Saba 355 WH Reparaturbericht

      So, erstmal besten Dank für den Schaltplan, der ja nun auch im Downloadbereich verfügbar ist.

      Selbstverständlich ging es bei der Anfrage um die Restauration des Saba 355 WH.
      Wenn es von Interesse ist, dokumentiere ich hier den Verlauf. Hier der Bericht:

      Ich bekam das Radio von einem Herrn, der es auf einem Flohmarkt erstanden hatte. Der Händler habe ihm erzählt, es sei in bester Ordnung. Zuhause steckte der gute Mann den Stecker in die Steckdose und nach einem hellen Lichtbogen und Kanll fiel wohl im gesamten Haus der Strom aus. Daher wollt er es einfach loswerden.

      Als ich es abholte fiel mir sofort die defekte Isolation der Anschlussleitung auf: auf mehreren Zentimetern lagen die Litzen frei und hatten Schluß. Bei einem Vorkriegsmodell nicht ungewöhnlich. Der gute Mann hatte also Glück gehabt.

      Dem ersten Eindruck nach war alles noch dran und drin. Da die Anschlußleitung so offensichtlich defekt war dachte ich mir es sei "schnell wieder in Gang zu bringen". So kann man sich Irren.

      Zu beginn kümmere ich mich immer erst um das Gehäuse, da mir Holz nicht so liegt. Frei nach dem Motto, erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

      Vom Ursprungszustand habe ich leider kein Foto. Der Lautsprecherstoff hatte Löcher und war "verbrannt", also fast schwarz und Substanzlos. Daher bekam die Schallwand erstmal einen neuen Stoff. Das Gehäuse ist nicht sehr aufwendig gebaut. Genug Lack war auch noch drauf, sodass nur ordentlich maschinell poliert wurde, nachdem alles gereinigt wurde.

      (Fotos nur mit Handy gemacht)


      Anschließend ging es los. Anschlußleitung erneuern. Dann mal im Stecker messen, ob primärseitig alles ok ist. Nein. Kein messbarer Widerstand. Irgendwo muss eine Unterbrechung sein. Und da war sie:



      Netzschalter defekt. Kein Problem, wie haben ja noch einen großen Fundus Marquart-Netztschalter. Fast baugleich, nur natürlich einen Handknebel, anstelle des Gelenkhebels, der im Saba mit der Achse des Lautstärkepotis vebunden wird. Zieht man an dem Knopf, schaltet man ein. Da die beiden Schalter aber wirklich fast identisch sind, konnte ich den Unterteil samt Kontaktmechanik einfach austauschen. Der Oberteil mit Hebel bleib drin.

      So sieht das dann aus:



      Also einschalten um zu sehen, was noch funktioniert und was nicht. Man muss ja den Ausgangszustand kennen. Ergebnis: Nichts. Nichtmal Licht.

      Dann gings los: Alle Teerkondensatoren raus. Nach Messung waren auch die Elkos am Ende. Ich baue die gerne in die alten Becher ein. Dabei sah man dann auch, warum fast keine Kapazität mehr übrig geblieben war.



      Dann ein interessanter Fund: Das war der Parallelkondensator des Schwingkreises auf der rechten Seite der induktiven Kopplung im Eingangskreis. Ließ man die Mittelwelle aus, hat das vermutlich sogar funktioniert...



      Nächste Baustelle: Alle Teerkondenstoren raus. Viele sind noch als NOS in kunststoff-vergossenen Versionen vorrätig. Auffällig: die zwei Cs an der AZ11 fehlten, stattdessen gab es nur einen einzigen C über den beiden Anoden. Ich tippe auf eine Sparmaßnahme von Saba. Einer ist günstiger als zwei. Ausserdem war er so unter den Blechen der AZ11-Fassung verbaut, dass das niemand nachgepfuscht haben kann.

      Für die Theorie spricht noch etwas: In allen Schaltplänen und Beschreibungen des Gerätes wird bei den Siebelkos 16µ angegeben. Verbaut sind jedoch zwei 12µ-Typen.

      So. "Mal eben" dauert mitlerweile zwei Wochen. Trotzdem kann nun endlich wieder Spannung auf das Gerät gegeben werden. Und es passiert nichts.

      Also erstmal Heizspannungen prüfen. Alles ok. Gleichrichtung ok? Ja, die neue AZ11 arbeitet. Anodenspannung an allen anderen Röhren fehlt aber. Nochmal Spannung am zweiten Siebelko messen. Auch nichts. Böse Vermutung: Die Feldwicklung des Lautsprecher könnte defekt sein. Also auch ausbauen.



      Und dann die Feldspule beschriften, damit alles später wieder passt.



      Anschließend wird untersucht, ob der defekt nicht evtl. an der zugänglichen Lötstelle zum Lackdraht liegt.



      Nein, sieht leider gut aus. Also ab damit, neu wickeln lassen. Ich kenne da zum Glück jemanden...

      Zwei Wochen später ist die Spule wieder da: Zur Info: Es waren genau 20.000 Windungen aus 0,18 mm Kupferlackdraht auf der Hauptwicklung. Der Defekt lag wie erwartet an der Lötstelle am Anfang, also Innen in der Spule.



      Mittlerweile wurde auch der gelbe Belag auf dem verzinkten Halteblech entfernt.
      Dann noch mit schwarz mattem Lackspray ein optisch taugliches Klebeband herstellen und die Spule sieht wieder aus wie neu:



      Und so sieht der fertige LS aus.



      Soviel zum Zwischenstand. Wenn Interesse besteht berichte ich demnächst weiter.

      Gruß,
      Johannes
      So, weiter ging's am Wochenende.

      Zunächst wurde die defekte Soffitte ersetzt. Bei der anschließenden Inbetriebnahme war eine deutlich zu hohe Anodenspannung und eine sehr geringe negative Gittervorspannung festzustellen. Ein Blick ins Schaltbild brachte Aufschluß: Im Schaltplan ist erkennbar, dass die Versorgungsspannungen (+340V und -7V) durch einen Spannungsteiler aus zwei Widerständen hergestellt werden. Einer der Widerstände ist zwischen Masse und negativer Spannungsversorgung (-7V) eingebaut (aus einer Serienschaltung von 100 Ohm und 40 Ohm) und der andere ist der Innenwiderstand (Anode zu Kathode) der Röhren. Den Effekt kann also nur ein zu hoher Innenwiderstand der Röhren hervorrufen. So war es auch. Der Kathodenstrom der Endröhre (ECL11) war fast 0 mA. Sie war also defekt.
      Durch eine neue ersetzt, stellt sich sofort das passende Verhältnis der Spannungen und die korrekten Ströme ein. Test der NF-Stufe über den Tonabnehmereingang war sofort erfolgreich.



      Der anschließende Test der LW und MW zeigte ebenfalls Empfang auf beiden Bändern. Mit einer provisorischen Drahtantenne waren auch schon beeindruckend viele Sender zu finden. Die HF-Stahlröhren EBF11 und ECH11 sind immernoch die alten. Anschließend folgte also die Montage der Anbauteile an das Chassis und der Einbau in das Gehäuse.






      Das Foto von Vorne im Betrieb reiche ich später in vernünftigerer Qualität nach.

      Gruß,
      Johannes