Stereodecoder stellt sich tot

      Ich wende mich an die Transistorexperten für Schaltungsanalyse mit folgendem Problem:

      Der Receiver funktioniert einwandfrei, außer auf UKW Stereo.

      Bei einem stark einfallenden Sender, der definitiv Stereo sendet, ergeben sich die Meßwerte wie im Schaltbild gezeigt.

      Nach meinen Kenntnissen bilden die beiden BFY einen Differenzverstärker, dessen Ausgang 0V sein sollte, wenn die Brücke abgeglichen ist, d.h. Stereoempfang vorliegt. Dennoch liegen an der Basis des BC konstante 9 V an, egal welcher Sender empfangen wird. Die Stereoanzeige liegt in der CE-Strecke des BC178 und bleibt somit dunkel.

      Nicht ganz schlau werde ich aus dem Gewusel um den Collector des unteren BFY. Ich vermute mal den Fehler hier in der Hoffnung, die Experten treffen ins Schwarze.



      Gruß, Dieter
      Das sollte ein Stereodecoder nach dem Zeitmultiplexverfahren sein.
      Über L402 (19kHz Sperre) wird das Multiplexsignal an die Mittelanzapfung des Sekundärkreises des 38kHz Schwingkreises geleitet (die rechten 4 Dioden gehören zum Synchrondemodulator/Ringdemodulator).
      L402 und L403 bilden ein 19kHz Sieb.
      Die beiden Dioden vor dem unteren BFY (Positionsnummer kann ich leider nicht lesen)
      gehören zu dem Frequenzverdoppler (Zweiweggleichrichterschaltung). Wenn der 19 kHz Pilotton vorhanden ist wird über die Frequenzverdopplung der 38 kHz Kreis des Ringdemodulators angeregt.
      Der rechte BC wird gleichzeitig bei vorhandenem Pilotton durchgeschaltet.

      Gruß Ulrich
      Der Frequenzzähler kann außen vor bleiben. Die 19 kHz gehören zur gesendeten Information, sie sind da oder auch nicht. Eine falsche Frequenz gibt es da nicht.
      Die 19 kHz muss man direkt vor der Frequenzverdopplung und die 38 kHz am Demodulatorkreis mit dem Oszi eindeutig messen können.

      Gruß Ulrich
      Hallo,

      die beiden rechten BFY sind nicht wirklich als Differenzverstärker zu sehen. Der frequenzverdoppelte Pilotton bewirkt an den Anoden der beiden Dioden eine negativ gerichtete Halbwellenspanung, welche über das Poti R410 und dem 22k der Basis des oberen BFY zugefürt wird. Der obere BCY ist im Ruhezustand stromführend. Bei eintreffendem Stereo Signal verlagern die neg. gerichteten 38KHz Halbwellen den Arbeitspunkt des oberen BFY in den sperrenden Zustand, sodass jetzt der Stromfluß von dem unteren BFY übernommen wird. Das führt dazu, dass der jetzt über den 3k3 fließende Strom die B-E Strecke des BC178 durchschaltet und damit die Stereo Anzeigelampe aktiviert.

      Als "Nebeneffekt" wird der freqeunzverdoppelte Pilotton dem Primärkreis des Ringdemodulators zugeführt.

      Der obere BFY übt daher lediglich eine Schaltfunktion aus, deren Schwelle mit dem Poti R410 verändert werden kann - das müßte dann das Poti zur Einstellung der Stereo Schaltschwelle sein.

      Es wäre also mittels Oszilloskop zu überprüfen, ob am Schleifer des Potis R410 die negativ gerichteten 38KHz Halbwellen zu sehen sind. Wenn ja, sind dann die Basisteilerwiderstände der beiden BFY als mögliche Täter verdächtig incl. des 1µF-Elkos C410.

      Falls die 38KHz Halbwellen fehlen liegt der Fehler wahrscheinlich im Bereich der beiden linken Transistoren (BFY39/BC178). Am Kollektor des BC178 sollte der 19KHz Pilotton erkennbar sein, während am Kollektor des BCY das gesamte Multiplexsignal anstehen sollte.

      Die logischere Vorgehenweise wäre wenn man den vorletzten Abschnitt mit dem letzten vertauscht... habe den Gaul im Redefluß von hinten angeschirrt.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo an die Helfer,

      ich habe Peters Anleitung mal oszillographiert und alles andere als saubere Halbwellen erhalten, das einzige was stimmte, waren die entsprechenden Frequenzen von 19 kHz bzw. 38 kHz in dem Gerausche.

      Achim hatte ja mal wieder seine Spürnase in die richtige Richtung gedreht: nach Tausch der 1µ Elkos war alles wieder im Lot: saubere Stereoanzeige und Kanaltrennung, der Mono-Schalter wieder mit Funktion. Mit P410 habe ich noch die Stereoschwelle etwas nachjustiert, da sie nur bei den zwei stärksten Ortssendern ansprach.

      Leider kann ich nicht mehr nachvollziehen, welcher der Hauptübeltäter war.

      Damit können wir diesen Reparaturthread glaube ich schließen. Mein Fazit ist, dass ich wieder viel gelernt habe über eine diskrete Art der Stereo-Demodulation und dass auch Bauteile aus den 70ern gerne kaputt gehen, auch wenn man es nicht vermutet.

      Danke an alle für die Beiträge.

      Gruß, Dieter
      Hallo,

      dachte ich es mir doch, dass ihr trotz meiner Umschreibung letztendlich den emittergekoppelten Schmitt Trigger aus dem "Rauschen" holt. Die Jungens, welche Dieters Stereo-Dekoder gezeichnet haben, scheuten keinen Trick die Schaltung weitgehend unkenntlich zu machen.

      Und Ulrich hat bewiesen, dass einfaches Umzeichnen oft Wunder bewirkt. Das bewährt sich immer wieder... ich hatte die Schaltung auch "heimlich" ungezeichnet.

      Nachsatz: ich denke, dass der Emitterelko von T402 einer der wichtigsten war, denn er ist im Wesentlichen für die Verstärkung dieser Stufe verantwortlich und befindet sich in einer niederohmigen "Umgebung" und dadurch macht sich an dieser Stelle ein Kapazitätsverlust besonders wirksam bemerkbar.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Sorry dass ich euch in Unkenntnis über das Gerät ließ, es war nicht meine Absicht. Ich dachte ich hätte es im Eingangspost erwähnt, dem war aber nicht so.

      Es ist der Graetz Belcanto 300, hatte hier schon mal angeklopft: s. u.

      Nostalgische Germanium NF-Stufen mit AC127 und AD149, das waren die ersten Selbstbastelgehversuche mit Transistoren, die wenigstens etwas Leistung brachten, um ein Klassenfest zu beschallen...

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=3981
      Hallo Ulrich,

      das wäre die einfachste Möglichkeit gewesen... aber wer will das schon. So hatten wir wenigstens die Möglichkeit einer Schaltungsanalyse aus der "Hüfte". Und wenn man das jetzt nachliest haben wir die Zusammenhänge doch recht gut nachvollzogen.

      Nachsatz: Die in der Service Anleitung beschriebene Schaltung arbeitet mit neg. Betriebsspannung - da sind auch die Verdopplerdioden anders gepolt. Man muß da alle Polaritätsangaben umkehren und die Dotierung der Transistoren vertauschen. Das ändert aber nichts an der eigentlichen Funktion.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      AD149 und Co. - und wie schnell hatte man diese teuren Transistoren ins Jenseits befördert!

      Manchmal hab ich mich schon gar nicht mehr getraut, die Selbstbauten einzuschalten, weil immer das gesamte Taschengeld auf dem Spiel stand :(

      Heute grillen die Kids jeden Monat zwei € 500 Grafikkarten und legen dem Daddy die Rechnung hin...
      Achim