben, lediglich das Gehäusedesign stimmt überein. Der "kleine Bruder" des 8033 ist nicht der 8031 sondern der 8032, der ist aufgrund geringerer Railspannung an den Endstufen im Vergleich zum 8033 etwas in der Ausgangsleistung vermindert aber sonst überwiegend baugleich und auch von den Technischen Daten praktisch gleich zum "besseren" 8033 Modell.
ITT 8031 B
ITT 8033
Nimmt man den Deckel ab, und/oder sieht man in die Schaltpläne, springen die im 8031 verwendeten deutschen/europäischen Halbleitertypen ins Auge. Dagegen sind im 8033 ausschliesslich japanische Halbleiter verbaut. Mehrfach wurde in verschiedenen Foren darum gerätselt, ob denn der 8031, der so ambivalent daherkommt, nun in Deutschland oder in Asien entwickelt und zusammengebaut wurde - DIN-Buchsen zusätzlich zu Cinch, LS-Ausgänge sowohl als Klemmausgänge als auch in DIN, aber weibliche Koax-Antennensteckdose (so wie in Japan üblich, in Deutschland ist die normalerweise aber männlich). Die HiFi-Wiki Seite will es genau wissen: Der 8031 soll zunächst im ITT-SEL Werk in Rastatt gebaut worden sein, später dann von der japanischen Firma Shin-Shirasuna in dessen Werk in Malaysia. Dagegen ist der 8033 von Beginn an durch und durch ein japanisches Gewächs - lediglich die zusätzlichen DIN-Buchsen an der Rückwand wurden übernommen. Auch der andere (japanische) Schaltplandruck zeigt die japanische herkunft. ITT hatte zu der Zeit eine Zusammenarbeit mit Mistsubishi. Gut möglich, dass der 8033 tatsächlich eine Mitsubishi-Entwicklung war.
Dazu in HiFi-Wiki:
"Kommentar von Erwin G. auf Good-Old-Hifi.de (zur besseren Lesbarkeit bezüglich Satzzeichen und Satzaufbau leicht redigiert):
"ITT hat die SEL Standard Elektrik Loren AG und damit auch Schaub Lorenz bereits 1932 übernommen. Die 80er Serie kam nicht von einem einheitlichen Lieferanten. Die Top Geräte der jeweiligen Gerätelinien stammen von [korrekterweise] Mitsubishi, es wurde auch für die Einstiegsmodelle (8041) bei anderen Zuliefereren zugekauft. Die ersten Reiceiver (8031) liefen tatsächlich noch im Werk Rastatt der SEL vom Band. Später wurde die Fertigung nach Penang (Anm. in Malaysia) verlagert wo ITT auch ein Joint Venture mit Shin-Shirasuna hatte und wo bis in die 90er Jahre auch noch die Koffergeräte von ITT produziert
wurden."
Schon oben hatte ich geschrieben, dass mich der aus vermutlich deutscher SEL/ITT-Entwicklung stammende 8031 Receiver ziemlich enttäuscht hat. Das muß ich natürlich begründen.
Dieser Receiver war Baujahr 1978-1980 Bestandteil des 80iger-Serie HiFi-Turms von ITT, zum stolzen Preis von ca. 745 DM. Er kam seinerzeit mit dem Fehlerbild "Netzteildefekt" bei mir auf den Tisch. Und dort - bei der Netzteilstabilisierung - lässt sich bereits eine unnötige Nachlässigkeit bei der Konstruktion feststellen. Auffällig ist auch die recht mickrige Siebung der Endstufenspannungen mit nur 2200 µF pro Kanal. Immerhin soll die Leistung 2 x 40 W Sinus an 4 Ohm betragen. Die Endstufenausgänge werden beim 8031 Receiver noch über 2200 µF Elkos ausgekoppelt. Das war um 1978/1980 auch nicht mehr zeitgemäss - elkolose Ausgänge waren bereits allgemeiner Stand der Technik, selbst in der "unteren Klasse".
Netzteil 8031 (defekte an Stabi-Diode(n), Widerstand)
M.E. war dieser vorgefundene Netzteildefekt vorhersehbar und hätte durch regelkonforme Konstruktion leicht vermeiden lassen.
Zur Stabilisierung wird lt. Schaltplan die Diode TAA550 ohne Kühlkörper an der Basis von T803 verwendet. Im vorliegenden Fall war statt der TAA550 Diode eine gewöhnliche 33 V Zenerdiode und für R803 680 Ohm. eingesetzt, die beide defekt wurden. Das ist eine Ausführungsvariante von ITT, ebenfalls falsch dimensioniert!
1. Mit TAA550 Stabidiode und 1 kOhm Widerstand
2. Mit 0,5 W, 33 V Zenerdiode und 680 Ohm Widerstand
Lt. Schaltplan an Vorwiderstand 1 kOhm (R803) und TAA550:
30-31V fallen am TAA550 ab, 11V fallen an R803 ab. Der Strom durch R803 = Strom durch TAA550 = 11-12mA ist ausserhalb SOA des TAA550 bei 30°C Umgebungstemperatur:
Siehe zulässige Betriebsbedingungen im Datenblatt (für Kurve "ohne Kühlkörper"):
Zulässig sind demnach nur ca. 8 bis 8,5 mA. Der Strom muss deshalb auf 8 mA reduziert werden, dafür muss R803 von 1 kOhm auf → 1.3 kOhm vergrössert werden. Kleine Änderung, die aber für die Lebensdauer des TAA550 wichtig ist.
Lt. Schaltplanvariante mit einer "normalen" 0,5 W / 32-34 V Zenerdiode (WZ340) und 680 Ohm Vorwiderstand:
Netzteil 8031B wird an Maximalgrenze der Diode (500mW) ohne hinreichende Kühlung betrieben:
33V Zenerdiode WZ340 (D810) [equivalent zu NTE5036A = 500mW; 15mA bei 32V) an Vorwiderstand (R803) 680 Ohm (15mA bei 10V Spannungsabfall über R803) → Diode fällt aus und, R803 fällt aus, da nur 1/4W Widerstand, aber dauerhafte Leistungsaufnahme von 150mW (15mA x 10V).
Ergo:
Sowohl die im Schaltplan gezeichnete Bestückung (TAA550 mit 1 k Vorwiderstand) als auch die vorgefundene Bestückung (32-33V Zenerdiode mit 680 Ohm Vorwiderstand) ist überlastet und wird nach einiger Betriebszeit ausfallen. Entsprechende Berichte im WWW gibt es dazu.
So sieht das mit dem neuen TAA550 mit 1,3 kOhm Vorwiderstand und 2 x 5600 µF Siebelkos für die Railspannungen revidierte ITT 8031 Netzteil nach der Instandsetzung aus:
Damit ist nun Betriebssicherheit hergestellt.
Es geht gleich weiter...
Gruß
Reinhard
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