GRUNDIG 5050W/3D

      Hallo,

      es folgt ein weiterer GRUNDIG-Spitzensuper mit ganz bestechenden Eigenschaften.

      Der GRUNDIG 5050W/3D.

      Katalogbeschreibung:

      11AM- (11FM-) Kreise, 8 (9) fest und 3 (2) veränderbar.

      11 Röhren und 2 Trockengleichrichter

      7 Wellenbereiche (U 3K 2M L)

      Schwundregelung: AM 2 Stufen; bei FM sind alle Röhren bei Übersteuerung als statische Amplitudenbegrenzer wirksam.

      NF-Teil: 12W Gegentakt-Endstufe.

      5 Lautsprecher, davon 1 Tiefton, 2 Hochton elektrostatisch und 2 Hochton permanent-dynamisch.

      Motorabstimmung auf 7 Tasten, 3-D-Klangsystem

      Mehrfach-ZF-Bandbreitenregelung mit Nullstellen-Symmetrie, additive Mischschaltung für AM und FM, AM-Bandfiltereingang mit geregelter Vorstufe.

      Stromversorgung: 110, 125, 160, 220V~ ; 100W

      Sicherungen: für 220V 0,6A träge (lt.Handbuch des Rundfunk-und Fernseh-Großhandels),
      lt. Geräterückwand 0,8A träge bei 220V
      2 Skalenlampen 7V, 0,3A

      Abmessungen: Breite 720mm, Höhe 462mm, Tiefe 318mm, Edelholzgehäuse

      Gewicht: 23Kg!

      Röhren: ECC85, EF89, ECC82, EF89, EBF80, EAA91, EF804, ECC83, EL84, EL84, EM85, B250 C140, E12,5 C2

      Preis 695,--DM

      Baujahr: 1954 und 1955

      Die jeweils elfkreisigen Empfangszüge für UKW sowie Lang-, Mittel- und Kurzwellen sind ausgestattet mit HF-Bandfilter-Vorstufen, einer Nullstellen-Symmetrie-Zwischenfrequenz-Bandbreitenregelung, mit Ratiodetektor und FM-Amplituden-Begrenzung. Sie liefern eine hohe Trennschärfe und einen sehr wirksamen Schwundausgleich.

      Das Gerät besitzt einen eingebauten Motor-Senderwähler mit der Wirksamkeit eines "mechanischen Gedächtnisses". Durch die Betätigung einer der Wellenbereichstasten erfolgt die Einschaltung der motorgesteuerten Elektromechanik, welche die Senderabstimmung selbsttätig durchführt. Gespeichert bleibt immer die zuletzt eingestellte Senderstation pro Wellenbereich.

      Der Spitzensuper verfügt damit über 7 Speichertasten für die Lieblingssender.
      Eine auf Langwelle, je zwei auf Mittel-und Kurzwelle sowie zwei auf UKW.














      Das Gehäuse befindet sich noch in einem befriedigenden Zustand. Es sind Kratzer im Lack und einige Dellen im Holz vorhanden. Furnierschäden gibt es keine.

















      Hier sieht man das beeindruckende Orchester:


      Chassis und Lautsprecher sind sehr gut erhalten. Leider war die durchgebrannte Feinsicherung mit Alufolie überbrückt. Ich befürchte, daß der Netztrafo einen Schaden genommen hat. Am Netzstecker habe ich bei ausgeschaltetem Gerät 10 Ohm gemessen.

      Fortsetzung folgt!

      Gruß Udo
      Hallo Gunnar,

      es war so gemeint, daß ich bei eingeschaltetem Gerät (stromlos) 10 Ohm am Netzstecker gemessen habe. Da war mir ein Fehler unterlaufen.
      Eine 0,8A Sicherung träge hat beim einschalten des Radios gehalten. Der Gleichrichter wird allerdings bereits nach wenigen Minuten Betrieb sehr warm.
      Über dieses Gerät besitze ich leider keinerlei Unterlagen, noch nicht mal ein Schaltbild.

      Gruß Udo
      Hallo,

      es folgen weitere Chassisbilder und Detailaufnahmen von der Motorabstimmung:

























      Es wird immer davon gesprochen, daß der 5050W das beste GRUNDIG-Radio sei und nicht der 5050W/3D.
      Aber ist das wirklich so? Ich greife einfach mal einen wichtigen Punkt heraus:

      Der Vorgänger hatte sicherlich die aufwändige Cascode-Technik mit der ECC81 und EC92.
      Die beim 5050W/3D verwendete ECC85 war nicht unbedingt ein Fortschritt. Das einhalten stabiler Zustände, also Schwingfreiheit auch nicht beim Regeln, mußte erreicht werden. Damit es trotz Neutralisation nicht zum schwingen der Stufe kommt hatte man durch einfügen einer Drossel und eines Parallelwiderstands in die Leitung Röhre Abstimmkreis Abhilfe geschaffen. Es war ein genialer Einfall der GRUNDIG-Techniker.
      Ich hoffe, daß ich das einigermaßen verstanden und hier wiedergegeben habe aus einer Diskusion aus dem Radiomuseum org. mit der Überschrift: Grundig Schaltungsanalyse eines Röhren Großsupers.
      Leider gelingt es mir nicht den Link hier einzustellen.

      Welche Vorteile hat also der 5050W gegenüber der späteren 3D-Version?

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      vielen Dank für die jetzt schon verfügbaren vielen Detailbilder zu diesem Radio. Ich habe es nie live von innen gesehen, da ist es doppelt interessant.

      Den 5050W ohne 3D habe ich ja zu Hause, weiss aber nicht, wie er sich konkret bei Klang und Empfangsleistung im Vergleich zum 3D schlägt.

      Es wird Zeit, dass ich ihn hier vorstelle, was ich schon länger vor habe.
      Dann haben wir die 'Großen Grundig Radios' alle beisammen.
      Achim
      Hallo Achim,

      freut mich, daß Dir die Bilder gefallen. Den 5050W habe ich auch hier stehen, aber ohne das Fernsehtonteil und leider mit einigen Macken, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Den 5050W/3D hatte ich nur wenige Minuten in Betrieb da das Gerät noch unrestauriert ist und der Gleichrichter sehr warm wurde. Über den Klang kann ich desshalb auch nichts sagen. Mir ist nur aufgefallen, daß die Hochtöner bei diesem Gerät funktionieren und trotz der kleinen Schallaustrittsöffnungen sehr gut zu hören sind.

      Gruß Udo
      Moin,
      dass die Primaerwicklung des Netztrafos nur 10 Ohm hat, ist doch ein gutes Zeichen. Man hat es fertiggebracht, die Verlustwiderstaende klein zu halten, denn ausser Verlusten hat man nichts vom Gleichstromwiderstand der Trafowicklungen. Dass das so korrekt ist, zeigt das Ueberleben der Netzsicherung.

      Was mich am Hauptlautsprecher interessiert: Warum hat er "Aussparungen" in der Sicke bei den kleinen Radien?
      Eine Beschreibung der Statiostastenautomatik findet sich auch in der zeitgenoessischen Funkschau.

      @Udo, im ersten Post eine kleine Korrektur anbringen:
      "bei AM sind alle Röhren als statische Amplitudenbegrenzer wirksam."
      -> "bei FM sind...."

      73
      Peter
      Hallo allerseits,

      wenn man sich den Ausschnitt aus dem Bild weiter oben anschaut,



      fallen die zusätzlichen Bohrungen um die beiden Röhrenfassungen vorne auf. Ich nahm zuerst an, sie dienten dem Durchströmen von Luft aus dem Raum unter dem Chassis. Dann hätte man aber eigentlich um die EL84 herum erst recht Bohrungen anbringen müssen. Dort sind aber keine.
      Möglicherweise dienen die Bohrungen vorne nur dazu, den Einbau der Fassungen in verschiedenen Drehwinkeln zu ermöglichen?

      Das Fixieren der Röhren mit Gewebeband gefällt mir allerdings nicht so gut wie die Haltefedern etwa bei Saba.
      Achim
      Hallo Achim,

      dieses Chassis wurde auch für den etwas kleineren 5040W/3D verwendet. Dort sitzt links neben dem Sicherungshalter eine EL12, beim 5050W/3D aber die ECC83.
      Die Fixierung der Röhren mit Klebeband gefällt mir auch nicht. Aber es hat seinen Zweck erfüllt und bis heute gehalten. Beim entfernen des Klebebandes muß man vorsichtig vorgehen. Ich weiche es vorher mit Ballistol auf. Wenn man das nicht tut reißt man unter Umständen die Farbe vom Chassis mit ab.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      diese Kleeblattgeneration war sicher einer der Höhepunkte (wenn nicht der Höhepunkt) im Hinblick auf Solidität, Qualität, Umfang und Aufwand bei der mechanischen Ausführung. Das Chassis selbst , die Abstimmelemente, die Antriebe und Tastensätze und die übrigen Bauteile wie Filter und Lautsprecher sind auf einem gleichmäßig extrem hohen Niveau ausgeführt. Rundum überzeugend. Empfangsleistung und Klang stehen dem auch nicht nach. Gerade beim AM-Empfang hat man bei Grundig zu dieser Zeit noch deutlich mehr Aufwand betrieben als Saba. Die hatten dafür das bessere UKW-Frontend (und die Automatic ;) .

      Ich war ja um 1980 losgezogen, mir wieder ein tolles großes Röhrenradio zuzulegen. Es sollte ein Saba sein. Dann fand ich auf dem Sachsenhäuser Flohmarkt glücklicherweise den Grundig 5050W und damit war das Thema erledigt. Ich habe und schätze ihn heute noch. Erst in den letzten Jahren kamen dann noch ein paar Freiburgs dazu...
      Achim
      Moin,
      ich wollte gestern noch fragen, fuer welches Geraet das Chassis sonst noch verwendet wurde, denn da ist ja noch ein Durchbruch fuer eine Stahlroehrenfassung...

      Jetzt weiss ich mehr ;)

      Was mich bei den westdeutschen LMK-Eingaengen der Spitzenklase interessiert:
      Warum verwendete man hoechstens Eingangsbandfilter mit aperiodischer Vorstufe und nicht, wie bei DDR-Grossupern ueblich, abgestimmte Vorstufen?

      "Der Vorgänger hatte sicherlich die aufwändige Cascode-Technik mit der ECC81 und EC92.
      Die beim 5050W/3D verwendete ECC85 war nicht unbedingt ein Fortschritt. "(Udo)

      Man muesste mal herausfinden, ob der Verzicht auf die Cascode wirklich so ein Rueckschritt gewesen ist. Billiger war die ECC85 schon des Aufwandes wegen, wenn aber die gleiche Verstaerkung und Rauschzahl dabei herausgekommen ist, war der Uebergang zur ECC85 gerechtfertigt. Nach meiner Erinnerung wurde damals in der Funkschau die Rauschzahl des Cascodeeinganges genannt. Mir schweben 1,8kTo vor, bin aber nicht sicher. Auch nicht, ob es der Grundig oder ein anderes Geraet war, denn woanders gab es auch Cascoden.

      73
      Peter
      Hallo Peter,

      man fragt sich, warum?

      Möglich, dass man den Exportmarkt im Visier hatte und der Konkurrenz dort voraus sein wollte.

      Möglich auch, dass bei RFT Vollbluttechniker in der Entwicklung saßen, die sich mit ihrer kompromisslosen Lösung bei den Planern durchsetzen konnten.
      Es gab ja keine exogen gegebenen Marktpreise, die eine Preisobergrenze darstellten, sondern wenn die kalkulatoren einen bestimmten Verkaufspreis ermittelten, dann wurde der eben in den Läden verlangt. Davon hätte mancher von Budgets geplagte Entwickler im Westen geträumt.
      Achim
      Moin,
      aus irgendeinem Grund konnte man in der DDR Hochleistungssuper bauen, obwohl deren Moeglichkeiten "Oben" nicht so ganz auf Zustimmung stossen mussten ;)

      Die Preise fuer alles, was den taeglichen Bedarf ueberstieg, war politisch festgelegt, denn damit mussten subventionierte Gueter bezahlt werden. Die Grossuper waren teuer, aber fuer sehr Viele war das Geld dafuer vorhanden, denn man hatte ja nicht soviele Moeglichkeiten, es auszugeben. Ein grossartiger Export dieser Geraete hat zumindest in das NSW (Nicht-Sozialistische-Wirtschaftsgebiet) nach meiner Beobachtung kaum stattgefunden.

      Bleibt fuer ich immer noch die Frage, warum westdeutsche Grossuper keine abgestimmte Vorstufe hatten. Vorstufe und drei Abstimmkreise waren ohnehin eher selten (UKW war erfolgreich), aber wenn ich drei Kreise und eine Vorstufenroehre habe, dann kann ich ja statt Bandfilter mit ap. Vorstufe eine abgestimmte bauen.

      73
      Peter
      Zitat:
      hf500 postete:

      Bleibt fuer mich immer noch die Frage, warum westdeutsche Grossuper keine abgestimmte Vorstufe hatten. Vorstufe und drei Abstimmkreise waren ohnehin eher selten (UKW war erfolgreich), aber wenn ich drei Kreise und eine Vorstufenroehre habe, dann kann ich ja statt Bandfilter mit ap. Vorstufe eine abgestimmte bauen.

      Hallo Peter,

      eine interessante Frage die Du da aufwirfst. Mich würde das auch sehr interessieren, nur wer kann sie uns beantworten?

      Gruß Udo