Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

      Hallo Achim,

      es ist eigentlich ein Jammer, dass man den geistigen Vätern dieses Radios nicht zeigen kann, wie man sicher damals in Großserie ein solches Gerät hätte bauen können. Mal zumindest die aufwändige Aufbereitung des Chassis wäre heute den Sammlern und Bastlern erspart geblieben.
      Es ist faszinierend, Deine Berichte zu lesen und die Fortschritte beim Zusammenbau zu beobachten.:respekt:

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      nightbear postete
      Ich habe im abgelaufenen Jahr so viel Negatives über die Automaticgeräte von mir gegeben, dass sich langsam ein Schuldgefühl verbunden mit dem Drang, so einem Gerät auch mal etwas Gutes zu tun, einstellt.
      Also dieses Gerät kann sich wirklich nicht beschweren....

      Jedes Mal, wenn ich im Forum bin lese ich zuerst, wie es an dieser Stelle weitergeht.

      Aber noch eine Frage zur US Reinigung, ist das Bad eigentlich temperiert?

      Edit Zitatantwort

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Hallo Otto, hallo Albrecht und hallo Mitleser natürlich,

      es freut mich, dass Euch meine Fortsetzungsgeschichte Spaß macht! Mir selbst geht es, wenn ich in anderen Threads mitlese ganz genau so.

      Später ist man bei Saba ja dann auch darauf gekommen, die Chassisoberfläche haltbarer auszuführen. In den 50ern, so vermute ich, hat man einfach so weiter gemacht, wie es vor und während des Krieges üblich war, nämlich eine einfache silberfarbene Lackierung. Die wirkt, wenn sie noch nicht verrottet ist :( auch ebenmäßiger. Man darf auch nicht vergessen, das sieht man auch im Fahrzeugbau, heute gibt es, was Lacke angeht, ganz andere Möglichkeiten als damals. Dies betrifft sowohl das Lackieren von Metall als auch von Holz - stimmt´s Franz?
      Auf die Vernickelung kam ich durch Vorbilder in der -früheren - professionellen Fernmeldetechnik; aber auch im HiFi-Bereich der 60er und 70er meine ich mich an solche Chassis erinnern zu können. Irgendwann wurde das dann durch die Chromatierung abgelöst.

      Gerade vorhin habe ich am Chassis noch etwas weiter gestrickt, der Berich bis einschließlich NF-Teiberstufe ist bis auf 2-3 Elkos auch fertig:



      Es geht jetzt als nächstes weiter mit der Endstufe und der Elektronik der Automatic.
      Zwischendrin muss die Lautstärkemotoreinheit geputzt werden.

      Diese Keramik-Novalfassungn aus Deutscher Fertigung habe ich für die EL84 vorgesehen, ich habe auch noch welche in Ganzkeramik, habe aber so meine Bedenken, dass sie schneller mal durchbrechen.



      P.S.: Zu Albrechts Frage, ja die Ultraschallgeräte haben eine eingebaute Heizung. Bei meinem Gerät kann die Flüssigkeit bis 80° aufgeheizt werden.
      Achim
      Bei dem schönen Wetter heute ging es erst einmal um Wichtigeres:



      Dann hat mir der Freiburg doch keine Ruhe gelassen und ich habe mir die NF-Endstufe vorgenommen. Die beiden Keramikfassungen für die ELs wurden eingesetzt, alles verschaltet, einige Bauteile eingebaut.



      Der Ratioelko ist jetzt ein aktueller Radialtyp, ich hatte nichts Passendes mehr im Bestand. Für die anderen Elkos mit kleinen Betriebsspannungen fanden sich im Keller noch axiale Modelle von Frako in 4µF und 47µF, als Kathodenelko der Endstufenröhren kommt ein 220µF von ITT zum Einsatz.

      Rechts vom gezeigten Ausschnitt liegt die "Sektion" Ausgangsübertrager und Automatic, unterhalb der Bereich Lautstärkeregeleinheit. Diese beiden Bereiche sollen als nächstes drankommen, bevor zum Schluss Netztrafo und Kabelbaum an der Reihe sind.
      Der Bereich um den AÜ ist stark beengt aufgebaut, da die FB-Buchse und eine Einführung des Kabelbaums dort liegen. Ich werde daher wohl mit dem Lautstärkeregler weitermachen.

      So langsam kommt auch endlich der Punkt, wo man sich (wenigstens) vorstellen kann, dass das Ganze irgendwann einmal wieder komplett sein könnte:





      Jetzt sieht man auch, wie gut es ist, dass die Oberfläche des Chassis NICHT hochglänzend sondern matt ist. All die anderen Anbauten würden optisch nicht dazu passen und vom Eindruck her abfallen. Oder man müsste das alles auch galvanisieren oder polieren - aber ich will mich ja nicht lächerlich machen... ;) Bauteile wie das Abstimmsubchassis, Drehkos, Ferritantennenständer usw. haben bereits eine galvanische Oberflächenbehandlung.
      Die Arbeitshypothese beim Chassis ist ja, eine technische Restauration zu machen, wenn sich dabei die Optik auch verbessert, ist es ein angenehmer Nebeneffekt. Ich mache aber nichts, was ausschließlich einer optischen Aufpeppung oder Showeffekten dient, ohne technisch erforderlich zu sein!
      Der angestrebte Eindruck einer technisch orientierten Restauration wird bislang, wie ich finde, recht gut getroffen.

      Die vereinsamte ECH81 steckt immer da, wo gelötet wird, um die Kontakte der Röhrenfassungen in Position zu halten.
      Achim
      So, 3DS-Freunde, es geht wieder weiter mit Putzerei und Detailarbeit.

      Heute war die Lautstärkemotoreinheit dran. Ursprünglich ein fett- und nikotinverkleistertes Gebilde, war zuerst Zerlegen und Reinigen der Einzelteile nötig. Es zeigte sich, dass das Motorlager durch Verharzung fest war.
      Hier die gereinigten Teile, die Reinigung erfolgte wieder im Ultraschallbad mit Ausnahme der Motorwicklungen mit Eisenkern. Das Kernpaket des Stators wurde noch mit scharzem Rostschutzlack versorgt.



      Beim Zusammenbau sieht man, dass Saba auch mal Uhren produziert hat ;)



      Die fertig montierte Baugruppe mit neuen Kondensatoren:



      Es fehlt noch der Sicherungslack auf Muttern und Schrauben. Saba hat hier , wie so oft, nirgends Spreng- bzw. Federringe verwendet.

      Was mir aufgefallen ist: Das Motorgetriebe ist jetzt so leichtgängig, dass es sich samt Motor beim Drehen des Lautstärkereglers leise summend mitdreht!
      Ist das normal oder hält im Betrieb die Mororspannung den Motor fest?
      Achim
      Hallo Achim,

      dass sich der Motor mit dem Lautstärkepotentiometer mitdreht ist normal, nur beim ruckartigen Bewegen des Potentiometers geht der Motor nicht mit. Saba hat doch an dieser Stelle eine Art Rutschkupplung eingebaut, die im Prinzip nur aus einer Spiralfeder besteht. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, befindet sich auf der Welle des Lautstärkereglers am hinteren Ende eine Schraube, durch lösen dieser kann man die Spannung der Feder verringern und das Motorgetriebe von der Welle trennen, der Motor wird dann beim Betätigen des Lautstärkereglers nicht mehr mitgedreht.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Hallo Otto,

      vielen Dank für Deine Hinweise. Genau so verhält es sich bei meinem Getriebe: Beim langsamen Drehen summt der Motor mit, beim ruckartigen schnellen Drehen nicht.
      Die von Dir genannte Schraube wollte ich zum Reinigen eigentlich lösen, der Saba Sicherungslack macht seinem Namen aber alle Ehre - die Schraube sitzt fest. Du weisst ja wie schnell so ein M3 Schräubchen abgedeht ist! Möglicherweise ist Erhitzen hier eine Möglichkeit.

      Die Position dieses Ringes auf der Achse regelt den Druck auf die Rutschkupplung. Andererseits, wenn man die Spannung lockert und irgendwann die Potiachse etwas schwergängiger wird, dreht die Kupplung zu früh durch und der Motor kann das Poti nicht mitnehmen.
      Vor dem Einbau schau ich mir die Sache auf jeden Fall noch mal an.
      Achim
      Hallo Achim,

      es ist genau wie Du schreibst, mit dieser vermaledeiten Schraube kann man den Druck der Feder so einstellen, dass zwar der Motor den Lautstärkeregler mitnimmt, umgekehrt der Regler aber nicht den Motor. Die exakte Position des Ringes, der die Feder zusammendrückt, spielt jedoch erst beim Anschluss einer Fernbedienung eine Rolle. Da ich diese FB ohnehin nicht besitze lockere ich den Ring grundsätzlich, denn ich empfinde den Widerstand des Motors und das damit verbundene Geräusch als unangenehm.
      Beim Lösen der Schraube kann etwas Wärme und Caramba durchaus hilfreich sein, andererseits ist die Schraube stabiler, als sie aussieht. Jedenfalls habe ich bisher noch keine abgedreht, Du brauchst also keine Hemmungen zu haben. So nach dem Motto: wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann kein Lack die Schraube halten.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Hallo Otto,

      das Gerät hat ja eine Fernbedienung. Ich hab gerade noch einmal nachgeschaut, wenn der Motor läuft, nimmt er das Poti gerade noch sicher mit. Wenn jetzt noch die Hülse für den Ferritantennenantrieb über die Achse kommt, bremst das auch noch etwas.
      Ich werde es erst einmal so lassen, mit dem leichtgängigen Mitschnurren des Motors bei Handbetätigung kann man gut leben und dann wird wenigstens sicher bei Fernbedienung transportiert.

      Es wäre die Krönung der Eleganz bei der Konstruktion gewesen, wenn man sowohl bei der Abstimmung als auch bei der Lautstärke das Motorgetriebe bei Handbetrieb mechanisch ausgekoppelt hätte. Das wurde leider (auch später) nie realisiert.
      Vielleicht hat man dem Benutzer unterstellt, dass er sowieso nur mit dem Suchlauf bzw. der Fernbedienung abstimmt.
      Achim
      Hallo Achim,

      wenn es so ist, wie Du schreibst, dann ist doch eigentlich alles i. O. und Du brauchst sowieso nichts zu verstellen. Außerdem ist es wohl doch auch so, dass man nicht ständig den Lautstärkeregler zwischen 0 und Anschlag rechts hin und her dreht, im Allgemeinen steht der Regler fast immer in der gleichen Position und man regelt allenfalls eine Kleinigkeit nach. Jetzt beobachtest Du erstmal, wie es sich nach dem Einbau der Hülse der Ferritantenne verhält, etwas nachjustieren kannst Du dann noch immer.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Otto postete
      Hallo Achim,

      es ist genau wie Du schreibst, mit dieser vermaledeiten Schraube kann man den Druck der Feder so einstellen, dass zwar der Motor den Lautstärkeregler mitnimmt, umgekehrt der Regler aber nicht den Motor.
      Das würde jedenfalls bei meinen Lautstärkemotor nicht funktionieren. Den habe ich schon komplett zerlegt und gereinigt, die Spannung der Kupplung lässt sich aber nicht einstellen. Die ganze Kupplunsgseinheit sitzt auf einer Achse, die auf die Welle des LS-Reglers geschoben und mit der genannten Schraube fixiert wird. Die Schraube dient also dazu, das Zahnrad an der Kupplung mit dem restlichen Getriebe in Eingriff zu bringen.

      Die Feder wird nur durch den großen Sprengring (im Bild oben hinter der Schraube) gespannt.
      Beste Grüße, Jörg
      Es sollte mich nicht wundern, wenn es hier mehrere Variationen dieser Kupplung gibt.

      Bei meiner werde ich es so lassen, da die Spannung so ziemlich genau stimmt.

      Beim Stöbern im Netz habe ich gestern Bilder von einem 3DS gesehen, bei dem die große Zierleiste (Tastatur - Klangregler) aus Aluminium zu sein schien, sie hatte die typischen weisslichen Ausblühungen an der Vorderkante. Bei meinem Gerät ist sie massiv Messing.
      Achim
      In den Jahren 54/55 hat es bei diesen Geräten offenbar etliche Variationen gegeben. Teils aus technischen Gründen, teils aus Sparsamkeit...
      Wir können sie ja mal zusammentragen (sofern sie sich nicht im Laufe des Threads ergeben).

      1. Verschiedene 3D Lautsprecher (Isophon oder Saba Eigenbau)

      2. Basschassis mit verschiedenen Magneten, wobei noch zu klären wäre, ob es nur Geräte mit unterschiedlichen Basschassis gab oder auch solche mit identischen. Die Standardbestückung ist 1 x "1674 CU 40" und 1 x "1674 CU 45"

      3. Mit oder ohne Revisionsöffnung in der Frontplatte

      4. Vordere Chassis-Abschlussleiste aus massivem Messing oder Aluminium

      5. Tonband Ausgang als Klinken- oder als 3-Pol Din Buchse

      6. Verschiedene Poti-Modelle für Höhen- und Tiefenregler

      7. Fernbedienung mit 4 weissen Tasten oder mit 2 weissen, einer roten und einer grünen Taste
      Achim
      Eventuelle kämen noch unterschiedliche Lösungen bei der Kupplung des LS-Motors dazu, was ich aber nicht glaube. Mein Motor sieht exakt so aus wie der von Achim abgebildete.

      Sprechen wir nicht von der Geräteserie 54/55?

      Damals wurden die Geräte gegenüber den Vorjahren sehr gründlich überarbeitet. Ich denke da an folgende Dinge:

      - Einführung der Automatic

      - Einführung der Fernsteuerung

      - neues Gehäusedesign mit der metallenen Zierleiste um die Tasten

      - Geänderte Lautsprecherbestückung bzw. die Einführung des 3D-Klanges

      - Wegfall des Papierschirmes als Skalenhintergrung, hinter der Scheibe liegt nun direkt das Chassis

      - Einführung der Duplex-Kupplung

      - Wegfall der KW-Lupe

      - neue Anordnung der UKW-Box (mit waagrechter Abstimmachse, wobei die Box von Bodensee und Freiburg ja - auch elektronisch - erheblich vom späteren Design abweicht)


      Bei der Liste an Neuerungen ist klar, dass viel zu optimieren war - elektroisch, aber auch mechansich bzw. konstruktiv. Im folgenden Modelljahr (z.B. Freiburg 6-3D) gab es wieder etlichen Änderungen (Lautsprecher, Automatic-Motor, Wegfall Ortssender, etc) , einige kleinere dann noch im Modelljahr 56/57. Freiburg 7 und Freiburg 8 dürften dann sehr ähnlich sein (beide Geräte kenne ich noch nicht)

      Schon interessant, die Evolution der Geräte zu verfolgen!
      Beste Grüße, Jörg
      Du hast natürlich recht - 54/55 - hab es korrigiert.

      Sehr schön, jetzt haben wir in Post 0214 die Änderungen innerhalb der 3DS Serie und in Jörgs Post (0215) die revolutionären Änderungen von der WII / WIII Generation auf die "Automatic / 3D" Generation.

      Bei der Automatic hat man die eigenen Ideen von vor dem Krieg wieder aufgenommen und verbessert (vor allem durch den Regelkreis zur Scharfabstimmung), bei 3D kam man durch die Entwicklungen anderer Hersteller in Zugzwang - daher die vergleichsweise holprige und überstürzte Einführung mit fremdbezogenen Lautsprechern und nachträglich eingebauten Kunststoffgittern aus der Fernsehtechnik.

      Manche Änderung folgt aus der anderen, so ist die (leidige) Duplexkupplung eine Konsequenz der Automatic, andere waren die Folge geänderter Prioritäten. AM-Empfang wurde nicht mehr so wichtig genommen und beschnitten - dafür Fernbedienung etc.
      Aber auch die 3DS-Geräte, und das will ich später noch anhand der Schaltungsdetails zeigen, hatten ehrgeizig ausgeführte Details wie etwa die Gegentakt UKW Vorstufe oder die separate(!) zerntral an Masse liegende Hezspannungserzeugung für die NF-Vorstufe ECC83. Das war schon HiFi-Technologie :)
      Achim
      Die Duplex-Kupplung war für die Automatic klarerweise erforderlich, ich denke aber, Saba wäre trotzdem - ähnlich wie bei 3D - gezwungen gewesen, sie einzuführen: immerhin haben die meisten anderen Hersteller in diesen Jahren Duplexkupplungen konstruiert.

      Für die schaltungstechnischen Veränderungen bin ich zu wenig fix, es wäre interessant, hier mehr darüber zu lesen. Über die Gegentakt-Vorstufe für UKW gab es im Forum ja schon einiges zu lesen.
      Beste Grüße, Jörg
      Wenn dann (irgendwann) der Zeitpunkt kommt, wo mein Chassis wieder läuft, möchte ich auf die interessanten Teile der Schaltung nach und nach eingehen. Hier ist zu denken an:

      - Ultralinearendstufe

      - NF-Vorstufe

      - Suchlaufschaltung (Motorsteuerung von Abstimmung und Lautstärke) auch im Vergleich zur später modifizierten Schaltung in den 6-9er Geräten

      - automatische Scharfabstimmung bzw. Anhalten des Suchlaufs (Regelkreis)

      - Fernbedienung

      - UKW-Vorstufe (da haben wir hier schon etwas) http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2686
      Achim
      Hallo Achim,

      leider sind wir einem Irrglauben aufgesessen, wie Jörg richtig schreibt dient die Schraube am Ende der Welle des Lautstärkereglers lediglich dazu, die Getriebezahnräder bündig einzustellen. Es hat mir keine Ruhe gelassen und so habe ich ein DS- Chassis nochmal genau dahingehend untersucht. Tatsächlich ist die Spannung der Feder vorgegeben und nicht veränderbar, was bei Lichte besehen kein Fehler ist, denn Du hast weiß Gott auch ohne diese Schraube genug Arbeit mit dem Radio.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
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