Braun TG1000/4

      Nachdem ich das Forum schon vor lägerer Zeit mit Fragen zum Einmessen von Tonbandgeräten nervte, hier eines der Ergebnisse:



      Das Gerät hatte ich bei ebay ersteigert; zustand wie üblich "TOP", wie üblich aber auch die Realität: starke Gebrauchsspuren, die Maschine war "nikotingetränkt", die Tonköpfe derart eingeschliffen, dass ohne Ersatz ein neues Einpegeln aussichtslos erschien, an einem der Spulenteller waren 2 Zacken der Dreizackhalterung abgebrochen, bei Wiedergabe fehlten die Höhen, Aufnahmen klangen dumpf;
      ausgeführt wurden folgende Arbeiten:
      eine Demontage und gründliche Reinigung des kompletten Geräts, anschließend wurden auf der NF-Platine sämtliche Elkos erneuert; da keinerlei Aussicht auf brauchbare Ersatz-Tonköpfe bestand, gelang es mir schließlich, ebenfall in der Bucht einen kaum gebrauchten Tonkopfträger einer Uher Royal zu ergattern (die Tonköpfe passen von der elektrischen Seite), bei der ebenfalls Tonköpfe von Bogen verbaut waren; diese passten jedoch nicht in die Halterung des Braun-Tonkopfträgers, was einen Umbau der Halterungen notwendig machte;
      anschließend wurden die Tonköpfe grob nach der "Fettstift-Methode" eingependelt, die fehlende Brummklappe am Wiedergabekopf wurde ergänzt;
      darauf folgte die Feineinstellung mittels Ossziloskop und des Messbands von Andreas, dabei wurde auch der Fehler "fehlende Höhen" lokalisiert und behoben: der Capstanmotor der Maschine lief schlicht zu langsam;
      anschließend wurde die Maschine nach Service-Manual komplett neu eingestellt (Spannung an beiden Wickelmotoren war zu hoch, die Bremse links zu stramm, die rechte zu lasch eingestellt)
      die Vormagnetisierung wurde neu eingestellt, wobei bei dieser Maschine für jede der drei Geschwindigkeiten eine getrennte Einstellung über Trimmkondensatioren erfolgt.
      Zum Abschluß wurde noch der defekte Spulenteller erneuert und zahlreiche Lackschäden ausgebessert, so das am Ende doch ein vorzeigbares und vor allem wieder uneingeschränkt "anhörbares" Gerät die Sammlung ziert.
      auch hier gilt wie bei meiner Audio 2: zeitloses Design, obwohl nirgendwo sichtbar ein Markenname erscheint (zumindest nicht bei Senkrechtbetrieb), ist das Gerät sofort als "Braun" erkennbar; auch physisch ein Schwergewicht: bei Abmessungen von 45x38x13cm ein Gewicht von ca. 18 Kilo, ausser Drehknöpfen, Anzeigeinstrumenten, Spulentellern und der Abdeckung des Tonkopfträgers kein Kunststoff erkennbar; es würde mich interessieren, welche Verkaufszahlen die TG1000/1020 Reihe wohl erreicht hätte, wenn Braun damals eine maximale Spulengröße von 26,5 ins Lastenheft geschrieben hätte???
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      was die frühen Revox 77er, die späten Uher und die höherwertigen Telefunken angeht, gebe ich dir recht, aber auch das Design der Philips N4415 - 4418 und 4510 gefällt mir sehr gut, bevor dann Philips mit den Nachfolgern 4506 und den anderen Plastikbombern in einen Plastik-Militarylook abglitt, der erst mit der 7er-Reihe wieder korrigiert wurde, aber da war das Ende der Bandmaschinen-Ära sowieso schon nicht mehr aufzuhalten; vergessen darf man auch die Tandberg TD20 nicht, die zwar etwas "nordisch kantig", aber doch zeitlos ist
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten