Röhrenverstärker bauen

      Da meine Sabine aufgrund von Teilemangel im Moment ruht, habe ich mir überlegt einen Röhrenverstärker selbst zu bauen (bzw hatte das schon länger vor). Auch wenn ich mir die Grundlagen der Röhrentechnik halbwegs angeeignet habe, reicht es dennoch nicht, eine eigene Schaltung zu entwickeln. Ich bin deshalb bei meiner Suche auf den EL84 Compacht gestoßen. Bei Jan Wüst gibt es die dazu passenden Teile. Ich habe keine Lust auf Luftverdrahtung und auch Lochraster ist hier wohl nicht die beste Lösung, da kommt mir eine fertige Platine gerade recht. Ich weiß ist dann zwar nur ein Bausatz und keine Eigenentwicklung aber was solls. Jetzt sind jedoch ein paar Fragen aufgekommen:
      Welche Röhren sollte ich nehmen?
      Den russischen Einsteigersatz oder doch gleich was anderes? Beim Tub Amp Doctor gibt es viele (auch preislich) verschiedene EL84.
      Welchen Vorteil bringt ein Leitplastikpoti?
      Woher bekomme ich solche "Röhrenhalterungen" wie auf diesem Bild?

      Gruß Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Nimm ruhig erstmal die russischen, die habe ich auch schon oft verwendet.Die keramischen Röhrenfassungen gibt es "überall". eBay oder googeln, Reichelt hat sie und Conrad glaub ich, auch.
      Es gibt Drahtpotis und Leitplastikpotis. Drahtpotis so bis 200 Ohm, darüber Leitplastik, das ist auch das einzige mir bekannte Poti-material aller normalen Potis, oder gibts noch etwas anderes?
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Julian,

      die Verwendung einer Gegenkopplung ist immer eine janusköpfige Angelegenheit. Für die angestrebte Reduktion von Verzerrungen und gesteigerte Stabilität ist ein Preis zu zahlen.
      Wenn die Gegenkopplung gut durchdacht, theoretisch fundiert und richtig dimensioniert ist, ist dieser Preis verschwindend klein.
      Wenn Du selbst wenig Erfahrung hast, solltest Du dich nur auf bewährte Schaltungen verlassen.
      Achim
      Hallo Julian,

      wen du dir die Bauteile und die Platine für das EL84 Compact Projekt beschafft hast, solltest du dich erst einmal darum kümmern die Grundschaltung, wie sie dort angegeben ist zum Laufen zu bringen.

      Meiner Meinung ist das Vorhaben für einen Anfänger mit der gesamten Peripherie (stabilisierte Versorgungsspannung) ohnehin schon etwas überzogen. Auch das Schaltbild ist nicht so schön übersichtlich durch die "zerklüftete" Darstellung - und es ist kein Bild mit kompletter Beschaltung - namentlich incl. Ausgangsübertrager so richtig nachvollziehbar dargestellt.

      Das bedeutet, du wirst bei dem Aufbau mit besonders viel Konzentration vorgehen müssen.

      Hast du denn auch die in dem Bericht empfohlenen Ausgangstrafos von Wuestens und den dazu vorgeschlagenen Netztrafo geordert? Und auch trotz vorgegebener Platine - welche du laut post 000 bestellen wolltest - gibt es einiges zu beachten.

      Ich wünsche dir jetzt erst einmal viel Spass beim Aufbau dieser Anordnung - und wenn das Gerät dann funktionsfähig ist, kannst du immer noch mit der Gegenkopplung Versuche machen; dann erst ist der richtige Zeitpunkt dazu gegeben.

      Grüsse, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Ja den Netztrafo und die Übertrager habe ich. Herr Wüstens hat mir jedoch alternative AÜs verkauft, da die Empfohlenen erst wieder in ein paar Wochen verfügbar sind (geringfügig weniger Leistung, dafür besserer Klirrfaktor). Wenn der Verstärker fertig ist, werde ich vorübergehend erst einmal die Boxen von meinem Stereo I verwenden. Ist dies ein großen Problem, da der AÜ ja für 4Ohm ausgelegt ist, aber die LS 5Ohm haben?

      Gruß Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Nein, diese geringe Fehlanpassung stellt absolut kein Problem dar, da brauchst du dir keine Gedanken zu machen - wichtiger ist es den fertigen Verstärker nie ohne Last (Lautsprecher) zu betreiben.

      Dann kannst du ja frisch ans Werk gehen, bin gespannt auf deine Fortschritte und es wäre schön, wenn du uns daran teilhaben lässt. Ich finde es gut, wenn junge Leute wie du noch Spass am Basteln haben und ich denke du wirst deshalb hier auch jede mögliche Unterstützung für dein Vorhaben finden.

      Gruss, Peter

      Nach Achims Hinweis (post013) habe ich den Begriff "Last" noch einmal präzisiert: es ist im Normalfall der Lautsprecher - falls aber kein Lautsprecher angeschlossen ist, z.B. bei Messungen, bei welchen der "Lärm" stört, ist der LS durch einen entsprechenden Lastwiderstand zu ersetzen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Danke für deine Antwort. Das mit der Last habe ich noch nicht gelesen. Jedoch, dass man den Verstärker nie ohne Lautsprecher am Übertrager betreiben soll. Gibt es dafür eine technische Erklärung? Ich habe bis jetzt noch nicht viel gemacht. Bis auf die Lötbrücken und ein paar Widerstände habe ich noch nichts bestückt. Ich habe auch heute erst bei Reichelt die Bestellung für die Teile für das Gehäuse abgeschickt (Schalter, Strombuchse etc..). Ich habe schon eine Idee wie das Gehäuse aussehen sollte und werde heute oder morgen einen Plan erstellen und dann Nächste Woche zum Baumarkt fahren. Ich werde den weiteren Fortgang natürlich dokumentieren.

      Gruß Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Ja, die Lautsprecher sind Lust und Last :)

      Übertrager-Endstufen in Röhrentechnik darf man deshalb nicht ohne Sekundär-Last betreiben, weil die Impedanz auf der Sekundärseite um den Übertragungsfaktor auf der Primärseite wieder auftaucht und den Verstärker in einem kontrollierten Arbeitspunkt hält.
      Fällt die Lastimpedanz - kann wie in vielen Grundig-Schaltungen mit abschaltbaren Lautsprecher auch ein dicker Lastwiderstand sein - ganz weg, dann tendiert die auf die Primärseite übertragene Last gegen unendlich. Unendlicher Widerstand (es reicht für ein einfaches Vorstellungsmodell diesen Teil der Impedanz zu betrachten) zieht aber nach Olle Ohm unendliche Spannung förmlich an. Das geht natürlich nicht, die Spannung ist endlich, also wackelt es am anderen Ende, nämlich an der Endröhre. Diese wandert aus ihrem Arbeitspunkt heraus, wird überlastet, die Anode beginnt zu glühen, die Isolation der Primärwicklung des Übertrager wird nun arg strapaziert, der Trafo schlägt unweigerlich durch, wenn dieser Zustand sich nicht kurzfristig ändert, manchmal kommt es gnädigerweise am Röhrensockel zum Überschlag, bevor der Übertrager abnippelt.
      Besser man vermeidet diese Situation ganz und schließt den Übertrager immer ab, sprich man trennt niemals den Lautsprecher ab.

      Die Schaltung gefällt mir irgendwie nicht, da ist Sand drin, das ist alles unübersichtlich, die evt. nötige Fehlersuche wird ein Heidenspaß.
      Für ein Einstiegsprojekt würde ich so vorgehen, wie ich es damals auch gemacht hab als ich anfing. Ich hab schlicht und einfach eine real funktionierende konstruktiv einfache und übersichtliche Eintakt-Endstufe eines Industriegerätes abgebaut.
      Radioendstufen haben den Vorteil, klein bauend, recht übersichtlich, sehr erprobt und ausgereift zu sein, weil Radios damals ein viel begehrtes gut durchdachtes Qualitätsprodukte waren, wo nicht viel Gedöns mit einer durch´s Knie ins Auge Endstufe gemacht wurde und die trotzdem gut klingen mußten und nicht einen Eimer voll Bauteile in der Endstufe und entsprechend viel Platz benötigten.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Einfach mal anfangen!
      Als Kind habe ich jede Menge Schaltungen aufgebaut, das war allerdings schon in der Transistorära, manche waren klasse, andere haben nichts getaugt. Der Weg ist das Ziel, man lernt immer dazu und bei den schlecht oder gar nicht funktionierenden Schaltungen lernt man ganz besonders viel.
      Dranbleiben muss man halt bis zum bitteren Ende, nicht alles anfangen und beim Auftreten von Schwierigkeiten weglegen!
      Das ist wie bei der Raubtierdressur...
      Achim
      Hier vielleicht ein Lichtblick... da bei dem Originalschaltbild nichts übersehen wurde, es möglichst unübersichtlich werden zu lassen, habe ich diesen Mangel durch geringfügiges Umgestalten zu beseitigen versucht.

      Und, wer hält es für möglich, dahinter verbirgt sich eine ganz normale Standardschaltung!! Allerdings eine Standardschaltung mit einer gewöhnungsbedürftigen Dimensionierung der Hochpässe, deren Grenzfrequenzen in Bereichen liegen, welche kein Ausgangstrafo nur annähernd zu übertragen in der Lage ist. Bei einer schon tief angesetzten fu von 20Hz, wäre der Eingangskondensator (1µF) mit 56nF bereits ausreichend bemessen und C7 mit 33nF. Davon abgesehen sind auch die beiden Katodenelkos -besonders C3- reichlich überdimensioniert. Passende Werte: C3 = 47µF, C4 = 470µF. Eine Vergößerung des R11 auf 2,2kOhm dürfte, lt. Datenblatt, zu einer günstigeren Lage des Arbeitspunktes führen.



      mit der originalen Dimensionierung... Es ist nicht immer sinnvoll riesige Koppel und Katoden- Kondensatoren einzusetzen denn wozu soll es gut sein Frequenzen bis unter 1Hz durch den Verstärker zu schleusen, wenn der Ausgangstrafo meistens bei 50Hz seine untere Grenzfrequenz liegen hat, absolute Luxusmodelle schaffen es vielleicht noch herab bis 30Hz zu übertragen. Daher ist es wenig sinnvoll die RC-Glieder auf eine wesentlich tiefere untere Grenzfrequenz auszulegen. Mit gesundem Augenmass betrachtet könnte man sich auf eine untere Grenzfrequenz der RC-Glieder von 20Hz verständigen. Signalfrequenzen unterhalb der Übertragungsgrenze des Ausgangstrafos belasten nur die Endstufe unnötig, denn bei den ganz niederfrequenten Spannungen "sieht" die Endröhre nur noch den Gleichstromwiderstand der Übertragerwicklung als Arbeitswiderstand und wird dadurch mit unnötig hohen Strömen belastet.

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Ich hab jetzt die Teile für den Verstärker ja schon da und auch schon angefangen. Ich hab mal eine grobe Skizze gemacht, wie ich mir das Gehäuse vorstelle. Die Maße sind geschätzt (habe die Teile einfach mal auf den Tisch gelegt und gemessen). Der "Deckel" ist aus Metall, der Rest ist Holz (war zu faul zum texturieren)


      Gruß Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Ja, Huii, die Kapazitäten sind recht üppig überdimensioniert. Zum gemeinsamen Nachdenken und Diskutieren soll deshalb das folgende Dimensionierungesbeispiel dienen:



      Für C4 wären auch 470µF noch nicht sonderlich übertrieben.

      Betreffs der Dimensionierung des Katodenelkos der Endröhre siehe auch:
      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=3428 post028

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix